DE
       
 
0
unofficial world wide web avantgarde
142
'...künftig öfter und entschiedener führ..
  [2 pics,8 files] begonnen von arktika am 11.09.2014  | 142 Antworten
Inhaltsverzeichnis ausklappen  
NEUES THEMA11.09.2014, 13:59 Uhr
Nutzer / in
arktika

• '...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Die BRD macht seit einigen Jahren immer weniger Hehl aus ihren Hegemoniebestrebungen in Europa und der Welt. Figuren wie Gauck, von der Leyen, Merkel sowie Vertreter des dt. Kapitals werden immer dreister. Bemäkelt wird aber von ihnen die immer noch - trotz aller gegenteiligen Propaganda - mangelnde Begeisterung eines großen Teils der dt. Bevölkerung für die Expansionspolitik der MachthaberInnen.
Ich denke, daß es angesichts dieser Lage sinnvoll ist, einen eigenen Thread aufzumachen. Zumindest habe ich noch keinen zu dieser Thematik speziell gefunden.
Ein guter (Einstiegs-) Artikel findet sich hierzu bei german-foreign-policy:
Link ...jetzt anmelden!
weniger anzeigen
NEUER BEITRAG14.09.2014, 14:34 Uhr
EDIT: arktika
14.09.2014, 14:37 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Kampf gegen die "IS-Terroristen" als mal wieder 'n Vorwand.
Verschiedene Außenpolitiker aus dem Bundestag fordern den Einsatz der BRD-Armee gegen die IS für eine Neuordnung im Nahen und Mittlern Osten. Die westl. Staaten wollen die Gelegenheit nutzen, um den zerfallenden Staaten, bzw. den dann neuentstandenen Teilstaaten eine Ordnung aufzuzwingen, die ihren Interessen dient.
Dabei wird erstmal besonders an das Leben der deutschen Soldaten schonende Lufteinsätze gedacht, weniger an den gefährlicheren Einsatz von Bodentruppen. Zusätzlich verbrämt damit, daß man auch "Hilfsgüter " liefern könne.
Link ...jetzt anmelden!
Der Bericht soll nächste Woche weitergeführt werden.
mehr anzeigen (123 Wörter)
NEUER BEITRAG14.09.2014, 17:17 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Zu deutschen Waffenexporten und der Rolle von BRD und EU bzw. Nato hat die KPF der PDL eine Erklärung verfaßt:
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (39 Wörter)
NEUER BEITRAG16.09.2014, 09:47 Uhr
Nutzer / in
mischa

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Neu ist es nicht, aber sie reden so schön offen darüber. Die Bundeswehr übt den Bürgerkrieg und droht "Nach der Übung – ist vor dem Einsatz". Demnächst also auch auf unseren Straßen, in Frankfurt, im ländlichen Vorland der bayrischen Alpen...?
mehr anzeigen (88 Wörter)
NEUER BEITRAG16.09.2014, 12:47 Uhr
EDIT: arktika
16.09.2014, 12:55 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Hier die Fortsetzung des german-foreign-policy-Artikels vom 14.09.

Link ...jetzt anmelden!

Dieser Beitrag befaßt sich neben dem (geplanten) Vorgehen der BRD sehr ausführlich mit den politischen Verhältnissen und den Haltungen in der Bevölkerung beim "Verbündeten" Saudiarabien sowie deren Verhältnis zum IS.
mehr anzeigen (67 Wörter)
NEUER BEITRAG17.09.2014, 21:53 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Der dritte Teil der Reihe bei german-foreign-policy stellt die Strippenzieherei und Mauschelei der BRD im Nahen und Mittleren Osten am Beispiel Qatar dar.
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (44 Wörter)
NEUER BEITRAG22.09.2014, 20:04 Uhr
EDIT: arktika
22.09.2014, 20:07 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Freidenkerverbandes am 06.09.2014 in Berlin hat Anton Latzo unter dem Titel "Nato und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion" einen Vortrag gehalten, der das Tun und Treiben von Nato und EU analysiert und dabei speziell die Politik der BRD unter die Lupe nimmt und ihren Führungsanspruch benennt.
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (68 Wörter)
NEUER BEITRAG24.09.2014, 14:33 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Zum Thema "Imperialismus & Kampf um Absatzmärtke", Bsp. Gesundheitsmarkt: Gründung einer "Export-Initiative Gesundheitswirtschaft" durch die BRD-Regierung unter Kooptation der "German Healthcare Partnership" des BDI. Gestern auf german-foreign-policy u.d.T. Gesundheit als Export-Chance:
Link ...jetzt anmelden! .
Damit steigt ja N.B. auch die Chance, das der angeschweißte deutsche Geheimdienst-Agent in Übersee mit deutschem Knoffhoff wieder ganz gesund gemacht wird. Immer vorausgesetzt, daß die Eingeborenen wissen, was sie tun!
mehr anzeigen (97 Wörter)
NEUER BEITRAG30.09.2014, 21:24 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Von Deutschland lernen lautet der Titel eines Beitrags auf german-foreign-policy, der sich mit veränderten PR-Aktivitäten der BRD in den USA und einer sich verstärkenden Einflußnahme auf die Politik der Yankees befaßt. Und nach Angaben der BRD-Botschaft in Washington sollen 51% der Bevölkerung der USA erwarten, daß die BRD in der EU eine Führungsrolle übernimmt. Wie schön!
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (86 Wörter)
NEUER BEITRAG24.11.2014, 20:40 Uhr
EDIT: arktika
24.11.2014, 20:56 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Die BRD verstärkt weiter ihre Position in Europa.
Auch in Rumänien sollen nach der Wahl des neuen Staatspräsidenten Klaus Johannis, eines langjährigen Funktionärs der "Rumäniendeutschen", wieder deutsche Tugenden zu Ehren kommen. Im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern um den Job gilt Johannis als guter Vasall Deutschlands und soll die Position der BRD bes. gegenüber Rußland unterstützen. Dazu schreibt german-foreign-policy: "Deutschland wird seine Einflussnahme auf Rumänien unter dessen designiertem Staatspräsidenten Klaus Johannis deutlich intensivieren. ... Die neue Konstellation erlaubt es Berlin, den nationalen Zugriff auf Südosteuropa spürbar zu stärken."
Mehr unter
Link ...jetzt anmelden!

Auch gegen Frankreich tritt die BRD immer aggressiver und überheblicher auf. Unter dem Titel Eine kontrollierte Entgleisung findet sich - ebenfalls bei gfp - ein Artikel, in dem es um das dreiste Verhalten der BRD in bezug auf Frankreichs Wirtschafts- und Sozialpolitik geht.
" Mit heftigem Protest reagiert Paris auf neue Vorstöße Berlins zur Durchsetzung seiner Spardiktate im französischen Staatshaushalt. Nach massiven Interventionen der Bundesregierung in Brüssel hat der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger vergangenen Freitag in einem Zeitungsbeitrag die französische Regierung als "Wiederholungstäter" beschimpft - weil sie die Vorgaben der deutschen Austeritätspolitik nicht in vollem Umfang akzeptiert."
Und Roß und Reiter werden benannt: "Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzungen ist das ungebrochene deutsche Drängen, Paris müsse sich endlich den Berliner Spardiktaten unterordnen."
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (280 Wörter)
NEUER BEITRAG26.11.2014, 15:21 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' In der jW von heute ein Artikel von Christin Bernhold m.d.T. "Chancenkontinent" der deutschen Wirtschaft zu den Subsahara-Strategien des deutschen Imperialismus, hier:
Link ...jetzt anmelden! .
Dies sollten wir umsomehr im Auge behalten, als es in Bezug auf Afrika von unserer Seite - anders als bei Lateinamerika - keine Tradition einer kontinuierlichen metropolitanen antiimperialistischen Soli-Bewegung haben. Hier gibt es m.E. einen erheblichen historischen Wissensrückstand. Wenn mir jetzt widersprochen werden sollte, wäre mir das sehr recht ...!
mehr anzeigen (108 Wörter)
NEUER BEITRAG27.11.2014, 02:55 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' In direktem inhaltlichen Anschluß an o.g.: Heute auf gfp ein eigener Bericht über eine künftige militärpolitische Kooperation unseres geliebten Vaterschlands mit Angola u.d.T. Militärpartner Angola, hier:
Link ...jetzt anmelden! .
mehr anzeigen (55 Wörter)
NEUER BEITRAG02.12.2014, 14:36 Uhr
EDIT: FPeregrin
02.12.2014, 14:38 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Gestern stand auf gfp ein eigener Artikel m.d.T. Der Westen unter Druck. Wichtige Aussagen sind hier m.E.:
"Transatlantische Kreise warnen vor einem globalen "Rückzug" des Westens und dringen auf einen neuen Schulterschluss der NATO-Staaten unter der Führung der USA. [...] Derzeit sei eine "globale Unordnung" zu beklagen; der Westen müsse daraus Konsequenzen ziehen. Zurückhaltender äußern sich deutsche Experten. Wie es in der aktuellen Ausgabe einer deutschen Militärzeitschrift heißt, beruhen die gegenwärtigen innerwestlichen Spannungen vor allem darauf, dass die EU im Verlauf ihrer Entwicklung "zwangsläufig in Konkurrenz zur NATO getreten" sei. Die Option, dass es zu einem schweren "Bruch in den transatlantischen Beziehungen" komme und die NATO sogar "konfliktträchtig" zerfalle, sei nicht auszuschließen."
Der deutsche Imperialismus ist hier als handelndes Subjekt durchaus greifbar: "Zurückhaltendere Äußerungen kommen bezüglich der US-Führung von deutschen Experten. So erinnert etwa Johannes Varwick, Professor für Internationale Beziehungen und europäische Politik an der Universität Halle-Wittenberg, in der aktuellen Ausgabe der Militärzeitschrift "Europäische Sicherheit und Technik" an die wiederkehrenden deutschen Bemühungen, "eine Gegenmacht" zu den USA zu bilden. Dies sei beispielsweise "in der Irakkrise 2003 oder der Libyenkrise 2011" der Fall gewesen und wiederhole sich "2014 in der NSA-Krise", schreibt Varwick - "im Übrigen unter ganz unterschiedlichen parteipolitischen Konstellationen von rot-grün bis schwarz-gelb bis schwarz-rot". Nicht nur die Bundesrepublik, auch die EU sei "im Laufe ihrer zunehmenden Aktivität im außen- und sicherheitspolitischen Bereich ... zwangsläufig in Konkurrenz zur NATO getreten", wobei "die Friktionen zwischen transatlantischer und europäischer Orientierung der Mitgliedstaaten" zu "erheblichen Spannungen" geführt hätten. Mittlerweile hätten sich zwar "die Extrempositionen der europäischen Staaten über die sicherheitspolitische Rolle von EU und NATO aufeinander zu bewegt, aber nie gänzlich aufgelöst". Deshalb - und auch wegen Finanzkrise und den aus ihr folgenden Etatkürzungen - sei "die langfristige Rolle der EU in der internationalen und europäischen Sicherheitsarchitektur weiterhin von Ungewissheit geprägt". [...] Dabei ergeben sich Varwick zufolge vor allem zwei Optionen. "Im ersten Modell würde sich zwischen den USA und Europa ... eine gleichberechtigte Zwei-Pfeiler-Allianz entwickeln", schreibt der Politik-Professor: "Der europäische Pfeiler würde Sicherheitsprobleme ... im eigenen regionalen Umfeld inklusive Afrika eigenständig lösen können; für den Notfall bzw. als Abschreckung stünden aber US-Kräfte bereit, um unterstützend eingreifen zu können". In globalen Konflikten müsse hingegen "von Fall zu Fall entschieden" werden, "ob ein gemeinsames Vorgehen konsensfähig ist oder nicht". Voraussetzung für all dies sei freilich, dass es der EU gelinge, ihre militärischen Kapazitäten und vor allem auch ihre Entscheidungsstrukturen deutlich zu stärken. [...] "Im zweiten Modell", fährt Varwick fort, würden sich "die sicherheitspolitischen Grundannahmen und Bedrohungsanalysen ... mittelfristig weiter auseinander entwickeln"; die EU und die USA dürften in diesem Fall "längerfristig strategische Rivalen werden". Dann "würde es mittel- bis langfristig zu einem Bruch in den transatlantischen Beziehungen kommen und die NATO langsam erodieren oder gar konfliktträchtig zerfallen", schreibt Varwick; "die relative Stabilität einer Weltordnung unter dem Vorzeichen amerikanischer Dominanz würde ersetzt werden durch einen konfliktträchtigen Wettbewerb um Vorherrschaft zwischen den weltpolitischen Polen". Die EU sei zwar "im Moment ... noch nicht in der Lage, eine solche Rolle als politischer Rivale zu spielen"; sollte es ihr aber einmal - bei fortschreitender "transatlantische(r) Entfremdung" - gelingen, "ihr ökonomisches Gewicht in politisch-strategische Macht umzusetzen", dann könne "dieses Szenario schneller Realität werden, als transatlantische Europäer ... befürchten und europäische Autonomisten erhoffen" [...] Zumindest vorläufig hält Varwick es für denkbar, dass Berlin und Brüssel "die Zähne zusammenbeißen und weiter geschmeidig versuchen, von den Fähigkeiten der USA zu profitieren" - denn derzeit reichten die militärischen Kapazitäten der EU für eine eigenständige Machtpolitik im globalen Maßstab noch nicht aus."
Der ganze Artikel steht hier:
Link ...jetzt anmelden! .
mehr anzeigen (691 Wörter)
NEUER BEITRAG03.12.2014, 15:56 Uhr
EDIT: FPeregrin
03.12.2014, 15:57 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Mit einer »Speerspitze«, einer »superschnellen Eingreiftruppe«, will die NATO militärisch Front gegen Russland machen, dem die westliche Allianz, ohne handfeste Belege vorzulegen, eine »Bedrohung« der osteuropäischen Mitgliedsstaaten vorwirft. Der weitere Aufmarsch gegen Moskau stand am Dienstag im Mittelpunkt eines Treffens der NATO-Außenminister in Brüssel.
Bei der Aufstellung dieser "Very High Readiness Joint Task Force" (VJTF) spielt wieder einmal das Deutsch-Niederländische Korp aus Münster eine Rolle, dazu kommt das Panzergrenadierbatallion 371 aus dem sächsischen Marienberg - besonders prominent, aber natürlich zufällig: Deutschland.
André Scheer u.d.T. Speerspitze der NATO in der jW von heute: Link ...jetzt anmelden! .
mehr anzeigen (130 Wörter)
NEUER BEITRAG05.12.2014, 13:48 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Nach ihrem von Unregelmäßigkeiten überschatteten Wahlsieg haben sich drei aus Deutschland unterstützte Parteien gestern auf die Bildung einer neuen moldawischen Regierung geeinigt. Die Organisationen, die jeweils mit einer parteinahen deutschen Stiftung kooperieren, kündigen nun eine weitere Annäherung Moldawiens an die EU an. Ihr Wahlsieg ist am vergangenen Sonntag nur mit Hilfe von Manipulationen zustandegekommen, die den Ausschluss einer rivalisierenden Partei von der Wahl und das Vorenthalten von Stimmzetteln in Wahllokalen beinhalten. Andernfalls hätten Parteien gewonnen, die der Annäherung an die EU ein Ende gesetzt hätten, räumt ein prominenter Politiker einer künftigen Regierungspartei ein. Für Berlin und Brüssel wäre das ein schwerer Schlag gewesen: Von den sechs Staaten, die sie mit ihrer "Östlichen Partnerschaft" in das deutsch-europäische Hegemonialsystem einbinden wollten, haben sich ihnen drei verweigert (Belarus, Armenien, Aserbaidschan). Die EU-Assoziierung ist bisher nur mit Georgien und Moldawien ohne tiefgehende Friktionen gelungen; die Ukraine hat sie in einen Bürgerkrieg gestürzt. Käme es nun zu Problemen mit Chișinău, würde der Expansionsschritt weiter zurückgestutzt.
Der ganze Artikel von heute auf gfp m.d.T. Moldaviens europäische Wahl hier:
Link ...jetzt anmelden! .
mehr anzeigen (221 Wörter)
NEUER BEITRAG07.12.2014, 20:48 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Noske und Konsorten lassen grüßen. Die Sozen erfüllen mal wieder bereitwilligst ihre Funktion, das durchzuprügeln, was das deutsche Großkapital will: Militärpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion fordern die Errichtung einer "Militärakademie" und eines "ständigen militärischen Hauptquartiers" der EU sowie weitere Schritte beim Aufbau einer künftigen EU-Streitmacht. "Wir als Sozialdemokraten (Fettdruck von mir eingefügt) wollen in Europa die treibende Kraft auf dem Weg zu einer parlamentarisch kontrollierten europäischen Armee sein", heißt es in einem Positionspapier der Fraktions-"Arbeitsgruppe Sicherheits- und Verteidigungspolitik", das deren verteidigungspolitischer Sprecher Rainer Arnold letzte Woche vorgelegt hat. Die EU sei - vor allem aufgrund ihrer Wirtschaftsmacht - "ein globaler Akteur", erklären die Autoren; ihre Außen- und Militärpolitik entspreche dem jedoch nicht und sei deshalb "dringend verbesserungswürdig". Die Forderungen werden zu einer Zeit laut, da die Bundeswehr über bi- und multilaterale Kooperationen mit dem Aufbau "europäischer" Militärstrukturen begonnen hat und zudem der Bundeswirtschaftsminister die Etablierung einer nicht von den USA abhängigen EU-Rüstungsindustrie auf starker deutscher Basis fordert. SPD-Politiker sind schon vor Jahren auch dafür eingetreten, die Entscheidungsgewalt über Krieg und Frieden in der EU neu zu diskutieren und sie womöglich den nationalen Parlamenten zu entziehen.
...
Treibende Kraft für die EU-Armee lautet der Titel des Beitrags auf gfp vom 8.12.
Link ...jetzt anmelden!

