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Von belinda

Sexismus – als materielle und ideologische Tatsache – ist ein zentraler Grundpfeiler zur Aufrechterhaltung des Kapitalismus. Die Unterdrückung und die Ausbeutung der Frauen sind zwingend mit dem kapitalistischen System verbunden, deshalb können die Rechte der Frauen nicht losgelöst vom Klassenkampf, sondern nur im dynamischen Verhältnis stehend zu diesem erkannt, erkämpft werden.

Ausbeutung und Unterdrückung

„...nirgends in der Welt ist die Frau vollkommen gleichgestellt, nicht einmal in dem am weitest fortgeschritten Lande. Und das trotzdem seit der großen französischen Revolution – einer bürgerlich- demokratischen Revolution, die die Freiheit und Gleichheit all dessen was Menschenantlitz trägt, proklamierte – fast anderthalb Jahrhunderte verflossen sind.“

W. I. Lenin
Um die Lage der Frauen im Kapitalismus realistisch erfassen zu können, ist es zwingend erforderlich, den Zusammenhang zwischen Unterdrückung und Ausbeutung zu erkennen. Aus marxistischer Sicht beginnt die Unterdrückung der Frau zur gleichen Zeit wie die Klassenausbeutung. Beide haben ihren Ursprung in der Entstehung des Privateigentums. Die Ideologie des Sexismus – ein Instrument zur Unterdrückung der Frau – überspringt die Klassengrenzen, trifft auch die Frauen der kapitalistischen Klasse und prägt vor allem die gesellschaftliche Wahrnehmung von Geschlecht. Die Frauen der ArbeiterInnenklasse jedoch kämpfen an mehreren Fronten. Sie müssen sich nicht nur dem Kampf gegen die Unterdrückung stellen, sondern haben in ihrer Rolle als Arbeiterinnen, den zusätzlichen Faktor der Ausbeutung zu erleiden als immerwährenden Feind einer menschenwürdigen Existenz.

Die geschlechtsbedingte Unterdrückung verbunden mit der Ausbeutung durch Lohnarbeit, stellt für die Frauen der arbeitenden Klasse eine unbestreitbare Doppelbelastung dar. Diese Kombination aus Unterdrückung und Ausbeutung der Frau ist eine entscheidende Vorraussetzung für die ökonomische, politische und ideologische Funktionalität des Kapitalismus.

Produktion und Geschlecht

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Eine kubanische Miliciana
Fakt ist: Frauen verdienen in Österreich rund 35 Prozent weniger als Männer1. Fakt ist auch: „Frauenspezifische“ Berufe werden niedriger bewertet und 60 Prozent der Mädchen sind in den drei klassisch weiblichen Lehrberufen (Friseurin, Verkäuferin, Sekretärin) zu finden. Darüber hinaus beweist die Sozialforschung, dass Frauen eine eigene Risikogruppe in Bezug auf Armut und Arbeitslosigkeit bilden. Die ökonomische Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist eine gesellschaftlich akzeptierte Tatsache, und zum Schein wird auf völlig falschen Ebenen interveniert, in dem man mit sprachlichen I-Tüpfelchenreitereien, billigen Quotenregelungen oder dem Andiskutieren des Umtextens einer Bundeshymne, auf stupide Weise erfolgreich an den wahren Problemstellungen vorbeischlittert.
Eine weitere Möglichkeit Frauen in der Produktion zu benachteiligen ist ihre Anatomie, die sie dazu zwingt, den menschlichen Fortbestand zu sichern. Den meisten Müttern wird der Weg zurück in die Produktion verwehrt, oder sie haben gar nicht die Möglichkeit gleichzeitig ihrem Beruf und ihren pädagogischen Aufgaben gerecht zu werden, da es massiv an Kinderbetreuungsplätzen mangelt.

Ökonomische Unabhängigkeit ist für Frauen unabdingbar im Kampf gegen patriarchale Systeme; umso wichtiger ist es, dass Frauen ihr Recht auf Arbeit wahrnehmen können. In Klassengesellschaften wird der Arbeit der Frauen durchgängig ein untergeordneter Status zugeschrieben. Folglich wird es in kapitalistischen Gesellschaften als mustergültig angesehen, dass Frauen (oft zusätzlich zur Lohnarbeit) Reproduktionsarbeit (Hausarbeit) verrichten, ohne dafür entlohnt zu werden.

