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•NEUES THEMA29.01.2023, 18:20 Uhr
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• Militarisierung der Arktis
Militarisierung der Arktis: Wer betreibt sie, welche Auswirkungen hat sie und natürlich, was sind die Ziele? Und wer wird die Auswirkungen erdulden müssen? Denn auch wenn viele sich unter Arktis nur Eisberge, Wale und Eisbären vorstellen (nein, die Pinguine sind zwar süß + niedlich, kommen aber dort eben nicht vor, sondern viiiiel weiter südlich!), auch Teile der asiatischen und nordamerikanischen Landmasse und sogar "unserer" europäischen fallen unter diesen Begriff. Und da leben Menschen! Und die Übergänge zur Subarktis sind sowieso fließend.
Während Norwegen schon seit langem zur NATO zählt (nicht aber zur EU!), ist die Situation in Schweden und Finnland umgekehrt, sie sind beide EU-Mitglieder - Schweden aber ohne den Euro als Währung -, jedoch militärisch zwar schon eingebunden, aber offiziell noch "neutral", haben aber ihre Mitgliedschaft jedoch schon beantragt (es ist eben alles Putins Schuld).
Für die große Mehrheit der Menschen im Norden dieser beiden Länder wird das nichts Gutes bedeuten, besonders negativ dürfte sich diese Militarisierung dabei - wieder einmal - gegen die indigene Bevölkerung der Länder richten, gegen die Sámi/SamInnen.
Dazu gibt es eine Schwerpunktseite in der jW vom 25. Januar:
Von Gabriel Kuhn
Indigene Bevölkerung Europas
Sámi zwischen den Fronten
NATO-Eintritt Schwedens und Finnlands für indigene Bevölkerung ein Problem. Vertreter um Frieden bemüht
Die Sorgen wurden früh artikuliert. Nur einen Tag nachdem Schweden und Finnland am 18. Mai 2022 ihren Antrag auf NATO-Mitgliedschaft eingereicht hatten, erklärte Per-Olof Nutti, Sprecher des samischen Parlaments in Schweden, einem Reporter des schwedischen Fernsehens, dass »NATO-Übungen einen großen Einfluss« auf seine Arbeit haben werden. Mehr als ein halbes Jahr später wurde diese Einschätzung auch im UN-Menschenrechtsrat präsentiert. Anlässlich eines Seminars zu den »Auswirkungen der Militarisierung auf indigene Gesellschaften« erklärte dort Rune Fjellheim, Sachverständiger des Samischen Rates, dass »die Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands in der NATO zu mehr militärischen Einrichtungen, Übungen und Aktivitäten in Sápmi« führen werde.
Die Sámi sind die einzig offiziell anerkannte indigene Gesellschaft in der EU. Als Sápmi bezeichnen sie ihr traditionelles Siedlungsgebiet. Gegenwärtig wird die samische Bevölkerung auf ungefähr 100.000 Menschen geschätzt, die Mehrheit davon lebt in Norwegen. Die samische Gemeinde auf der russischen Kola-Halbinsel ist mit rund 2.000 Angehörigen die kleinste.
Die angebahnte NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands beschäftigt die samische Gesellschaft aus mehreren Gründen. Zum ersten ist die militärische Präsenz in Sápmi seit Jahrzehnten stark. Vor allem Winterübungen werden hier regelmäßig durchgeführt. Im NATO-Mitgliedsland Norwegen gibt es jede Menge feste militärische Einrichtungen. Schon jetzt bestätigen Berichte aus der Region die Befürchtung, dass eine NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands diese Militärpräsenz weiter verstärken würde. Es wird eine höhere Frequenz an Militärflügen und Truppenbewegungen beobachtet, und im nordschwedischen Nationalpark Abisko wurde der vom schwedischen Militär frequentierte Hubschrauberlandeplatz aufgerüstet.
Die militärische Aufrüstung in der Region bleibt nicht auf Sápmi beschränkt. Es gibt einen Kampf um die Kontrolle der Arktis. Die ist reich an Rohstoffen (Metalle, Erdöl, Erdgas). Durch die Eisschmelze öffnen sich neue Seewege, Militärbasen haben große strategische Bedeutung. In Sápmi protestieren samische Aktivisten immer wieder gegen Bergwerksbauten, Eisenbahnprojekte und Militärübungen, die negativen Einfluss auf die traditionelle Lebensweise der Sámi haben, deren materielle Grundlage Jagd, Fischfang und Rentierhaltung sind.
