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Kaum eine Debatte hat in den letzten Jahren die Wellen so hoch schlagen lassen wie die Auseinandersetzung um die Gentechnologie im Allgemeinen mit der „Entschlüsselung“ des menschlichen Genoms und die Experimente mit embryonalen Stammzellen im Besonderen.
Die Ängste, die mit der Erforschung der Gene bei Vielen entstehen, sind natürlich verständlich. Sie beruhen auf der dumpfen Ahnung, dass Wissenschaft und Technik dem Kapital untergeordnet sind und damit der Masse der Menschen fremd und feindlich gegenüber stehen. Und die Ängste werden bewusst geschürt: der „Spiegel“ hatte das Titelbild schon mal voll mit geklonten Hitlers, Journalisten und Pseudowissenschaftler beschwören den Herrenmenschenwahn, die Medienfabriken liefern die nötigen Romane, Bilder und Filme dazu.

Ein Strickmuster wird dabei deutlich: Das Fixieren des Blicks auf eine erdachte Zukunft mit ihren Perversionen, das Fixieren auf eine negative Utopie, hat keine aufklärerische Funktion. Sie erzeugt für die Gegenwart den Eindruck der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins. Sie lenkt ab von den gegenwärtigen Verhältnissen, von der konkreten Perversion, lässt sie als noch erträglich erscheinen gegenüber dem, was die Zukunft bringen wird.

Die deutsche Gendebatte

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Die "Ethik-Kommission": kann Profit denn Sünde sein?
Während jährlich viele Millionen Menschen, vor allem auch Kinder, verhungern, Milliarden am Rande des Existenzminimums vegetieren, alte Seuchen wie Cholera und Pest aus dem wachsenden Elend wieder ihr Haupt erheben und neue wie AIDS sich ausbreiten; während die Not Menschen in den Entwicklungsländern und inzwischen auch wieder in Osteuropa dazu treibt, sich als Versuchspersonen den Pharmakonzernen zur Verfügung zu stellen; während Notleidende sich Organe entnehmen lassen, damit sie wieder Geld haben, um essen zu können; während die Arbeiter kaputt geschafft und die Erde vergiftet und ruiniert wird.

Während all dies täglich und in Massenumfang geschieht, wird in der BRD eine „Ethikkommission“ eingerichtet und im Bundestag geredet und geredet, wann der Mensch samt seiner Würde ein Mensch ist. Um die Entstehung von Menschen macht man sich in Deutschland schon aus Tradition mehr Gedanken als um ihr Leben. „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, aber die befruchtete Eizelle und die daraus entstehenden Zellklumpen sind von höchstem deutschen Staatsinteresse.
Die Debatte um den Embryonenschutz weist die gleiche Tristesse auf wie die Debatten um die Abtreibung. Immer wieder der angebliche Schutz des ungeborenen Lebens, das zum Mythos erhoben wird durch das Ausblenden seiner Erzeuger. Die Frauen insbesondere sind dabei, wie gewöhnlich, die Nebensache, die die Eizellen liefert.
Was der Moloch Kapital mit dem geborenen Leben macht, ist von untergeordnetem Interesse. Der Staat als geschäftsführender Ausschuss der Bourgeoisie will sich aber partout nicht aus der Wächterrolle über die Entstehung des menschlichen Lebens verabschieden. Es könnten ja plötzlich die heiligen „Werte“ der bürgerlichen „Ordnung“ zur Disposition stehen: Die Familie, das Eigentum, das Erbrecht, der Staat selbst. Stattdessen die Promiskuität (=wahlloser Geschlechtsverkehr) in der Petrischale. Wem „gehört“ der Embryo, wann ist er rechtsfähig, geschäftsfähig, kann eine Erbschaft antreten, von wem? Deutsche aus israelischen oder afrikanischen Stammzellen, statt aus „rein arischen“?1 Wo käme da ihr rassistisches und nationalistisches Weltbild hin?

