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•NEUES THEMA24.10.2019, 16:37 Uhr
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• Kriegführung mit Künstlicher Intelligenz
Ein neues Positionspapier aus dem Amt für Heeresentwicklung der Bundeswehr in Köln skizziert die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in künftigen Kriegen. Das "Potenzial" der KI für die deutschen Streitkräfte sei "enorm", urteilt der ehemalige Leiter der Einrichtung, Generalmajor Reinhard Wolski. Experten zufolge wird KI nicht nur für die Optimierung der Aufklärung genutzt werden, sondern auch zum Betreiben von "Chatbots" zur militärischen Propaganda und zur Steuerung autonomer Waffensysteme. Die Relevanz autonomer Waffen sei bereits "mittelfristig ... durchaus mit ABC-Massenvernichtungswaffen vergleichbar", urteilt ein Spezialist des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS), das in puncto KI mit der Bundeswehr kooperiert. Wie das neue Bundeswehr-Papier belegt, wird KI-gesteuerte Kriegführung ein so hohes Tempo gewinnen, dass menschliche Entscheidung über den Einsatz von Waffen zunehmend auf KI-Entscheidungshilfen angewiesen sein wird. Der Übergang zum reinen Maschinenkrieg, der sich humaner Kontrolle gänzlich entzieht, ist fließend.
"Enormes Potenzial"
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften", das die Bundeswehr kürzlich veröffentlicht hat, ist in einem bereits 2018 gestarteten Prozess entwickelt worden. Federführend war dabei das Amt für Heeresentwicklung mit Sitz in Köln. Auf insgesamt fünf Veranstaltungen hat die Einrichtung unter dem Motto "Technology meets Capabilities 2.0" die denkbaren Varianten einer Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) durch die deutschen Streitkräfte untersucht. Dabei ist sie vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS) systematisch unterstützt worden, das bereits seit vielen Jahren im Auftrag der Bundeswehr tätig ist.[1] Bereits im vergangenen Jahr ließ sich der damalige Leiter des Heeresentwicklungsamts, Reinhard Wolski, mit der auf die Bundeswehr gemünzten Aussage zitieren: "Das Potenzial der Künstlichen Intelligenz ist enorm".[2] In einer seiner letzten Amtshandlungen hat Generalmajor Wolski, der im September in den Ruhestand ging, ein kurzes Geleitwort für das im August fertiggestellte Heeres-Positionspapier verfasst. Der Publikation sollen weitere mit ähnlicher Schwerpunktsetzung folgen.
"Mit Massenvernichtungswaffen vergleichbar"
Grundsätzlich zu den Optionen geäußert, KI für die Kriegführung zu nutzen, hat sich im November 2018 Uwe Beyer, der als Abteilungsleiter am IAIS tätig ist. Als denkbare Beispiele nannte Beyer neben "intelligenter Massenauswertung von Daten in der Aufklärung" und "leistungsstarken Entscheidungsunterstützungssystemen" auch "Chatbots" für militärische Propaganda ("Operative Kommunikation") sowie "autonome Waffen".[3] Den Einsatz sogenannter Letaler Autonomer Waffensysteme (Lethal Autonomous Weapons Systems, LAWS), die gänzlich ohne menschliches Zutun nur auf der Grundlage KI-gesteuerter Informationsauswertung die Entscheidung zum Angriff treffen, lehnt Beyer ab, erklärt allerdings auch, die Konstruktion derartiger Maschinen sei zur Zeit noch nicht möglich. Den Einsatz "autonomer Waffen", deren Operationen von einem Menschen zumindest formal freigegeben werden, befürwortet der IAIS-Experte jedoch. Zugleich räumt er ein, es sei bei KI-Waffen "möglicherweise schwieriger, unerwünschte Effekte auszuschließen"; bereits "mittelfristig" sei ihre "Relevanz durchaus mit ABC-Massenvernichtungswaffen vergleichbar". Auch könne die militärische Nutzung von KI "das Tempo in der Rüstung erheblich beschleunigen": "Auf neue Fähigkeiten des Gegners müsste innerhalb von Monaten reagiert werden, was deutlich agilere Rüstungsprozesse erfordern würde." Das reduziert die Kontrollierbarkeit.
Counter-UAS-Schwärme
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften" schildert Einsatzszenarien und einige Spezifika KI-gesteuerter Waffensysteme. Dabei geht es insbesondere um taktisch verwendbare Klein- und Minidrohnen (Tactical Unmanned Aerial Systems, TaUAS), deren Größe von "kleiner als ein Tennisball" bis zu einer "Spannweite von über einem Meter" reicht.[4] Die TaUAS werden in Schwärmen zu Tausenden gleichzeitig eingesetzt und dienen unterschiedlichen Aufgaben - von der Aufklärung über die Steuerung anderer eigener Waffen sowie eine gezielte Störung feindlicher Elektronik bis zu Angriffen auf feindliche Ziele. Das Positionspapier skizziert ein Szenario, in dem "Counter-UAS-Schwärme" die Abwehr feindlicher Drohnen übernehmen, während weitere "TaUAS-Züge" feindliche Gefechtsfahrzeuge attackieren: "Innerhalb von Sekunden steigen mehrere hundert UAS auf, zerstören gezielt die Sensorik des Gegners und markieren die Gefechtsfahrzeuge", um sie anschließend angreifen und vernichten zu können. Die Nutzung von Drohnenschwärmen ("TaUAS-Züge") wird im Zusammenhang mit der Entwicklung eines neuen deutsch-französischen Kampfjets (Future Combat Aerial System, FCAS [5]) für die Luftwaffe bereits konkret geplant.
Fight-at-Machine-Speed
Wie das Positionspapier des Heeresentwicklungsamts bestätigt, wird die KI-Kriegführung deutlich an Tempo gewinnen. "Ein zentrales Element der zukünftigen Gefechtsführung", heißt es in dem Dokument, "ist die Kombination klassischer Gefechtsführung mit Wellen von Cyberangriffen und Angriffen durch große Mengen automatisiert und autonom gesteuerter Systeme."[6] Dabei werde KI nicht nur für den Waffeneinsatz selbst genutzt, sondern auch "für die Beschleunigung des Führungsprozesses durch den gezielten Einsatz KI-basierter Entscheidungsunterstützungssysteme". Dies verändere zwar "die Struktur von Gefechten nicht grundsätzlich", führe allerdings "zu einer gänzlich anderen Dynamik, da schneller und weiträumiger agiert werden kann und auch muss". Die neue "Dynamik" wiederum bewirke, dass "Entscheidungen, für die heute im Durchlaufen des militärischen Führungsprozesses teils Stunden zur Verfügung stehen", in Zukunft wohl schon "nach Minuten oder gar Sekunden getroffen werden" müssen. Im Fachjargon der Militärs ist von "Fight-at-Machine-Speed" die Rede. Hinzu komme, dass "etliche automatisiert und autonom gesteuerte Systeme ... mit hoher Geschwindigkeit - zum Beispiel mittels Raketen - ausgebracht und schnell und automatisiert verlegt werden" können: "Hierdurch entsteht die Fähigkeit zum 'Deploy-at-Machine-Speed'." Das hohe Tempo überfordert strukturell die menschliche Entscheidungsfähigkeit, verlangt nach neuen KI-Entscheidungshilfen und höhlt menschliche Kontrolle immer weiter aus.
Kampfmittel Information
Zudem ist in künftigen Gefechten damit zu rechnen, dass die Kommunikation mit KI-gesteuerten Waffensystemen vom Feind gezielt mit Cyberangriffen und elektronischer Kampfführung attackiert und nach Möglichkeit unterbrochen wird, räumt das Heeresentwicklungsamt ein. Dies werde dazu führen, "dass Kommunikation in kritischen Phasen mit hoher Wahrscheinlichkeit fast immer gestört ist". "Die Führungsüberlegenheit beruht darauf, die wenigen und ggf. kurzen Phasen von Konnektivität sofort auf allen Kanälen möglichst effizient zu nutzen", um die KI-gesteuerten Waffen nach Kräften mit Daten zu versorgen: "Information wird neben Munition und Energie bzw. Treibstoff zum dritten wichtigen 'Verbrauchsmaterial' auf dem Gefechtsfeld. Diese Ressource wird jedoch in kritischen Lagen fast immer knapp sein."[7] Freilich führt ein Mangel an Munition oder an Treibstoff zu Handlungsunfähigkeit, während das Papier aus dem Heeresentwicklungsamt keine Aussage darüber tätigt, wie KI-Waffen, wenn sie unzureichend mit Information versorgt werden, reagieren - und ob sich die Kontrolle über sie noch bewahren lässt..
[1] S. auch Mehrwert in allen Fähigkeitsdomänen.
[2] Strategien für die Zukunft: Künstliche Intelligenz im Militär. deutschesheer.de 19.12.2018.
[3] "KI" ist Thema für die ganze Bundeswehr. bmvg.de 12.11.2018.
[4] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
[5] S. dazu Rivalitäten in der EU-Rüstungsindustrie und Drohnenschwärme im Zukunftskrieg.
[6], [7] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
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#ki
#imperialismus
#usa
#Bundeswehr
"Enormes Potenzial"
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften", das die Bundeswehr kürzlich veröffentlicht hat, ist in einem bereits 2018 gestarteten Prozess entwickelt worden. Federführend war dabei das Amt für Heeresentwicklung mit Sitz in Köln. Auf insgesamt fünf Veranstaltungen hat die Einrichtung unter dem Motto "Technology meets Capabilities 2.0" die denkbaren Varianten einer Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) durch die deutschen Streitkräfte untersucht. Dabei ist sie vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS) systematisch unterstützt worden, das bereits seit vielen Jahren im Auftrag der Bundeswehr tätig ist.[1] Bereits im vergangenen Jahr ließ sich der damalige Leiter des Heeresentwicklungsamts, Reinhard Wolski, mit der auf die Bundeswehr gemünzten Aussage zitieren: "Das Potenzial der Künstlichen Intelligenz ist enorm".[2] In einer seiner letzten Amtshandlungen hat Generalmajor Wolski, der im September in den Ruhestand ging, ein kurzes Geleitwort für das im August fertiggestellte Heeres-Positionspapier verfasst. Der Publikation sollen weitere mit ähnlicher Schwerpunktsetzung folgen.
"Mit Massenvernichtungswaffen vergleichbar"
Grundsätzlich zu den Optionen geäußert, KI für die Kriegführung zu nutzen, hat sich im November 2018 Uwe Beyer, der als Abteilungsleiter am IAIS tätig ist. Als denkbare Beispiele nannte Beyer neben "intelligenter Massenauswertung von Daten in der Aufklärung" und "leistungsstarken Entscheidungsunterstützungssystemen" auch "Chatbots" für militärische Propaganda ("Operative Kommunikation") sowie "autonome Waffen".[3] Den Einsatz sogenannter Letaler Autonomer Waffensysteme (Lethal Autonomous Weapons Systems, LAWS), die gänzlich ohne menschliches Zutun nur auf der Grundlage KI-gesteuerter Informationsauswertung die Entscheidung zum Angriff treffen, lehnt Beyer ab, erklärt allerdings auch, die Konstruktion derartiger Maschinen sei zur Zeit noch nicht möglich. Den Einsatz "autonomer Waffen", deren Operationen von einem Menschen zumindest formal freigegeben werden, befürwortet der IAIS-Experte jedoch. Zugleich räumt er ein, es sei bei KI-Waffen "möglicherweise schwieriger, unerwünschte Effekte auszuschließen"; bereits "mittelfristig" sei ihre "Relevanz durchaus mit ABC-Massenvernichtungswaffen vergleichbar". Auch könne die militärische Nutzung von KI "das Tempo in der Rüstung erheblich beschleunigen": "Auf neue Fähigkeiten des Gegners müsste innerhalb von Monaten reagiert werden, was deutlich agilere Rüstungsprozesse erfordern würde." Das reduziert die Kontrollierbarkeit.