Was die NATO-Beitrittsanträge von Schweden und Finnland betrifft, machen die Verhältnisse an der 1.340 Kilometer langen finnisch-russischen Grenze besondere Sorgen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konnten samische Rentierhalter jahrzehntelang die Grenze ungehindert überqueren, um entlaufene Rentiere einzufangen und Herden umzuleiten. Eine Militarisierung der Grenze würde dem ein Ende setzen und die Rentierhalter in ökonomische Bedrängnis bringen.
Vertreter der Sámi betonen immer wieder, dass sie die Notwendigkeit nationaler Verteidigungspolitik respektieren. Als die deutsche Wehrmacht 1944 aus Norwegen abzog, legte sie die nördlichste Provinz des Landes, die mehrheitlich von Sámi bewohnte Finnmark, in Schutt und Asche. Der Erzählung zufolge blieb auf dem Gebiet, das größer als Dänemark ist, eine einzige Kirche erhalten. Die norwegische Regierung hatte ursprünglich nicht einmal Pläne, die abgelegene Provinz wieder aufzubauen. Der Wiederaufbau verdankte sich einzig der Eigeninitiative der lokalen Bevölkerung.
Frieden ist ein zentrales Thema in der samischen Kultur. Der bekannte samische Dichter Nils-Aslak Valkeapää wurde nie müde zu betonen, dass es in der samischen Sprache kein Wort für »Krieg« gebe. Dass Sámi im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen NATO-Ländern und Russland zum Kampf gegeneinander gezwungen werden könnten, ist für viele Bewohner Sápmis eine schrecklich Vorstellung.
Aber schon jetzt haben die geopolitischen Entwicklungen negative Auswirkungen auf die innersamischen Beziehungen. Aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen sowie unterschiedlicher Bewertungen des Krieges in der Ukraine nehmen zur Zeit keine samischen Organisationen aus Russland an Sitzungen des 1956 gegründeten Samischen Rates teil. Dieser ist das wichtigste politische Gremium der samischen Gesellschaft und bemühte sich nach Ende des Kalten Krieges um die Integration der in Russland lebenden Sámi. Doch, wie der indische Historiker Vijay Prashad auf der Website des Sozialforschungsinstituts The Tricontinental anmerkte: »In der Arktis wehen wieder die Winde des Kalten Krieges.«
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#Schweden
#Finnland
#Militarisierung
#Sapmi
#Lappland
#indigen
#samisch
#Sami
Während Norwegen schon seit langem zur NATO zählt (nicht aber zur EU!), ist die Situation in Schweden und Finnland umgekehrt, sie sind beide EU-Mitglieder - Schweden aber ohne den Euro als Währung -, jedoch militärisch zwar schon eingebunden, aber offiziell noch "neutral", haben aber ihre Mitgliedschaft jedoch schon beantragt (es ist eben alles Putins Schuld).
Für die große Mehrheit der Menschen im Norden dieser beiden Länder wird das nichts Gutes bedeuten, besonders negativ dürfte sich diese Militarisierung dabei - wieder einmal - gegen die indigene Bevölkerung der Länder richten, gegen die Sámi/SamInnen.
Dazu gibt es eine Schwerpunktseite in der jW vom 25. Januar:
Von Gabriel Kuhn
Indigene Bevölkerung Europas
Sámi zwischen den Fronten
NATO-Eintritt Schwedens und Finnlands für indigene Bevölkerung ein Problem. Vertreter um Frieden bemüht
Die Sorgen wurden früh artikuliert. Nur einen Tag nachdem Schweden und Finnland am 18. Mai 2022 ihren Antrag auf NATO-Mitgliedschaft eingereicht hatten, erklärte Per-Olof Nutti, Sprecher des samischen Parlaments in Schweden, einem Reporter des schwedischen Fernsehens, dass »NATO-Übungen einen großen Einfluss« auf seine Arbeit haben werden. Mehr als ein halbes Jahr später wurde diese Einschätzung auch im UN-Menschenrechtsrat präsentiert. Anlässlich eines Seminars zu den »Auswirkungen der Militarisierung auf indigene Gesellschaften« erklärte dort Rune Fjellheim, Sachverständiger des Samischen Rates, dass »die Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands in der NATO zu mehr militärischen Einrichtungen, Übungen und Aktivitäten in Sápmi« führen werde.