wer sonst, wenn nicht die BRD - wer sonst, wenn nicht die Sozen!
mehr anzeigen (264 Wörter)
NEUER BEITRAG09.12.2014, 18:32 Uhr
EDIT: FPeregrin
09.12.2014, 18:33 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Im Zusammenhang mit der Diskussion um den Generationsunterschied der den Teltschik-Stützle-Aufruf unterzeichnet habenden Politikern und deren schäumenden Widersachern kommt gfp heute u.d.T. Keine Entsspannungspolitik zu folgender Charakretisierung der jüngeren deutschen Politikergeneration: Zumindest bei der jüngeren Generation im bundesdeutschen Polit-Establishment handelt es sich [...] um Personen, die ihre Chance zum weltpolitischen Aufstieg sehen, einer führenden Rolle Deutschlands in der Weltpolitik das Wort reden und damit die Berliner Weltpolitik-Kampagne mittragen, die seit Oktober 2013 die öffentliche Debatte durchdringt [...]. Dass Russland mit der Übernahme der Krim Grenzen geändert und damit ein Monopol gebrochen hat, das der Westen - darunter Deutschland - zur Sicherung seiner globalen Dominanz unbedingt behalten will, verzeihen ihm die um ihren weiteren Aufstieg besorgten aufstrebenden Eliten nicht.
DerArtikel steht hier:
Link ...jetzt anmelden! .
mehr anzeigen (156 Wörter)
NEUER BEITRAG15.01.2015, 14:26 Uhr
EDIT: arktika
15.01.2015, 14:38 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Zur geplanten ( Führungs-) Rolle der BRD-Armee im Rahmen der NATO steht heute in der jW ein Artikel Bundeswehr ist jetzt "Speerspitze", nach dem der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einem Treffen mit Angela Merkel das deutsche "Engagement" gelobt hat. Der Grund:
Die Bundeswehr hat ab sofort eine Schlüsselrolle beim Aufbau der neuen sogenannten schnellen Eingreiftruppe der NATO für den »Krisenfall«. Das Deutsch-Niederländische Korps in Münster übernahm am Mittwoch das Kommando über die Landstreitkräfte der bisherigen NATO-Eingreiftruppe (NATO Response Force, NRF), die 30 Tage zur Mobilisierung benötigt. Daraus soll die sogenannte Speerspitze mit einer Reaktionszeit von zwei bis sieben Tagen werden. ... Mitte Juni will die neue Eingreiftruppe dann erstmals den "Ernstfall" üben.

Link ...jetzt anmelden!

Mehr zu der dt.-ndl. Zusammenarbeit findet sich (leider nur noch für german-foreign-policy-Fördermitglieder lesbar) auch im Thread Der deutsche Weg zur EU-Armee bzw. unter dem Link: Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (196 Wörter)
NEUER BEITRAG20.01.2015, 16:49 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Als Botschafter der Bundeswehr sollen sich an der Heimatfront denn nun auch die BRD-SölldnerInnen betätigen, wie ein Artikel auf german-foreign-policy vom 19.01. zeigt. Die Bundeswehr fordert von ihren Soldaten die propagandistische Einflussnahme auf Diskussionen innerhalb sozialer Internetnetzwerke wie Facebook oder Twitter. Jeder Armeeangehörige, der die genannten Web 2.0-Plattformen nutze, müsse sich als "Kommunikationsmanager" im Sinne der deutschen Streitkräfte betätigen, heißt es. ... Wie die Bundeswehr erklärt, betrachtet sie die neuen sozialen Medien im Internet als zentrale Propagandaplattformen. Aufgrund der "Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen zur Personalwerbung" habe man die Aktivitäten bei Facebook, Youtube und Twitter "stark ausgeweitet", heißt es. ... Ziel müsse sein, für die Armee relevante kontroverse "Themenfelder" möglichst "frühzeitig" zu erkennen und systematisch mit eigenen Inhalten zu besetzen,
Na denn, irgendwann werden es die faulen Deppen schon schnallen, wie geil es doch sein kann, für das Vaterland morden, plündern, brandschatzen und vergewaltigen zu dürfen. Die zunehmende Gefahr für unsere HeldInnen, auch selber mal als Schaschlik im Blecheimer zu landen, dürfte wohl bestenfalls im Kleingedruckten zu lesen sein.

Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (211 Wörter)
NEUER BEITRAG23.01.2015, 13:40 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Paßt auch dazu ...
Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Links-Fraktion (18/3290) zeigt, wie attraktiv Hartz IV-Bezieher für die Bundeswehr zu sein scheinen: Im ersten Quartal sind mehr als 170 Propagandaeinsätze in Jobcentern geplant.
Ein Artikel von Gegen Hartz IV vom 19.01. am 22.01. auf dkp-news veröffentlicht: Hartz IV Bezieher sollen an die Front? Bundeswehr wirbt verstärkt um Hartz IV-Bezieher im Jobcenter

Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (97 Wörter)
NEUER BEITRAG03.02.2015, 17:25 Uhr
EDIT: arktika
03.02.2015, 17:26 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Ein Artikel auf gfp Auf dem Weg zu neuen Konflikten vom 03.02. legt den Fokus auf die verstärkten Aktivizäten der BRD in Südostasien, konkret z. Z. in Singapur. So winzig dieses Gebilde auch ist, ist er für die Wirtschaft (nicht nur) der BRD von großer Bedeutung und liegt auch strategisch an relevanter Stelle.

Mit einem Empfang für den Premierminister Singapurs an diesem Dienstag intensiviert die Bundesregierung ihre Aktivitäten für den Aufbau westlicher Offensiv-Positionen im Umfeld der Volksrepublik China. Singapur, trotz seiner geringen Größe die bedeutendste Handels- und Finanzdrehscheibe Südostasiens, ist für deutsche Firmen Investitionsstandort und Absatzmarkt Nummer eins in der gesamten Region und wird nach Abschluss eines EU-Freihandelsabkommens für die Expansion deutscher Firmen noch wichtiger werden. Vor allem aber liegt der kleine Stadtstaat geostrategisch exponiert an der Straße von Malakka, einer Seehandelsroute, die für den Welthandel, insbesondere aber für China eine herausragende Bedeutung besitzt. Beijing hat schon vor Jahren ein "Malakka-Problem" diagnostiziert, da der Westen - vor allem die USA - militärisch äußerst eng mit Singapur kooperiert und jederzeit in der Lage wäre, den existenziellen chinesischen Transit durch die Straße von Malakka zu behindern. Deutschland trägt zur Aufrüstung Singapurs im großen Stil bei und intensiviert nun auch die Kooperation der Bundeswehr mit den Streitkräften des Landes - ein Vorgeschmack auf mögliche künftige Konflikte mit China zu einem Zeitpunkt, da die Vereinigten Staaten die Aufrüstung der Ukraine in Aussicht stellen und der Machtkampf gegen Russland damit endgültig zu eskalieren droht.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (294 Wörter)
NEUER BEITRAG04.02.2015, 15:06 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Jürgen Wagner: Deutschlands (neue) Großmachtambitionen. Von der „Kultur (militärischer) Zurückhaltung“ zur „Kultur der Kriegsfähigkeit“. IMI-Studie 2015/02. Hier:
Link ...jetzt anmelden! .
mehr anzeigen (67 Wörter)
NEUER BEITRAG08.02.2015, 11:30 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Der zweite Teil von Ein Ring um Russland erschien am 6.2. auf german-foreign-policy. In ihm geht es um die führende Rolle der BRD beim Aufbau der neuen schnellen Eingreiftruppen in Osteuropa gegen Rußland. Die führende Rolle, die Berlin beim Aufbau der neuen "Speerspitze" im NATO-Rahmen übernimmt, trägt der vor allem von Bundespräsident Joachim Gauck seit Oktober 2013 immer wieder geäußerten Forderung Rechnung, Deutschland müsse in Zukunft aggressiver Weltpolitik treiben - auch militärisch.
Der ganze Artikel:

Ein Ring um Russland (II)
06.02.2015
BERLIN
(Eigener Bericht) - Deutschland übernimmt eine führende Rolle beim Aufbau der neuen NATO-"Speerspitze" in Osteuropa. Rund 2.700 von insgesamt 5.000 bis 7.000 Soldaten, die in diesem Jahr die gestern von den NATO-Verteidigungsministern beschlossene Kampftruppe etablieren sollen, werden von der Bundeswehr gestellt. Auch in den NATO-Stützpunkten, die in sechs Staaten Osteuropas eingerichtet werden, wo sie bei Bedarf als Operationszentralen dienen sollen, werden deutsche Militärs präsent sein. Berlin erhält damit prägenden Einfluss auf die künftige NATO-Struktur in seinem traditionellen osteuropäischen Einflussgebiet. Die Maßnahmen ziehen den Ring, den das westliche Kriegsbündnis um Russland legt, ein weiteres Stück zusammen - zumal bereits vergangenes Jahr Schweden und das im Norden an Russland grenzende Finnland sich der NATO weiter angenähert haben und der Kaukasus-Staat Georgien sich ab diesem Jahr an der NATO Response Force beteiligen will, die auf 30.000 Mann aufgestockt werden soll. Aus ihr wird die NATO-"Speerspitze" gebildet. Deutschland wird mit seiner führenden Position in der "Speerspitze", sollte der Konflikt mit Moskau unkontrolliert eskalieren, an vorderster Front gegen Russland stehen.
Die NATO-"Speerspitze"
Deutschland übernimmt eine führende Rolle beim Aufbau der neuen NATO-"Speerspitze" in Osteuropa. Dies ist eines der Ergebnisse des gestrigen Treffens der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel. Der Schritt ist eingebettet in eine umfangreiche Aufstockung der "NATO Response Force". Die Eingreiftruppe soll von 13.000 auf 30.000 Soldaten vergrößert werden. 5.000 bis 7.000 von ihnen sollen eine Einheit bilden, die besonders schnell eingesetzt werden kann (NATO-"Speerspitze"); die Rede ist von einer Mobilisierungszeit von nur 48 Stunden. Deutschland hat für dieses Jahr rund 2.700 Soldaten für die "Speerspitze" zugesagt, darunter Militärs des Panzergrenadierbataillons 371 aus Marienberg (Sachsen) sowie Soldaten des Deutsch-Niederländischen Korps aus Münster. Es handelt sich dabei um Truppen, die Berlin bereits vor dem NATO-Gipfel im September 2014, auf dem die Einrichtung der "Speerspitze" beschlossen wurde, routinemäßig für die NATO Response Force angemeldet hatte.[1] Die Bundesregierung nutzt sie nun, um in der entscheidenden Aufbauphase der "Speerspitze" die militärische Führung zu übernehmen und damit stärkstmöglichen Einfluss auf die Strukturen der neuen Truppe nehmen zu können.
Nahe der russischen Grenze
Die NATO-"Speerspitze", die in diesem Jahr unter deutscher Führung aufgebaut und getestet wird, soll ab 2016 rundum einsatzfähig sein - prinzipiell weltweit; ihr Nutzen für verschiedenste Kriegsszenarien der NATO steht außer Frage. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch in Osteuropa. Offiziell ist sie gegründet worden, um vor allem den baltischen Staaten und Polen die Furcht vor einem angeblich denkbaren Überfall Russlands zu nehmen. Tatsächlich soll sie die Präsenz des westlichen Kriegsbündnisses in großer oder sogar in unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze verstärken und damit Offensivpositionen einnehmen, die den militärischen Druck auf Russland verstärken. Damit werden Garantien gebrochen, die Moskau 1990 - wenn auch nur mündlich - vom Westen als Gegenleistung für seine Zustimmung zur Übernahme der DDR durch die BRD erhielt. Ist die bisherige Praxis, in den östlichen NATO-Staaten NATO-Truppen nur zeitweise und in Rotation zu stationieren, theoretisch vielleicht noch mit den Garantien von 1990 vereinbar, die eine dauerhafte Stationierung kategorisch ausschließen, so gilt das für die aktuellen Maßnahmen nicht mehr.
Stützpunkte im Osten
Demnach werden nun in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, in Polen sowie in Rumänien und Bulgarien jeweils Logistik-Stützpunkte mit 40 Mann aufgebaut, die unter der Bezeichnung "Nato Force Integration Units" firmieren. Die Hälfte des Personals soll von demjenigen Staat gestellt werden, der den jeweiligen Stützpunkt beherbergt; Deutschland will 25 Militärs entsenden. Sie werden dauerhaft weit im Osten stationiert sein und dort die erforderlichen Rahmenbedingungen für einen etwaigen Einsatz der "Speerspitze" schaffen - planerisch, aber auch durch die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur und des Kriegsgeräts. Letzteres soll ebenfalls von den Gastgeber-Staaten beschafft werden. Auch hier sichert die deutsche Beteiligung einen signifikanten Einfluss Berlins auf die Ausgestaltung der neuen NATO-Logistikzentralen. Ohnehin maßgeblich beteiligt ist die Bundesrepublik am Multinationalen Korps Nord-Ost, das im Jahr 1999 im polnischen Szczecin in Dienst gestellt wurde und das nun die NATO-"Speerspitze" führen soll. Die dort stationierten Einheiten werden auf mehr als 400 Soldaten ausgedehnt; Deutschland stellt fast ein Drittel von ihnen.
Vom Polarkreis bis zum Kaukasus
Fernab der öffentlichen Wahrnehmung hat die NATO ihre Offensivpositionen gegenüber Russland auch dadurch verstärkt, dass die Nicht-NATO-Staaten Finnland und Schweden Anfang September 2014 auf dem Gipfel in Newport ein sogenanntes Host Nation Support Agreement unterzeichnet haben.[2] Dieses erlaubt es dem westlichen Kriegsbündnis, selbst im Kriegsfalle das Territorium beider Staaten und ihre Infrastruktur zu nutzen - Häfen, Flughäfen sowie Militärstützpunkte inklusive. Finnland hat zudem bereits 2008 beschlossen, sich prinzipiell auch an der NATO Response Force zu beteiligen; Schweden hat 2010 erstmals an einem Manöver der Eingreiftruppe teilgenommen. Einer finnischen oder schwedischen Beteiligung an der NATO-"Speerspitze" stünde damit grundsätzlich nichts im Wege. Das gilt im Kern auch auch für Georgien, das an Russlands Südflanke im Kaukasus grenzt. Tiflis hat schon 2006 ein "Host Nation Support Agreement" mit der NATO geschlossen und will dieses Jahr erstmals Soldaten für die NATO Response Force stellen.[3] Auch sonst kooperiert es eng mit der NATO, etwa beim Aufbau eines Militär-Trainingszentrums in der Nähe der georgischen Hauptstadt. Die Einkreisung Russlands durch den Westen reicht damit vom Polarkreis über ganz Osteuropa bis in den Kaukasus hinein.
Klar positioniert
Die führende Rolle, die Berlin beim Aufbau der neuen "Speerspitze" im NATO-Rahmen übernimmt, trägt der vor allem von Bundespräsident Joachim Gauck seit Oktober 2013 immer wieder geäußerten Forderung Rechnung, Deutschland müsse in Zukunft aggressiver Weltpolitik treiben - auch militärisch.[4] Für Berlin günstig ist, dass die NATO-"Speerspitze" insbesondere auf die traditionelle deutsche Einflusssphäre in Osteuropa zugeschnitten wird. Wenngleich die Bundesregierung sich derzeit noch bemüht, eine unkontrollierte Eskalation der Spannungen mit Russland zu verhindern (german-foreign-policy.com berichtete [5]): Der neu erlangte Einfluss Berlins auf die "Speerspitze" lässt erkennen, wo Deutschland, sollten die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter steigen, stehen wird - nämlich an der Spitze der Kampftruppen, die das transatlantische Kriegsbündnis gegen Moskau aufbietet. Welches Eskalationspotenzial der Konflikt dabei hat, das ließ die Zusammenkunft der NATO-Verteidigungsminister am gestrigen Donnerstag erkennen: Sie beinhaltete eine ausführliche Sitzung der Nuklearen Planungsgruppe.
[1] Thomas Gutschker: Die Deutschen an die Front! Link ...jetzt anmelden! 05.02.2015.
[2] S. dazu Ein Ring um Russland.
[3] NATO's relations with Georgia. Link ...jetzt anmelden!
[4] S. dazu Schlafende Dämonen.
[5] S. dazu Ein Lernprozess und Von Lissabon bis Wladiwostok.
mehr anzeigen (1192 Wörter)
NEUER BEITRAG09.03.2015, 11:24 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Während die meisten BRD-Massenmedien über die "faulen Griechen" hetzen, die "unsere..." usw. usw. usw. , macht die deutsche Bourgeoisie still und wenig bemerkt ihren Reibach mit der Notlage Griechenlands. So hat die BRD von Griechenland seit Beginn der "Eurokrise" mehr als eine Drittelmilliarde Euro allein als Zinsen für sogenannte "Hilfskredite " kassiert. Dies in einer Antwort auf eine Angrage im Bundestag. Zudem werden in den kommenden Jahren noch weitere Millionenbeträge in Form von Zinsen aus dem krisengeschüttelten Land in den deutschen Staatshaushalt abfließen. Darüber hinaus räumt die Bundesregierung in ihrer Antwort ausdrücklich ein, dass in der Zeit der deutschen Spardiktate das Bruttoinlandsprodukt Griechenlands um gut ein Viertel eingebrochen ist, während die Staatsschulden sogar in absoluten Zahlen stiegen.
Dazu ein Artikel Die Bilanz des Spardiktats am 6. März auf gfp.
Link ...jetzt anmelden! Fußnoten u. ä. habe ich weggelassen.