Counter-UAS-Schwärme
Das Positionspapier "Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften" schildert Einsatzszenarien und einige Spezifika KI-gesteuerter Waffensysteme. Dabei geht es insbesondere um taktisch verwendbare Klein- und Minidrohnen (Tactical Unmanned Aerial Systems, TaUAS), deren Größe von "kleiner als ein Tennisball" bis zu einer "Spannweite von über einem Meter" reicht.[4] Die TaUAS werden in Schwärmen zu Tausenden gleichzeitig eingesetzt und dienen unterschiedlichen Aufgaben - von der Aufklärung über die Steuerung anderer eigener Waffen sowie eine gezielte Störung feindlicher Elektronik bis zu Angriffen auf feindliche Ziele. Das Positionspapier skizziert ein Szenario, in dem "Counter-UAS-Schwärme" die Abwehr feindlicher Drohnen übernehmen, während weitere "TaUAS-Züge" feindliche Gefechtsfahrzeuge attackieren: "Innerhalb von Sekunden steigen mehrere hundert UAS auf, zerstören gezielt die Sensorik des Gegners und markieren die Gefechtsfahrzeuge", um sie anschließend angreifen und vernichten zu können. Die Nutzung von Drohnenschwärmen ("TaUAS-Züge") wird im Zusammenhang mit der Entwicklung eines neuen deutsch-französischen Kampfjets (Future Combat Aerial System, FCAS [5]) für die Luftwaffe bereits konkret geplant.
Fight-at-Machine-Speed
Wie das Positionspapier des Heeresentwicklungsamts bestätigt, wird die KI-Kriegführung deutlich an Tempo gewinnen. "Ein zentrales Element der zukünftigen Gefechtsführung", heißt es in dem Dokument, "ist die Kombination klassischer Gefechtsführung mit Wellen von Cyberangriffen und Angriffen durch große Mengen automatisiert und autonom gesteuerter Systeme."[6] Dabei werde KI nicht nur für den Waffeneinsatz selbst genutzt, sondern auch "für die Beschleunigung des Führungsprozesses durch den gezielten Einsatz KI-basierter Entscheidungsunterstützungssysteme". Dies verändere zwar "die Struktur von Gefechten nicht grundsätzlich", führe allerdings "zu einer gänzlich anderen Dynamik, da schneller und weiträumiger agiert werden kann und auch muss". Die neue "Dynamik" wiederum bewirke, dass "Entscheidungen, für die heute im Durchlaufen des militärischen Führungsprozesses teils Stunden zur Verfügung stehen", in Zukunft wohl schon "nach Minuten oder gar Sekunden getroffen werden" müssen. Im Fachjargon der Militärs ist von "Fight-at-Machine-Speed" die Rede. Hinzu komme, dass "etliche automatisiert und autonom gesteuerte Systeme ... mit hoher Geschwindigkeit - zum Beispiel mittels Raketen - ausgebracht und schnell und automatisiert verlegt werden" können: "Hierdurch entsteht die Fähigkeit zum 'Deploy-at-Machine-Speed'." Das hohe Tempo überfordert strukturell die menschliche Entscheidungsfähigkeit, verlangt nach neuen KI-Entscheidungshilfen und höhlt menschliche Kontrolle immer weiter aus.
Kampfmittel Information
Zudem ist in künftigen Gefechten damit zu rechnen, dass die Kommunikation mit KI-gesteuerten Waffensystemen vom Feind gezielt mit Cyberangriffen und elektronischer Kampfführung attackiert und nach Möglichkeit unterbrochen wird, räumt das Heeresentwicklungsamt ein. Dies werde dazu führen, "dass Kommunikation in kritischen Phasen mit hoher Wahrscheinlichkeit fast immer gestört ist". "Die Führungsüberlegenheit beruht darauf, die wenigen und ggf. kurzen Phasen von Konnektivität sofort auf allen Kanälen möglichst effizient zu nutzen", um die KI-gesteuerten Waffen nach Kräften mit Daten zu versorgen: "Information wird neben Munition und Energie bzw. Treibstoff zum dritten wichtigen 'Verbrauchsmaterial' auf dem Gefechtsfeld. Diese Ressource wird jedoch in kritischen Lagen fast immer knapp sein."[7] Freilich führt ein Mangel an Munition oder an Treibstoff zu Handlungsunfähigkeit, während das Papier aus dem Heeresentwicklungsamt keine Aussage darüber tätigt, wie KI-Waffen, wenn sie unzureichend mit Information versorgt werden, reagieren - und ob sich die Kontrolle über sie noch bewahren lässt..
[1] S. auch Mehrwert in allen Fähigkeitsdomänen.
[2] Strategien für die Zukunft: Künstliche Intelligenz im Militär. deutschesheer.de 19.12.2018.
[3] "KI" ist Thema für die ganze Bundeswehr. bmvg.de 12.11.2018.
[4] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
[5] S. dazu Rivalitäten in der EU-Rüstungsindustrie und Drohnenschwärme im Zukunftskrieg.
[6], [7] Künstliche Intelligenz in den Landstreitkräften. Ein Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung. Köln, August 2019.
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#Bundeswehr
•NEUER BEITRAG26.05.2020, 18:35 Uhr
EDIT: arktika
28.05.2020, 15:50 Uhr
28.05.2020, 15:50 Uhr
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Gepanzerte und weiche Ziele
Bundesregierung bereitet mit offizieller "Debatte" über Kampfdrohnen deren Beschaffung und Nutzung durch die Bundeswehr vor.
(Eigener Bericht) - Mit dem Start einer vorgeblich "breiten gesellschaftlichen Debatte" bereitet die Bundesregierung die künftige Beschaffung und Nutzung von Kampfdrohnen durch die Bundeswehr vor. Die "Debatte" ist am Montag offiziell mit einer Podiumsdiskussion im Berliner Verteidigungsministerium angestoßen worden; im Schatten der Covid-19-Pandemie sollen nun einige weitere Veranstaltungen folgen. Während die Bundesregierung eine ergebnisoffene Debatte simuliert, sind die maßgeblichen Weichenstellungen längst vorgenommen worden. So sieht der Beschaffungsvertrag für die neue Drohne Heron TP, die die Bundeswehr vom nächsten Jahr an zu Aufklärungszwecken in ihren Einsätzen nutzen soll, ausdrücklich deren etwaige Bewaffnung mit Präzisionswaffen vor, daneben Trainingsflüge für den Einsatz solcher Waffen. Darüber hinaus sind Umbauten am Fliegerhorst Schleswig-Jagel geplant, wo Drohnenpiloten ausgebildet werden sowie die Infrastruktur für die künftige Drohnennutzung optimiert werden soll. Die Bundeswehr bereitet sich auf die Nutzung nicht nur von Kampfdrohnen, sondern auch von Drohnenschwärmen vor.
Kurzer Prozess
Die Bundesregierung hat am Montag die "breite gesellschaftliche Debatte" über Kampfdrohnen gestartet, die sie vor deren Beschaffung und Nutzung durch die Bundeswehr zu führen versprochen hat. Zu diesem Zweck hielt das Bundesverteidigungsministerium eine Podiumsdiskussion ab, auf der in drei Panels "politische, ethische und rechtliche Aspekte" bewaffneter Drohnen thematisiert werden sollten. Beteiligt waren dem Ministerium zufolge Repräsentanten von Bundeswehr, Politik, Wissenschaft, Kirchen und "weitere[n] gesellschaftliche[n] Institutionen", darunter Vertreter aller im Bundestag vertretenen Parteien.[1] Publikumsbeteiligung war unter anderem über Twitter sowie via email möglich. Die "gesellschaftliche Debatte" soll am 18. Mai in Form eines Live-Chats mit Peter Tauber, Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, und Eberhard Zorn, Bundeswehr-Generalinspekteur, fortgeführt werden. Anschließend sollen Bundestagsabgeordneten Videos zum Thema präsentiert werden.[2] Darüber hinaus sind Diskussionen an der Universität Regensburg und der Bundeswehr-Universität München geplant. Mehr ist nicht bekannt.
Verengte Debatte
Die angeblich "breite Debatte" wird nicht nur dadurch eingeschränkt, dass die Bundesregierung sie ausgerechnet zu einem Zeitpunkt eröffnet, zu dem die Covid-19-Pandemie alles überschattet und eine echte gesellschaftliche Auseinandersetzung mit anderen Themen massiv erschwert. Wie eng Berlin die Debatte führt, zeigt exemplarisch die Besetzung des Panels, das am Montag über die "ethische Dimension" von Kampfdrohnen diskutierte. Beteiligt waren neben Oberst Matthias Ehbrecht (Panzerlehrbrigade 9) der protestantische Militärbischof Sigurd Rink, der stellvertretende Direktor eines Forschungsinstituts der katholischen Militärseelsorge (Institut für Theologie und Frieden), Bernhard Koch, und der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD). Moderiert wurde das Panel von Jan Techau, der aktuell beim German Marshall Fund of the United States beschäftigt ist, ursprünglich aber aus dem Verteidigungsministerium kommt, wo er von 2003 bis 2006 als Grundsatzreferent für Medienkooperationen und Kommunikationskonzepte wirkte. Einzige Diskussionsteilnehmerin ohne unmittelbaren Stallgeruch war Heike Spieker, die als Rechtsexpertin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) tätig ist.[3]
"Bodenziele bekämpfen"
Die kurze, verengte Debatte im Schatten der Pandemie kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass die maßgeblichen Weichenstellungen zur Beschaffung und zur Nutzung von Kampfdrohnen längst vorgenommen wurden. So sollen die jeweils drei Aufklärungsdrohnen des Typs Heron 1, die die Bundeswehr derzeit in ihren Einsätzen in Afghanistan und Mali nutzt, ab 2021 bzw. ab 2024 durch die neueren Heron TP ersetzt werden; diese sollen offiziell zunächst unbewaffnet sein, können aber jederzeit zu Kampfdrohnen umgerüstet werden. Im November 2018 enthüllten Recherchen von "Report Mainz", dass im Beschaffungsvertrag für die Heron TP, den das Verteidigungsministerium mit Airbus geschlossen hat, detaillierte Operationsanforderungen festgehalten sind. So heißt es, die Heron TP müsse fähig sein, "die identifizierten Bodenziele mit vom RPA [Remotely Piloted Aircraft, Ferngesteuertes Luftfahrzeug] mitgeführter SP [Special Payload, gemeint ist Munition] zu bekämpfen".[4] Außerdem müsse die Drohne wenigstens einmal täglich die "präzise Bekämpfung von mindestens zwei leichtgepanzerten (ungepanzerten) Fahrzeugen oder weichen (Personen-)Zielen nacheinander in einer Mission" durchführen können. In dem Vertrag ist darüber hinaus auch die etwaige Modifikation von Präzisionsmunition sowie die Beschaffung von bis zu 17 Präzisionsraketen als Option festgelegt. Zudem ist die "Durchführung von Flügen im Rahmen von Training und Ausbildung" vertraglich vorgesehen - "inklusive Trainingsflüge zum SP-Einsatz (innerhalb spezieller Luft/Bodenschießplätze)".[5]
Infrastrukturinvestitionen in Jagel
Ebenfalls längst in Vorbereitung sind umfangreiche Umbauten auf dem Fliegerhorst Schleswig-Jagel, auf dem bereits seit Jahren mit Hilfe von Simulatoren Drohnenpiloten ausgebildet werden. Wie das Verteidigungsministerium erst vor kurzem auf Anfrage der Partei Die Linke bestätigte, plant die Bundeswehr, in den kommenden Jahren "ca. 84 Mio. Euro in die Infrastruktur des Flugplatzes Jagel ... zu investieren". Hinzu kommen, wie es heißt, weitere "ca. 41 Mio. Euro" für die Anpassung der Infrastruktur der Jagel zugeordneten Kai-Uwe-von-Hassel-Kaserne im nahe gelegenen Kropp.[6] Nicht eingerechnet ist laut Ministerium "der Infrastrukturbedarf für die Aufnahme des Systems EURODROHNE auf dem Flugplatz Jagel". Langfristig sollen auf dem Fliegerhorst 20 Eurodrohnen stationiert werden. Damit wäre die Bundeswehr nicht mehr auf den Erwerb israelischer Heron-Drohnen angewiesen, sondern hätte Zugriff auf Kampfdrohnen aus europäischer Eigenproduktion.
Teilautonome und autonome Systeme
Die Nutzung von Kampfdrohnen ist in den Zukunftsszenarien der Bundeswehr und der deutsch-europäischen Rüstungsindustrie längst eingeplant. So soll der Kampfjet der sechsten Generation, den Airbus sowie der französische Konzern Dassault unter der Bezeichnung Future Combat Air System (FCAS) planen, in einem festen Verbund mit Drohnen sowie mit Drohnenschwärmen fliegen.[7] Drohnenschwärme sollen in künftigen Kriegen nicht nur Aufklärung über feindlichen Territorien durchführen, feindlichen Radar stören und als Kommunikationsnetzwerke dienen, sondern auch - bestückt mit Sprengsätzen - in der Lage sein, feindliche Kräfte zu jagen und sich, quasi als Suiziddrohnen, auf sie zu stürzen und sie zu vernichten, schildern Experten (german-foreign-policy.com berichtete [8]). In einem Thesenpapier aus dem Heereskommando war dabei schon im Jahr 2017 von einem "Verbund" nicht nur "teilautonomer", sondern auch "autonomer Systeme" die Rede, der nicht nur für die "Zielaufklärung" genutzt werden können solle, sondern auch für die "Zielbekämpfung"; demnach umfasst er auch Kampfdrohnen.[9]
Am 14. Mai unter Link ...jetzt anmelden!