Die Sámi sind die einzig offiziell anerkannte indigene Gesellschaft in der EU. Als Sápmi bezeichnen sie ihr traditionelles Siedlungsgebiet. Gegenwärtig wird die samische Bevölkerung auf ungefähr 100.000 Menschen geschätzt, die Mehrheit davon lebt in Norwegen. Die samische Gemeinde auf der russischen Kola-Halbinsel ist mit rund 2.000 Angehörigen die kleinste.
Die angebahnte NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands beschäftigt die samische Gesellschaft aus mehreren Gründen. Zum ersten ist die militärische Präsenz in Sápmi seit Jahrzehnten stark. Vor allem Winterübungen werden hier regelmäßig durchgeführt. Im NATO-Mitgliedsland Norwegen gibt es jede Menge feste militärische Einrichtungen. Schon jetzt bestätigen Berichte aus der Region die Befürchtung, dass eine NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands diese Militärpräsenz weiter verstärken würde. Es wird eine höhere Frequenz an Militärflügen und Truppenbewegungen beobachtet, und im nordschwedischen Nationalpark Abisko wurde der vom schwedischen Militär frequentierte Hubschrauberlandeplatz aufgerüstet.
Die militärische Aufrüstung in der Region bleibt nicht auf Sápmi beschränkt. Es gibt einen Kampf um die Kontrolle der Arktis. Die ist reich an Rohstoffen (Metalle, Erdöl, Erdgas). Durch die Eisschmelze öffnen sich neue Seewege, Militärbasen haben große strategische Bedeutung. In Sápmi protestieren samische Aktivisten immer wieder gegen Bergwerksbauten, Eisenbahnprojekte und Militärübungen, die negativen Einfluss auf die traditionelle Lebensweise der Sámi haben, deren materielle Grundlage Jagd, Fischfang und Rentierhaltung sind.
Was die NATO-Beitrittsanträge von Schweden und Finnland betrifft, machen die Verhältnisse an der 1.340 Kilometer langen finnisch-russischen Grenze besondere Sorgen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konnten samische Rentierhalter jahrzehntelang die Grenze ungehindert überqueren, um entlaufene Rentiere einzufangen und Herden umzuleiten. Eine Militarisierung der Grenze würde dem ein Ende setzen und die Rentierhalter in ökonomische Bedrängnis bringen.
Vertreter der Sámi betonen immer wieder, dass sie die Notwendigkeit nationaler Verteidigungspolitik respektieren. Als die deutsche Wehrmacht 1944 aus Norwegen abzog, legte sie die nördlichste Provinz des Landes, die mehrheitlich von Sámi bewohnte Finnmark, in Schutt und Asche. Der Erzählung zufolge blieb auf dem Gebiet, das größer als Dänemark ist, eine einzige Kirche erhalten. Die norwegische Regierung hatte ursprünglich nicht einmal Pläne, die abgelegene Provinz wieder aufzubauen. Der Wiederaufbau verdankte sich einzig der Eigeninitiative der lokalen Bevölkerung.
Frieden ist ein zentrales Thema in der samischen Kultur. Der bekannte samische Dichter Nils-Aslak Valkeapää wurde nie müde zu betonen, dass es in der samischen Sprache kein Wort für »Krieg« gebe. Dass Sámi im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen NATO-Ländern und Russland zum Kampf gegeneinander gezwungen werden könnten, ist für viele Bewohner Sápmis eine schrecklich Vorstellung.