Gentechnik gegen reaktionäre Ideologie

Das Wichtigste am erreichten Stand der Genforschung scheint zu sein:
– Der Mensch stammt aus dem Tierreich, er hat sich buchstäblich dort herausgearbeitet, durch Arbeit seine Fähigkeiten entwickelt - und steht doch mittendrin. Das Gen, das durch eine besondere Anordnung von Basenpaaren eine eigene Qualität und Identifizierbarkeit erhält, reicht offensichtlich nicht aus um die Besonderheit eines Organismus zu bestimmen. Denn so gravierend sind die Unterschiede in der Genausstattung des homo sapiens und der Fruchtfliege Drosophila nicht, ganz zu schweigen von unserem nächsten Verwandten, dem Schimpansen. Noch viel weniger unterscheiden sich die Menschen unterschiedlicher Hautfarbe. Die bisherigen Ergebnisse der Genforschung lassen für den klassischen Rassismus keinen Raum.
– Damit aber ist deutlich, dass die Menschen nicht bestimmt werden durch die Qualität ihres Genoms. Der biologische Determinismus, der versucht hatte Intelligenz, Kriminalität oder gar Armut einzelnen Genen eines Individuums zuzuordnen, ist wissenschaftlich widerlegt. Die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Existenz der Klassengesellschaft haben keine Grundlage im Erbgut der Individuen und sind damit keineswegs unabänderlich. Es gibt kein Arbeiter-Gen.
– Die „Natur des Menschen“, mit der gern die Unvermeidbarkeit von Mord, Totschlag und Krieg begründet wird, ist offensichtlich das Produkt der Evolution – und damit geworden, veränderlich. Die Erkenntnisse der Genforschung zeigen, dass im menschlichen Genom Bestandteile aus Urzeiten, als nur Bakterien die Erde bevölkerten, vorhanden sind. Die genetische Ausstattung stellt ein Potenzial dar, innerhalb dessen eine große Vielfalt von Verhaltensweisen möglich ist. Wie mensch reagiert, hängt damit von den umgebenden natürlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen ab. Es gibt kein Aggressions-Gen.
– Die Genforschung zeigt sozusagen im Labor, dass alle Grenzen, die gegen eine Verschmelzung der Menschen unterschiedlicher Völker und Nationen errichtet sind, künstlich sind. Künstlich errichtet im Interesse des Privateigentums und der herrschenden Klassen und keinerlei Basis für nationale Überheblichkeit in einer jeweiligen genetischen Ausstattung bieten. Es gibt kein deutsches Gen. Das lässt hoffen.
– Und: die damit gewonnenen Erkenntnisse versetzen allen religiösen Vorurteilen von der Erschaffung der Welt einen weiteren Schlag und der liebe Gott erscheint nur noch als Tüftler des genetischen Codes „rettbar“ – rettbar vor seinen eigenen „Schöpfern“.

Zauberlehrling Gentechnik?

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Gene in der Zange oder Gene ohne Grenzen?
Statt diese großartigen Ergebnisse zu feiern, die die widerlichsten ideologischen Geißeln der Menschheit wissenschaftlich erledigen und auf den Ideenmüllhaufen der Geschichte zu befördern helfen, kursiert das Bild vom Zauberlehrling, dem die von ihm in Bewegung gesetzten Naturkräfte außer Kontrolle geraten.

Das aber ist gerade das, was nicht der Gentechnik anzulasten ist. Genau das ist bei jeder Produktivkraftentwicklung in der Klassengesellschaft, im Kapitalismus und Imperialismus unvermeidlich, das war und ist so beim Webstuhl und der Dampfmaschine, bei der Nutzung der Atomenergie, bei der Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien. Jede neue Erkenntnis und ihre Anwendung – auch im Kommunismus – stellt ein Risiko dar. Das Entscheidende im Kapitalismus ist aber, dass der Nutzen der Erkenntnisse privatisiert, ihre Risiken jedoch auf die Gesellschaft abgewälzt werden können. Nicht gegen die Erkenntnis gilt es zu kämpfen, sondern gegen ihre private, kapitalistische Aneignung, den daraus resultierenden Verwertungszwang und der damit unvermeidlich einher gehenden gesellschaftlichen Verantwortungslosigkeit.
Dass die wissenschaftliche Erforschung der Gene und die Entwicklung der Gentechnologie eine Steigerung der gesellschaftlichen Produktivkraft ist, sollte eigentlich – nicht nur unter Marxisten – unumstritten sein.2 Das hat nichts mit blinder Fortschritts- oder Wissenschaftsgläubigkeit zu tun, sondern ist eine nüchterne Feststellung angesichts der Möglichkeiten, die dieses Eingreifen in die Natur mittels Gentechnik für die Herstellung von Nahrungsmitteln, von Medikamenten und bei der Bekämpfung von Krankheiten bietet.