Aus diesen Gründen muss für eine Frauenbewegung, deren Ziel es ist, Frauen gleichwertig im Produktionsprozess zu verankern, und geschlechtsbezogene ökonomische Ungleichheiten zu eliminieren, eine zentrale Forderung die Vergesellschaftung der Kinderbetreuung und Hausarbeit sein.

Kampf den vorherrschenden Ideologien!

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Eine Aktivistin der Freien Deutschen Jugend (FDJ)
Traditionelle Denk- und Verhaltensmuster hinsichtlich der Rolle der Frau in der Gesellschaft, gepflegt von reaktionären Ausscheidungen, endlos wiederholt durch Massenmedien, festigen das minderwertige, den Kapitalinteressen nützliche, Frauenbild. Deshalb müssen Erziehung und Medien frei von Stereotypen und Geschlechterrollenzuschreibungen sein, die den Buben und Männern suggerieren, Unterdrückung von Frauen sei gesellschaftskonform, und den Mädchen und Frauen, sie gehörten dorthin wo das Kapital sie braucht.

Die Beendigung der Diskriminierung der Frau ist ein fixer Bestandteil des Kampfes für fortschrittliche und gesellschaftliche Veränderung. Doch solange unzensurierte Medien die Frau durch permanente sexualisierte Darstellung des weibliches Körpers, auf ein Sexualobjekt reduzieren und traditionelle Rollenbilder im Überbau verankert sind, kann diese elementare Einsicht nicht ins kollektive Bewusstsein eindringen. Erziehung und Medien sozialisieren unsere Gesellschaft und leider übernehmen letztere heute beinah die gesamte sekundäre Sozialisation, die den Grundstein für spätere Ideologien legt. Das gesellschaftliche Bewusstsein darf nicht mehr von den kapitalistischen freien Medien vergiftet werden, welche die Rechte der Frauen mit Füßen treten. Junge Mädchen sollen – um sich in diesem kapitalistischen System Recht zu verschaffen – zu selbstbewussten, protestfähigen und kämpferischen Frauen erzogen werden, die sich zwar ihrer Unterdrückung und Ausbeutung bewusst sind, aber genauso ihrer Kraft und ihrer Pflicht sich mit allen Mitteln dagegen zur Wehr zu setzen. Die Devise lautet: Widerstand!

Proletarierinnen aller Länder, vereinigt euch!

Die Unterdrückung und Ausbeutung der Frauen und der Bestand von Klassengesellschaften bedingen sich wechselseitig. Deshalb sind die notwendigen Vorraussetzungen für die endgültige Gleichstellung der Frau
„der gewaltsame Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung“ (Karl Marx) und der Aufbau des Sozialismus. „Die Revolution ist der einzige Weg zu Befreiung der Frau.“ (Clara Zetkin)


BELINDA ZANGERL studiert Soziologie an der Uni Graz und ist Aktivistin des KSV.


Anmerkung:
1 das ist in der BRD genauso. [Anm. der Redaktion]



 
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Kommentare anzeigen: absteigend   aufsteigend
  Kommentar zum Artikel von secarts:
Sonntag, 22.04.2007 - 23:43

"Vielleicht schreiben wir aneinander vorbei!?"

a bisserl, sicherlich...

Mir war es wichtig, die mögliche Begriffskonfusion bei Nebenwidersprüchen und nichtantagonistischen Widersprüchen zu vermeiden; deswegen habe ich auf dem Unterschied nochmal so insistiert (es ist eben nicht beides in diesem Fall!).

Ansonsten denke ich, dass wir beide völlig d'accord sind, was die bekämpfenswerten Relikte des Kapitalismus, die Muttermale der sozialistischen Gesellschaft betrifft - und das ihre Beseitigung sicher keinen Selbstläufer darstellt. Das hat dein Zitat nochmal gut rübergebracht; und da hatte ixh sicher auch etwas unscharf formuliert


  Kommentar zum Artikel von hw:
Sonntag, 22.04.2007 - 23:09

"Die Reste der Frauenunterdrückung, die in den Sozialismus fortwirken, bilden nichtantagonistische Widersprüche (genauso, wie im Sozialismus der Widerspruch zwischen Stadt und Land, intellektueller und handwerklicher Tätigkeit, Industriearbeitern und Landarbeitern, etc...). Er ist jedoch kein Nebenwiderspruch - dieser existiert ja nie singulär, sondern ist immer nur eine Ableitung eines Hauptwiderspruchs... "
Detto!