Aber schon jetzt haben die geopolitischen Entwicklungen negative Auswirkungen auf die innersamischen Beziehungen. Aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen sowie unterschiedlicher Bewertungen des Krieges in der Ukraine nehmen zur Zeit keine samischen Organisationen aus Russland an Sitzungen des 1956 gegründeten Samischen Rates teil. Dieser ist das wichtigste politische Gremium der samischen Gesellschaft und bemühte sich nach Ende des Kalten Krieges um die Integration der in Russland lebenden Sámi. Doch, wie der indische Historiker Vijay Prashad auf der Website des Sozialforschungsinstituts The Tricontinental anmerkte: »In der Arktis wehen wieder die Winde des Kalten Krieges.«
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•NEUER BEITRAG29.01.2023, 18:22 Uhr
EDIT: arktika
29.01.2023, 18:23 Uhr
29.01.2023, 18:23 Uhr
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Hintergrund: Aufrüstung in Nordeuropa
Seit Jahren arbeiten die militärischen Kräfte des NATO-Mitgliedslandes Norwegen mit denen der Nachbarländer Schweden und Finnland eng zusammen. Das bedeutet auch, dass NATO-Truppen längst auf schwedischem und finnischem Boden Übungen durchführen, nicht zuletzt im Kontext multinationaler Großmanöver wie »Cold Response« oder der »Arctic Challenge Exercise«. Die betreffenden NATO-Einheiten kommen dabei nicht allein aus Norwegen. Wer außerhalb der Touristensaison im Norden Schwedens auf einer der größeren Campinganlagen eine Unterkunft buchen will, wird oft abgewiesen. Alle Hütten sind vom US-Militär belegt. Was dieses dort unternimmt, darf aus Gründen nationaler Sicherheit nicht mitgeteilt werden. Zudem dient das Raumfahrtzentrum der Swedish Space Corporation in Kiruna als Basis für Geoengineering-Experimente. Im März 2021 konnten samische Proteste eine größere Testserie verhindern.
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine werden Militäranlagen nicht nur in Sápmi ausgebaut, sondern auch in der gesamten arktischen Region. Das NATO-Mitgliedsland Dänemark rüstet auf den Färöern auf und in Grönland, wo auch die USA aktiv sind. Der Luftstützpunkt Thule, den die US-Luftwaffe dort seit 1951 betreibt, soll mit vier Milliarden US-Dollar modernisiert werden. Parallel werden grönländische Häfen umgebaut, um US-Kriegsschiffe beherbergen zu können. Das sind Projekte, von denen die Öffentlichkeit Kenntnis hat. Zwischen 1958 und 1966 betrieb das US-Militär auf Grönland eine Militärbasis, das »Camp Century«, im geheimen, um Atomwaffen zu installieren. Nicht einmal die dänische Regierung war zur Gänze in die Aktivitäten eingeweiht. Heute lagern 10.000 Tonnen Atommüll 50 Meter unter der Oberfläche. Im Jahr 2016 kündigte ein kanadisch-schweizerisches Forscherteam angesichts der Eisschmelze noch vor Ende des Jahrhunderts eine ökologische Katastrophe an. Die dänische Regierung initiierte daraufhin das »Camp Century Monitoring Programme«.
Die Aufrüstung in der Arktis ist wesentlich geopolitisch geprägt. Der Einfluss Chinas und Russlands in der Region soll zurückgedrängt werden. Dies wird auch in der Entwicklung des 1996 gegründeten Arktischen Rats deutlich. Ursprünglich gehörten diesem Vertreter Dänemarks, Islands, Norwegens, Schwedens, Finnlands, Russlands, Kanadas und der USA an. Gemeinsam wollte man sich den Herausforderungen des Klimawandels in der Region widmen. Aufgrund des Ukraine-Krieges gibt es seit März 2022 keine russischen Vertreter mehr im Rat, während Schweden und Finnland als letzte der verbliebenen Länder auf dem Weg in die NATO sind.
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Hintergrund: Aufrüstung in Nordeuropa
Seit Jahren arbeiten die militärischen Kräfte des NATO-Mitgliedslandes Norwegen mit denen der Nachbarländer Schweden und Finnland eng zusammen. Das bedeutet auch, dass NATO-Truppen längst auf schwedischem und finnischem Boden Übungen durchführen, nicht zuletzt im Kontext multinationaler Großmanöver wie »Cold Response« oder der »Arctic Challenge Exercise«. Die betreffenden NATO-Einheiten kommen dabei nicht allein aus Norwegen. Wer außerhalb der Touristensaison im Norden Schwedens auf einer der größeren Campinganlagen eine Unterkunft buchen will, wird oft abgewiesen. Alle Hütten sind vom US-Militär belegt. Was dieses dort unternimmt, darf aus Gründen nationaler Sicherheit nicht mitgeteilt werden. Zudem dient das Raumfahrtzentrum der Swedish Space Corporation in Kiruna als Basis für Geoengineering-Experimente. Im März 2021 konnten samische Proteste eine größere Testserie verhindern.