#Kampfdrohnen
#Drohnenschwaerme
•NEUER BEITRAG20.06.2021, 17:12 Uhr
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FPeregrin | |
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Ich stelle mal eine etwas willkürliche Linksammlung zusammen:
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~https://www.rnd.de/politik/die-neue-macht-der-drohnen-DZSVC-
HCEPZEDNP7SMPHSUVVXZ4.html~
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~https://www.meta-defense.fr/de/2020/12/18/Russland-wird-nac-
h-dem-Berg-Karabach-Krieg-eine-Drohnen-Drohne-entwickeln/~
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~https://www.trendsderzukunft.de/beispiel-bergkarabach-wie-d-
rohnen-die-militaerischen-machtverhaeltnisse-auf-den-kopf-st-
ellen/~
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~https://www.derstandard.de/story/2000124570606/kampfdrohnen-
-der-wettflug-der-ruestungsindustrie-zur-todesmaschine~
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~https://www.heise.de/tp/features/Autonome-Killerdrohnen-kom-
men-nicht-erst-es-gibt-sie-schon-6057359.html~
Am wichtigsten ist für uns wahrscheinlich das Arbeitspapier der Bundesakademie für Sicherheitspolitik hierzu:
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~https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2021/krieg-um-be-
rg-karabach-2020-implikationen-fuer-streitkraeftestruktur-un-
d~
, das ich hier auch noch einmal als pdf einstelle:
• PDF-Datei
arbeitspapier_sicherheitspolitik_2021_...
• 667,4 KB | application/pdf
...zum Download anmelden.
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•NEUER BEITRAG20.06.2021, 17:25 Uhr
EDIT: FPeregrin
20.06.2021, 19:05 Uhr
20.06.2021, 19:05 Uhr
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FPeregrin | |
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>>>
P.S.: Hinzuweisen ist m.E. auf die Inkompatibilität dieser Art der Kriegführung mit dem gleichzeitigen massiven Einsatz von Nuklearwaffen:
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~https://www.secarts.org/index.php?site=forum&thread=6718~
... es sei denn, man knüpft an ihre mögliche Einsatzform als NEMP-Waffe an, um KI-Waffen auszuschalten:
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~https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetischer_Puls#Waff-
en_und_ihre_Auswirkungen~
Link ...jetzt anmelden!
~https://de.wikipedia.org/wiki/Starfish_Prime~
Aber das wäre etwas sehr anderes, als das, was man sich landläufig unter einem "Atomkrieg" vorstellt!
P.S.: Hinzuweisen ist m.E. auf die Inkompatibilität dieser Art der Kriegführung mit dem gleichzeitigen massiven Einsatz von Nuklearwaffen:
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~https://www.secarts.org/index.php?site=forum&thread=6718~
... es sei denn, man knüpft an ihre mögliche Einsatzform als NEMP-Waffe an, um KI-Waffen auszuschalten:
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~https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetischer_Puls#Waff-
en_und_ihre_Auswirkungen~
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~https://de.wikipedia.org/wiki/Starfish_Prime~
Aber das wäre etwas sehr anderes, als das, was man sich landläufig unter einem "Atomkrieg" vorstellt!
•NEUER BEITRAG20.06.2021, 18:50 Uhr
EDIT: arktika
20.06.2021, 18:56 Uhr
20.06.2021, 18:56 Uhr
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arktika | |
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Bezeichnend finde ich jedenfalls, daß der letzte größere linke Artikel, der sich am 14. Mai 2020 mit dieser Waffen-Problematik befaßte, von german-foreign-policy stammte, die für ihre nüchterne Analyse bekannt sind. Und daß dieser auch schon die Möglichkeiten der Nutzung der "Corona-Krise" für irgendwelche Schweinereien klar deutlich macht:
[...]im Schatten der Covid-19-Pandemie sollen nun einige weitere Veranstaltungen folgen. Während die Bundesregierung eine ergebnisoffene Debatte simuliert, sind die maßgeblichen Weichenstellungen längst vorgenommen worden. So sieht der Beschaffungsvertrag für die neue Drohne Heron TP, die die Bundeswehr vom nächsten Jahr an zu Aufklärungszwecken in ihren Einsätzen nutzen soll, ausdrücklich deren etwaige Bewaffnung mit Präzisionswaffen vor, daneben Trainingsflüge für den Einsatz solcher Waffen. Darüber hinaus sind Umbauten am Fliegerhorst Schleswig-Jagel geplant, wo Drohnenpiloten ausgebildet werden sowie die Infrastruktur für die künftige Drohnennutzung optimiert werden soll. Die Bundeswehr bereitet sich auf die Nutzung nicht nur von Kampfdrohnen, sondern auch von Drohnenschwärmen vor.
[...]
Die kurze, verengte Debatte im Schatten der Pandemie kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass die maßgeblichen Weichenstellungen zur Beschaffung und zur Nutzung von Kampfdrohnen längst vorgenommen wurden.
- Hier auf sec. org hatte ja tolpatchow den Aufschlag beim Thema Drohnen/KI gemacht (ebenfalls mit einem gfp-Text) -
Aber den Krieg zwischen Armenien u. Aserbaidschan sollten wir tatsächlich in die Köpfe kriegen, eben weil "so weit ab" es sich so gut herumspielen (und erst mal auch kleinräumig begrenzen) läßt. Und weil die Gegenseite dort sehr genau beobachtet u. analysiert!!! Egal, ob Corona oder nicht!
Und wie z. B. Trends der Zukunft sehr klar schreibt, wurde "das militärische Gleichgewicht zwischen Aserbaidschan und Armenien [...] dadurch massiv verschoben." So endete die bisher letzte Runde dieses Krieges am 10. November 2020 mit einem durch Russland vermittelten Waffenstillstand und dem klaren Sieg Aserbaidschans. Diese neue Wendung sollte allen die Bedeutung dieser KI-Waffensysteme deutlich werden lassen und die starke und für etliche Menschen auch fast ausschließliche Fokussierung auf die amerikan. Kernwaffensysteme in Süddeutschland verringern. Diese Technologie ist gefährlicher, da "nicht so groß"!
Die Bedeutung dieser Waffen wird besonders deutlich in dem Text der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, der die Implikationen für die Struktur der BRD-Streitkräfte und die - für die Zukunft notwendigen - Fähigkeiten der Bundeswehr beleuchtet. Aus dem Kleinen für das Große lernen, so könnte man das nennen.:
Der Konflikt bietet tatsächlich eine Reihe von Erkenntnissen auf technischer, doktrinärer, und struktureller Ebene, welche die Bundeswehr und andere westliche Streitkräfte berücksichtigen sollten.
[...]
Die Kampfhandlungen wurden aufmerksam von militärischen Analysten und Beobachtern verfolgt, um etwaige Schlussfolgerungen über den Charakter von zukünftigen Kriegen abzuleiten. Der Einsatz von bewaffneten unbemannten Luftfahrzeugen („Kampfdrohnen“) erregte im Speziellen die Aufmerksamkeit politischer und militärischer Entscheidungsträger in Deutschland.
Und wie sie selbst schreiben, sind im Hinblick auf intendierte/erwartbare zukünftige Kriege einige Erkenntnisse dieses kleinen "lokalen" Krieges von hoher Bedeutung:
Erstens hat der Konflikt eindeutig die Wirksamkeit von Drohnen im Verbund mit Präzisionskampfmitteln für die moderne Kriegsführung belegt.
Zweitens hat der Konflikt die Wirkungslosigkeit von herkömmlichen Flugabwehrsystemen gegen Drohnen bestätigt.
sowie als 3. Punkt noch:
Drittens widerlegt der Krieg deutlich die These, dass der Kampfpanzer keinen Platz auf dem modernen Gefechtsfeld mehr habe., wobei dieser letzte Punkt allerdings nicht mehr so ganz unter das Thema dieses Threads fällt.
Herzlichen Dank an FPeregrin für diese Zusammenstellung von Links. Alle sind informativ + lohnend, aber wie Du selber sagst, am wichtigsten für uns in Hinblick auf unseren Kampf hier in der BRD ist der letzte Text, das Arbeitspapier der Bundesakademie für Sicherheitspolitik.
•NEUER BEITRAG24.06.2021, 15:13 Uhr
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arktika | |
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Aber diese Kombination entspricht genau der Aussage der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, die "Wirksamkeit von Drohnen im Verbund mit Präzisionskampfmitteln für die moderne Kriegsführung [sei] belegt."
Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) schreibt dazu in der jW vom 23. Juni:
Neues Rüstungsprojekt
Showdown im Bundestag
Noch mehr Milliarden für die Aufrüstung: Haushaltsausschuss berät über FCAS-Luftkampfsystem
Nach monatelangem, teils heftigem Gerangel vor und hinter den Kulissen soll am heutigen Mittwoch vom Haushaltsausschuss des Bundestages das Geld für die nächsten Projektphasen des »Future Combat Air System« (FCAS) freigegeben werden. Dabei handelt es sich um ein deutsch-französisches Projekt, bei dem Spanien als Juniorpartner fungiert. Im Zentrum steht ein Kampfflugzeug mitsamt bewaffneten und unbewaffneten Drohnen. Mit der Auslieferung wird nicht vor 2040 gerechnet, die Schätzungen über die gesamten Entwicklungskosten belaufen sich meist auf rund 100 Milliarden Euro. Allein der deutsche Anteil an der nun zur Abstimmung stehenden Summe bis zur Fertigstellung eines für 2027 terminierten Prototyps beträgt circa 4,5 Milliarden Euro.
Das FCAS genießt hohe politische Priorität, gilt es doch als wichtiger Baustein einer im Aufbau befindlichen deutsch-französisch dominierten europäischen Rüstungsunion. »Dieses technisch anspruchsvolle und für unsere Luftwaffen zukunftsweisende Projekt ist ohne Alternative, wenn wir uns in Europa eine Unabhängigkeit bewahren wollen«, rührte Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz kürzlich noch die Werbetrommel. Dennoch sieht sich das Projekt einer Reihe von Problemen gegenüber. Da wären zum einen die sich über Monate hinziehenden ruppig geführten Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich um den Anteil am FCAS-Kuchen, die trotz gegenteiliger Meldungen bis heute noch nicht gänzlich beigelegt sind. Warum sonst konnte kürzlich eine interne Einschätzung des Bundeswehr-Beschaffungsamtes an die Öffentlichkeit gelangen, wonach der Vertrag »nicht zeichnungsreif« und »nicht im deutschen Interesse« sei, weil er »ausschließlich französischen Positionen genügen« würde?
Nicht zeichnungsfähig ist der Vertrag im übrigen tatsächlich, denn wie kürzlich der Bundesrechnungshof scharf kritisierte, konnte »dem Parlament noch kein endverhandeltes Vertragswerk vorgelegt werden«. Aus diesem Grund sei das Projekt »mit sehr großen Risiken behaftet«. Tobias Pflüger, verteidigungspolitischer Sprecher und FCAS-Berichterstatter der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke, kommentiert den Vorgang folgendermaßen: »Die Abgeordneten sollen die Rüstungskatze im Sack kaufen.« Laut Pflüger drohe ein »riesiges Milliardengrab«. Dem Verteidigungsministerium könne dies egal sein kann, »das Geld soll ja schließlich nicht aus seinem Haushalt stammen«.
Damit spielt der Linke-Politiker auf den bislang einmaligen Vorgang an, dass dem Bundestag der FCAS-Antrag vorgelegt wurde, ohne dass er durch den Verteidigungshaushalt gedeckt wäre. Im Vertrauen auf das mit dem Vorhaben verbundene politische Kapital wird darauf gepokert, dass die Abgeordneten das Geld dennoch freigeben und das Militärbudget um die beantragten 4,5 Milliarden Euro aufstocken oder – was wahrscheinlicher und noch skandalöser ist – die Kosten über den allgemeinen Haushalt abgewickelt werden, der so zu einer Art Rüstungskasse umfunktioniert wird.
Eine Zustimmung zum FCAS wäre außerdem ein gefährlicher Schritt in Richtung vollautomatisierte Kriegführung und unvereinbar mit der SPD-Position, in der sehr grundsätzlichen Frage der Drohnenbewaffnung noch Diskussionsbedarf zu sehen. Gründe gäbe es also mehr als genug, das Projekt heute zu versenken. Wer wissen will, ob das geschieht, braucht allerdings einen langen Atem: Das FCAS steht erst an 68. Stelle der für Mittwoch angesetzten Marathonsitzung.