"Das von dir angeführte Zitat passt ganz perfekt auf die kapitalistischen Geburtsmale des Sozialismus, der immer - neben allem Antizipierenden - auch Elemente des Alten enthält: eben in Gestalt von nicht-antagonistischen Widersprüchen. "
Detto!

"Mit deinem Einschub überstrapazierst du es m. E. jedoch. "
Inwiefern?
Worauf ich pochen wollte, ist, dass man nichts dem Selbstlauf überlassen sollte, sondern - auch wenn Marx es Muttermale genannt hat - einen fortwährenden Kampf gegen die Überbleibsel führen muss, weil wir ja nicht davon ausgehen können, dass der Sozialismus im Weltmaßstab auf kurze Frist siegen wird; und der (internationale) Klassenfeind versuchen wird, an "Muttermal"-Denkmustern anzuknüpfen. Die Dialektik zwischen Basis und Überbau darf - gerade in der Phase der Dikatur des Proletariats - keinesfalls außer Acht gelassen werden!
Darauf wollte ich hinaus. Vielleicht schreiben wir aneinander vorbei!?


  Kommentar zum Artikel von secarts:
Samstag, 21.04.2007 - 13:05

lieber Gen. hw,

ich glaube, dass du hier falsch liegst:""Nebenwidersprüche sind etwas anderes als nichtantagonistische Widersprüche!" Ja, richtig. Und in diesem" [Stellung der Frau im Sozialismus, Anm. von mir] "fällt das zusammen."

Die Reste der Frauenunterdrückung, die in den Sozialismus fortwirken, bilden nichtantagonistische Widersprüche (genauso, wie im Sozialismus der Widerspruch zwischen Stadt und Land, intellektueller und handwerklicher Tätigkeit, Industriearbeitern und Landarbeitern, etc...). Er ist jedoch kein Nebenwiderspruch - dieser existiert ja nie singulär, sondern ist immer nur eine Ableitung eines Hauptwiderspruchs... und den müsstest du mir mal nennen. Denn da liegt der Knackpunkt deiner Argumentation: von welchen Hauptwiderspruch sollte sich die - kulturell und psychologisch - überlebenden Relikte der Frauenunterdrückung im Sozialismus speisen?
Das von dir angeführte Zitat passt ganz perfekt auf die kapitalistischen Geburtsmale des Sozialismus, der immer - neben allem Antizipierenden - auch Elemente des Alten enthält: eben in Gestalt von nicht-antagonistischen Widersprüchen. Mit deinem Einschub überstrapazierst du es m. E. jedoch.


  Kommentar zum Artikel von hw:
Samstag, 21.04.2007 - 07:01

"Nebenwidersprüche sind etwas anderes als nichtantagonistische Widersprüche!"
Ja, richtig. Und in diesem fällt das zusammen. Dass so etwas möglich ist, hast Du ja auch richtigerweise bemerkt. Ich hätte das genauer ausführen müssen.

"I. d. T. wird jeder Widerspruch nur durch Kampf gelöst. "
Vor samstägigen Parteileitungssitzungen bin immer in vollster Kampfeslaune


  Kommentar zum Artikel von secarts:
Samstag, 21.04.2007 - 00:03

Momenterl mal...

"Zwar hast Du das mit "tendenziell" impliziert, aber dass der Sozialismus eine hinreichende Bedingung zur Befreiung der Frau ist, und aus!, scheint mir - nach dem Motto "Wiad schu wer'n" - doch etwas lässig."
Ich schrieb, dass der Nebenwiderspruch gesetzmäßig abstirbt. Das tut er auch; und zwar genau dann, wenn der Hauptwiderspruch weg ist - er speißt sich eben aus diesem und verliert mit dessen Verschwinden seine Existenzberechtigung.
Alles weitere, was unter "Befreiung der Frau" subsumiert wird (und davon schrieb ich in dem Fall gar nicht; es ging mir nur um den Nebenwiderspruch) braucht länger - eben Absterben der Kleinfamilie, des tradierten Mackergehabes der Männer und der Rollenklischees in weiblichen wie männlichen Köpfen zum Beispiel. Das habe ich nie bestritten und auch nicht so en passant unter "passt scho" abgetan... Da tust du mir Unrecht!