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine werden Militäranlagen nicht nur in Sápmi ausgebaut, sondern auch in der gesamten arktischen Region. Das NATO-Mitgliedsland Dänemark rüstet auf den Färöern auf und in Grönland, wo auch die USA aktiv sind. Der Luftstützpunkt Thule, den die US-Luftwaffe dort seit 1951 betreibt, soll mit vier Milliarden US-Dollar modernisiert werden. Parallel werden grönländische Häfen umgebaut, um US-Kriegsschiffe beherbergen zu können. Das sind Projekte, von denen die Öffentlichkeit Kenntnis hat. Zwischen 1958 und 1966 betrieb das US-Militär auf Grönland eine Militärbasis, das »Camp Century«, im geheimen, um Atomwaffen zu installieren. Nicht einmal die dänische Regierung war zur Gänze in die Aktivitäten eingeweiht. Heute lagern 10.000 Tonnen Atommüll 50 Meter unter der Oberfläche. Im Jahr 2016 kündigte ein kanadisch-schweizerisches Forscherteam angesichts der Eisschmelze noch vor Ende des Jahrhunderts eine ökologische Katastrophe an. Die dänische Regierung initiierte daraufhin das »Camp Century Monitoring Programme«.
Die Aufrüstung in der Arktis ist wesentlich geopolitisch geprägt. Der Einfluss Chinas und Russlands in der Region soll zurückgedrängt werden. Dies wird auch in der Entwicklung des 1996 gegründeten Arktischen Rats deutlich. Ursprünglich gehörten diesem Vertreter Dänemarks, Islands, Norwegens, Schwedens, Finnlands, Russlands, Kanadas und der USA an. Gemeinsam wollte man sich den Herausforderungen des Klimawandels in der Region widmen. Aufgrund des Ukraine-Krieges gibt es seit März 2022 keine russischen Vertreter mehr im Rat, während Schweden und Finnland als letzte der verbliebenen Länder auf dem Weg in die NATO sind.
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•NEUER BEITRAG29.01.2023, 18:36 Uhr
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Indigene Bevölkerung Europas
»Dann macht der Staat, was er will«
Rentierhaltung in Sápmi und gesteigerte NATO-Militärpräsenz. Ein Gespräch mit Niila Inga
(Niila Inga ist Vorsitzender der Vereinigung samischer Rentierhalter im Gebiet der Stadt Kiruna in ÂNordschweden. - [Das ist da, wo gerade große Vorräte "Seltener Erden" abgebaut werden sollen und wo die Stadt sowieso schon "umziehen" muß, wegen Erzabbaus, die Menschen, gleich welcher Ethnie, also eh schon doppelt gearscht sind.; arkt.])
Immer wieder tauchen in samischen Medien Berichte darüber auf, dass die Rentierhaltung durch die militärische Präsenz in Sápmi gestört wird. Das betrifft auch Ihre lokale Gemeinschaft, Ihr Sameby Laevas, das im Gebiet der Stadt Kiruna liegt. Sie selbst haben sich dazu immer wieder öffentlich geäußert. Was ist das Problem?
Zum einen haben wir im Gebiet unseres Samebys einen großen Truppenübungsplatz, Kalixfors, der vor allen für Winterübungen verwendet wird. Während dieser Übungen wird das Gelände abgeriegelt, auch uns wird der Zugang verwehrt, oft wochenlang. Wir müssen dann unsere Rentiere einsammeln und die Herden aus dem Gebiet herausführen. Das bedeutet nicht nur viel Arbeit, es setzt die Rentiere auch hohen Belastungen aus. Vor allem aber gibt es keine alternativen Weideplätze, auf die wir sie führen können, weil unser Gebiet an die Gebiete anderer Rentierhalter angrenzt. Das Ganze wird also zu einem Futterproblem, eine schwierige Situation. Dazu kommen die zahlreichen Militärflüge im Bereich des Bergs Kebnekaise, die auch außerhalb des Truppenübungsplatzes durchgeführt werden. Die Helikopter schrecken die Rentierherden auf, die deshalb ihre Weidegebiete verlassen. Wir dürfen sie dann wieder zurückholen.