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#zwischenimperialistischeWidersprueche
•NEUER BEITRAG04.11.2021, 17:08 Uhr
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und den man hier:
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auch als Nicht-KI-Wissenschaftler unterzeichnen kann.
Ich bin mir klar, daß sich a) die imperialistischen Arschlöcher einen feuchten Dreck um einen solchen offenen Brief kümmern werden, und b), daß es nicht unproblematisch ist, die Frage des Kriegs auf die Frage von Waffen zu verlagern statt auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, die den Krieg schaffen. Man kann aber trotzdem unterzeichnen, um - nicht nur gegenüber besagten imperialistischen Arschlöchern - zu dokumentieren, daß man sehr wohl mitkriegt, an was hier waffentechnisch gerade gestrickt wird. Zugunsten der Arbeiterklasse und der unterdrückten Völker stricken sie nämlich nie!
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•NEUER BEITRAG29.05.2023, 18:08 Uhr
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•NEUER BEITRAG22.07.2023, 03:28 Uhr
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22.07.2023, 03:29 Uhr
22.07.2023, 03:29 Uhr
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Russischer Panzerkiller: Bringt diese Drohne die Niederlage der Ukraine?
21. Juli 2023 Lars Lange
Neue Lancet-Drohne soll Kolonnen von Panzern ausschalten können. Westliche Quellen ignorieren die Drohne "Produkt 53" weitgehend. Dabei kann sie zum Gamechanger werden.
Täglich werden auf unzähligen Telegram-Kanälen Videos der wohl erfolgreichsten russischen Drohne, der Zala Lancet, gezeigt. Sie bekämpft Haubitzen, Mehrfachraketenwerfer und Panzer – sogar Panzer aus westlicher Produktion, darunter die deutschen "Leopard". Jetzt meldet ein Telegram-Kanal den vierhundertsten visuell bestätigten Abschuss von ukrainischem Militärgerät durch die russische Super-Drohne.
Unabhängig zu bestätigen ist das nicht, aber auch westliche Beobachter und Medien haben auf die Schlagkraft dieses Waffensystems mehrfach hingewiesen. Oft zitierte westliche Quellen wie da US-amerikanische Institute fort the Study of War (ISW) haben dieses spezifische Waffensystem kaum einmal erwähnt, obwohl es derzeit mit kriegsentscheidend ist.
Sah es anfangs noch so aus, als könne die Ukraine den Drohnenkrieg für sich entscheiden, so hat Russland derzeit in vielen Gebieten die Oberhand gewonnen. Offenbar hat die russische Armee zu Beginn des Krieges die technische Entwicklung im Bereich der Drohnen zunächst verschlafen.
Inzwischen hat sie aber nicht nur technisch aufgeholt und die westliche Technik überholt, sondern es ist ihr auch gelungen, westliche Drohnen und Präzisionsartilleriemunition weitgehend auszuschalten. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des britischen Royal United Services Institute for Defence and Security Studies (Rusi) werden jeden Monat 10.000 ukrainische Drohnen durch russische Luftabwehr und elektronische Kampfführung zerstört.
In der Sendung Vesti Nedeli des Fernsehsenders Rossija 1 konnte die Öffentlichkeit einen ersten Blick auf die Drohne "Produkt 53" werfen, bei der es sich vermutlich um eine verbesserte Version der Lancet-Drohne der nächsten Generation handelt. Doch in der deutschen Berichterstattung über russische Drohnen steht die iranische Shahed-Drohnenfamilie – oft als "Billig-Drohnen" bezeichnet – im Vordergrund, während über die erfolgreiche Lancet kaum berichtet wird.
Dabei kann man ganz sachlich konstatieren, dass die Lancet-Drohne bereits jetzt ein großer militärischer Erfolg ist. Es handelt sich um eine Kamikaze-Drohne, die vom Benutzer gestartet wird, ohne auf ein konkretes Ziel gerichtet zu sein, und die viele Kilometer über feindlichem Gebiet bleiben kann, bis sie schließlich von einem Drohnen-Bediener in ein gegnerisches militärisches Objekt gesteuert wird.
Das Design der Lancet basiert auf einem zylindrischen Rumpf mit zwei Paaren von X-förmigen Flügeln, die an der Vorder- und Rückseite des Rumpfes angebracht sind. Die Schubpropeller sind nach hinten gerichtet, im Gegensatz zu den herkömmlichen Zugpropellern, die nach vorn gerichtet sind. Derzeit gibt es drei Versionen:
Die Lancet-1 ist in der Lage, Ziele in einem Radius von bis zu 40 Kilometer zu treffen. Das maximale Startgewicht der Drohne beträgt fünf Kilogramm bei einer Nutzlast von einem Kilogramm, die Flugzeit bis zu 30 Minuten, die Geschwindigkeit 80 bis 110 Kilometer pro Stunde.
Die zweite Version, die Lancet-3, hat bereits ein Startgewicht von zwölf Kilogramm. Sie kann eine Nutzlast von drei Kilogramm transportieren. Die Höchstgeschwindigkeit der Lancet-3 beträgt 110 Kilometer pro Stunde im Horizontalflug und 300 Kilometer pro Stunde beim Angriff auf ein Ziel. Die Reichweite beträgt bis zu 50 Kilometer. Das Fluggerät kann etwa eine Stunde in der Luft bleiben.
Eine dritte Version, die Lancet-5, hat eine nochmals gesteigerte Reichweite und einen Sprengkopf von mehr als fünf Kilogramm. Der Hersteller Zala gehört zum Kalaschnikow-Konzern.
Faktor für sich abzeichnende Niederlage der Ukraine-Offensive
Die Lancet-Drohne ist neben anderen Faktoren für das anhaltende Scheitern der ukrainischen Frühjahrsoffensive verantwortlich. Mehr als 400 Abschüsse werden der Drohne inzwischen zugeschrieben, so der Telegram-Kanal Military Summary.
Die neueste Version, die jetzt als Konzept vorgestellt wird, hat ein radikal anderes Design: Sie hat nicht mehr das kreuzförmige Flügelprofil, sondern ein kreisförmiges Profil mit einer Neigung von 45 Grad mit Klappflügeln.
Das neue Modell mit der Bezeichnung "Produkt 53" agiert im Schwarm: Sobald eine Drohne ein Ziel identifiziert hat, teilt sie dies dem Rest des Schwarms mit und ermöglicht so einen koordinierten Angriff. Werden mehrere Ziele identifiziert, werden alle markierten Ziele angegriffen und so potenziell eine ganze Fahrzeugkolonne zerstört.
Der Drohnenoperator gibt dazu lediglich den Zielquadranten und die zu bekämpfenden Fahrzeugtypen vor. Die Bekämpfung erfolgt dann autonom und vollautomatisch, wobei sich die Drohnen untereinander koordinieren. Das Waffensystem soll intelligent genug sein, um zu erkennen, dass z.B. Flugabwehr- und Radarsysteme eine höhere Priorität haben als z.B. gepanzerte Mannschaftstransporter.
Wenn eine Drohne ein Ziel entdecke, würden alle Drohnen davon erfahren, erklärt Alexander Sacharow, Chefkonstrukteur der Zala Aero Group, in diesem Video von Rossija 1. Sacharow erläutert weiter, dass die neue Lancet mit dem Konzept der netzwerkzentrierten Kriegsführung kompatibel sein soll, bei der ein Netzwerk einen Schwarm von Kamikaze-Drohnen zu einer einzigen Einheit zusammenfasst.
Anders als die Lancets der aktuellen Version wird das Produkt 53 nicht mehr mit einem Katapult gestartet, sondern aus einem kleinen Startcontainer, der bis zu vier Kamikaze-Drohnen gleichzeitig in die Luft bringen kann. Der Container dient auch als Transportbehälter.
Russische Drohnen operieren bereits im Schwarm. Es gibt Videos, in denen zwei Lancets gemeinsam eine Cesar-Haubitze bekämpfen. Einen Schwarm von mehreren Drohnen kennt man bisher vor allem von kleinen Kamikaze-Drohnen, sogenannten FPV-Drohnen (First Person View), die von Operatoren oft über VR-Brillen gesteuert werden und ebenfalls ganze Fahrzeugkolonnen bekämpfen – allerdings nicht autonom und vernetzt, sondern manuell.
Bemerkenswert an dem Video zur Produktvorstellung 53 ist, dass es die Produktion der Lancet-Drohnen in einem ehemaligen Einkaufszentrum zeigt. Die neue Produktionsstätte wurde in nur acht Wochen aufgebaut.
Das Video des Staatsfernsehens zeigt Hunderte von Drohnen in verschiedenen Produktionsstadien. Zu sehen sind blitzsaubere Räume mit hochmodernen CNC-Maschinen, Drehbänken und Schweißrobotern. Nach Angaben des Herstellers kostet eine Lancet-Drohne derzeit umgerechnet rund 35.000 US-Dollar.
Sollte es Russland tatsächlich gelingen, eine nennenswerte Produktion dieser neuartigen, vernetzten und autonomen Drohnen "Produkt 53" zu organisieren, könnte dies einen echten Gamechanger im Kriegsverlauf darstellen.
Schon jetzt belaufen sich die Verluste der Ukraine durch die bisherigen Lancet-Versionen in etwa auf den Waffenbestand an Artillerie und gepanzerten Fahrzeugen von ein bis zwei Kampfbrigaden - ein enormer Aderlass für die ukrainischen Streitkräfte.
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•NEUER BEITRAG08.12.2023, 11:27 Uhr
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Israels Armee in Gaza: Experten bezweifeln Präzision von KI-gesteuerten Angriffen
07. Dezember 2023 Harald Neuber
Revolutionäres KI-System zur Identifizierung von Zielen. Israelische Armee kann bis zu 100 Schläge pro Tag ausführen. Doch Zweifel an Präzision und Ethik wachsen.
Das israelische Militär setzt die Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen mit unverminderter Intensität fort. Schon in den ersten Tagen der Offensive hatte der Chef der israelischen Luftwaffe, Generalmajor Tomer Bar, Luftangriffe "rund um die Uhr" angekündigt. Dabei nutzt die israelische Luftwaffe nach Recherchen der britischen Tageszeitung Guardian auch KI-Systeme.
Nach Angaben der Behörden im Gazastreifen hat die Offensive gegen die Hamas bisher mehr als 15.000 Menschenleben gefordert. Die Frage ist, wie sich die Methoden der Zielauswahl und die künstliche Intelligenz bei den Bombenangriffen auswirken. Die hohe Zahl ziviler Opfer sorgt international für zunehmende Kritik.
Nachdem Israel die Offensive nach einer siebentägigen Waffenruhe wieder aufgenommen hat, wurden neue Details zu einem KI-System namens "The Gospel" bekannt. The Guardian stützt seine Schilderungen auf Interviews mit Geheimdienstquellen, Aussagen der israelischen Streitkräfte (IDF) und Angaben pensionierter Beamter.
Der Bericht des Guardian basiert auch auf Berichte des israelisch-palästinensischen Magazins +972 und des hebräischen Magazins Local Call. Beide Redaktionen hatten Vertreter des israelischen Geheimdienstes befragt, die mit der KI arbeiten.
Die Aussagen böten einen Einblick "in eine verdeckt arbeitende, von KI unterstützte militärische Geheimdiensteinheit, die eine bedeutende Rolle bei Israels Reaktion auf das Hamas-Massaker im Gazastreifen im Oktober spielt", so der Guardian.
Im Zentrum steht die KI "The Gospel". Dieses System habe das Verfahren zur Auswahl von Zielen revolutioniert, heißt es vonseiten der Armee. Die KI habe die Geschwindigkeit der Zielidentifizierung drastisch gesteigert. Konnte die israelische Armee im Gazastreifen bisher 50 Ziele pro Jahr identifizieren, könnten nun 100 Ziele pro Tag anvisiert werden.
Maschinelles Lernen für Luftangriffe in Gaza
"The Gospel" nutzt maschinelles Lernen, um enorme Datenmengen zu analysieren und zu interpretieren, darunter Drohnenaufnahmen, Überwachungsdaten und abgefangene Kommunikation. Das System verbessert kontinuierlich seine Fähigkeit zur Zielidentifizierung durch das Lernen aus früheren Daten und Ergebnissen.
Die Fähigkeit des KI-Systems, komplexe Datensätze zu verarbeiten, ermögliche es ihm, anspruchsvolle Zielentscheidungen zu treffen und ein breiteres Spektrum von Zielen zu identifizieren, einschließlich rangniedriger Milizionäre, die zuvor nicht im Fokus gestanden hatten.