ATHEN/BERLIN
(Eigener Bericht) - Berlin hat von Griechenland seit dem Beginn der Eurokrise mehr als eine Drittelmilliarde Euro kassiert - als Zinsen für sogenannte Hilfskredite. Dies bestätigt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage im Bundestag. Demnach werden in den kommenden Jahren noch weitere Millionenbeträge in Form von Zinsen aus dem krisengeschüttelten Land in den deutschen Staatshaushalt abfließen. Darüber hinaus räumt die Bundesregierung in ihrer Antwort ausdrücklich ein, dass in der Zeit der deutschen Spardiktate das Bruttoinlandsprodukt Griechenlands um gut ein Viertel eingebrochen ist, während die Staatsschulden sogar in absoluten Zahlen stiegen. Mit dem Verlangen, die griechischen Außenstände spürbar zu senken, hatte Berlin seine Austeritätspolitik legitimiert. Die Antwort der Bundesregierung bestätigt auch die gesellschaftliche Katastrophe, die aus den Mittelkürzungen auf allen Ebenen entstanden ist. So ist etwa das Durchschnittseinkommen von 2009 bis 2013 um rund ein Drittel abgestürzt. Eine aktuelle Untersuchung bestätigt, dass zwischen harten Sparmaßnahmen und der Suizidrate ein messbarer Zusammenhang besteht. Die griechische Suizidrate stieg im Juni 2011, als Athen die Ausgaben auf allen Ebenen auf Druck Berlins drastisch kürzte, sprunghaft um fast ein Fünftel und verharrt seither auf Rekordniveau.
Eine Drittelmilliarde
Berlin hat von Griechenland in den Jahren von 2010 bis 2014 mehr als eine Drittelmilliarde Euro als Zinsen für sogenannte Hilfskredite kassiert. Das bestätigt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage im Bundestag. Demnach hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), über die Darlehen an das krisengeschüttelte Athen vergeben wurden, "im Zeitraum 2010-2014 an den Bund Zinseinnahmen von insgesamt rund 360 Mio. Euro ausgekehrt".[1] Für die kommenden Jahre erwartet die Bundesregierung weitere "Einnahmen für den Bundeshaushalt" in Form von Zinszahlungen aus Athen, die sie als "nur noch geringfügig" einstuft: "rund 20 Mio. Euro jährlich".
Auf ganzer Linie gescheitert
Die deutschen Zinsgewinne gingen in den vergangenen Jahren mit den Berliner Austeritätsdiktaten gegenüber Griechenland einher, deren ökonomische Folgen die Bundesregierung nun selbst beziffert. Die Ergebnisse sind nicht wirklich neu, werden aber in der Antwort auf die Bundestags-Anfrage ausdrücklich bestätigt. Demnach sind die griechischen Staatsschulden von 2009 bis 2014 in absoluten Zahlen von 301,0 Milliarden Euro auf 317,7 Milliarden Euro gestiegen. Wegen des massiv schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts (BIP) stieg der in BIP-Prozent gemessene Schuldenstand noch deutlich stärker an - von 126,8 Prozent (2009) auf 176,3 Prozent (2014). Die Spardiktate waren mit dem Verlangen begründet worden, Griechenlands Staatsschulden zu senken; sie haben genau das Gegenteil erreicht. "Diese Politik ist auf ganzer Linie gescheitert", erklärt der Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko (Die Linke), auf den die aktuelle Bundestagsanfrage zurückgeht.[2]
Systematisch verzerrt
Die Bundesregierung bestätigt zudem den massiven Einbruch des griechischen BIP, das von einem Nominalwert von 237,4 Milliarden Euro (2009) binnen nur fünf Jahren um ein Viertel auf 180,2 Milliarden Euro (2014) abstürzte. Dabei haben sich die Prognosen der Troika, mit denen eine bei harter Anwendung der Austeritätsdiktate angeblich vorhandene Zukunftshoffnung Griechenlands suggeriert werden sollte, als systematisch verzerrt erwiesen. Wie aus der Antwort der Bundesregierung hervorgeht, wurde das erste "Hilfsprogramm" für Athen damit begründet, dass das BIP nach einem Rückgang von 4,0 Prozent im Jahr 2010 und 2,6 Prozent im Jahr 2011 in den folgenden Jahren um 1,1 Prozent (2012), 2,1 Prozent (2013) und erneut 2,1 (2013) Prozent wachsen würde. Tatsächlich schrumpfte es um 4,9 Prozent (2010), 8,9 Prozent (2011), 6,6 Prozent (2012) und 3,9 Prozent (2013). Abschließende Zahlen für 2014 liegen noch nicht vor.
Grassierende Armut
Neben den Kennziffern, die die ökonomischen Schäden des Austeritätsdiktats belegen, nennt die Bundesregierung auch Zahlen, aus denen sich die verheerenden sozialen Folgen ersehen lassen. Demnach ist der öffentliche Konsum von 2010 bis 2013 um rund ein Fünftel, der private Konsum sogar um etwa ein Viertel eingebrochen. Die Armutsrisikoquote - sie beziffert den Teil der Bevölkerung, dessen Netto-Einkommen weniger als 60 Prozent des nationalen Durchschnitts beträgt - ist von 19,7 Prozent im Jahr 2009 auf 23,1 Prozent im Jahr 2013 gestiegen; dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Schwelle, ab der man als arm gilt, deutlich abgesenkt wurde - von 6.897 Euro pro Jahr (2009) in einem Einpersonenhaushalt auf 5.023 Euro (2013) und von 14.480 Euro (2009) für eine klassische Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren auf 10.540 Euro pro Jahr (2013). Eine vierköpfige Familie mit einem Jahreseinkommen von etwa 10.600 Euro, die im Jahr 2009 noch als arm galt, wird heute als nicht mehr armutsgefährdet eingestuft. Das durchschnittliche Jahreseinkommen ist von 13.974 Euro (2009) auf 9.303 Euro (2013) abgestürzt. Die Arbeitslosenquote ist von 12,7 Prozent (2010) auf 25,8 Prozent (November 2014) in die Höhe geschnellt, die Jugendarbeitslosigkeit von 33 Prozent (2010) auf 50,6 Prozent (November 2014).
Zum Suizid motiviert
Die regierungsamtlichen Ziffern beschreiben Rahmenbedingungen, unter denen sich eine humanitäre Katastrophe abspielt. So steht das griechische Gesundheitssystem, das seit einiger Zeit mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stabilisiert werden soll [3], praktisch vor dem Kollaps; beinahe ein Drittel der Einwohner kann sich keine geregelte Krankenversicherung mehr leisten, Ärzte, Pflegepersonal und Medikamente sind knapp.[4] Hunger greift um sich; die neue Regierung will Abhilfe schaffen und Essensmarken verteilen lassen. Eine neue Untersuchung bestätigt, dass die Zahl der Suizide stark gestiegen ist und dass ein klarer Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes besteht. Demnach ist die Suizidrate der Männer im Oktober 2008, als Athen zum ersten Mal Sparprogramme ankündigte, um 13,1 Prozent gestiegen. Im Juni 2011, als die Austeritätsmaßnahmen auf Druck Berlins verschärft wurden, schnellte sie um 18,5 Prozent in die Höhe; zum ersten Mal beinhaltete die Zunahme auch einen Anstieg der Suizidrate bei Frauen.[5] "Die bloße Ankündigung, dass es künftig wirtschaftlich ... bergab geht, reichte aus, um Menschen zum Suizid zu motivieren", fasst eine Fachzeitschrift die Studie zusammen - und weist darauf hin, dass die Suizidrate sich gewöhnlich "normalisiere", wenn die "Befürchtungen" sich nicht erfüllten und die gewohnten Verhältnisse wieder einkehrten. Dies sei "unter der derzeitigen Sparpolitik" allerdings nicht der Fall.
mehr anzeigen (1136 Wörter)
NEUER BEITRAG10.03.2015, 13:56 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Auf der Themenseite der jW von heute ein Beitrag von jörg Kronauer:
Kurs Fernost
BRD und EU wollen ihre militärpolitische Zusammenarbeit mit den Ländern Asiens ausbauen. Letztlich hat man dabei den Konkurrenten China im Blick


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (64 Wörter)
NEUER BEITRAG20.03.2015, 11:35 Uhr
EDIT: arktika
20.03.2015, 11:36 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Über die DKP-Seite vom 20.03. bin ich auf den Artikel Ein Weißbuch für die Weltmacht von Jürgen Wagner gestoßen, der sagt, daß 2016 ein neues "Weißbuch der Bundeswehr" veröffentlicht werden soll, dessen Zweck und Relevanz auf der Homepage der Söldnerei folgendermaßen beschrieben wird: "Das Weißbuch stellt die Grundzüge, Ziele und Rahmenbedingungen deutscher Sicherheitspolitik, die Lage der Bundeswehr und die Zukunft der Streitkräfte dar. Das Weißbuch steht in der Hierarchie sicherheitspolitischer Grundlagendokumente an oberster Stelle, gefolgt von den Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR)."
Im Gegensatz zu der letzten Version von 2006 steht nach Angaben des Autors nicht mehr die Frage im Zentrum, ob militärische Mittel überhaupt eingesetzt werden sollen, sondern wie häufig.
Sein Resumee: Doch im Zentrum des Prozesses dürfte der Versuch stehen, der Bevölkerung einzutrichtern, dass die Straße, die dabei befahren werden muss, schnurstracks in Richtung deutsche Weltmacht führt.

Der Artikel unter Lebenshaus Schwäbische Alb
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (189 Wörter)
NEUER BEITRAG27.05.2015, 11:13 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Ein längerer Text zur Politik des ewig zu kurz gekommenen Deutschland in Sachen (Neo-)Kolionalisierung des afrikanischen Kontinents findet sich auf der DKP-Seite vom 26.05., übernommen vom Lebenshaus Schwäbische Alb. Die neue Afrika-Politik der BRD von Christin Bernhold analysiert die BRD-Interessen auf dem " 'Chancenkontinent' deutscher Wirtschafts- und Machtpolitik. Der Artikel ist ein für die IMI-Broschüre Deutschland: Wi(e)der die Großmacht überarbeiteter Text, der im Nov. 2014 veröffentlicht wurde.
Er schließt damit, daß "auch hiesige Linke [...] mit dem neuen Imperialismus der BRD vor neue Aufgaben gestellt [werden]". Sie müssen mit einer Politik umgehen, die vermeintlich auf Chancen nicht nur für Deutschland, sondern auch für Afrika ausgerichtet ist, zivile Mittel bevorzugt, zu unmittelbarer militärischer Gewalt angeblich nur im äußersten Notfall greift und sich damit leichter legitimieren lässt als offen geführter Krieg. Imperialismus muss jedoch in all seinen Erscheinungsformen - dazu gehört zunehmend auch die "Entwicklungszusammenarbeit" - analysiert und bekämpft werden.

Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (194 Wörter)
NEUER BEITRAG27.05.2015, 11:30 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' In diesen Kontext gehört auch das zunehmende Engagement der BRD im asiatischen Raum. In beiden Fällen ist der deutsche Imperialismus bemüht, den Einfluß Chinas zurückzudrängen. Ein Artikel hierzu unter dem Titel China eindämmen vom 26.05. auf german-foreign-policy , der die BRD Außen- und Militärpolitik in Indien und Sri Lanke untersucht.

Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (81 Wörter)
NEUER BEITRAG04.06.2015, 13:09 Uhr
Nutzer / in
mischa

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Ramelow für bessere Gewehre:
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (13 Wörter)
NEUER BEITRAG13.07.2015, 11:02 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Im Rahmen eines Griechenlandartikels vom 10.07. Austerität oder Demokratie (2. Teil) befaßt sich german-foreign-policy genauer mit der Rolle der BRD. Einzelne Textabschnitte verweisen auf die Außensichten anderer Staaten auf diesen Staat und die Auswirkungen seiner Politik auf die innerpolitischen Verhältnisse in der EU. "Die Bundesregierung gehe um kurzfristiger Profite willen mit der Möglichkeit eines Grexit unnötig hohe geostrategische Risiken ein, monierten US-Außen- und Militärpolitiker; Berlin solle nicht länger geizen und die dringend nötige Krisenlösung endlich mit einem Schuldenschnitt absichern. US-Beobachter warnen zudem, die stetig wachsende deutsche Dominanz und ihre hemmungslose Nutzung durch Berlin gefährde auf Dauer den Zusammenhalt der EU."
Der im Rahmen dieses Threads interessanteste Teil findet sich unter den Überschriften "Anschwellende Dominanz" und "Gespaltenes Europa".

ATHEN/BERLIN/WASHINGTON
(Eigener Bericht) - Kurz vor dem EU-Gipfel am kommenden Sonntag zeichnet sich ein deutscher Erfolg im Kampf um ein drittes sogenanntes Hilfsprogramm für Griechenland ab. Wie am späten Donnerstag Abend berichtet wurde, soll das griechische Parlament bereits am heutigen Freitag über ein neues Sparprogramm abstimmen, das zentrale Forderungen der Gläubiger übernimmt. Weil das Sparprogramm offenbar dem Geist des "Nein" im Referendum vom vergangenen Sonntag widerspricht, wird mit seiner Ablehnung durch Teile der Regierungsfraktionen gerechnet; die fehlenden Stimmen könnten allerdings bei der Opposition beschafft werden, heißt es in Athen. Einen Schuldenschnitt bekommt Griechenland nicht; das Land werde sich mit einer zeitlichen Streckung der Rückzahlung begnügen müssen, ist zu hören. Treffen die Berichte zu, dann hätte Berlin zentrale Forderungen durchgesetzt, die unbotmäßige Regierung in Athen gespalten und damit seine Niederlage vom vergangenen Sonntag wettgemacht. Harte Kritik an der deutschen Austeritätspolitik kam in den vergangenen Tagen nicht zuletzt aus den USA. Die Bundesregierung gehe um kurzfristiger Profite willen mit der Möglichkeit eines Grexit unnötig hohe geostrategische Risiken ein, monierten US-Außen- und Militärpolitiker; Berlin solle nicht länger geizen und die dringend nötige Krisenlösung endlich mit einem Schuldenschnitt absichern. US-Beobachter warnen zudem, die stetig wachsende deutsche Dominanz und ihre hemmungslose Nutzung durch Berlin gefährde auf Dauer den Zusammenhalt der EU.
Sparen ohne Schuldenschnitt
Die griechische Regierung hat am späten Donnerstag Abend das geforderte Sparprogramm bei der Eurogruppe eingereicht. Dies bestätigt Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem. Über das Sparprogramm muss nun in Brüssel verhandelt werden. Treffen undementierte Berichte zu, die seit gestern kursieren, dann entspricht der Maßnahmenkatalog weitgehend Forderungen aus Berlin und Brüssel. So sollen etwa die Mehrwertsteuer für Hotels von 6,5 auf 13 Prozent verdoppelt und die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 13 auf 23 Prozent erhöht werden. Auch sollen fast sämtliche Frühverrentungen abgeschafft werden; grundsätzlich werde niemand mehr vor dem 67. Lebensjahr in Rente gehen können.[1] Ministerpräsident Alexis Tsipras verlangt weiterhin einen Schuldenschnitt, den Berlin jedoch kategorisch verweigert; am gestrigen Donnerstag haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble ausdrücklich dagegen verwahrt. Stattdessen sollen die griechischen Schulden "umstrukturiert" werden; was das genau bedeutet, ist nicht ganz klar.[2] Offenbar geht es darum, die Rückzahlung der Schulden lediglich zeitlich zu strecken - ohne jeglichen Verlust für die Gläubiger. Lediglich in diesem Punkt besteht noch Uneinigkeit: IWF-Chefökonom Olivier Blanchard bestätigte gestern Abend, seine Institution bestehe auf einem Schuldenschnitt.
Regierungsfraktionen gespalten
Wie ein Athener Regierungssprecher mittlerweile bestätigt hat, soll das griechische Parlament bereits am heutigen Freitag erstmals über das Sparpaket abstimmen. Weil der Maßnahmenkatalog womöglich nicht der Form, aber doch dem Geist des "Nein" im Referendum vom vergangenen Sonntag klar widerspricht, wird nicht mit geschlossener Zustimmung der Regierungsfraktionen gerechnet. Um dennoch eine Mehrheit für die Berliner Austeritätspolitik zu erhalten, soll eine größere Zahl von "Ja"-Voten bei der Opposition beschafft werden.[3] EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat am gestrigen Donnerstag eine Delegation der konservativen Partei Nea Dimokratia empfangen und will zudem am heutigen Freitag mit dem Vorsitzenden der neuen Partei To Potami verhandeln. Käme es zu einer Abstimmung, bei der Teile der Regierungsfraktionen mit Teilen der Opposition für das neue Sparpaket votierten, während andere Teile der Regierungsfraktionen es im Verein mit anderen Teilen der Opposition ablehnten, dann hätte exzessiver Druck aus Deutschland nicht nur den Rücktritt von Finanzminister Gianis Varoufakis erzwungen, sondern darüber hinaus die Athener Regierung gespalten. Berlin hätte bewiesen, dass es im Falle von Widerstand in der Lage ist, Zentren der Unbotmäßigkeit in anderen EU-Staaten zu zerschlagen.
Strategisch bedeutend
Deutliche Kritik an dem deutschen Vorgehen ist in den vergangenen Tagen nicht zuletzt aus den Vereinigten Staaten zu hören gewesen. Hintergrund sind geostrategische Sorgen Washingtons, die im Kern im Auswärtigen Amt geteilt werden. Exemplarisch formuliert hat sie kürzlich in einem Beitrag für das US-Blatt Foreign Policy James Stavridis, Ex-Admiral der U.S. Navy und von 2009 bis 2013 Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) der NATO. Werde Griechenland aus der Eurozone hinausgeworfen, dann könne es sich - verärgert über die Zurückweisung - zum "Quertreiber" in der EU wie auch in der NATO entwickeln, warnte Stavridis. Zudem werde ein ökonomischer Kollaps Auswirkungen darauf haben, wie stark sich Athen "an NATO-Operationen, EU-Missionen, humanitären Projekten, Flüchtlingsrettung und vielen anderen Anstrengungen im Bereich der Sicherheit beteilige". Sogar der Zugang zu Griechenlands Militärbasen, von denen sich manche - etwa Souda Bay auf Kreta - "an geopolitisch bedeutenden Orten" befänden, könne darunter leiden. "Es lohnt, an die wichtige und bedeutende geographische Lage Griechenlands an der Küstenflanke der NATO zu erinnern - in einer Zeit beträchtlicher Spannungen im östlichen Mittelmeer", schrieb Stavridis.[4]
Krämerseelen
Stavridis vermutete zudem, Griechenland könne sich, von der EU brüskiert, "anderswo um Unterstützung" bemühen - insbesondere in Moskau. "Viele Griechen" stünden Russland als einer "orthodoxen Brudernation" ohnehin mit Sympathie gegenüber; helfe Moskau Athen nun aus der Krise, dann könne dies zu wachsender Abkehr Griechenlands vom Westen beitragen. Ein weiterer denkbarer Verbündeter Griechenlands sei Serbien, das seinerseits angespannte Beziehungen zu mehreren EU-Staaten unterhalte. In der Tat gab es in Griechenland bereits 1999 starke Widerstände gegen den NATO-Überfall auf Jugoslawien. Stavridis urteilt, es sei zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen, dass Athen letztlich einen Abschied aus der EU und womöglich sogar aus der NATO in den Blick nehme. So fern eine solche Perspektive auch noch zu liegen scheine - sie könne EU und NATO "fundamental erschüttern". Strategisch stehe zur Zeit außergewöhnlich viel auf dem Spiel. Leider tendierten "viele auf der europäischen Seite" dazu, "dies zu ignorieren und sich nur auf die ökonomische Seite" des Konflikts zu fokussieren, beklagte der ehemalige US-Militär.[5]
Anschwellende Dominanz
Washingtons Kritik, Berlin riskiere mit seinen Spardiktaten um den Preis kurzfristiger Gewinne langfristige strategische Vorteile, basiert auf präziser Beobachtung seines wichtigsten europäischen Verbündeten. Zu Wochenbeginn ist im Wall Street Journal ein ausführlicher Beitrag über die deutsche Rolle in der EU erschienen, der auch die Folgen der Berliner Krisenpolitik scharfsichtig analysiert. Der Autor des Beitrags zeichnet in groben Zügen zunächst nach, wie die Bundesrepublik in den vergangenen Jahren zur dominierenden Macht der EU geworden ist. Jahrzehntelang habe es ein "Tandem aus Frankreich und Deutschland" gegeben, das in Brüssel den Ton angegeben habe, heißt es in dem Text; deutsch-französische Kompromisse hätten, weil sie von stark divergierenden Standpunkten aus erzielt worden seien, die übrigen EU-Staaten gewöhnlich integrieren können. Seit Deutschland nun allein dominiere, sei diese Integrationskraft nicht mehr gegeben. Berlins Macht schaffe stattdessen neue Spannungen in der EU, die gegen "die anschwellende Dominanz eines ihrer Mitglieder" zu kämpfen habe. Spätestens mit dem griechischen "Nein" vom vergangenen Sonntag seien "die Gefahren, die aus Deutschlands Aufstieg für das europäische Projekt resultieren, deutlich geworden" - aus einem einfachen Grund.[6]
Gespaltenes Europa
Denn mit jeder Krise, deren Lösung die deutsche Kanzlerin dominiert habe, sei vielen Menschen in der EU die Botschaft vermittelt worden, dass gänzlich "ungeachtet der Lippenbekenntnisse zu einem gemeinsamen 'Europäischen Projekt' die Deutschen und gesichtslose Bürokraten in Brüssel den Takt vorgeben", heißt es weiter im Wall Street Journal.. Gelinge es nicht, die Griechenland-Krise in nächster Zeit einzudämmen, werde der Widerstand gegen "die deutsche Macht in Europa" wohl weiter wachsen. Ähnlich wie die Rolle der Vereinigten Staaten die ganze Welt polarisiere, "polarisiert die deutsche Macht Europa", schreibt der Autor. Dabei gehe der Riss durch alle Länder. So finde sich Angela Merkel in Spanien auf einer Liste beliebter ausländischer Politiker mit 39 Prozent recht weit oben, während sie gleichzeitig auf der Liste der unbeliebtesten Politiker unmittelbar nach Wladimir Putin auf Rang zwei stehe - mit 54 Prozent. In Frankreich befürworteten zwei Drittel der neuen Sarkozy-Partei "Die Republikaner" Merkels Griechenland-Kurs, den gleichzeitig mehr als die Hälfte der Befragten in einer kürzlich getätigten Untersuchung ablehnten. Dem entspricht die Erkenntnis aus dem Referendum in Griechenland, dass die alten wohlhabenden Eliten des Landes vor dem Referendum massiv für ein "Ja" warben und damit knapp 40 Prozent erzielen konnten, während es der neuen, nicht dem Establishment entstammenden Regierung mit Unterstützung vorwiegend ärmerer Bevölkerungsschichten gelang, 60 Prozent für ein "Nein" und damit gegen die Berliner Politik zu mobilisieren. In Spanien habe der Chef der Syriza-nahen neuen Partei Podemos kürzlich erklärt: "Wir wollen keine deutsche Kolonie sein", berichtet der Autor des Wall Street Journal - und benennt die Gefahren offen, die die Berliner Dominanz nach Ansicht Washingtons auf lange Sicht beinhaltet: "Deutschlands Macht strapaziert die Einheit der EU."[7]

[1] Kai Portmann, Matthias Schlegel, Christian Tretbar: Sparprogramm abgeschickt, Ultimatum eingehalten. Link ...jetzt anmelden! 09.07.2015.
[2] Kein Schuldenschnitt, aber Erleichterungen? Link ...jetzt anmelden! 09.07.2015.
[3] Kai Portmann, Matthias Schlegel, Christian Tretbar: Sparprogramm abgeschickt, Ultimatum eingehalten. Link ...jetzt anmelden! 09.07.2015.
[4], [5] James Stavridis: What Are the Geostrategic Implications of a Grexit? foreignpolicy.com 01.07.2015.
[6], [7] Anton: Troianovski: Greek Crisis Shows How Germany's Power Polarizes Europe. Link ...jetzt anmelden! 06.07.2015.
mehr anzeigen (1649 Wörter)
NEUER BEITRAG13.07.2015, 11:31 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Zu dieser Thematik mehr im Griechenland-Thread (SYRIZA gewinnt griechische Wahl, KKE zugelegt!) am 13.07. Die Politik des Staatsstreichs, ebenfalls auf gfp. Oder auf der gfp-Seite unter
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (51 Wörter)
NEUER BEITRAG17.07.2015, 11:34 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Die Ergebnisse des Brüsseler Abkommens über Griechenland werden in mehreren Ländern West- und Südeuropas als Vorzeichen eines kommenden Zusammenbruchs der kontinentalen Nachkriegsordnung und einer Rückkehr Deutschlands zur offen auftretenden Diktatorialmacht gewertet. Während sozialdemokratische Beobachter eine Beruhigung der Widersprüche nicht ausschließen wollen, sprechen unter anderem konservative Medien in Südeuropa von einer Neuauflage deutscher Herrschaftsambitionen, die sowohl den Ersten wie den Zweiten Weltkrieg maßgeblich bestimmten oder ausgelöst haben. [...] Die jetzigen Ereignisse gehen auf zielgerichtete Bemühungen der deutschen Außenpolitik in den 1990er Jahren zurück und stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der territorialen Erweiterung der ökonomischen Basis Deutschlands durch die sogenannte Wiedervereinigung.
Der Artikel Das Brüsseler Abkommen am 15.07.2015 auf gfp.

Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (147 Wörter)
NEUER BEITRAG17.07.2015, 11:47 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' In Sachen Griechenland treten, wie auch schon in der Ukraine, die widersprüchlichen Interessen des US- und der BRD-Imperialismus immer deutlicher zutage. Hierzu ein Artikel - auch auf gfp - vom 16. Juli: Warnung vor Kerneuropa. Der deutsche Durchmarsch beim EU-Diktat gegen Griechenland erschüttert jetzt auch das transatlantische Verhältnis. Öffentlich fordert der in Washington angesiedelte Internationale Währungsfonds (IWF) einen umfassenden Schuldenschnitt zugunsten Athens oder eine weitgehende Umstrukturierung der Gläubigerforderungen. Die Attacke zielt auf die deutsche Bundesregierung. [ ... ] Seit Monaten drängt die Obama-Regierung Deutschland und seine europäischen Gefolgschaftsstaaten, Athen einen tragbaren Kompromiss anzubieten. Mal mit, mal ohne IWF-Begleitung warnte das US-Finanzministerium Anfang Juli, "ein Zusammenbruch Griechenlands würde weltweit wirtschaftliche Schäden in Höhe von hunderten Milliarden Dollar verursachen". Der US-Präsident trug diese Sorge mehrmals telefonisch der deutschen Bundeskanzlerin vor, erhielt jedoch keine präzisen Zusagen. Zeitgleich mit der Stellungnahme des US-Finanzministeriums vom 8. Juli appellierte IWF-Direktorin Christine Lagarde "implizit an Deutschland", die Opposition gegen Schuldenerleichterungen zu beenden. Lagarde blieb ebenfalls ohne eindeutige Antworten. Bei einer Rede in Washington wurde der US-Finanzminister daraufhin noch deutlicher: Mute man dem griechischen Ministerpräsidenten weitere Belastungen der Bevölkerung zu ohne realistische Aussicht auf einen erträglichen Schuldenabtrag, könnten nicht nur die weltweiten Wirtschaftsbeziehungen Schaden nehmen - "ich denke, es wäre auch geopolitisch ein Fehler", sagte Lew und spielte auf die Rolle Griechenlands in der NATO an.

Der Artikel für 2 Wochen unter
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (266 Wörter)
NEUER BEITRAG14.02.2016, 16:00 Uhr
EDIT: arktika
14.02.2016, 16:01 Uhr
Nutzer / in
arktika

'Deutschland wird künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Großmacht, breit aufgestellt, Untertitel "Bundeswehr bis „Marshallplan“: Mit allen Mitteln für deutschen Einfluss im Nahen Osten". Mit der Politik der BRD im Nahen Osten befaßt sich ein Artikel von gfp in der UZ vom 12. Februar 2016, reingestellt am 13.02. bei DKP-News.
Er spricht von einem „Marshallplan für die Region“ , der entsprechend dem Original heute nun eben den Nahen und Mittleren Osten auf Deutschland und die EU orientieren soll. Dazu gehören sowohl Investitionen und Förderungen in gewissen Ländern (als Beispiel ist Jordanien genannt) als auch Programme zur Förderung künftiger "Eliten" ebensolcher Länder in der BRD.
So hofft die deutsche Bourgeoisie, den bisherigen Vorsprung der ehemaligen Kolonial- und Mandatsmächte der arabischen Länder aufzuholen und Bezugspunkt Nummer Eins für deren Establishment zu werden.
Der Text unter
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (167 Wörter)
NEUER BEITRAG08.04.2016, 11:19 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Die Bundesregierung will ihren Einflussverlust in Ostafrika gegenüber China wettmachen und dringt auf neue Aufträge für deutsche Unternehmen in Kenia. Berlin stelle Nairobi für die drei Jahre von 2014 bis 2016 Entwicklungshilfegelder in Höhe von 300 Millionen Euro zur Verfügung, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch anlässlich ihrer Gespräche mit dem kenianischen Staatspräsidenten Uhuru Kenyatta in Berlin. Dem müsse nun durch eine intensivere Zusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft Rechnung getragen werden. Tatsächlich sind deutsche Firmen in Kenia wie auch in den anderen Ländern Ostafrikas gegenüber der chinesischen, aber auch der indischen Konkurrenz deutlich in Rückstand geraten. Kooperation mit Nairobi findet zur Zeit beim Krieg in Somalia statt, in den Kenia im Oktober 2011 nach langem Zögern auf Druck des Westens eingetreten ist. Die Rückschläge des Krieges - mörderischer Terror auf kenianischem Territorium - macht dem Land politisch, aber auch wirtschaftlich zunehmend zu schaffen. Deutsche Wirtschaftsvertreter erklären, ihre Geschäfte in Kenia kämen auch deshalb nicht im gewünschten Umfang voran, weil die außergewöhnlich harschen deutschen Visabestimmungen ihren kenianischen Partnern immer wieder die Einreise nach Deutschland unmöglich machten.

Der ganze Artikel von gfp am 8. April unter dem Titel Aufholjagd in Ostafrika unter dem Link
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (240 Wörter)
NEUER BEITRAG08.04.2016, 12:59 Uhr
EDIT: retmarut
08.04.2016, 13:01 Uhr
Nutzer / in
retmarut

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Es geht ja nicht nur gegen den wirtschaftlichen Konkurrenten VR China. Im Windschatten der Euro-Krise hat die BRD ihren Einflussbereich in Afrika auch gegenüber Frankreich enorm ausgeweitet. Hier das Beispiel Kenia, da das Beispiel Mali, wo die Bundeswehr kürzlich eine mediale Propagandashow mit deutscher Kriegsministerin aufgeführt hat.

In Mali haben, soweit ich den Auslandsberichten der bürgerlichen Presse in Deutschland glauben darf, haben die dort stationierten Blauhelmsoldaten verschiedener west- und zentralafrikanischer Nachbarländer (z.B. aus Ruanda) wegen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung (Vergewaltigungen, Zwangsprostitution, Kindesmissbrauch) ihren Ruf ziemlich verspielt. Auch die Franzosen haben, nachdem sie anfangs bejubelt wurden, wegen ihres Auftretens (auch hier soll es Übergriffe auf die Bevölkerung gegeben haben) und dem mangelnden Schutz der Zivilbevölkerung an Sympathie erheblich eingebüßt. Da will (und kann) die Bundeswehr jetzt Pluspunkte in ihrem Sinne machen. (Ob sie aber mit lediglich Patrolienfahrten und Ausbildung der einheimischen Kräfte diese Sympathien aufrechterhalten kann, wage ich zu bezweifeln. Das Mandat wird vermutlich in den kommenden Monaten einen deutlich aggressiveren Gehalt bekommen als jetzt bei der Medienshow behauptet.)

Gleichzeitig hat Deutschland bilaterale Sonderabkommen in der sog. Flüchtlingsrückführung mit Marokko, Tunesien und Algerien getroffen, also im traditionellen Hinterhof der Franzosen gewildert. Die Monarchie in Marokko z.B. wurde zum "Sicheren Herkunftsland" erklärt, obwohl dort Presse- und Meinungsfreiheit mit Füßen getreten wird. Gleichzeitig wurde damit durch die Hintertür auch die seit 1975 bestehende Besetzung der Westsahara legitimiert und der Repression gegen den sahrauischen Widerstand der Teppich ausgerollt. Künftig werden es sahrauische Flüchtlinge,wenn sie denn in Deutschland Asyl beantragen, wesentlich schwerer haben, eine Anerkennung ihrer Fluchtgründe zu erhalten.
mehr anzeigen (279 Wörter)
NEUER BEITRAG27.04.2016, 15:51 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Zum Deutschland-Besuch von US-Präsident Barack Obama fordert Berlin ein ebenbürtiges Führungsbündnis mit Washington ein. Die Bundesrepublik könne "in vielen Bereichen" mit den Vereinigten Staaten "sehr gut mithalten", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wochenende. Bereits zuvor hatte der Bundestag verlangt, die Bundesregierung solle den USA künftig "auf Augenhöhe" begegnen.

Die BRD strebt weiter nach einer eigenständigen Machtposition an der Spitze der Weltpolitik. Mehr dazu in dem Artikel von gfp vom 25.04. Von Mittel und Zweck unter dem Link
Link ...jetzt anmelden!

und - da verschwindet's nicht nach 2 Wochen - auf der DKP-Nachrichtenseite Auf Augenhöhe. Von Mittel und Zweck
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (158 Wörter)
NEUER BEITRAG03.01.2018, 20:35 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "Beratung" und "Begleitung" für den halbkolonialen Osten (nein, nicht den hier in diesem Land, sondern noch weiter weg) durch die Führungsmacht BRD:

Die begleitete Ratspräsidentschaft am 04.01.2018 auf german-foreign-policy

Bulgarien gestaltet seine am Montag begonnene EU-Ratspräsidentschaft unter unmittelbarer "Beratung" und "Begleitung" aus Berlin. Dies geht aus Berichten der Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU) hervor, die entsprechende Tätigkeiten in Sofia entfaltet und ihren Ex-Vorsitzenden, den ehemaligen Präsidenten des Europaparlaments Hans Gert Pöttering, als Sonderberater in der bulgarischen Hauptstadt installiert hat. In Bulgarien haben sich seit dem EU-Beitritt des Landes am 1. Januar 2007 Oligarchen zum entscheidenden Machtfaktor entwickelt und kontrollieren, wie Beobachter urteilen, längst die Geschicke des Landes. Berlin dulde dies bereitwillig, da Ministerpräsident Bojko Borissow sich politisch umstandslos deutscher Führung unterordne, urteilt ein ehemaliger bulgarischer Justizminister. Gleichzeitig dient das bitter verarmte Land deutschen Firmen als Standort für konkurrenzlose Hungerlohnproduktion und dem deutschen Staat als Reservoir für Fachkräfte, die in die Bundesrepublik abgeworben werden.

Der gesamte Text unter Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (180 Wörter)
NEUER BEITRAG25.01.2020, 23:23 Uhr
EDIT: arktika
25.01.2020, 23:28 Uhr
Nutzer / in
arktika

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Die BRD wird "grüner"? Mehr Recycling, weniger "verschwenden" - Dazu mehr selbst produzieren/abbauen bzw. im Rahmen der EU.
Die BRD macht mal wieder mehr auf Rohstoff'sicherung' und Autarkie. Is' ja alles nix wirklich Neues. Hatte aber nie Gutes zu bedeuten, auch wenn viele Ökos sich vielleicht jetzt noch freuen (+ die FFF-Kinder [noch] gehätschelt werden). Erfolgte regelmäßig vor und zu Beginn von Kriegen.
Ein Text auf german-foreign-policy vom 21. Januar sollte zur Kenntnis genommen werden, so meine ich:

Die neue deutsche Rohstoffstrategie
Bundesregierung plant neue Maßnahmen zur Rohstoffsicherung. Größere Unabhängigkeit von Importen angestrebt


(Eigener Bericht) - Mit ihrer neuen Rohstoffstrategie orientiert die Bundesregierung auf die Unterstützung moderner Umwelttechnologien sowie auf die Sicherung von Ressourcen für die deutsche Industrie in den eskalierenden globalen Machtkämpfen. Hintergrund ist, dass für den Ausbau der Elektromobilität und für die Produktion von Windrädern und Solaranlagen große Mengen an Rohstoffen wie Kobalt, Lithium und Seltene Erden benötigt werden; um sie ist auf dem Weltmarkt harte Konkurrenz entbrannt. Verschärft wird die Lage durch globale Wirtschaftskriege; im vergangenen Jahr schlossen Beobachter etwa eine Beschränkung der Lieferung Seltener Erden aus China an die Vereinigten Staaten zwecks Abwehr von US-Aggressionen nicht aus. Zur Sicherung des Bedarfs der deutschen Industrie zieht die neue Rohstoffstrategie nicht nur übliche Mittel der Wirtschaftsförderung in Betracht, sondern auch direkte staatliche Eingriffe. Zudem stellt Berlin Schritte in Aussicht, die die Unabhängigkeit vom Import erhöhen sollen - Verbesserungen beim Recycling sowie Unterstützung bei der Wiederaufnahme der Rohstoffförderung in der EU.

Einer der größten Rohstoffkonsumenten

Die überdurchschnittlich hohe Bedeutung von Rohstoffen für die Bundesrepublik resultiert aus der starken Stellung der deutschen Industrie. Der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik lag im Jahr 2018 laut Angaben der Weltbank bei 27,97 Prozent. Größere Anteile verzeichneten vor allem Japan (29,14 Prozent) und China (40,65 Prozent); deutlich niedriger lagen hingegen die Anteile der Industrie am US- (18,21 Prozent), am britischen (18,0 Prozent) und am französischen (16,9 Prozent) Bruttoinlandsprodukt. Wegen seiner "starke[n] Industrie zählt Deutschland zu den weltweit größten Rohstoffkonsumenten", konstatiert die Bundesregierung.[1] Dabei muss ein erheblicher Teil der Bodenschätze aus dem Ausland eingeführt werden. Dies gilt nicht nur für Energie-, sondern auch für metallische sowie für diverse weitere Rohstoffe. Das jährliche Importvolumen belief sich zuletzt auf um die 410 Millionen Tonnen bzw., gemessen am Preis, auf 181,5 Milliarden Euro - rund 16,6 Prozent der deutschen Gesamteinfuhr. Dabei ist schon eingerechnet, dass bei einigen Metallen hohe Recyclingquoten den Einfuhrbedarf verringern; so stammen gegenwärtig 41 Prozent des in Deutschland verbrauchten Kupfers, 44 Prozent des Rohstahls sowie 59 Prozent des Aluminiums aus recyceltem Schrott.[2]

Hilfen für die Industrie

Ihre erste Rohstoffstrategie hatte die Bundesregierung bereits im Jahr 2010 publiziert. Hintergrund war damals vor allem der rasante Anstieg der Rohstoffpreise in den 2000er Jahren, mit dem ein deutlicher Rückgang der Gewinnung mineralischer Ressourcen in Deutschland einherging. Die Bundesregierung leitete diverse Maßnahmen ein, um der deutschen Industrie in der globalen Konkurrenz um knappe Bodenschätze den Rücken zu stärken. So gründete sie im Jahr 2010 die Deutsche Rohstoffagentur (DERA), die mit Analysen und Beratung deutsche Unternehmen bei der Beschaffung der benötigten Ressourcen unterstützt.[3] Sie förderte die Einrichtung sogenannter Kompetenzzentren für Bergbau und Rohstoffe an den Auslandshandelskammern (AHK) in sechs besonders rohstoffreichen Ländern, mehrheitlich in Amerika (Australien, Brasilien, Chile, Kanada, Peru, Südafrika). Die sechs Kompetenzzentren sind mittlerweile mit weiteren Fachorganisationen im German Mining Network verbunden. Um deutschen Firmen den Abschluss langfristiger Abnahmeverträge zu erleichtern, stellte Berlin Garantien für Ungebundene Finanzkredite in einem Gesamtwert von gut 4,4 Milliarden Euro zur Verfügung. Zudem schloss die Bundesregierung "Rohstoffpartnerschaften" mit wichtigen Lieferländern. Manche Maßnahmen scheiterten freilich. So wurde ein Programm zur Förderung einer eigenständigen Rohstofferkundung im Ausland kaum genutzt und 2015 eingestellt. Die "Rohstoffpartnerschaft" mit der Mongolei gilt als Misserfolg.[4]

Erfordernisse der Umwelttechnologien

Die Erstellung einer neuen Rohstoffstrategie, die das Bundeswirtschaftsministerum schließlich am 15. Januar vorgelegt hat, ist insbesondere durch zwei neue Faktoren motiviert. Zum einen lässt die sich verschärfende globale Staatenkonkurrenz, die mittlerweile in offenen Wirtschaftskriegen eskaliert, folgenreiche Einschränkungen im Rohstoffhandel als denkbar erscheinen; so wurde etwa im vergangenen Jahr zeitweise über Restriktionen beim chinesischen Export Seltener Erden in die USA debattiert. Zum anderen ergibt sich aus der Einführung neuer Technologien ein beträchtlich veränderter Rohstoffbedarf. So weist die Bundesregierung darauf hin, dass "mit dem Ausbau der Elektromobilität ... die Nachfrage nach einigen mineralischen Rohstoffen stark zunehmen" werde - so etwa nach Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit.[5] Mit dem raschen Ausbau Erneuerbarer Energien werde zudem der Bedarf an Seltenen Erden deutlich steigen, daneben aber auch die Nachfrage nach besonderen Metallen, etwa nach Indium und Gallium. Laut Schätzungen wird sich etwa der globale Bedarf an Kobalt von 2016 bis 2026 annähernd verdoppeln. Der Weltverbrauch von Lithium könnte im selben Zeitraum sogar auf das Vier- bis Sechsfache steigen.[6]