Anscheinend hilft das Militär manchmal dabei. Stehen Sie im Dialog mit den Verantwortlichen?
Nun ja. Manchmal scheucht das Militär die Tiere mit den Helikoptern wieder zurück. Man kann das Hilfe nennen. Einen Dialog gibt es, aber der entspricht dem Dialog der Sámi mit dem schwedischen Staat im allgemeinen: Wir dürfen unsere Bedenken vortragen, dann macht der Staat, was er will. Das Militär präsentiert immer fertige Pläne, und wenn wir diese in Frage stellen, macht das kaum einen Unterschied. Aber es gibt auch Erfolge. In Norwegen gelang es den Rentierhaltern der Vereinigung Gielas, nördlich von Narvik, eine große NATO-Übung im Jahr 2022 zu stoppen.
Wer führt auf dem Truppenübungsplatz Kalixfors Manöver durch? Sind das nur schwedische Militärs?
Nein. Aber genaue Informationen erhalten wir selten. Man verweist immer auf sicherheitspolitische Interessen und hält vieles geheim. Aber schon lange vor dem schwedischen Ansuchen um NATO-Mitgliedschaft haben auch NATO-Truppen hier Übungen durchgeführt. Militärverbände vieler Länder kommen gern hierher, hier gibt es wenigstens noch richtigen Winter.
Wird es im Falle einer NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands zu noch mehr Militärübungen in Sápmi kommen?
Davon müssen wir ausgehen.
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Indigene Bevölkerung Europas
»Dann macht der Staat, was er will«
Rentierhaltung in Sápmi und gesteigerte NATO-Militärpräsenz. Ein Gespräch mit Niila Inga
(Niila Inga ist Vorsitzender der Vereinigung samischer Rentierhalter im Gebiet der Stadt Kiruna in ÂNordschweden. - [Das ist da, wo gerade große Vorräte "Seltener Erden" abgebaut werden sollen und wo die Stadt sowieso schon "umziehen" muß, wegen Erzabbaus, die Menschen, gleich welcher Ethnie, also eh schon doppelt gearscht sind.; arkt.])
Immer wieder tauchen in samischen Medien Berichte darüber auf, dass die Rentierhaltung durch die militärische Präsenz in Sápmi gestört wird. Das betrifft auch Ihre lokale Gemeinschaft, Ihr Sameby Laevas, das im Gebiet der Stadt Kiruna liegt. Sie selbst haben sich dazu immer wieder öffentlich geäußert. Was ist das Problem?
Zum einen haben wir im Gebiet unseres Samebys einen großen Truppenübungsplatz, Kalixfors, der vor allen für Winterübungen verwendet wird. Während dieser Übungen wird das Gelände abgeriegelt, auch uns wird der Zugang verwehrt, oft wochenlang. Wir müssen dann unsere Rentiere einsammeln und die Herden aus dem Gebiet herausführen. Das bedeutet nicht nur viel Arbeit, es setzt die Rentiere auch hohen Belastungen aus. Vor allem aber gibt es keine alternativen Weideplätze, auf die wir sie führen können, weil unser Gebiet an die Gebiete anderer Rentierhalter angrenzt. Das Ganze wird also zu einem Futterproblem, eine schwierige Situation. Dazu kommen die zahlreichen Militärflüge im Bereich des Bergs Kebnekaise, die auch außerhalb des Truppenübungsplatzes durchgeführt werden. Die Helikopter schrecken die Rentierherden auf, die deshalb ihre Weidegebiete verlassen. Wir dürfen sie dann wieder zurückholen.
Anscheinend hilft das Militär manchmal dabei. Stehen Sie im Dialog mit den Verantwortlichen?
Nun ja. Manchmal scheucht das Militär die Tiere mit den Helikoptern wieder zurück. Man kann das Hilfe nennen. Einen Dialog gibt es, aber der entspricht dem Dialog der Sámi mit dem schwedischen Staat im allgemeinen: Wir dürfen unsere Bedenken vortragen, dann macht der Staat, was er will. Das Militär präsentiert immer fertige Pläne, und wenn wir diese in Frage stellen, macht das kaum einen Unterschied. Aber es gibt auch Erfolge. In Norwegen gelang es den Rentierhaltern der Vereinigung Gielas, nördlich von Narvik, eine große NATO-Übung im Jahr 2022 zu stoppen.