In einer Erklärung der israelischen Armee heißt es: "Wir geben Ziele für präzise Angriffe auf mit der Hamas verbundene Infrastrukturen vor und fügen dem Feind großen Schaden zu, während Unbeteiligte nur minimal betroffen sind."
Die Ziele werden demnach unter Berücksichtigung der wahrscheinlichen Anzahl ziviler Opfer bewertet. Experten sind jedoch skeptisch, ob die KI tatsächlich in der Lage ist, zivile Opfer zu reduzieren.
Die verantwortliche Einheit der israelischen Armee, die 2019 gegründet wurde, hat eine Datenbank mit 30.000 bis 40.000 mutmaßlichen Kämpfern aufgebaut. Auf dieser Basis gibt "The Gospel" automatisch Empfehlungen für Angriffe.
Während früherer Operationen im Gazastreifen habe die Luftwaffe oft untätig bleiben müssen, weil Ziele nicht ausgemacht werden konnten, schreibt der Guardian. Mit KI-basierten Systemen könne man nun viel mehr Zielen identifizieren und islamistische Kämpfer aufspüren, die zuvor schwer zu finden waren.
Ein ehemaliger IDF-Beamter berichtet, dass sich im aktuellen Konflikt die Taktik geändert hat, und nun auch die Häuser mutmaßlicher Hamas-Aktivisten unabhängig von ihrem Rang angegriffen werden.
Zweifel an Präzision des Systems
The Gospel ermögliche es, massenhaft tödliche Schläge auszuführen. Dabei gehe es um Quantität statt Qualität. Das bedeutet: Die KI macht automatisch Ziele aus, und es bleibt keine Zeit, sich eingehend mit jedem Ziel zu befassen. Es liegt nahe, dass es so zu Kollateralschäden kommt.
Das israelische Militär betont dennoch, dass die Experten präzise Angriffe durchführen und den Schaden für Nichtkombattanten minimierten. Ein hochrangiger IDF-Beamter erklärte, die zuständige Einheit plane "präzise Angriffe auf Infrastrukturen, die mit der Hamas in Verbindung stehen". Zivilisten kämen nicht zu Schaden.
Jedoch äußern einige Experten Skepsis gegenüber solchen Behauptungen. Ein Anwalt, der Regierungen in Fragen der KI und Einhaltung des humanitären Völkerrechts berät, betont, dass es "kaum empirische Belege" für derartige Behauptungen gibt.
"Schauen Sie sich die tatsächliche Beschaffenheit des Gazastreifens an", so Richard Moyes von der Organisation Artikel 36, die sich für die Verringerung von Schäden durch den Einsatz von Kriegswaffen einsetzt: "Wir sehen die großflächige Zerstörung eines Stadtgebiets mit schweren Sprengstoffwaffen. Die Behauptung, es werde Präzision und Enge der Gewalt ausgeübt, wird durch die Fakten nicht bestätigt."
Auch andere Experten weisen auf die sichtbaren Auswirkungen der Bombardierung im Gazastreifen hin und bezweifeln einen präzisen und begrenzten Einsatz von Bomben.
Es gibt auch Bedenken darüber, wie KI-basierte Systeme den Entscheidungsprozess beeinflussen können. Marta Bo vom internationalen Friedensforschungsinstitut in Stockholm warnt davor, dass Menschen, die sich zu sehr auf solche Systeme verlassen, eine "automatisierte Voreingenommenheit" entwickeln und möglicherweise die Fähigkeit verlieren könnten, das Risiko ziviler Schäden angemessen zu bewerten. (Harald Neuber)
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•NEUER BEITRAG03.06.2024, 01:26 Uhr
EDIT: FPeregrin
03.06.2024, 02:27 Uhr
03.06.2024, 02:27 Uhr
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So gesehen, gehört es hierhin: t-online hatte gestern einen nicht unintressanten Artikel zu Rußlands Überlegenheit in der elektronischen Kriegführung, der im wesentlichen auf einem Interwiew mit dem Österreichischen Bundesheer-Oberst Markus Reisner, Militärhistoriker und Institutsleiter (Offiziersausbildung) an der Theresianischen Militärakademie - übrigens ein kluger Mann -, beruht.
Russland setzt westliche Waffen außer Gefecht
Das Ass in Putins Ärmel
Von Simon Cleven
Schlechte Nachrichten für die Ukraine: Eigentlich hochpräzise westliche Waffen treffen ihre Ziele nicht mehr. Dahinter steckt eine besondere Fähigkeit der russischen Armee.
Im ersten Jahr der russischen Invasion in die Ukraine war er in aller Munde: der "Himars-Effekt". Nach dem anfänglichen Vormarsch der russischen Truppen gelangen der Ukraine mit dem Mehrfachraketenwerfer aus US-Produktion präzise Angriffe auf die Stellungen der Angreifer. Russland hatte schlicht nicht mit einem solchen Waffensystem gerechnet. Diesen Vorteil konnte die Ukraine mehrere Monate lang für sich nutzen, die russischen Soldaten mit ihrer Gegenoffensive im Herbst 2022 sogar aus Teilen der besetzten Gebiete wieder vertreiben.
Mehr als zwei Jahre nach dem russischen Einmarsch ist der "Himars-Effekt" schon lange verpufft. Und nun scheint die Ukraine auch weitere Trümpfe aus der Hand geben zu müssen. Wie die "Washington Post" kürzlich berichtete, erreichen einige präzisionsgelenkte Waffensysteme, die der Westen an die Ukraine liefert, längst nicht mehr ihre Ziele. Ein ukrainischer Offizier sagte der Zeitung gar, dass der Himars seit dem zweiten Kriegsjahr "völlig ineffektiv" geworden sei. Trafen die Geschosse zuvor noch präzise ihr programmiertes Ziel, schießen sie jetzt bis zu 15 Meter vorbei – im Krieg, wo es auf große Genauigkeit ankommt, sind das Welten. Doch wie kommt es dazu?
Das Ass in Putins Ärmel heißt: elektronische Kriegsführung. Nicht nur der Mangel an Personal und Munition stellen die ukrainischen Verteidiger vor Probleme, auch die russischen Fähigkeiten im elektromagnetischen Feld machen ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Der Militärexperte Markus Reisner sagt im Gespräch mit t-online: "Russland ist auf diesem Gebiet mittlerweile führend." Das könnte über kurz oder lang auch für die Sicherheit in Europa zu einem Problem werden.
Der Nutzen von elektronischer Kriegsführung
Doch was ist elektronische Kriegsführung überhaupt? "Neben den bekannten Domänen eines Kriegs – Land, Wasser, Luft, Cyber- und Informationsraum – spielt das elektromagnetische Feld in der modernen Kriegsführung eine wichtige Rolle", erklärt Reisner. Besonders der massive Einsatz von Drohnen, wie es in der Ukraine der Fall ist, verdeutlicht das. "Drohnen schaffen ein fast transparentes Schlachtfeld: Kaum eine Truppenbewegung bleibt dem Gegner verborgen", sagt der Oberst des österreichischen Bundesheeres. "Um dem entgegenzuwirken, muss man dafür sorgen, dass der Gegner wieder 'erblindet'." Dabei komme elektronische Kriegsführung zum Tragen. Sie soll unter anderem verhindern, dass Drohnen Signale empfangen und absetzen können.
Laut Reisner gab es schon vor knapp 100 Jahren die ersten Entwicklungen in diesem Bereich. Der Zweite Weltkrieg und der Kalte Krieg wirkten dann wie Katalysatoren. "Anfangs ging es dabei vor allem um das in der Öffentlichkeit weniger beachtete Abhören oder Stören von Funksprüchen, heute aber können mit diesen Mitteln unter anderem auch präzisionsgesteuerte Waffen gestört und damit in ihrer Wirkung deutlich gemindert werden", so der Experte.
Genau das passiert gerade in der Ukraine. Beide Seiten nutzen massiv Störtechnologie, die das GPS-Signal von Drohnen und anderen Waffen manipulieren kann. Im Englischen spricht man von "Jamming" und "Spoofing". Das "Jamming" macht das GPS-Signal eines Satelliten für den Empfänger unbrauchbar – das satellitengestützte System fällt aus. Beim "Spoofing" wiederum wird das Signal, das der Satellit an einen Empfänger sendet, derart gestört, dass eine falsche Position ausgegeben wird. Flugdrohnen können so zu Boden gebracht werden, ohne einen Schuss abfeuern zu müssen.
"Russland hat massiv in seine Fähigkeiten investiert"
Die russische Störtechnologie ist dabei weiter entwickelt, überaus variabel einsetzbar und in großen Mengen im Einsatz. Die entsprechenden Systeme reichen von größeren Radarstationen sowie Sende- und Empfangsgeräten, die auf Lastwagen montiert sind, bis hin zu kleinen Störsendern, die Soldaten in der Tasche tragen können. Damit werden etwa Funk- und Satellitenkommunikation oder Radare, Lenkraketen und Drohnen gestört. Andere Geräte schützen Soldaten, militärische Einrichtungen und Ausrüstung vor dem Einfluss feindlicher elektronischer Kriegsführung. Außerdem gibt es Geräte, die etwa den Standort eines Gegners erfassen und dessen Kommunikation abhören.
"Nach dem Kalten Krieg hat der Westen größere Entwicklungen in dem Bereich weitgehend verschlafen", sagt Militärexperte Reisner. "Russland hingegen hat weiter massiv in seine Fähigkeiten zur elektronischen Kriegsführung investiert." Mittlerweile sei das Land auf dem Gebiet führend.
Laut Reisner liegt das daran, dass der Westen ab 2001 vor allem in asymmetrischen Kriegen gegen technologisch deutlich weniger entwickelte Gegner gekämpft hat. Gegen die Taliban in Afghanistan etwa spielten mögliche Störversuche kaum eine Rolle, den militanten Islamisten fehlten schlicht die Mittel. Die Notwendigkeit, größere Fähigkeiten in der elektronischen Kriegsführung aufzubauen, war nicht gegeben. "Das ist jetzt radikal anders", sagt Reisner mit Blick auf den Krieg in der Ukraine.
US-Waffen bleiben weitgehend wirkungslos
Vor allem die USA haben Kiews Truppen mit allerlei präzisionsgelenkten, GPS-gestützten Waffen ausgestattet. Dazu gehören etwa bestimmte Munition für die Himars-Systeme oder die Joint Direct Attack Munition (JDAM) – ein Nachrüstsatz für ungelenkte Bomben, der aus diesen hochpräzise Fliegerbomben machen soll, wurde geliefert. Ebenfalls betroffen sind laut "Washington Post" die bodengestützten Ground Launched Small Diameter Bombs (GLSDB) und hochmoderne Artilleriemunition des Typs M982 Excalibur.
Doch so modern die Ausrüstung ist, die russischen Fähigkeiten in der elektronischen Kriegsführung sind aktuell überlegen. Die ukrainische Armee kann die genannten Systeme in dieser Situation kaum einsetzen. "In der Ukraine hat Russland sich seit Beginn der Invasion stetig an die Waffensysteme angepasst, die der Westen Kiew zur Verfügung stellt", sagt Reisner.
Ex-Oberbefehlshaber Saluschnyj warnte vor Russlands Stärke
Teilweise sei es den Russen sogar gelungen, westliche Waffen wie die britisch-französischen Marschflugkörper Storm Shadow/Scalp bruchzulanden und sie dann zu analysieren. "Russland zieht daraus eigene Schlüsse für seine Kriegsführung. Es gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel", so der Experte. Und momentan zieht die Ukraine dabei den Kürzeren, obwohl auch sie mit hochwertigen westlichen Systemen für die elektronische Kriegsführung ausgestattet wird. Darüber hinaus verfügt die ukrainische Armee über ältere sowjetische Systeme.
Schon im vergangenen Jahr schrieb der damalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, im britischen "Economist", dass Russland eine "deutliche Überlegenheit" bei der elektronischen Kriegsführung habe. Rund 60 verschiedene Geräte soll Russland dabei seinen Angaben zufolge in der Ukraine einsetzen. Seit 2009 hat die russische Armee zudem eine Teilstreitkraft, die sich ausschließlich mit elektronischer Kriegsführung befasst.