Gerade die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus haben darauf hingewiesen: „Diese Produktivkräfte erhalten unter dem Privateigentum eine nur einseitige Entwicklung, werden für die Mehrzahl zu Destruktivkräften, und eine Menge solcher Kräfte können im Privateigentum nicht zur Anwendung kommen.“ (F. Engels, Karl Marx, Die Deutsche Ideologie, MEW 3, S. 60)
Und noch deutlicher: „Da also die Maschinerie an sich betrachtet die Arbeitszeit verkürzt, während sie kapitalistisch angewandt den Arbeitstag verlängert, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre Intensität steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist, kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht, an sich den Reichtum der Produzenten vermehrt, kapitalistisch angewandt ihn verpaupert usw., erklärt der bürgerliche Ökonom einfach das Ansichbetrachten der Maschinerie beweise haarscharf, dass alle jene handgreiflichen Widersprüche bloßer Schein der gemeinen Wirklichkeit, aber an sich, also auch in der Theorie gar nicht vorhanden sind.” (K. Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW23, S.465)
Marx leitet daraus zwingend ab, dass es in erster Linie die Eigentums- und Produktionsverhältnisse sind, ohne deren Veränderung an eine systematische, friedliche, der Entfaltung der Menschen dienende Entwicklung der Produktivkräfte nicht zu denken ist. Er zeigt, dass im Kapitalismus, in der die Produktionsmittel in der Hand einer kleinen Klasse konzentriert sind und die Wissenschaft dem Kapital und seinem Profitzwang untergeordnet ist, die Produktivkräfte zwanghaft Destruktivkräfte sind.

Marx stellt dies eindrücklich bereits für den Konkurrenz-Kapitalismus dar:
Um wie viel mehr trifft das für den Monopolkapitalismus zu, wo chronische Krisen und Erwerbslosigkeit Hunderte von Millionen Menschen zum Elend verdammen und die überwiegende Masse der Weltbevölkerung (einschließlich der Werktätigen in den imperialistischen Ländern) in Unsicherheit der Existenz lebt.3 Damit aber kann die wichtigste Produktivkraft, der Mensch, seine Potenzen gar nicht oder nur unter dem Zwang entfalten, seine Arbeitskraft an den Ausbeuter verkaufen zu müssen, seinem Kommando und seiner Gewalt ausgeliefert zu sein.
[file-periodicals#7.pdf]Und die Entdeckungen, Erfindungen, Forschung und Entwicklung neuer Verfahren und Technologien, die Wissenschaft selbst wird dem Monopolprofit untergeordnet und zur Waffe im Kampf der wirtschaftlich Mächtigsten um die Vorherrschaft. Die Monopole sind selbst Ausdruck, dass die Erforschung und Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse schon solch riesenhafter Gebilde, solcher Kapitalmassen bedarf, um die Labors, ihre Ausstattung und ihr Personal zu organisieren und zu finanzieren4 – ganz zu schweigen von der Umsetzung der Forschungsergebnisse in Technologie und Produktion. Das Monopol ist aber andererseits auch der viel zu enge Rahmen, in den Erfindungen und Erkenntnis gepresst sind, in dem wie bei der Gentechnologie das Leben selbst verwertet werden soll. Patente auf Gene veranschaulichen das zwar drastisch. Sie sind aber nur die Spitze des Eisbergs, (siehe Patente auf Lebewesen) sind nur der offene Ausdruck dafür, dass die Produktionsverhältnisse, die charakterisiert sind durch das Privateigentum an den Produktionsmitteln, an den Fabriken, Labors, Büros usw., zu eng geworden sind. Zu eng für das gewaltige Potenzial der Produktivkräfte.

Unsterblich im Altersheim?

Nehmen wir für einen Augenblick die Versprechungen aus den Propagandaabteilungen der Konzerne ernst, es solle mittels Gentechnik nur noch schöne, gesunde und fast unsterbliche Menschen geben. Wie aber: Kommt die Erwerbslosigkeit etwa vom Mangel an Schönheit und Gesundheit oder von mangelnden profitablen Anwendungsmöglichkeiten der Arbeitskraft? Und die Unsterblichkeit? Sie wird die Altersheime nicht wohnlicher machen.
Und noch ist durch die Gentechnologie relativ wenig entwickelt für Gesundheit und Schönheit, dafür umso mehr für Krankheit und Vernichtung. Biowaffen, die in den Arsenalen lagern und gelegentlich auch schon auf die Menschheit losgelassen wurden. Anthrax, das offenbar nach dem 11. September 2001 von einem Mitarbeiter der Entwicklung solcher Stoffe in Umlauf gebracht wurde, um Forschungsmittel für die Arbeit an Gegenmitteln locker zu machen!