Wer führt auf dem Truppenübungsplatz Kalixfors Manöver durch? Sind das nur schwedische Militärs?
Nein. Aber genaue Informationen erhalten wir selten. Man verweist immer auf sicherheitspolitische Interessen und hält vieles geheim. Aber schon lange vor dem schwedischen Ansuchen um NATO-Mitgliedschaft haben auch NATO-Truppen hier Übungen durchgeführt. Militärverbände vieler Länder kommen gern hierher, hier gibt es wenigstens noch richtigen Winter.
Wird es im Falle einer NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands zu noch mehr Militärübungen in Sápmi kommen?
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•NEUER BEITRAG29.01.2023, 20:33 Uhr
EDIT: FPeregrin
29.01.2023, 21:30 Uhr
29.01.2023, 21:30 Uhr
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FPeregrin | |
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"Frieden ist ein zentrales Thema in der samischen Kultur. Der bekannte samische Dichter Nils-Aslak Valkeapää wurde nie müde zu betonen, dass es in der samischen Sprache kein Wort für »Krieg« gebe. Dass Sámi im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen NATO-Ländern und Russland zum Kampf gegeneinander gezwungen werden könnten, ist für viele Bewohner Sápmis eine schrecklich Vorstellung."
Die beiden äußeren Sätze sind richtig, was damit zusammenhängt, daß die arktischen Völker "von sich aus" grundsätzlich keine Kriege führen und geführt haben, weil sie unter den verschärften Lebensbedingungen das Überleben aller gefährden. Daher eine Tradition des "Ausverhandelns" bis zum letzten Punkt. Daß es deshalb kein Wort mit der Bedeutung 'Krieg' gäbe, ist ein Ethno-Mythos, den der - mit Verlaub, bei aller sonstigen Verehrung - Reaktionär Nils-Aslak Valkeapää ausgiebig unter die Leute bringen konnte, die kein Sámisch können. Hier reicht ein Blick in das Wörterbuch. Das "Sámi-Duiskka Sátnegirji" von Pekka Sammallahti & Klaus Peter Nickel führt S. 653f. eine ganze Latte Komposita und Derivate zu soahtat 'kämpfen', 'Kriegführen' und soahti 'Krieg', 'Kampf, Gefecht' - dabei sogar: soahttát 'einen Krieg anfangen' -, die zumindest auf mich - ich bin kein Finnougrist -, nicht einmal den Eindruck von Lehnlexemen machen. Sowas kann man auch im sonnigen Stockholm nachgucken, wenn ich es hier zuhause im noch sonnigeren Lüttjenkaxtrup kann ...!
"Als die deutsche Wehrmacht 1944 aus Norwegen abzog, legte sie die nördlichste Provinz des Landes, die mehrheitlich von Sámi bewohnte Finnmark, in Schutt und Asche. Der Erzählung zufolge blieb auf dem Gebiet, das größer als Dänemark ist, eine einzige Kirche erhalten."
Auch das kann man mal recherchieren. Ich weiß nicht einmal, ob das für die Innere Finnmark stimmt. In Kautokeino ist auch die Kirche angesteckt worden. In Karasjok ist die alte Kirche als einziges Gebäude stehengeblieben. Die Nazi-Wehrmachtsärsche hatten wohl manchmal Angst vom Lieben Gott! Ich schließe also nicht völlig aus, daß es das anderswo auch gegeben hat, aber mir fällt kein Beispiel ein. - Aber in Bugøynes in der Ost-Finnmark hat der deutsche Kommandant befehlswidrig ausgehandelt, vom Abfackeln abzusehen, wenn die Bevölkerung ihm beim Rückzug über den Varangerfjord helfen würde. So ist der Ort erhalten geblieben. Dessen Einwohner sind allerdings überwiegend Kven, keine Sámen. - Daß einem allerdings die Ausnahmen einfallen, zeigt ganz gut wie die "saubere Wehrmacht" hier gewütet hat...
***
P.S. zu Ersterem, weil mich der Quatsch noch immer ärgert: Wenn 'Frieden' in einer Kultur eine große Rolle spielt, dann hat man auch - wie verschwommen auch immer - einen Gegenbegriff. Und 'Frieden' kann nur dann eine kulturelle Rolle spielen, wenn man weiß, daß er eben nicht selbstverständlich ist! Dies kann einem auch dann klar sein, wenn der Weg zum sámischen Wörterbuch als zu weit erscheint!