Elektronische Kriegsführung ist Bedrohung für den Westen
Dass der Westen die Entwicklung in diesem Bereich des modernen Krieges bisher weitgehend verpasst hat, könnte angesichts der russischen Drohgebärden gegenüber der Nato zum Problem werden. "Auch unsere Sicherheit in Europa steht nun auf dem Spiel", warnt Militärexperte Reisner. "Denn das elektromagnetische Feld bietet heutzutage noch viel mehr mögliche Angriffsziele als noch vor 30 Jahren." So sind etwa Drahtlosverbindungen mittlerweile allgegenwärtig.
Das Stichwort hierbei laute hybride Kriegsführung, so Reisner – "ein Mittel, auf das Russland schon seit Jahren setzt". Damit wird die Kombination aus regulären und irregulären Konfliktmitteln bezeichnet. Dazu gehören etwa Desinformationskampagnen, der Einsatz von Soldaten ohne Hoheitsabzeichen oder Angriffe auf kritische Infrastruktur. Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim mittels Putins "grüner Männlein" im Jahr 2014 ist ein Paradebeispiel dafür, wie Russland hybride Kriegsführung nutzt.
Der Westen müsse angesichts dessen der elektronischen Kriegsführung größere Bedeutung einräumen, fordert Reisner. "Geräte zur elektronischen Kriegsführung sind dabei das eine. Dazu braucht es jedoch speziell ausgebildetes Personal, an dem es in vielen Ländern noch immer mangelt", erklärt der Experte. "Den Vorsprung, den Russland sich erarbeitet hat, können wir als Hochtechnologienationen ohne Probleme aufholen", ist sich Reisner sicher. Nur müsse dazu die Entwicklung begonnen werden. "Das ist ein kostspieliges Unterfangen."
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•NEUER BEITRAG03.06.2024, 01:32 Uhr
EDIT: FPeregrin
03.06.2024, 01:36 Uhr
03.06.2024, 01:36 Uhr
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Marschflugkörper Taurus: Wunderwaffe gegen Putins Störtechnologie?
Westliche Staaten verfügen bereits über Waffen, die nicht so einfach von russischer Störtechnologie beeinflusst werden können. Dazu gehört etwa der deutsche Marschflugkörper Taurus, der unabhängig von satellitengestützten Systemen seine Ziele treffen kann. Denn er verfügt über weitere Systeme zur Positionsbestimmung: ein Trägheitsnavigationssystem, eine Geländereferenznavigation sowie ein bildverarbeitendes Navigationssystem. Auch deshalb hofft die Ukraine auf Lieferungen aus Deutschland.
Doch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dem Begehren bereits mehrfach eine Absage erteilt. Er begründete das unter anderem mit dem deutschen Sicherheitsinteresse. Der Tenor: Fällt die Waffe in die Hände Russlands, könnte dies wichtige Informationen über die verbaute Technologie an den Kreml verraten. Deutschlands Abschreckungsfähigkeit wäre damit laut Argumentation des Kanzlers gemindert.
Militärexperte Reisner hält das grundsätzlich für ein "valides Argument" – hat jedoch Einwände. Denn die Argumentation des Kanzlers gelte zumindest ein Stück weit für jedes Waffensystem, das an die Ukraine geliefert werde. "Manche dieser Systeme werden wohl auch deshalb nicht im vollen Umfang geliefert, um Russland keine Einblicke in bestimmte Technologien zu ermöglichen." So soll etwa in den Abrams-Kampfpanzern aus US-Produktion nicht die originale Funktechnik eingebaut sein. Auch die Marschflugkörper Storm Shadow/Scalp hat die Ukraine wohl in einer abgespeckten Version erhalten.
"Man muss dabei jedoch bedenken: Jedes dieser Systeme hat nur eine begrenzte Zeit der Wirksamkeit, bis der Gegner sich daran anpasst", sagt Reisner. Aus demselben Grund ist etwa der "Himars-Effekt" der Ukrainer nach wenigen Monaten verpufft. "Das würde auch für den Taurus gelten."
Verwendete Quellen
> Gespräch mit Oberst Markus Reisner
> washingtonpost.com: "Russian jamming leaves some high-tech U.S. weapons ineffective in Ukraine" (englisch, kostenpflichtig)
> infographics.economist.com: "Modern Positional Warfare and How to Win It" (englisch)
> kyivindependent.com: "The Invisible War: Inside the electronic warfare arms race that could shape course of war in Ukraine" (englisch)
> spiegel.de: "So stört Russland Kiews schlaue Bomben" (kostenpflichtig)
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#Ukraine
Marschflugkörper Taurus: Wunderwaffe gegen Putins Störtechnologie?
Westliche Staaten verfügen bereits über Waffen, die nicht so einfach von russischer Störtechnologie beeinflusst werden können. Dazu gehört etwa der deutsche Marschflugkörper Taurus, der unabhängig von satellitengestützten Systemen seine Ziele treffen kann. Denn er verfügt über weitere Systeme zur Positionsbestimmung: ein Trägheitsnavigationssystem, eine Geländereferenznavigation sowie ein bildverarbeitendes Navigationssystem. Auch deshalb hofft die Ukraine auf Lieferungen aus Deutschland.
Doch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dem Begehren bereits mehrfach eine Absage erteilt. Er begründete das unter anderem mit dem deutschen Sicherheitsinteresse. Der Tenor: Fällt die Waffe in die Hände Russlands, könnte dies wichtige Informationen über die verbaute Technologie an den Kreml verraten. Deutschlands Abschreckungsfähigkeit wäre damit laut Argumentation des Kanzlers gemindert.
Militärexperte Reisner hält das grundsätzlich für ein "valides Argument" – hat jedoch Einwände. Denn die Argumentation des Kanzlers gelte zumindest ein Stück weit für jedes Waffensystem, das an die Ukraine geliefert werde. "Manche dieser Systeme werden wohl auch deshalb nicht im vollen Umfang geliefert, um Russland keine Einblicke in bestimmte Technologien zu ermöglichen." So soll etwa in den Abrams-Kampfpanzern aus US-Produktion nicht die originale Funktechnik eingebaut sein. Auch die Marschflugkörper Storm Shadow/Scalp hat die Ukraine wohl in einer abgespeckten Version erhalten.
"Man muss dabei jedoch bedenken: Jedes dieser Systeme hat nur eine begrenzte Zeit der Wirksamkeit, bis der Gegner sich daran anpasst", sagt Reisner. Aus demselben Grund ist etwa der "Himars-Effekt" der Ukrainer nach wenigen Monaten verpufft. "Das würde auch für den Taurus gelten."
Verwendete Quellen
> Gespräch mit Oberst Markus Reisner
> washingtonpost.com: "Russian jamming leaves some high-tech U.S. weapons ineffective in Ukraine" (englisch, kostenpflichtig)
> infographics.economist.com: "Modern Positional Warfare and How to Win It" (englisch)
> kyivindependent.com: "The Invisible War: Inside the electronic warfare arms race that could shape course of war in Ukraine" (englisch)
> spiegel.de: "So stört Russland Kiews schlaue Bomben" (kostenpflichtig)
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•NEUER BEITRAG10.02.2025, 20:13 Uhr
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Europas Panzer-Milliarden: Aufrüstung in die Vergangenheit?
10. Februar 2025 Lars Lange
Trotz Drohnen-Dominanz und moderner Kriegsführung investieren europäische Staaten Milliarden in Panzer – eine Strategie, die bereits überholt sein könnte. Analyse.
Das Video ist bemerkenswert: Eine handelsübliche Drohne nähert sich einem mexikanischen Armeekonvoi, lässt eine Sprengladung fallen, trifft mehrere Armeeangehörige und verschwindet unbehelligt.
Dieses knapp dreieinhalb Minuten lange Video aus dem Bundesstaat Tamaulipas dokumentiert mehr als nur einen weiteren Angriff eines Drogenkartells auf reguläre Streitkräfte. Es zeigt eine fundamentale Veränderung der Kriegsführung, die sich zeitgleich auch tausendfach in der Ukraine vollzieht.
Die neue Bedrohung
Denn auf dem Video wird deutlich, was mittlerweile alle modernen Armeen erleben müssen: Gegen die neue Bedrohung kleiner Drohnen sind selbst gut ausgerüstete Streitkräfte weitgehend machtlos. Diese Schutzlosigkeit verbindet die mexikanische Armee mit den Streitkräften in der Ukraine, wo beide Seiten unter der wachsenden Dominanz der Drohnen leiden.
Drohnen: 66 Prozent aller Verluste an russischer Ausrüstung
66 Prozent aller Verluste an russischer Ausrüstung sollen im Januar auf das Konto ukrainischer Angriffsdrohnen verschiedener Typen gegangen sein. So steht es auf dem Facebook-Account des Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj.
Die Zahlen lassen sich zwar nicht verifizieren, aber Dutzende Videos auf den einschlägigen Telegram-Kanälen könnten diese These bestätigen.
Viele Videos von zerstörten ukrainischen Panzern zirkulieren auch in der russischen Telegram-Sphäre, hier sind es vor allem die neuen Glasfaser-Drohnen, die erfolgreich Panzer bekämpfen.
Mittel der elektronischen Kriegsführung, um funkferngesteuerte Drohnen wirksam zu stören, sind bei beiden Konfliktparteien sehr weit entwickelt. Glasfaserkabel gesteuerte Drohnen können jedoch nicht mit diesen Mitteln bekämpft werden.
Beide Kriegsparteien geben bereits heute an, teilautonome Drohnen im Einsatz zu haben und an der vollständigen Autonomie zu arbeiten – eine Störung dieser Drohnen wäre, wie bei den per Glasfaserkabel gesteuerten Drohnen, nicht mehr möglich.
Der nächste Wendepunkt
Der Einsatz hunderttausender Drohnen über der Ukraine hat die Art der Kriegsführung bereits unwiderruflich verändert. Die Autonomisierung der Drohnenwaffe wird einen weiteren entscheidenden Wendepunkt in der Kriegsführung darstellen.
Schon jetzt ist zu erkennen, dass die Panzerwaffe in ihrer traditionellen Rolle, die sie seit dem Zweiten Weltkrieg innehatte, ausgedient hat.
Der Panzer fungierte als Durchbruchswaffe, die die feindlichen Linien durchbrechen und tief in feindliches Gebiet vordringen sollte. Daraus entwickelte sich in der Nato-Doktrin das Konzept des schweren Kampfpanzers mit hoher Feuerkraft, starker Panzerung und relativ guter Beweglichkeit.
Das Konzept in Schwierigkeiten
Seine Aufgabe war es, im Verbund mit der mechanisierten Infanterie den Vormarsch anzuführen, feindliche Panzerverbände zu bekämpfen und wichtige Geländepunkte einzunehmen. Insbesondere während des Kalten Krieges war die Vorstellung leitend, dass sich große Panzerverbände in der nordeuropäischen Tiefebene gegenüberstehen würden.
Dieses Konzept bestimmte maßgeblich die Entwicklung westlicher Kampfpanzer wie den Leopard 2 oder den amerikanischen M1 Abrams. Der Panzerkampf wurde als Duell verstanden, in dem Feuerkraft, Panzerung und Beweglichkeit die entscheidenden Faktoren waren.
Doch Drohnen, wie auch drohnengesteuerte Artillerie mit präzisionsgelenkter Munition und fortschrittliche mobile Panzerabwehrwaffen, verhindern nun die Entfaltung von großen Panzerverbänden.
Stattdessen sehen wir in der Regel nur einen einzigen Panzer, der einer kleinen Gruppe von fünf oder sechs gepanzerten Mannschaftstransportern vorausfährt und eine Bresche durch den Minengürtel schlägt. Eine Manöverkriegsführung, in der Gruppen von Panzern selbstständig tief in feindlichem Gebiet operieren, ist durch die allgegenwärtigen Drohnen obsolet geworden.
Und doch bestellt Europa Panzer. Viele Panzer.
Gewaltige Investitionen in gepanzerte Fahrzeuge
Allen voran Italien: 1.000 Panzer des KF-41 Lynx Schützenpanzers in unterschiedlichen Konfigurationen und 380 KF-51 Panther Kampfpanzer will die Regierung in Rom laut Fachportal The Defence Post bei Rheinmetall bestellen.
Stimmen die Zahlen der Defence Post, die sich ihrerseits auf Informationen des Fachmagazins Army Recognition stützt, so werden offenbar um die 30 Milliarden Euro in gepanzerte Fahrzeuge investiert.
Eine Produktion ist in Italien mit dort 60 Prozent Wertschöpfung geplant. Damit entsteht in Europa wieder die erste Kampfpanzerfabrik außerhalb Deutschlands.
Spanien plant den Kauf von Leopard-2-Panzern in der neuesten Version und eine Kampfwertsteigerung der bestehenden Fahrzeuge, zudem Schützenpanzer und weitere gepanzerte Fahrzeuge. Sollten alle Vorhaben umgesetzt werden, wären dies 2.300 gepanzerte Fahrzeuge für geschätzt um die 16 Milliarden Euro.