Staatlich organisierter Einkauf

Mit Blick auf die stark zunehmende globale Konkurrenz weitet die Bundesregierung nun ihre Unterstützung für deutsche Firmen bei der Rohstoffbeschaffung in aller Welt aus. So fördert das Bundeswirtschaftsministerium die Einrichtung eines neuen Kompetenzzentrums für Bergbau und Rohstoffe beim Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft in Ghana und prüft den Aufbau eines weiteren Kompetenzzentrums in Asien. Darüber hinaus nimmt Berlin allerdings auch weiter reichende Schritte ins Visier. So soll das Bundeswirtschaftsministerium, wie es in der neuen Rohstoffstrategie ausdrücklich heißt, "die Möglichkeiten zusätzlicher staatlicher Maßnahmen zur Rohstoffsicherung in einer Auftragsstudie prüfen lassen".[7] Industrieverbände verlangen dabei mehr als Beratung und Unterstützung privatwirtschaftlicher Beschaffungspläne durch staatliche Einrichtungen wie die DERA oder die erwähnten Kompetenzzentren. So spricht sich etwa die Wirtschaftsvereinigung Metalle, in der mehr als 650 metallverarbeitende Firmen organisiert sind, dafür aus, eine staatliche Institution zu schaffen, die bei Bedarf den strategischen Einkauf von Rohstoffen übernimmt.[8]

Lagerstätten in Europa

Um die Risiken zu mindern, die aus den eskalierenden globalen Machtkämpfen für die Versorgung mit Rohstoffen entstehen, und von Importen zumindest ein wenig unabhängiger zu werden, nimmt die Bundesregierung zudem nicht nur neue Schritte zur Ausweitung von Recycling, sondern auch den Abbau von Bodenschätzen im eigenen Land und in anderen EU-Staaten in den Blick. So will sie laut ihrer neuen Rohstoffstrategie "Initiativen der Europäischen Kommission unterstützen", die "auf eine Wiederbelebung der primären Gewinnung" von "Rohstoffen für E-Mobilität und Energiewende ... in den Mitgliedstaaten der EU" zielen, darunter "Kupfer, Lithium und Nickel".[9] Tatsächlich ist die Erschließung von Lithium-Lagerstätten in Europa in den vergangenen Jahren verstärkt ins Visier genommen worden. Konkret geplant ist mittlerweile die Ausbeutung von Lithium unter anderem in Spanien, Portugal und Finnland; Machbarkeitsstudien werden etwa in Großbritannien erstellt. Allerdings heißt es, nicht selten stünden dem Abbau von Lithium noch EU-Umweltschutznormen im Weg.[10]

Lithiumbergbau in Deutschland

Auch in Deutschland wird der Lithium-Bergbau vorangetrieben. So soll spätestens ab nächstem Jahr Lithiumerz in Zinnwald an der deutsch-tschechischen Grenze gefördert werden. Der Betreiber des Bergbauprojekts, die Deutsche Lithium, spricht von Lithiumvorräten mit einem Volumen von rund 125.000 Tonnen.[11] Bei einer umfassenden Förderung neuer Bergbauprojekte rechnet die Bundesregierung aber offenbar mit Widerstand. In der neuen Rohstoffstrategie stellt sie daher PR-Maßnahmen in Aussicht: "Um die gesellschaftliche Akzeptanz für die Gewinnung mineralischer Rohstoffe zu erhöhen", werde sie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) "beauftragen, Rohstoffinformationen in allgemeinverständlicher Sprache aufzubereiten". Diese sollten dann "Schulen sowie der breiten Bevölkerung zur Verfügung" gestellt werden.[12]


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (1276 Wörter)
NEUE ANTWORT26.01.2020, 01:05 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Ich habe ja schon immer angenommen, daß der ganze Kult um die "Erneuerbaren" Soundtrack einer Autarkie-Strategie ist. Die neuen, damit verbundenen Rohstoffsorgen des dt. Imp. lassen es nicht unwahrscheinlicher werden, daß ich mich nicht getäuscht habe.

#Autarkie
mehr anzeigen (38 Wörter)
NEUE ANTWORT26.01.2020, 23:26 Uhr
Nutzer / in
retmarut

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Wäre es eine Autarkie-Strategie, hätte die Bundesregierung gemeinsam mit der Energiewirtschaft wohl kaum beschlossen, aus der heimischen Atomenergie, Steinkohlebergbau und Braunkohleförderung auszusteigen.

Ist es denn so schwer zu verstehen, dass angesichts der weltweiten Klimakrise die derzeitige deutsche Strategie darin besteht, die eigene Wirtschaft derart umzubauen, dass man in der entsprechenden, zukunftsfähigen Technik eine führende Rolle erreichen kann, um so neue Exportsektoren aufzutun?

Die deutsche Wirtschaft hat diesen Zyklus bisher arg verschlafen (resp. man hat sich auf den traditionellen, etablierten Exportbereichen wie der Automobilindustrie allzu sehr ausgeruht); die Zukunft wird zeigen, ob sie sich gegenüber der Konkurrenz hier behaupten kann.

Autarkiebestrebungen ist doch wohl eher das, was die AfD im Bereich Wirtschaft und Energie fordert.
mehr anzeigen (120 Wörter)
NEUE ANTWORT27.01.2020, 13:07 Uhr
EDIT: FPeregrin
27.01.2020, 13:18 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? "Ist es denn so schwer zu verstehen, dass angesichts der weltweiten Klimakrise die derzeitige deutsche Strategie darin besteht, die eigene Wirtschaft derart umzubauen, dass man in der entsprechenden, zukunftsfähigen Technik eine führende Rolle erreichen kann, um so neue Exportsektoren aufzutun?"

Seit wann schließen sich Tendenzen zur Herstellung einer Rohstoff-Autarkie und die Förderung der Entwicklung exportfähiger Techniken aus? Das hätte ich hier doch gern vom Fachmann mal erklärt gekriegt!

"angesichts der weltweiten Klimakrise" - Die "Menschheitsfrage" - nicht das Klasseninteresse - jetzt als Movens? - Wer so anfängt, macht allerdings natürlich solche Lager auf: Mutti Merkel, Greta Thunberg, Siemens, EndeGelände: die Guten - Jörg Kronauer, FPeregrin, Linder, die AfD: die Bösen. Wahlweise auch andersrum. So nimmt der Irrsinn seinen Lauf.
mehr anzeigen (135 Wörter)
NEUE ANTWORT02.02.2020, 14:48 Uhr
Nutzer / in
retmarut

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? "Wer so anfängt, macht allerdings natürlich solche Lager auf: Mutti Merkel, Greta Thunberg, Siemens, EndeGelände: die Guten - Jörg Kronauer, FPeregrin, Linder, die AfD: die Bösen. Wahlweise auch andersrum. So nimmt der Irrsinn seinen Lauf."

Wer so etwas postulierte, hätte tatsächlich einen Hang zum Irrsinn. Welche Gemeinsamkeiten gäbe es denn zwischen Siemens und Ende Gelände oder Jörg Kronauer und der AfD?

Leider existiert auch in der politischen Linke eine erkleckliche Anzahl an Menschen, die meinen, Klimakrise sei eine hinterlistige Verschwörung der Finanzbourgeoisie. - Vergleichbares Verhalten sahen wir ja bereits bei der Flüchtlingsfrage, wo auch einige irregewordene (Ex-)Linke postulierten, dies sei eine raffinierte Strategie der Großbourgeoisie, um die Arbeiterklasse im eigenen Land zu schwächen. Wenn der politische Kompass nicht mehr richtig eingestellt ist, kommt man halt zu merkwürdigen Positionen, egal wie abstrus sie auch sein mögen.

Ich weise nur auf die politischen Gefahren hin, bin aber nicht dafür zuständig, therapeutische Unterstützung anzubieten.
mehr anzeigen (171 Wörter)
NEUE ANTWORT03.02.2020, 14:48 Uhr
EDIT: FPeregrin
21.02.2020, 12:09 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Lieber retmarut, jetzt guck Dir aber mal an, wie diese Deine Geisterbahnfahrt angefangen hat: Es begann lediglich mit der Hypothese (!), daß der Ausbau der "Erneuerbaren" - ich dachte dabei auch noch an die Biomasse-Produktion, nicht nur an Onkel Siemens' Vogelschredder -, mit einer monopolbourgoisen Autarkie-Strategie zusammenhängen könnte. Das wird dann von Dir unzulässigerweise mit den paranoiden Hirngewächsen von Linder etc. zusammengeschoben - unzulässig deshalb, weil diese Leute aus der - immer berechtigten! - Frage cui bono? ("wem nützt es?") den Fehlschluß cum hoc ergo propter hoc ("mit diesem, folglich deswegen") basteln: "Klima-Kinder, Flüchtlingsströme etc, alles nur da um verbrecherischen Interessen eines monolithischen Feindes zu dienen." - Das habe ich nicht getan!

Und in der Folge wird von Dir in der Bewertung nur um diese Achse einer de facto klassenlos aufgefaßten Klimafrage gespiegelt: "Klimaretter" hier - "Klimawandelleugner" dort. Ich habe kaum Veranlassung, das Spiegelbild einer Paranoia für weniger irre als das Original zu halten!

Auf das Spielchen "Menschheitsfragen", losgelöst von Klassenfragen begreifen zu wollen, sollten wir uns als Kommunisten bei Strafe des Untergangs niemals einlassen. Auch wenn ich mich schon wieder selbst zitieren muß aus einem Thread, in den diese Frage tatsächlich gehört: "Das "Klima-Thema" ist ein wunderbares Substrat für tolle, tollere, tollste & aller-tollste primäre und sekundäre Verschwörungstheorien und Reisen ohne Wiederkehr. [...] Ich rate dazu, das "Klima-Thema" unter Kommunisten dahingehend zu entschärfen, daß wir uns klar machen, daß auch Menschheitsfragen in Klassengesellschaften nur als Klassenfragen gelöst werden können. Egal welche Klimawandel-Szenarien stimmen oder nicht, egal wie wir welche Effekte dafür verantwortlich machen, wir müssen nicht mehr tun, als wir ohnehin tun müssen für ein menschenwürdiges Leben: Wir müssen die Bourgeoisie stürzen! Wir haben dem Klassenfeind da was voraus."
Link ...jetzt anmelden!

Das heißt, daß wir technologische Fragen selbst sinnvoll nur unter der Bedingung der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmittel diskutieren können und sollten. Das heißt aber auch, daß wir unter der Bedingung der Klassengesellschaft - konkret der in einem imperialistischen Hauptland - wirklich alles (!) unter der Frage cui bono? zu betrachten haben. Wenn der Klassenfeind Kriegsvorbereitung betreibt, haben wir ein klassenmäßiges Interesse daran, dies in seinen Schritten nachvollziehen zu können, um unsere eigenen strategischen & taktischen Schlüsse ziehen zu können. Mit klassenlosen Sortierungskategorien wird uns dies nicht gelingen!

"[...] bin aber nicht dafür zuständig, therapeutische Unterstützung anzubieten. " - Nein danke, lieber retmarut, ich hatte nicht vor, den Bock zum Gärtner zu machen!

Du siehst, wir sind wieder beim gegenseitigen Pathologisieren abgekommen. Diesmal habe ich nicht damit angefangen! smiley
mehr anzeigen (460 Wörter)
NEUE ANTWORT03.02.2020, 21:43 Uhr
Nutzer / in
retmarut

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Merkst Du gar nicht, dass du gerade gegen selbstgebastelte Pappkameraden schießt?

"Mit klassenlosen Sortierungskategorien wird uns dies nicht gelingen!" - Mein Reden. Deswegen ja auch die Kritik an all den - aus meiner Sicht irrationalen und letztendlich der extremen Rechten Auftrieb gebenden - Auffassungen, die Bourgeoisie stünde mit perfiden Pänen strippenziehend hinter Klimabewegung, Greta Thunberg, Flüchtlingsbewegungen etc. pp., eigentlich ginge es in dem hinterlistigen Plan allein darum, die deutsche Arbeiterklasse durch Ökosteuern, Flüchtlinge, Dieselfahrverbote, Atom- und Kohleausstieg usw. zu knechten. Hier wird von Vögeln vom Schlage Hartmanns letztlich dumpfrechte Agenda in marxistisch klingende Worthülsen gepresst, damit man sich und anderen den Klumbatsch genehm reden kann.

Es ist übrigens nicht das erste Mal seit 1990, dass gewisse Teile der Linken ins rechte Lager abdriften, immer unter dem flatternden Banner, die mit Abstand aufrechtesten Kämpfer für Aufklärung und Sozialismus zu sein. Die Hartmannschen Freidenkerkreise sind da lediglich der aktuellste Ausfluss.

mehr anzeigen (157 Wörter)
NEUE ANTWORT03.02.2020, 22:42 Uhr
EDIT: FPeregrin
04.02.2020, 00:02 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? #Freidreher
#Hardman
#Linder

"Merkst Du gar nicht, dass du gerade gegen selbstgebastelte Pappkameraden schießt?" - Nein, das merke ich nicht, weil mich einfache Behauptungen nicht überzeugen, solange Du mir nicht explizierst, wo denn der "selbstgebastelte Pappkamerad" gerade stecken soll. Was dann kommt, fällt zurück hinter meinen Einwand Deiner Ignorierung der falschen Gleichsetzung von cui bono? mit cum hoc ergo propter hoc bei den Hartmanns & Linders und meiner expliziten Trennung von beidem. Oder verstehst Du den Unterschied beider Sätze nicht?

Über den gefährlichen paranoiden und tendentiell querfrontfähigen Charakter der Positionen eines lautstarken Teils der Freidenkers sind wir uns völlig einig. Meine Position ist - wie dargelegt - damit keineswegs identisch. Wer hier mit grobem Schrot (nicht unter Sauposten) und abgesägtem Lauf auf "selbstgebastelte Pappkameraden" schießt, ist der Gen. retmarut!
JPG-Datei • Bild öffnen ...ohne Wasserzeichen: anmelden! Mad Max.jpg
mehr anzeigen (143 Wörter)
NEUE ANTWORT04.02.2020, 19:25 Uhr
Nutzer / in
arktika

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Auch wenn ich - da ich Euch beide kenne - durchaus (und durchaus auch parteiisch) Spaß beim Lesen dieser Beiträge empfinde, so würde ich es doch begrüßen, das (Haupt-)Augenmerk wieder auf die inhaltliche Seite des Threads zu legen und nicht abzuschweifen.
Weniger "erfahrene" secarts.org.-NutzerInnen könnten durchaus irritiert sein über diese Form der "Meta-Diskussion". Und vielleicht eher genervt?!
mehr anzeigen (64 Wörter)
NEUE ANTWORT04.02.2020, 22:52 Uhr
EDIT: FPeregrin
04.02.2020, 23:08 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Danke für die Intervention! - Es wäre in der Tat schön, wenn wir zur Thematik des Threads zurückkommen könnten. Wenn nur mit Hilfe Dritter, dann eben mit Hilfe Dritter.
mehr anzeigen (34 Wörter)
NEUE ANTWORT03.07.2020, 14:54 Uhr
EDIT: FPeregrin
03.07.2020, 15:23 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Eine interessante Fußnote zur Frage der "heimischen" Lithium-Gewinnung liefert scienexx gestern:

Lithium-Abbau: Bald auch in Deutschland?