Die beiden äußeren Sätze sind richtig, was damit zusammenhängt, daß die arktischen Völker "von sich aus" grundsätzlich keine Kriege führen und geführt haben, weil sie unter den verschärften Lebensbedingungen das Überleben aller gefährden. Daher eine Tradition des "Ausverhandelns" bis zum letzten Punkt. Daß es deshalb kein Wort mit der Bedeutung 'Krieg' gäbe, ist ein Ethno-Mythos, den der - mit Verlaub, bei aller sonstigen Verehrung - Reaktionär Nils-Aslak Valkeapää ausgiebig unter die Leute bringen konnte, die kein Sámisch können. Hier reicht ein Blick in das Wörterbuch. Das "Sámi-Duiskka Sátnegirji" von Pekka Sammallahti & Klaus Peter Nickel führt S. 653f. eine ganze Latte Komposita und Derivate zu soahtat 'kämpfen', 'Kriegführen' und soahti 'Krieg', 'Kampf, Gefecht' - dabei sogar: soahttát 'einen Krieg anfangen' -, die zumindest auf mich - ich bin kein Finnougrist -, nicht einmal den Eindruck von Lehnlexemen machen. Sowas kann man auch im sonnigen Stockholm nachgucken, wenn ich es hier zuhause im noch sonnigeren Lüttjenkaxtrup kann ...!
"Als die deutsche Wehrmacht 1944 aus Norwegen abzog, legte sie die nördlichste Provinz des Landes, die mehrheitlich von Sámi bewohnte Finnmark, in Schutt und Asche. Der Erzählung zufolge blieb auf dem Gebiet, das größer als Dänemark ist, eine einzige Kirche erhalten."
Auch das kann man mal recherchieren. Ich weiß nicht einmal, ob das für die Innere Finnmark stimmt. In Kautokeino ist auch die Kirche angesteckt worden. In Karasjok ist die alte Kirche als einziges Gebäude stehengeblieben. Die Nazi-Wehrmachtsärsche hatten wohl manchmal Angst vom Lieben Gott! Ich schließe also nicht völlig aus, daß es das anderswo auch gegeben hat, aber mir fällt kein Beispiel ein. - Aber in Bugøynes in der Ost-Finnmark hat der deutsche Kommandant befehlswidrig ausgehandelt, vom Abfackeln abzusehen, wenn die Bevölkerung ihm beim Rückzug über den Varangerfjord helfen würde. So ist der Ort erhalten geblieben. Dessen Einwohner sind allerdings überwiegend Kven, keine Sámen. - Daß einem allerdings die Ausnahmen einfallen, zeigt ganz gut wie die "saubere Wehrmacht" hier gewütet hat...
***
P.S. zu Ersterem, weil mich der Quatsch noch immer ärgert: Wenn 'Frieden' in einer Kultur eine große Rolle spielt, dann hat man auch - wie verschwommen auch immer - einen Gegenbegriff. Und 'Frieden' kann nur dann eine kulturelle Rolle spielen, wenn man weiß, daß er eben nicht selbstverständlich ist! Dies kann einem auch dann klar sein, wenn der Weg zum sámischen Wörterbuch als zu weit erscheint!
•NEUER BEITRAG29.01.2023, 20:41 Uhr
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FPeregrin | |
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FN zum 'Arktischen Rat':" Ursprünglich gehörten diesem Vertreter Dänemarks, Islands, Norwegens, Schwedens, Finnlands, Russlands, Kanadas und der USA an. [...] Aufgrund des Ukraine-Krieges gibt es seit März 2022 keine russischen Vertreter mehr im Rat"
Man gucke ich mal eine politische Karte des arktischen Ozeans an, ... wer wie-lange Küstenabschnitte hat z.B. - 'Arktischer Rat' ohne Rußland ist wie Kneipe ohne Bier! Lächerlich!
Man gucke ich mal eine politische Karte des arktischen Ozeans an, ... wer wie-lange Küstenabschnitte hat z.B. - 'Arktischer Rat' ohne Rußland ist wie Kneipe ohne Bier! Lächerlich!
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