Das berichtet der Youtube-Kanal Panzer-Universum. Vom Handelsblatt stammt die Information, dass Deutschland bis zu 1.000 Patria-Schützenpanzer aus Finnland zu bestellen beabsichtigt.
Weitere europäische Bestellungen und Panzerfahrzeuge im Zulauf listet das österreichische Portal Militär Aktuell auf.
Polen ist bei den Neubestellungen ebenfalls weit vorne, das Land gibt etwa zehn Milliarden Euro für rund 1.000 K2 Black Panther (Südkorea) und knapp fünf Milliarden Euro für 250 Abrams-Panzer (USA) aus.
Fundamentales Problem No 1: Die Kostenspirale
Diese gewaltigen Investitionen in gepanzerte Fahrzeuge werfen grundlegende Fragen auf. Nicht nur die politische Dimension – dass ein derartiger Aufrüstungsschub das Risiko einer militärischen Eskalation in Europa erhöht – verdient kritische Betrachtung.
Vor allem aus militärischer Perspektive offenbaren sich zwei fundamentale Probleme, die den gesamten europäischen Rüstungskurs infrage stellen.
Das erste Problem ist die Kostenspirale, in die sich die europäischen Staaten durch ihre Abhängigkeit von der privatwirtschaftlich organisierten Rüstungsindustrie begeben.
Eines der besten Beispiele für aus dem Ruder laufende Beschaffungskosten ist der Skyranger von Rheinmetall. Das System ist ein Flugabwehrpanzer, ein Nachfolger des Gepard.
Deutschland hat bereits 19 GTK Boxer Skyranger für 595 Millionen bestellt, und das ergibt dann rund 31,3 Millionen Euro pro Stück. 30 weitere sind als Option vereinbart.
Noch bemerkenswertere Preise zahlt die niederländische Armee: Hier kostet ein einziges Fahrzeug knapp 60 Millionen Euro, wie die Defence News berichtet.
Interessant ist in dem Zusammenhang, sich die Frage zu stellen, wo diese Handvoll Flugabwehrpanzer denn in Deutschland oder in den Niederlanden verteilt werden sollen. Nur vor einem halben Dutzend Kohlekraftwerken?
Oder etwa vor einem Dutzend Industriebetriebe? Oder ausschließlich in Berlin und Den Haag, wo diese vielleicht alle zusammen die jeweiligen Regierungsviertel schützen könnten?
Weiter kostet der Schützenpanzer Lynx für Italien mehr als 15 Millionen Euro pro Stück, der Kampfpanzer Panther um die 26 Millionen Euro.
Zum Vergleich: Russland zahlt nach Forbes für einen modernen Kampfpanzer T-90M etwa 4,5 Millionen Dollar – während ein einzelner Panther mit 26 Millionen Euro zu Buche schlägt, also mehr als dem Fünffachen.
Ein ähnlich drastisches Missverhältnis zeigt sich bei den Schützenpanzern: Der russische BMP-3 kostet zwischen zwei Millionen US-Dollar in der einfachen Version und 5,3 Millionen US-Dollar in der modernsten Ausführung – ein Bruchteil der europäischen Beschaffungskosten.
Auch Preise anderer panzerherstellender Nationen ließen sich zum Vergleich heranziehen. Es würde sich zeigen: Europa ist weltweit führend – bei den Produktionskosten gepanzerter Fahrzeuge.
Interessant ist dabei, dass das marktwirtschaftliche Modell ganz offensichtlich dem gemeinwohlorientierten, also in Staatshand sich befindlichen Wirtschaftsbetrieben klar unterlegen ist.
Zudem zeigt sich: wenn man tatsächlich aufrüsten möchte, dann macht es natürlich keinen Sinn, mit Prozentbeträgen vom Bruttosozialprodukt aufzurüsten, ohne Fähigkeiten zu definieren. Die reine Prozentsummenfixierung ist der feuchte Traum einer privatwirtschaftlichen, monopolistisch strukturierten Kriegsindustrie.
Fundamentales Problem No 2: Die kriegstechnische Relevanz
Das zweite gravierende Problem dieses europäischen Panzerregens ist die Möglichkeit, dass Panzer bereits in sehr kurzer Zeit eine Waffengattung darstellen, die auf dem modernen Schlachtfeld keine Relevanz mehr hat.
Zwar befinden sich etliche europäische Panzerbestellungen bereits im Zulauf zu den Armeen, doch beispielsweise plant Italien mit einem echten Produktionshochlauf erst ab 2029.
Aber dann dürften die Panzer kaum mehr den Erfordernissen des modernen Gefechtsfeldes entsprechen. Die technologische Entwicklung läuft den Panzerbestellungen bereits jetzt schon davon. In wenigen Jahren werden KI-gesteuerte Drohnenschwärme, besonders aus kleinen FPV-Drohnen, zur militärischen Realität.
Diese werden sich selbst koordinieren und Panzerverbände wirksam bekämpfen können. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird diese Technologie 2029 – wenn Italiens Panzerproduktion erst richtig anläuft – bereits ausgereift sein.
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•NEUER BEITRAG10.02.2025, 20:18 Uhr
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Die Entwicklung der Drohnenabwehr
Allerdings ist noch nicht klar, wie sich die Drohnenabwehr zu Beginn des Hochlaufs der europäischen Panzerproduktion entwickeln wird, sodass man optimistisch davon ausgehen könnte, dass Drohnenabwehrsysteme noch nachgerüstet werden können.
Denn bisher gibt es keine überzeugende Drohnenabwehr. Die Frage wäre allerdings, ob dies in den Lieferverträgen enthalten ist oder ob die Kosten dann weiter steigen würden.
Die nachträgliche Integration von Drohnenabwehrsystemen stößt dabei auf ein klassisches Dilemma moderner Panzerentwicklung: Die Fahrzeuge sind bereits im Grundzustand so schwer, dass zusätzliche Schutzsysteme die Mobilität kritisch einschränken würden.
Abstandsaktive Systeme wie das israelische APS "Trophy" haben sich im Palästinakrieg gegen Drohnen als nicht performant erwiesen, obwohl der Hersteller die Wirksamkeit gegen Drohnen herausstreicht. Die israelische Armee ist mittlerweile zur russischen Schutzvariante übergegangen und stattet ihre Panzer mit Metallkäfigen aus.
Damit hinkt Europa gleich in zweifacher Weise Russland hinterher. Denn zum einen ist mit dem Armata bereits seit Jahren ein Serienfahrzeug der neuesten Panzergeneration verfügbar. Erst der Leopard 3 wird hier einen technischen Gleichstand erreichen können.
Und zum anderen scheint die Idee einer Großserienfertigung des Armatas bereits wieder verworfen worden zu sein, und zwar möglicherweise aufgrund der Erfahrungen des Ukraine-Kriegs. Es kann spekuliert werden, dass Russland in Zukunft nicht mehr auf den Formfaktor Hauptkampfpanzer setzen wird. Zumindest scheint die russische Armata nicht weiter mit einem großen Ressourcenbudget bedacht zu werden.
Während Europa also auf teure Hochtechnologie setzt, geht Russland offenbar einen anderen Weg, der auf den ersten Blick rückwärtsgewandt erscheint, der sich jedoch auch als eine zukunftsorientierte Strategie erweisen könnte.
Die schon vergangene Zukunft der Hightech-Kampfpanzer?
Statt im großen Stil neue, moderne Panzer in Auftrag zu geben, arbeitet Russland offenbar die rostigen Altbestände auf, die tatsächlich teilweise bis in die 1950er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückgehen.
Das wird von westlichen Militärbeobachtern gerne verwechselt mit dem Wunsch, hier eine Wirksamkeit westlicher Sanktionen zu entdecken, die den russischen Neupanzerbau behindern, oder es wird mit einem Mangel an Arbeitskräften erklärt.
Vorstellbar wäre aber auch, dass das russische Vorgehen möglicherweise aus einer Analyse des Kriegsbetriebes erfolgt, in der nüchtern die bestehenden Ressourcen mit den materiellen Erfordernissen des Kampfbetriebes abgeglichen werden.
Dabei könnte sich herausstellen, dass selbst ein moderner Hightech-Kampfpanzer, dessen Grundentwurf aus einer nach heutigen Maßstäben militärischen Vorzeit stammt, nur unwesentlich hilfreicher ist als ein kampfwertgesteigertes Kampfpanzermodell aus den 1950er-Jahren.
In diesem Licht wäre die Strategie Russlands, den rostigen Altkampfpanzerbestand improvisatorisch unter Verwendung relativ wenige Ressourcen an die Erfordernisse des modernen Gefechtsfeldes anzupassen, keine Verzweiflungshandlung.
Auf andere Art formuliert: Deutschland setzt auf die Entwicklung den kostenintensiven Leopard-3-Panzer als Brückenlösung zum künftigen Panzer MGCS, der 2040 einsatzbereit sein soll, während Russland 1950er-Jahre-Panzer als Brückentechnologie hin zu einer autonomen Drohnenstreitmacht nutzt. Welche Strategie sich als erfolgreicher erweisen wird, können Historiker erst in der Zukunft bewerten.
Zu ahnen ist nach Stand der Dinge eine Entwicklung, die die brasilianische Militärbeobachterin Patricia Marins beschreibt:
"Armeen, die in Schiffe und vor allem gepanzerte Fahrzeuge investieren, ohne die Entwicklungen in der Ukraine genau zu verfolgen, sind bereits veraltet. / Jeden Tag vergrößern sowohl die russische als auch die ukrainische Armee diese Diskrepanz mit anderen Streitkräften, nicht nur beim Einsatz von Drohnen, sondern auch bei der Flugabwehr und der Taktik des Vormarschs mit kleinen, hochmobilen Gruppen." (Patricia Marins)
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Die Entwicklung der Drohnenabwehr
Allerdings ist noch nicht klar, wie sich die Drohnenabwehr zu Beginn des Hochlaufs der europäischen Panzerproduktion entwickeln wird, sodass man optimistisch davon ausgehen könnte, dass Drohnenabwehrsysteme noch nachgerüstet werden können.
Denn bisher gibt es keine überzeugende Drohnenabwehr. Die Frage wäre allerdings, ob dies in den Lieferverträgen enthalten ist oder ob die Kosten dann weiter steigen würden.
Die nachträgliche Integration von Drohnenabwehrsystemen stößt dabei auf ein klassisches Dilemma moderner Panzerentwicklung: Die Fahrzeuge sind bereits im Grundzustand so schwer, dass zusätzliche Schutzsysteme die Mobilität kritisch einschränken würden.
Abstandsaktive Systeme wie das israelische APS "Trophy" haben sich im Palästinakrieg gegen Drohnen als nicht performant erwiesen, obwohl der Hersteller die Wirksamkeit gegen Drohnen herausstreicht. Die israelische Armee ist mittlerweile zur russischen Schutzvariante übergegangen und stattet ihre Panzer mit Metallkäfigen aus.
Damit hinkt Europa gleich in zweifacher Weise Russland hinterher. Denn zum einen ist mit dem Armata bereits seit Jahren ein Serienfahrzeug der neuesten Panzergeneration verfügbar. Erst der Leopard 3 wird hier einen technischen Gleichstand erreichen können.
Und zum anderen scheint die Idee einer Großserienfertigung des Armatas bereits wieder verworfen worden zu sein, und zwar möglicherweise aufgrund der Erfahrungen des Ukraine-Kriegs. Es kann spekuliert werden, dass Russland in Zukunft nicht mehr auf den Formfaktor Hauptkampfpanzer setzen wird. Zumindest scheint die russische Armata nicht weiter mit einem großen Ressourcenbudget bedacht zu werden.
Während Europa also auf teure Hochtechnologie setzt, geht Russland offenbar einen anderen Weg, der auf den ersten Blick rückwärtsgewandt erscheint, der sich jedoch auch als eine zukunftsorientierte Strategie erweisen könnte.
Die schon vergangene Zukunft der Hightech-Kampfpanzer?
Statt im großen Stil neue, moderne Panzer in Auftrag zu geben, arbeitet Russland offenbar die rostigen Altbestände auf, die tatsächlich teilweise bis in die 1950er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückgehen.
Das wird von westlichen Militärbeobachtern gerne verwechselt mit dem Wunsch, hier eine Wirksamkeit westlicher Sanktionen zu entdecken, die den russischen Neupanzerbau behindern, oder es wird mit einem Mangel an Arbeitskräften erklärt.
