Ganz so ausgelassen, wie es gerne berichtet wird, war die WM-Party in Deutschland nicht überall. In einigen Städten gab es Jagdszenen, in Hamburg griff ein Mob, darunter NPD-Kader, ein Haus an, in Hannover wurden zwei Italiener erschossen. Möglicherweise handelte es sich bei dem Täter um einen Neonazi. Holger B., der mutmaßliche Doppelmörder vom Steintor in Hannover, soll in der Vergangenheit durch rassistische Äußerungen aufgefallen und im Besitz von Nazi-Fahnen und ähnlichen Emblemen gewesen sein, berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung.
Das Blatt berichtet weiter, zwei Tage, bevor B. am 05. Juli 2010 zwei Italiener in der Bar „Columbus“ mit Kopfschüssen regelrecht hinrichtete, hatte Holger B. nach Beobachtungen von Zeugen im Steintor zwei Schwarze angepöbelt. Den Angaben zufolge hielt sich B. wenige Minuten nach dem Ende des WM-Viertelfinalspiels Deutschland-Argentinien vor dem „Bayern Stadl“ in der Scholvinstraße auf. Er war betrunken. „Als er zwei Schwarze sah, die eine Deutschland-Fahne schwenkten, tickte er aus“, sagt ein junger Mann, der nicht genannt werden möchte, der Zeitung. Holger B. soll zu den beiden Männern gerannt sein und ihnen das Stück Stoff entrissen haben. „Dann hat er geschrieen: ,Ihr befleckt die deutsche Fahne‘“, sagte demnach der Augenzeuge.
Außerdem soll der 42-Jährige den Schwarzen eine Tätowierung, ähnlich einem Hakenkreuz, auf seinem rechten Oberarm gezeigt haben. Eine langjährige Bekannte des Täters berichtet laut HAZ, dass in dessen Wohnung bereits vor Jahren eine Hakenkreuz- und eine SS-Flagge gehangen hätten. Außerdem habe er „Nazi-Literatur“ besessen. Holger B. sei zudem “früher regelmäßig in der Hooligan-Szene unterwegs” gewesen, sagte ein Kneipenwirt aus Linden-Süd, bei dem B. regelmäßig verkehrte, der HAZ.
Oberstaatsanwältin Silinger sagte hingegen, auf einen möglichen “fremdenfeindlichen” Hintergrund der Tat gebe es keine Hinweise. Der 42 Jahre alte Verdächtige sitzt laut HAZ noch immer in einem Gefängnis in Madrid und wartet auf seine Auslieferung. Er war nach den Schüssen auf die Insel Mallorca geflüchtet und hatte sich dort den Behörden gestellt.