Neue Methode ermöglicht Lithiumgewinnung aus dem Tiefenwasser des Oberrheingrabens

Verborgener Rohstoff: Im Tiefenwasser des Oberrheingrabens ist genug Lithium gelöst, um jährlich mehrere tausend Tonnen dieses wichtigen Akku-Rohstoffs zu fördern. Jetzt haben Forscher eine Methode entwickelt, um diese Ressource nachhaltig und kostengünstig zu erschließen. Dabei wird dass Lithium aus dem Wasser extrahiert, das am Oberrhein ohnehin schon durch Geothermie-Anlagen an die Oberfläche gepumpt wird.

Ob Handy, Notebook, Elektroauto oder die Elektronik von Flugzeugen – Lithiumionen-Akkus sind für die heutige Technik unverzichtbar. Entsprechend stark nimmt der weltweite Verbrauch des Batterie-Rohstoffs Lithium zu – Trend immer weiter steigend. Einer Schätzung zufolge könnte die Lithium-Nachfrage schon im Jahr 2035 die jährliche Produktionsrate um das Vierfache übersteigen.

Bisher stammen rund 80 Prozent der globalen Lithiumproduktion aus Chile, Argentinien und Australien. In Südamerika liefern ausgedehnte Salzseen den begehrten Rohstoff, in Australien wird das Lithium aus Gesteinsformationen abgebaut. Deutschland hingegen muss einen Großteil des benötigten Lithiums importieren.

Lithium-Reservoir im oberrheinischen Tiefenwasser

Doch das könnte sich ändern. Denn auch hierzulande gibt es Lithium-Vorkommen, wenngleich diese tief unter der Erdoberfläche verborgen sind. Das „weiße Gold“ ist in salzigem Thermalwasser gelöst, das in tiefen Gesteinslagen unter dem Oberrheingraben kursiert. „Nach unseren Kenntnissen können es bis zu 200 Milligramm pro Liter sein“, berichtet Geowissenschaftler Jens Grimmer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Insgesamt schätzt er, dass mehrere tausend Tonnen an Lithium pro Jahr auf deutscher und französischer Seite des Oberrheingrabens gefördert werden könnten. „Wenn wir dieses Potenzial konsequent nutzen, dann könnten wir in Deutschland einen erheblichen Teil unseres Bedarfs decken“, sagt der Forscher. Bisher jedoch fehlte eine Methode, mit der sich diese Ressource kostengünstig, umweltschonend und nachhaltig erschließen lässt.

Gewinnung an Geothermie-Anlagen

Ein solches Verfahren haben Grimmer und seine Kollegin Florencia Saravia nun entwickelt und bereits zum Patent angemeldet. Kern des Verfahrens ist die Nutzung von Geothermie-Anlagen, die im Oberrhein-Graben ohnehin schon große Mengen an Tiefenwasser an die Oberfläche fördern. Pro Jahr strömen dort bis zu zwei Milliarden Liter Thermalwasser zur Strom- und Wärmegewinnung durch die Leitungen. Diese Infrastruktur wollen die Forscher nutzen, um diesem Wasser sein Lithium zu entziehen.

„Dabei werden in einem ersten Schritt die Lithiumionen aus dem Thermalwasser herausgefiltert und in einem zweiten Schritt weiter konzentriert, bis Lithium als Salz ausgefällt werden kann“, erklärt Grimmer. Auf diese Weise kann das Lithium im Thermalwasserzyklus der Geothermie-Anlage kontinuierlich extrahiert werden und liegt innerhalb weniger Stunden als Lithiumsalz vor. Auch weitere seltene und werthaltige Elemente wie Rubidium oder Cäsium könne mit diesem Verfahren aus dem Thermalwasser extrahiert werden, wie die Forscher berichten.

Nachhaltiger als bestehende Gewinnungsmethoden

Ein weiterer Vorteil: Weil das Thermalwasser nach Gebrauch wieder in den Untergrund zurückgeleitet wird, werden keine schädlichen Stoffe freigesetzt und auch die geothermische Strom- und Wärmeproduktion wird nicht gestört. Im Gegensatz zum klassischen Bergbau falle kaum Abraum an und der Flächenverbrauch sei minimal, so Grimmer und Saravia. Da die technisch-energetischen Möglichkeiten einer Geothermie-Anlage genutzt werden, sei auch die CO2-Bilanz besser als bei den herkömmlichen Verfahren.

„Wir exportieren viele Umweltprobleme in Drittländer, um unseren Lebensstandard aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Mit diesem Verfahren können wir unserer Verantwortung gerecht werden und wichtige Rohstoffe für moderne Technologien umweltverträglich vor der eigenen Haustür gewinnen“, sagt Saravia. „Darüber hinaus können wir regionale Wertschöpfungsketten aufbauen, Arbeitsplätze schaffen und gleichzeitig geopolitische Abhängigkeiten reduzieren.“

Nächster Schritt ist eine Pilotanlage

Die beiden Wissenschaftler sind bereits dabei, gemeinsam mit Partnern aus der Industrie eine erste Testanlage zur Lithium-Gewinnung zu entwickeln. Sie soll in einer Geothermie-Anlage im Oberrheingraben aufgebaut werden und zunächst einige Kilogramm Lithiumkarbonat beziehungsweise Lithiumhydroxid gewinnen. Wenn diese Versuche erfolgreich sind, ist der Bau einer Großanlage geplant. Eine solche Anlage könnte mehrere hundert Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr pro Geothermie-Anlage fördern.

Quelle: Karlsruher Institut für Technologie
2. Juli 2020

- Nadja Podbregar


Link ...jetzt anmelden!

Die "Grünheit" der angestrebten Technik paßt hervorragend ins Popularisierungs-Profil
mehr anzeigen (715 Wörter)
NEUE ANTWORT30.03.2021, 13:26 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Das "Oberrhein-Lithium" wird nun auch Thema für das Handelsblatt (26. März):

Link ...jetzt anmelden!
"https://app.handelsblatt.com/unternehmen/energie/elektromob-
ilitaet-unter-dem-rhein-liegt-europas-groesstes-lithium-vork-
ommen/27037476.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE&ti-
cket=ST-2389281-OQ2ldkTBxF3T6JdfePyR-ap1"
mehr anzeigen (48 Wörter)
NEUE ANTWORT05.04.2021, 17:38 Uhr
Nutzer / in
arktika

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Ich verweise hier auch noch mal auf den Bolivien: Putsch-Thread auf den Beitrag unter der Überschrift Bolivien - der Putsch + das Lithium vom 18.03.2021, 13:03 Uhr.

#Lithium
mehr anzeigen (30 Wörter)
NEUE ANTWORT10.10.2021, 11:42 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Das Thema "einheimisches #Lithium" hatte spektrum vorgestern sehr ausführlich unter dem blumigen, aber propaganda-rhetorisch sehr aufschlußreichen Titel Weißes Gold aus Deutschlands Geothermieanlagen:
Link ...jetzt anmelden!

Weil sehr lang, werde ich das Ding hier nicht spiegeln, sondern als pdf einstellen:
• PDF-Datei Lithium Weißes Gold aus Deutschlands ...
2,2 MB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (49 Wörter)
NEUE ANTWORT10.02.2022, 04:45 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Auf das Dossier Lithium aus Deutschland auf scinexx sei hier zum Thema #Lithium einfach mal verwiesen:
Link ...jetzt anmelden!
• PDF-Datei Dt. Lithium.scinexx | Das Wissensmagaz...
5,1 MB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (30 Wörter)
NEUE ANTWORT27.10.2022, 23:59 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? "Die Gewinnung des begehrten Batterie-Rohstoffs Lithium aus deutschen Geothermieanlagen könnte sich lohnen, wie eine erste Abschätzung nahelegt. Demnach könnten die schon existierenden Tiefbohrungen im Idealfall mehr als 4.000 Tonnen Lithium pro Jahr aus den Reservoiren im Oberrheingraben und in Norddeutschland fördern. Das wäre genug, um bis zu elf Prozent des Lithiumbedarfs der geplanten deutschen Batterieproduktion abzudecken."

scinexx ist es ja sehr ums Thema #Lithium zu tun, so auch am 24. Okt.:
Link ...jetzt anmelden!
• PDF-Datei Lohnt sich die deutsche Lithium-Gewinn...
1,4 MB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (85 Wörter)
NEUE ANTWORT22.02.2023, 01:42 Uhr
EDIT: FPeregrin
16.04.2023, 23:23 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Wieder #Lithium, wieder scinexx - 21. Feb. (ohne Autor, Copyright und so - für mich auf dieser Seite zumindest ungewöhnlich!) -:

Lithiumgewinnung direkt in Brandenburg: In Guben liegt die Batterie-Zukunft

Energiewende

Um den steigenden Bedarf an Lithium zu decken, werden zusätzliche Ressourcen für die Gewinnung benötigt. Künftig soll das Element in Deutschland gewonnen und veredelt werden. Wie das funktioniert, zeigen die nachfolgenden Eindrücke.

Mercedes sichert sich Batterierohstoff aus Guben

Über 104.000 Elektrofahrzeuge wurden im Jahr 2022 allein in Deutschland verkauft. Tendenz steigend. Mercedes hat daran einen Löwenanteil und konnte den Absatz von Elektroautos im Vergleich zum Vorjahr sogar um insgesamt mehr als 124 Prozent steigern. In Zukunft will der Stuttgarter Autobauer seine E-Modellpalette weiter ausbauen und hat sich dafür die Dienste von Rock Tech Lithium mit 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr gesichert.

Rock Tech Lithium hat kürzlich vom Landesumweltamt die erste Genehmigung für den Bau eines Lithiumkonverters in Guben erhalten. Er ist europaweit einzigartig und soll die Produktion von batteriefähigem Lithiumhydroxid sichern.

Bereits im Sommer 2023 könnte es soweit sein. Die frühzeitige Genehmigung sei ein positives Signal, so der Unternehmenssprecher von Rock Tech Lithium. Künftig soll am Standort Guben mit rund 51 Mitarbeitern batterietaugliches Lithiumhydroxid hergestellt und Rohstoffe für Millionen von Batterien in Europa genutzt werden. Im internationalen Vergleich gehört Deutschland mit seinen Lithiumvorkommen jedoch zu den kleineren Anbietern. Durch die zusätzlichen Produktionskapazitäten könnten künftig 24.000 Tonnen batterietaugliches Lithiumhydroxid pro Jahr vom Standort der Rock Tech Lithium kommen. Bei einem durchschnittlichen Bedarf von 13,5 kg/Batterie können damit mehr als 1,7 Millionen Akkumulatoren für Elektrofahrzeuge hergestellt werden.

Sobald die finale Zustimmung erfolgt, wird das deutsch-kanadische Unternehmen rund 30 Prozent des europäischen Lithiumbedarfs nachhaltig bedienen. Von Guben aus soll künftig ein Großteil der Lithiumversorgung in Europa erfolgen. Klaus Schmitz, Chief Operating Officer von Rock Tech macht deutlich: „Unser Konverter wird der erste seiner Art in Europa sein“. Mit dieser Innovation kann ein wichtiger Baustein für die Batterie-Rohstoffversorgung in Europa bereitgestellt werden. Damit wird ein wichtiger Meilenstein in der Abhängigkeit kritischer Lieferketten gesetzt.

So wird Lithium aus dem Gestein extrahiert

Es gibt verschiedene Methoden, um das wertvolle Element aus dem Stein zu gewinnen. Eine Möglichkeit ist die direkte Verarbeitung durch das Abpumpen aus salzhaltigen Seen oder die Nutzung von Solen. Das Ausspülen des Elements mit heißem Wasser und Sole ist jedoch nicht ganz ungefährlich. Das warme Salzwasser löst die Mineralien aus dem Gestein, darunter auch Lithium. Jetzt wird das überschüssige Wasser entfernt, so dass nur noch das Konzentrat übrig bleibt.

Lithium kommt im Vergleich zu anderen Elementen nur in geringen Mengen (0,06%) in der Erdkruste vor. Häufiger finden sich Kupfer, Zink, Wolfram, Kobalt, Zinn und Blei.

Diese Herausforderungen bestehen bei der Lithium-Sole-Gewinnung

Salzseen sind zwar aufgrund der natürlichen Verdunstungsmechanismen technisch weniger aufwendig, benötigen aber große Landflächen und enorme Wassermengen. Bis eine erste Lithiumproduktion möglich ist, müssen mindestens 18 Monate veranschlagt werden.

Die Methode der Solegewinnung aus dem Grundwasser bietet aufgrund der großen Vorkommen in den USA auch in Zukunft große Chancen für die Gewinnung. Die Verarbeitung gestaltet sich jedoch schwierig, da Metalloxide und eine Kombination den Aufwand für die Hersteller deutlich erhöhen.

Zero-Waste bei der Lithiumgewinnung möglich?

Die Energiewende und die wachsende Nachfrage nach E-Autos und anderen akkubetriebenen Geräten hinterlassen auch negative Spuren. Bei der Lithiumgewinnung wird in das natürliche Umfeld von Flora und Fauna eingegriffen.

Rock Tech setzt auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen und hält die ESG-Standards ein. Künftig sollen die Rohstoffe 100-prozentig aus im eigenen Besitz befindlichen Grundstücken in Kanada und weiteren nachhaltig arbeitenden Minen bezogen werden.

„Wir werden der Lithium Partner der Automobilindustrie und bauen in Europa eine eigene, bisher nicht-existierende Infrastruktur für batteriefähiges Lithiumhydroxid auf. Unser Ziel ist, als erstes Unternehmen weltweit einen geschlossenen Kreislauf für Lithium zu schaffen. Guben erscheint uns als der ideale Standort dafür, dabei spielen auch Fördermöglichkeiten eine maßgebliche Rolle“, gibt Dirk Harbecke, Chief Executive Officer von Rock Tech Lithium, ein Blick in die Visionen des Unternehmens. Ziel sei es, einen großen Prozentsatz der genutzten Rohstoffe aus recycelten Altbatterien zu gewinnen.
21. Februar 2023


Link ...jetzt anmelden!

Klingt nach Werbetrommel!
mehr anzeigen (732 Wörter)
NEUE ANTWORT16.04.2023, 23:39 Uhr
EDIT: FPeregrin
15.11.2023, 11:12 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? ... und jetzt mal richtig klassische #Autarkie wie zu Adolfs Zeiten - wer gelegentlich mal draußen ist, dem kann es beim Anblick der Wälder nicht entgehen - jW morgen:

Energiewende rückwärts

Deutscher Wald im Kamin

Mehr Holz als je zuvor wird offiziell verfeuert, dazu kommt die Dunkelziffer

Von Alexander Reich

Die Energiewende mag »gutgemeint« sein; umgesetzt wird sie als Krieg gegen die Armen mit ihrer Vorliebe für billiges Fleisch und alte stinkende Dieselfahrzeuge. Aber was macht der abgehängte Dorfbewohner, wenn die Vorauszahlungen für seine klapprige Gasheizung die Monatseinkünfte übersteigen? Statt bei der nächstgelegenen Bank einen Kredit für eine Wärmepumpe nachzufragen, verfeuert er den Wald am Ortsrand in seinem rußigen Kamin.

Man muss in diesen Tagen nur durch brandenburgische Dörfer spazieren, um solche Hintertreibung der Klimarettung zum eigenen Vorteil zu besichtigen, wobei dieser Vorteil eben oft genug in der Abwendung der Privatinsolvenz besteht, wenn nicht von Hunger oder Unterkühlung. Überall wachsen die Brennholzstapel in den Himmel.