Nahrungsmittel, die durch Gentechnik verändert werden, verheißen das Ende des Hungers. Als ob der Hunger vom Mangel an Weizen, Mais, Reis käme. Das Saatgut dieser Welt ist in der Hand von großen Monopolen, die überwiegend der Chemie zuzurechnen sind (darunter die unvermeidlichen IG Farben-Nachfolger Bayer, BASF, Hoechst-Aventis). Die Handelsbörsen und die Händler der Nahrungsmittel sind große Monopole. Sie alle leben vom Hunger, er ist die Grundvoraussetzung ihres Profits und die Magazine der EU und der USA sind ihre Preisgaranten, die sie vor den schädlichen Folgen guter Ernten bewahren.

Der rationelle Kern an den Werbebotschaften der Gen-Propagandisten: Wir wollen nicht an den Grundfesten des Kapitalismus rühren, an den Produktionsverhältnissen, am Privateigentum generell und am Privateigentum an den Produktionsmitteln im Besonderen. Was sie wollen, ist ein Menschentyp, der die Last und das Elend des Kapitalismus besser, d.h. williger erträgt. Sie wollen den „neuen Menschen“, sie wollen die neue Natur, ohne die Ausbeutung abzuschaffen. Die Wurzel des Übels soll bleiben, aber die Anpassungsfähigkeit an seine Folgen soll verbessert werden.
Damit werden auch alle Tore zur Eugenik aufgestoßen, im Nazijargon „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Die gesellschaftlichen Determinanten von Krankheiten und Behinderungen werden ausgeblendet. „Nicht die Armen bekämpfen, sondern die Armut“ hat Fidel Castro dieser Denkweise entgegengesetzt. Dementsprechend: die Ursachen für Behinderungen und Krankheit bekämpfen und nicht die Kranken und Behinderten (und deren Eltern)!

Gen, Angst – Volksgemeinschaft?

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„Das Leben eines Menschen ist mehr wert als alles Gold des reichsten Mannes der Welt.“ Che Guevara
Gegen diese mit der Entwicklung der Gentechnik transportierten reaktionären, weil an überlebten Verhältnissen festhaltenden, Vorstellungen ist demokratischer Widerstand unvermeidlich. Er zeigt den unauflösbaren Widerspruch zwischen dem antidemokratischen Allmachtsstreben der Monopole und des Imperialismus und den demokratischen Bestrebungen der Massen. Es sind diese Bestrebungen, die heranführen an die Frage und die Notwendigkeit, die Herrschaft der Produktionsmittelbesitzer zu stürzen, um nicht nur unsere Gene, sondern unser Leben zu befreien aus ihrem Eigentum und von ihrer Diktatur.5

Dass solche demokratischen Bewegungen missbraucht werden sollen, vor den Karren des eigenen Imperialismus gespannt werden können und dadurch selbst reaktionär werden, ist nicht neu und besonders gefährlich. Solange die Mehrzahl der Biopatente in der Hand von US-Firmen liegt, wird die Moral bemüht, die Ethik darf sich in Pose werfen; wenn die Gene fest in deutscher Patent-Hand wären, würde dann der Widerstand erlahmen? Die Allianz der Grünen mit solch reaktionären Wissenschaftlern und Vertrauensleuten des deutschen Monopolkapitals wie Winnacker oder Markl weist in diese Richtung.6

Das Bündnis, das sich in der BRD zusammenbraut, lebt davon, nicht weshalb, sondern dass überhaupt jemand „Nein“ sagt, ohne die Bedrohung zu erkennen, die aus deutscher Volksgemeinschaftsideologie kommt.
Kirchenführer, Lebens- und Naturschützer, Grüne und Unionschristen, Sozialdemokraten und Ökofaschisten, Abtreibungsgegner und Feministinnen, Freunde des Weltuntergangs und solche der Reinkarnation und Auferstehung. Gewerkschaftsführer melden sich zu Wort, immer gebeutelt von Ethik, Gewissen, der Sicherung des Standorts Deutschland und dem Lockruf von Arbeitsplätzen. Antikapitalistische Kritik darf nicht fehlen, aber Klassenkampf oh weh, wo es doch um „Menschheitsfragen“ geht. Rückwärts gewandt, auf Hemmung der Entwicklung bedacht, nach Kuschelecken verlangend, wo die (in Auschwitz verbrannten) „ewigen Werte“ noch Bestand haben mögen.
Aber was durch Angst zusammen gehalten wird, ist letztlich immer versucht, mit den stärkeren Bataillonen zu gehen – mit dem deutschen Monopolkapital, für deutsche Gene, deutsche Patente, für Weltgenesung am deutschen Wesen.