Vorstellbar wäre aber auch, dass das russische Vorgehen möglicherweise aus einer Analyse des Kriegsbetriebes erfolgt, in der nüchtern die bestehenden Ressourcen mit den materiellen Erfordernissen des Kampfbetriebes abgeglichen werden.
Dabei könnte sich herausstellen, dass selbst ein moderner Hightech-Kampfpanzer, dessen Grundentwurf aus einer nach heutigen Maßstäben militärischen Vorzeit stammt, nur unwesentlich hilfreicher ist als ein kampfwertgesteigertes Kampfpanzermodell aus den 1950er-Jahren.
In diesem Licht wäre die Strategie Russlands, den rostigen Altkampfpanzerbestand improvisatorisch unter Verwendung relativ wenige Ressourcen an die Erfordernisse des modernen Gefechtsfeldes anzupassen, keine Verzweiflungshandlung.
Auf andere Art formuliert: Deutschland setzt auf die Entwicklung den kostenintensiven Leopard-3-Panzer als Brückenlösung zum künftigen Panzer MGCS, der 2040 einsatzbereit sein soll, während Russland 1950er-Jahre-Panzer als Brückentechnologie hin zu einer autonomen Drohnenstreitmacht nutzt. Welche Strategie sich als erfolgreicher erweisen wird, können Historiker erst in der Zukunft bewerten.
Zu ahnen ist nach Stand der Dinge eine Entwicklung, die die brasilianische Militärbeobachterin Patricia Marins beschreibt:
"Armeen, die in Schiffe und vor allem gepanzerte Fahrzeuge investieren, ohne die Entwicklungen in der Ukraine genau zu verfolgen, sind bereits veraltet. / Jeden Tag vergrößern sowohl die russische als auch die ukrainische Armee diese Diskrepanz mit anderen Streitkräften, nicht nur beim Einsatz von Drohnen, sondern auch bei der Flugabwehr und der Taktik des Vormarschs mit kleinen, hochmobilen Gruppen." (Patricia Marins)
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•NEUER BEITRAG16.02.2025, 20:17 Uhr
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Mehrfachdrohnenwerfer: Neue Superwaffe der modernen Kriegsführung
16. Februar 2025 Lars Lange
Weltweit entwickeln Länder Fahrzeuge, die Dutzende Drohnen gleichzeitig starten können. Diese Mehrfachdrohnenwerfer könnten die Zukunft des Krieges drastisch verändern.
Die militärische Drohnentechnologie steht möglicherweise vor einem bedeutenden Entwicklungssprung. Verschiedene Länder entwickeln derzeit Fahrzeuge, die große Mengen von Drohnen gleichzeitig oder in schneller Folge starten können – Mehrfachdrohnenwerfer.
Diese als Multiple Launch Drone Systems (MLDS) bekannten Konzepte könnten die taktischen Möglichkeiten des Drohneneinsatzes grundlegend erweitern.
So hat sich etwa die russische Lancet-Drohne im Ukraine-Krieg als effektive Waffe erwiesen. Nach Angaben der Eurasiatimes soll sie für die Zerstörung von 45 Prozent der von der Nato gelieferten Artillerie verantwortlich sein.
Die Entwicklung der Mehrfachdrohnenwerfer
Diese Schlagkraft könnte die Entwicklung der Mehrfachdrohnenwerfer angestoßen haben. Fast alle der für die MLDS-Fahrzeuge vorgesehenen Drohnen folgen nämlich dem erfolgreichen Konzept der Lancet – es sind modellflugzeugartige Konstruktionen mit Flügeln, die einen effizienten Gleitflug über längere Strecken ermöglichen.
Angesichts dieser Erfolge überrascht es nicht, dass der erste MLDS-Prototyp von der Kalashnikov-Gruppe speziell für den Massenstart von Lancet-Drohnen konzipiert wurde. Das Online-Fachmagazin für Verteidigung und Sicherheit, Army Recognition, berichtete im August 2023 über ein MLDS-Konzept auf Basis des gepanzerten 6x6 Kamaz 5350 Patrol.
Dieses sieht den Start von bis zu 64 Lancet-Drohnen vor, die in 16 Transport-Launch-Containern untergebracht werden sollten.
Im Januar 2025 kündigte Kalashnikov ein neues System namens KUB-SM an, das auf der kommenden IDEX-2025 in Abu Dhabi, vom 17. bis 21. Februar 2025, vorgestellt werden soll und anscheinend eine Weiterentwicklung des vorigen Konzeptes darstellt.
Nach Angaben von Army Recognition basiert das System auf einem Ural-4320- oder 6370-Fahrzeug und sieht 14 Container für Kampfdrohnen sowie zwei zusätzliche Container für Aufklärungsdrohnen vor.
Neue Starttechnologie und vielseitige Drohneneinsätze
Eine technische Innovation ist das geplante Druckluft-Startsystem, das die ursprünglich vorgesehene röhrenbasierte Lösung mit konventionellen Treibladungen ersetzen soll. Dieser Ansatz verspricht eine vereinfachte Logistik und Wartung. Die integrierten Aufklärungsdrohnen sollen dabei als Relaisstationen für die Kommunikation zwischen den Kampfdrohnen und der Bodenstation dienen.
Anders als das erste Kalaschnikow-Konzept ist hier statt der Lancet-Drohne die KUB-2-Drohne vorgesehen. Die ukrainische Militär-Publikation Defence UA berichtete vor einem Jahr, dass die KUB-2 Drohnen mit ihren Klappflügeln für einen Start aus Containern entwickelt wurden.
Die Drohne gibt es als Kampf- und als Aufklärungsdrohne. Genaue technische Spezifikationen sind bisher nicht bekannt. Die Aufklärungsdrohne soll auch als Relaisstation dienen können und so die Reichweite der Kampf-Version vermutlich erhöhen.
Die KUB-2 Drohnen werden nach Angaben von Defence UA bereits an der Front eingesetzt, allerdings noch nicht von einem MLDS-Fahrzeug aus.
Entwicklungen in China
China verfolgt parallel mehrere MLDS-Konzepte, wie Army Recognition Ende 2024 berichtete. Ein neues System basiert auf dem FAW MV3 6x6 Fahrzeug und ist für den Start der ASN-301 Drohne ausgelegt. Diese auch als Norinco JWS-01 oder Feilong 300A bekannte Drohne ist speziell für die Bekämpfung von Radaranlagen im Frequenzbereich von 2 bis 16 GHz konzipiert.
Mit einer Reichweite von 288 Kilometern, einer Flugzeit von bis zu vier Stunden und der Fähigkeit, Ziele in einem Radius von 25 Kilometern zu erfassen, ist sie deutlich größer als die russischen KUB-Drohnen. Pro Fahrzeug können sechs dieser spezialisierten Anti-Radar-Drohnen mitgeführt werden.
Ein zweites chinesisches System wurde für die CH-901 Drohne entwickelt. Diese hat nur eine Reichweite von etwa 15 Kilometern. Besonders bemerkenswert ist hier die hohe Anzahl von 48 Startröhren pro Fahrzeug. Eine dritte Variante basiert auf dem Dongfeng Mengshi CTL181A Fahrzeug, ebenfalls mit 48 Startröhren, allerdings hier für kleinere FPV-Kamikazedrohnen.
Entwicklungen in Südkorea
Südkorea beschreitet bei der Entwicklung von MLDS einen besonders innovativen Weg. Laut Army Recognition unterscheidet sich das System fundamental von den russischen und chinesischen Ansätzen: Das Trägerfahrzeug selbst ist unbemannt.
Dieses als "Drone Multiple Launcher" bezeichnete System verfügt über eine modulare Architektur mit verschiedenen Startvorrichtungen – sowohl für kleine als auch für mittlere Drohnen. Die Steuerung erfolgt dabei von einem separaten Bodenkontrollfahrzeug aus.
Eine weitere Besonderheit des südkoreanischen Konzeptes ist die geplante Integration in bestehende Waffensysteme. Das MLDS soll mit dem Chunmoo-Mehrfachraketenwerfer und dem L-SAM Luftabwehrsystem vernetzt werden können, was eine flexible Einbindung in verschiedene taktische Szenarien ermöglicht – von dem Fahrzeug sollen also auch Raketen verschossen werden können.
Parallel dazu entwickeln Korea Aerospace Industries und Kia Motors ein zweites System auf Basis des Kia K151 Raycolt 4x4. Dieses bemannte Fahrzeug ist für den Einsatz der CMMAV-Drohne (Compact & Multi-Mission Modular UAV) konzipiert.
Die CMMAV-Drohnen zeichnen sich durch schnell austauschbare Nutzlasten aus und können für Aufklärung, Kommunikationsrelais und Kampfeinsätze konfiguriert werden. Das System ermöglicht den Start von bis zu 20 dieser modularen Drohnen.
Rheinmetall: Völlig anderer Ansatz
Einen völlig anderen Ansatz für Mehrfachdrohnenwerfer verfolgt Rheinmetall, wie The War Zone im Juni 2024 berichtete. Der deutsche Rüstungskonzern entwickelt ein standardcontainerbasiertes Startsystem für die israelischen Hero-Drohnen von UVision.
Das System nutzt also einen modifizierten ISO-Standardcontainer, der mit 126 Startzellen in drei 42-Zellen-Arrays ausgestattet ist. Primär ist es für die Hero-120 Drohne ausgelegt, die eine Reichweite von 40 bis 60 Kilometern und eine Flugzeit von bis zu 60 Minuten aufweist.
Der besondere Vorteil des Container-Konzepts liegt in seiner logistischen Flexibilität: Das System kann von jedem Container-fähigen LKW, Schiff oder Eisenbahnwaggon transportiert – und wahrscheinlich auch zum Einsatz gebracht werden. Zudem ermöglicht die modulare Bauweise eine Anpassung an verschiedene Container-Größen.
Die Erfahrungen des Ukraine-Kriegs
Die vorgestellten MLDS-Entwicklungen verschiedener Nationen spiegeln die Erfahrungen des Ukraine-Kriegs wider: Die Zukunft der Drohnenkriegsführung liegt in der massenhaften, koordinierten Verwendung von Drohnen.
Ein zentraler Aspekt ist die schnelle Verfügbarkeit großer Drohnenmengen direkt an der Front. Die meisten aktuellen Kampfdrohnen, wie die russische Lancet oder die chinesische CH-901, haben eine begrenzte Reichweite von meist deutlich unter 100 Kilometern.
Dies erfordert Startsysteme, die nahe genug an der Front operieren können, um effektive Schläge zu ermöglichen. Gleichzeitig muss die Bedienermannschaft vor feindlichem Feuer geschützt werden.
Die neuen Mehrfachdrohnenwerfer-Konzepte lösen dieses Dilemma durch gepanzerte, hochmobile Plattformen. Der südkoreanische Ansatz geht mit seinem unbemannten Trägerfahrzeug noch einen Schritt weiter und eliminiert das Risiko für die Bedienermannschaft komplett.
Die verschiedenen MLDS-Konzepte zeigen auch, wie die logistische Herausforderung der Drohnenmassen angegangen werden kann. Ob 16 KUB-Drohnen im russischen Projekt, 48 Drohnen in den chinesischen Fahrzeugen oder 126 Hero-Drohnen im Rheinmetall-Container – alle Systeme zielen darauf ab, eine kritische Masse an Drohnen bereitzustellen.
Zunehmende Vernetzung der Systeme
Dies ist besonders wichtig für die Entwicklung von KI-gesteuerten Drohnenschwärmen. Erst die Fähigkeit, große Mengen von Drohnen schnell und koordiniert zu starten, macht echte Schwarmoperationen möglich.
Die Integration von Aufklärungsdrohnen als Relaisstationen, wie im russischen KUB-SM System, deutet bereits auf die zunehmende Vernetzung der Systeme hin.
Der Trend zu größeren Drohnenzahlen wird durch die Erfahrungen aus aktuellen Konflikten getrieben. Army Recognition zitiert chinesische Analysen des Ukraine-Kriegs, die die Bedeutung von Masseneinsätzen für die Überwindung von Luftabwehr und die Erzielung operativer Effekte betonen. MLDS sind dabei die logistische Voraussetzung für solche Taktiken.
Sie ermöglichen es, die benötigte Anzahl von Drohnen nicht nur zu transportieren, sondern auch taktisch mit hoher Geschwindigkeit einzusetzen.
Die Entwicklung von MLDS steht dabei noch am Anfang. Sicher scheint jedoch, dass MLDS eine zentrale Rolle in der Evolution der Drohnenkriegsführung spielen werden – als Voraussetzung für Masseneinsätze und als Grundlage für die kommende Generation KI-gesteuerter Drohnenschwärme.
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