"nichtantagonistischen [lies: Neben- Anm. hw] Widersprüche"
cut, cut, cut! Nebenwidersprüche sind etwas anderes als nichtantagonistische Widersprüche! Diese können zusammenfallen; müssen aber nicht zwangsläufig... Ganz knapp:
- ein Nebenwiderspruch leitet sich aus einem Hauptwiderspruch ab - z. B. eben jene Unterdrückung der Frau durch den Mann, die im Kap. aus dem Hauptwiderspruch der Ausbeutung des Proletariats durch die Bourgeoisie herrührt.
- ein nichtantagonistischer Widerspruch ist ein lösbarer Widerspruch - z. B. der Klassenwiderspruch im Sozialismus, der nicht revolutionär überwunden werden muss, sondern innerhalb der Gesellschaft gelöst werden kann (durch Absterben der Klassen im Vollkommunismus).

Das man die bürgerlichen Relikte deshalb nicht bekämpfen soll, habe ich nirgendswo geschrieben. I. d. T. wird jeder Widerspruch nur durch Kampf gelöst. Danke für diesen Hinweis - das ist wichtig... die Sozis haben das z. B. nie gecheckt und setzen eher auf "Versöhnung"...


  Kommentar zum Artikel von hw:
Freitag, 20.04.2007 - 23:18

@ secarts:
"Im Sozialismus ist eben jener Hauptwiderspruch durch die Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt; der Nebenwiderspruch der Geschlechterunterdrückung verliert damit seine Existenzgrundlage und stirbt, nicht zwingend zeitlich synchron, aber tendenziell gesetzmäßig, ab - Sozialismus ist also eine hinreichende Bedingung für die Befreiung der Frau."

Dazu hab ich in "Die marxistische dialektische Methode" von M.M.Rosental (Berlin, DDR 1955. S. 316) etwas gefunden, das hier doch :

"Die nichtantagonistischen [lies: Neben- Anm. hw] Widersprüche [im Sozialismus Anm. hw] werden, ebenso wie alle anderen Widersprüche im Kampfe überwunden. [...] die anderen Überbleibsel [dazu zähle ich auch die Unterdrückung der Frau! Anm. hw] des Kapitalismus im Bewußtsein der Menschen können nicht überwunden werden, wenn man sie nicht bekämpft, wenn man ihre Beseitigung dem Selbstlauf überläßt. * Nur der Kampf gegen sie kann die Quelle der Entwicklung, der Vorwärtsbewegung sein. Aber die Form des Kampes ist grundverschieden von der Form des Kampfes zwischen dem Neuen und dem Alten in der kapitalistischen Gesellschaft. Der Schwerpunkt liegt hier in der kommunistischen Erziehung der Menschen, in der Überzeugung durch die Kraft des Beispiels, in der Einwirkung der Gemeinschaft;"

* Hervorhebung von mir. hw

Zwar hast Du das mit "tendenziell" impliziert, aber dass der Sozialismus eine hinreichende Bedingung zur Befreiung der Frau ist, und aus!, scheint mir - nach dem Motto "Wiad schu wer'n" - doch etwas lässig.


  Kommentar zum Artikel von belinda:
Sonntag, 11.03.2007 - 19:26

@Anil,Joe,Ivan: Freut mich sehr, dass ihr Verwendung für den Artikel habt. Viel Erfolg bei eurer Schulung!


 A Kommentar zum Artikel von ANIL:
Sonntag, 11.03.2007 - 18:14

Liebe Belinda,

wir wollten Dir nur mitteilen, dass wir Deinen Text als Schulungsgrundlage für einen Einstieg zur Frauenfrage nehmen. Ziel ist es, ein Referat auf dem Camp zu halten. Vielleicht kommen wir im Rahmen unserer Schulung, die bei uns im Ruhrgebiet stattfindet, mit Fragen auf Dich zurück.

Liebe Grüße, Anil, Joe, Ivan


  Kommentar zum Artikel von hw:
Donnerstag, 08.03.2007 - 14:14

Glückwünsche an die Genossinnen auch von den Mannsbildern!


  Kommentar zum Artikel von paulina:
Donnerstag, 08.03.2007 - 11:34

hihihihi...
übrigens, liebe genossinnen (diesmal sind wirklich nur die gemeint, deswegen erst recht kein großes I):
Glückwunsch zum Internationalen Frauentag!!


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