Die Kommunisten als Vertreter der Kritik an den bestehenden Verhältnissen haben kein Interesse daran, die Ängste des Kleinbürgertums vor neuen Erkenntnissen der Wissenschaft zu schüren und gar den Staat oder die Religion als letzte Zuflucht vor den Zauberlehrlingen in den Laboren und Unternehmen, als Garanten von Moral und ethischen Grundsätzen in Anspruch zu nehmen. Wir treten ein für die vollständige Freiheit der Forschung, d.h. auch gegen die Hemmung der Forschung durch den Verwertungszwang der Monopole, und für den umfassenden ideologischen, ökonomischen und politischen Kampf gegen die menschenfeindliche Nutzung ihrer Ergebnisse durch Monopolbourgeoisie und Staat.

Corell/Arbeitsgruppe Gentechnologie


Anmerkungen:
1
Der Bonner Wissenschaftler Brüstle experimentiert mit aus Israel importierten embryonalen Stammzellen.
2 „Die Produktionsinstrumente, mit deren Hilfe die materiellen Güter produziert werden, die Menschen, die diese Instrumente in Bewegung setzen und die Produktion der materiellen Güter dank einer gewissen Produktionserfahrung und Arbeitsfertigkeit bewerkstelligen, bilden die Produktivkräfte der Gesellschaft. Die werktätigen Massen sind die Hauptproduktivkraft der menschlichen Gesellschaft in allen Etappen ihrer Entwicklung.
Die Produktivkräfte bringen das Verhältnis der Menschen zu den für die Produktion der materiellen Güter benutzten Gegenständen und Kräften der Natur zum Ausdruck.“ (Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Politische Ökonomie, Lehrbuch 1, Frankfurt/Main 1971 (Nachdruck der DDR-Ausgabe von 1955)
„Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.” (K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Vorwort, MEW 13, S. 8f.)
3 Im Monopolkapitalismus/Imperialismus hat das allgemeine und absolute Gesetz der kapitalistischen Akkumulation seine praktische und globale Verwirklichung gefunden: „Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d.h. auf Seite der Klasse, die ihr eigenes Produkt als Kapital produziert.“ (K. Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW Bd. 23, S. 675)
4 Die neuen Unternehmen auf dem Sektor der Gen- oder Biotechnologie, sog. „start-ups“, scheinen diesen Zusammenhang zu widerlegen (scheinbar klein, dynamisch, unabhängig), bestätigen ihn aber eindringlich: Wenn sie nicht direkt Ausgründungen von großen Konzernen sind (nicht zuletzt, damit die sich nicht die Finger – ökonomisch und politisch – in einem umstrittenen Terrain verbrennen) unter ihrer direkter Beteiligung, dann kommen sie nur an die Börse mit Hilfe der Großbanken, die wiederum eng mit den Monopolen der Industrie verflochten sind.
5 „Der Kapitalismus überhaupt und der Imperialismus insbesondere verwandelt die Demokratie in eine Illusion – und zugleich erzeugt der Kapitalismus demokratische Bestrebungen in den Massen, schafft er demokratische Einrichtungen, verschärft er den Antagonismus zwischen dem die Demokratie negierenden Imperialismus und den zur Demokratie strebenden Massen. Der Kapitalismus und der Imperialismus können durch keinerlei, auch nicht durch die ‚idealsten‘ demokratischen Umgestaltungen, sondern nur durch die ökonomische Umwälzung beseitigt werden; ein Proletariat aber, das nicht im Kampf für die Demokratie erzogen wird, ist unfähig, die ökonomische Umwälzung zu vollziehen.“ (Lenin, Antwort an P. Kijewski (J. Pjatakow), LW23, S.13)
6 vgl. FAZ v. 12.10.01


dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung aus der KAZ - Kommunistische Arbeiterzeitung - Nummer 304 / Mai 2003 übernommen.


 
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