In den offiziellen Erhebungen wird dieser Mundraub nicht erfasst, und dennoch wird auch da mehr Wald verfeuert als je zuvor. Im vergangenen Jahr wurde soviel Brennholz geschlagen wie seit 1990 nicht, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit, und dessen Zahlenreihe beginnt halt mit dem Anschluss der DDR. 13,8 Millionen Kubikmeter »Energieholz« bedeuteten eine Steigerung um 17,3 Prozent im Vergleich zu 2021. Und eine Steigerung um 31,9 Prozent im Vergleich um Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2021.

Weil 2022 deutlich weniger Schadholz durch Insektenbefall nach Dürre oder Sturmschäden anfiel – die von Borkenkäfern zerfressenen Fichtenwälder sind weitflächig gerodet –, ist der Holzeinschlag insgesamt leicht gesunken. Aber die 78,7 Millionen Kubikmeter liegen immer noch deutlich über den 73 Millionen Kubikmetern, die laut »Waldstrategie 2050« der Bundesregierung unter nachhaltigen Bedingungen jährlich geschlagen werden können. Und das sind, wie gesagt, nur die offiziellen Zahlen.

Selbst das Umweltbundesamt räumt ein, dass »die tatsächliche Holznutzung teilweise erheblich von der amtlichen Holzeinschlagsstatistik abweicht«, und zwar »insbesondere hinsichtlich der energetischen Holzverwendung«. Nach komplizierten Berechnungen, an denen mehrere Forschungsinstitute beteiligt waren, »lag das tatsächlich dem Wald entnommene Holz durchschnittlich um 14,1 Mio. Kubikmeter über der in der Holzeinschlagsstatistik angegebenen Menge (im Mittel der Jahre 1995 bis 2021)«.

Eine Annäherung an die Wirklichkeit, in der sich das »Kohlenstoffspeicherpotential der Wälder in Deutschland« laut Umweltbundesamt seit Jahren »stetig verringert«. Und mit jedem Scheit, der im Kamin in Flammen aufgeht, wird über Jahrzehnte gebundenes CO2 in wenigen Minuten freigesetzt. Aber erst kommt die Ofenwärme, dann die Klimamoral, und weil sich der verfeuerte deutsche Wald überwiegend in Privatbesitz befindet, gibt es da auch Momente von Gerechtigkeit.


Link ...jetzt anmelden!

Für die, die es nicht glauben wollen - Tante Wiki s.v. Deutscher Wald:
"Im Gegensatz zur ideologischen Überhöhung des Waldes stand die planerische und forstwirtschaftliche Realität. Mit der Übernahme des Vierjahresplans sowie der Agrar- und Forstpolitik 1936 durch Göring stagnierte der Naturschutz. Unter anderem der Holzeinschlag und damit die Belastung der Wälder wurden deutlich erhöht. Bereits ab 1935 hatte sich die Forstwirtschaft den Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten unterzuordnen. Ab Oktober 1935 wurde für den Staatswald ein Holzeinschlag angeordnet, der um 50 % über den jährlichen Holzzuwachs hinausging. Ab 1937 galt dies auch für Gemeinde- und Privatwald über 50 ha. Man betrieb eine umfassende Naturzerstörung durch Melioration, Autobahnbau, die Intensivierung der Waldnutzung sowie den Bau von Industrie- und militärischen Anlagen. Die Übernutzung der ökologischen Ressourcen durch den abrupten Übergang zur Autarkie, bei ineffizienter Nutzung mangels wirtschaftlichen Strukturwandels, wurde zu einem Motiv der Eroberung neuen Lebensraumes."

Link ...jetzt anmelden!

Soll ich jetzt sagen: "Dasselbe in Grün!"?
mehr anzeigen (620 Wörter)
NEUE ANTWORT27.12.2023, 11:35 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Rohstoff'sicherung' + Autarkie als Kriegsvorbereitung? Es gehört zumindest als Fußnote hinein - die Autarkie hat auch ihre eigene Kriminalität, in Bezug auf den Wald ist das dieselbe wie die im Vormärz - jW heute:

Trotz GPS-Trackern: Zahl der Holzdiebstähle steigt

Bad König. Ein ausgehöhlter Buchenstamm im hessischen Staatswald, in der Mitte ein GPS-Tracker. Die Baumscheibe rechts wird wieder davorgeklappt. »Um Diebstähle zu verhindern, setzen Forstämter oder Privatleute im Holz versteckte GPS-Sender ein«, schrieb das Landeskriminalamt (LKA) in Hessen in einer dpa-Mitteilung vom Dienstag zur wachsenden Zahl von Holzdiebstählen. Fast bundesweit gibt es in diesem Jahr einen neuen Höchststand von Strafanzeigen. Neben dem LKA Hessen haben das die Landeskriminalämter in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin bestätigt. Nur in Sachsen gab es einen Rückgang, aus den übrigen Ländern liegen keine Zahlen vor.

Der größte Anstieg wurde in Rheinland-Pfalz registriert: Hier gab es bis Ende November 118 entsprechende Strafanzeigen – 2018 seien es insgesamt noch 18 Straftaten gewesen. Auch das dortige LKA führt den Anstieg auf die Energiepreise zurück: »Aus Angst vor einem Gasmangel im Winter – und um Geld zu sparen –, setzen mehr Menschen auf Heizen mit Holz.«

Nun wird nicht jeder, der seinen Ofen in Schuss gebracht oder sich einen Kamin zugelegt hat, um von den Gaspreisen verschont zu bleiben, gleich ganze Buchenstämme aus dem Wald zerren. Die meisten derer, die es trotzig knistern lassen in den eigenen vier Wänden, dürften sich mit dem Aufsammeln von Totholz begnügen. Allerdings ist auch das kriminell, in aller Regel sogar im Staatswald. Das Aufsammeln von Totholz wird verfolgt, wenn der Waldeigentümer Strafanzeige stellt. In der Regel werden zwischen 20 und 60 Tagessätze à 50 Euro fällig. Neuerdings landen größere Fälle wieder häufiger in der Lokalpresse.

Warum das »Sammeln von Raffholz« kein Diebstahl ist, aber im bürgerlichen Gesetzbuch als einer gilt, erklärte Marx in der Rheinischen Zeitung vom 25. Oktober 1842: »Das Volk sieht die Strafe, aber es sieht nicht das Verbrechen.«

Zur deutlich gestiegenen Zahl der Strafanzeigen in Berlin teilte das dortige LKA mit, am häufigsten sei das Holz von Baustellen gestohlen worden. Für Privathaushalte hat das LKA Berlin eine spezielle Empfehlung: Es rät zu einem abschließbaren Holzverschlag. (dpa/jW)


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (395 Wörter)
NEUER BEITRAG26.01.2020, 23:44 Uhr
EDIT: retmarut
26.01.2020, 23:59 Uhr
Nutzer / in
retmarut

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Dazu passend auch ein Kommentar von Koschmieder in der jW:

"[...] Klaus Linder [Freidenker]: »Die diesjährige Rosa-Luxemburg-Konferenz könnte in die Geschichte der Veranstaltung eingehen als diejenige Zäsur, mit der die Unterordnung politisch ›linker‹ Koordinaten unter die Lufthoheit der reaktionärsten Kreise unwiderruflich wurde«, teilt er der Öffentlichkeit am 15. Januar über Facebook mit. Reaktionärste Kreise haben also endgültig die Regie bei der Konferenz und damit auch bei den Veranstaltern junge Welt und Melodie & Rhythmus übernommen? Ein schwerwiegender Vorwurf, für den Linder umgehend den Beweis liefert: »Der eindeutig ausfallende Lackmustest war der Applaus, den man dort den Bewegungen der extremen Rechten organisierte – in Gestalt von ›Fridays for Future‹ und ›Ende Gelände‹.«

Wie bitte? Die genannten Aktivisten bekommen für gesellschaftskritische Äußerungen Applaus vom Konferenzpublikum – und das also soll der Beweis dafür sein, dass die Konferenz »unwiderruflich von reaktionärsten Kreisen« übernommen worden sei? Ist doch logisch, meint Linder: »Da beißt die Maus keinen Faden ab: Wer den Durchmarsch dieser Speerspitzen-›Bewegungen‹ der reaktionärsten Monopolbourgeoisie auch nur passiv begünstigt, steht nicht länger auf der proletarischen, antiimperialistischen Seite der Barrikade.«

Wer das verstehen will, sollte auch den Vorschlag kennen, der vom Freidenkerverband im April 2019 in die Vorbereitung der Konferenz eingebracht wurde. Die 25. Konferenz solle sich mit »Ökologismus« als Strategie der Finanzbourgeoisie beschäftigen: Der sei deren Mehrzweckwaffe, um ihre reaktionärsten Interessen durchzusetzen. Man könnte es auch so formulieren: Früher setzten die am meisten reaktionären Kräfte des Kapitals auf Faschismus, wenn es nicht mehr anders ging, heute halt auf »Ökologismus«. Wer so denkt, für den sind Kämpfer für den Erhalt der natürlichen Umwelt nichts anderes als Handlanger der »reaktionärsten Monopolbourgeoisie«.
"


Hie "der ganze Kult um die "Erneuerbaren" Soundtrack einer Autarkie-Strategie [des Kapitals]" und dort Ökologie also eine "Strategie der Finanzbourgeoisie" und "Wer den Durchmarsch dieser Speerspitzen-›Bewegungen‹ der reaktionärsten Monopolbourgeoisie auch nur passiv begünstigt, steht nicht länger auf der proletarischen, antiimperialistischen Seite der Barrikade". - Inhaltlich sind da keine großen Unterschiede zu erkennen. Das sollte einem zu denken geben.
mehr anzeigen (358 Wörter)
NEUE ANTWORT27.01.2020, 12:44 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Ja retmarut, es gibt mir zu denken, wen Du da mal so eben mit leichter Hand in eine Reihe stellen willst. Und zwar nichts Gutes!
mehr anzeigen (25 Wörter)
NEUER BEITRAG05.06.2020, 14:22 Uhr
Nutzer / in
arktika

Corona: Deutschland startet durch Während der "Corona-Krise" scheint es der BRD zu gelingen, ihre Dominanz in der EU - relativ leise und unbemerkt - weiter auszubauen, was wiederum die EU gefährden könnte. Die Brüche innerhalb der EU nehmen dabei weiter zu. Gleichzeitig schwächelt der US-Imperialismus und China stärkt seine Position.

Ein interessanter Artikel am 27. Mai auf gfp

Die Pandemie als welthistorische Wende
Innere Brüche und deutsche Dominanz gefährden Zusammenhalt der EU. EU-Außenbeauftragter diagnostiziert Wende zum "asiatischen Jahrhundert".


(Eigener Bericht) - Zunehmende Fraktionierungen zwischen den Mitgliedstaaten der EU überschatten die für heute angekündigte Präsentation eines Hilfsplans der EU-Kommission für den Kampf gegen die Coronakrise. Grundlage der Kommissionspläne ist ein deutsch-französischer Kompromiss, der von Italien kritisiert wird, da er quantitativ nicht ausreicht, um dem Land aus der Krise zu helfen. Gleichzeitig wird er von diversen anderen EU-Staaten als zu großzügig attackiert. Darüber hinaus zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Bundesrepublik deutsche Firmen so massiv unterstützt, dass diese nach dem Ende der Krise ihre Marktdominanz wohl noch ausweiten können. Das wiederum verstärkte das bestehende Ungleichgewicht in der Eurozone so weit, dass der Bestand der EU in Gefahr geriete. Prominente Stimmen, darunter etwa der Finanzinvestor George Soros, warnen offen vor dem Zerfall der Union - zu einem Zeitpunkt, zu dem sich, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag äußerte, "das Ende des US-geführten Systems und die Ankunft des asiatischen Jahrhunderts" zu vollziehen scheine.

Ein dünner Kompromiss

Die EU-Kommission, die an diesem Mittwoch ihre Pläne nicht nur für den langfristigen EU-Haushalt, sondern auch für ihren "Recovery Fund" zum Kampf gegen die Coronakrise vorlegen wird, kämpft dabei gegen immer stärker werdende Fraktionierungen innerhalb der Union. Für den Recovery Fund liegt ein Modell vor, auf das sich Deutschland und Frankreich in der vergangenen Woche geeinigt haben; demnach soll Brüssel 500 Milliarden Euro vergeben, und zwar nicht als Kredit, sondern als Zuschuss, berechnet danach, wie schwer die jeweiligen Länder von der Krise getroffen wurden (german-foreign-policy.com berichtete [1]). Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte stuft es als Schritt in die richtige Richtung, aber quantitativ unzureichend ein. Tatsächlich könnte Italien laut Berechnung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung mit Mitteln in Höhe von 19 bis 26 Milliarden Euro rechnen, Spanien mit 14 bis 24 Milliarden: bei weitem nicht genug, um die Krisenschäden zu überwinden.[2] Gleichzeitig fordern die Niederlande, Österreich, Dänemark und Schweden weiterhin, die Mittel nicht als Zuschuss, sondern als rückzahlbares Darlehen zu vergeben. Die EU-Staaten Ost- und Südosteuropas lehnen das deutsch-französische Modell ebenfalls ab, weil es sie zu Nettozahlern machen würde. Allerdings scheint es der Kommission zu gelingen, ihren Widerstand auszuhebeln, indem sie verlangt, die Mittelvergabe an die Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien zu koppeln; das richtet sich gegen Ungarn und Polen, deren Verhandlungspotenzial mit der Verhinderung dieser Forderung wohl ausgelastet ist.

Deutschland startet durch

Während die Kommission bemüht ist, die gegnerischen Fraktionen mit einem Kompromiss zu besänftigen - die Rede ist davon, Zuschüsse und Kredite im Verhältnis von 70 zu 30 oder 60 zu 40 Prozent zu splitten [3] -, steht sie zugleich vor dem Problem, dass es laut aktuellem Stand die deutsche Wirtschaft schaffen könnte, im Verlauf der Coronakrise ihre Dominanz in der Union noch weiter auszubauen. Ursache ist, dass die Bundesrepublik erheblich mehr Mittel zur Unterstützung ihrer Unternehmen mobilisieren kann als alle anderen Mitgliedstaaten (german-foreign-policy.com berichtete [4]). Bereits Anfang Mai hatte die Kommission mitgeteilt, der Anteil der im Kampf gegen die Krise bereits zugesagten deutschen Staatshilfen an der Gesamtsumme der Staatshilfen in der EU belaufe sich auf 52 Prozent; auf Platz zwei lägen Frankreich und Italien - mit 17 Prozent weit abgeschlagen, obwohl ihre Wirtschaft beträchtlich stärker getroffen wurde als die deutsche.[5] Demnach können deutsche Unternehmen darauf hoffen, mit einem deutlichen Startvorteil in die Phase nach der Krise zu gehen, in der die Marktanteile innerhalb der EU wohl neu verteilt werden. Fraglich ist, ob die Eurozone eine noch größere deutsche Wirtschaftsdominanz tragen könnte; die Eurokrise der Jahre ab 2010 resultierte in hohem Maß daraus, dass die schon damals gewaltigen deutschen Exportüberschüsse zu strukturellen Defiziten vor allem in südlichen Eurostaaten führten und diese damit in die Verschuldung trieben.[6] EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat schon vergangene Woche angekündigt, dies verhindern zu wollen: "Ein Übermaß an Staatshilfe werden wir ... nicht zulassen." Der "Wiederaufbauplan" sei "paneuropäisch" zu konzipieren.[7]

Asymmetrische Krisenfolgen

Vor einer weiteren Vertiefung der Risse in der EU hat am Montag auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf der diesjährigen deutschen Botschafterkonferenz gewarnt. Zwar sei die Coronakrise "in ihrem Ursprung symmetrisch", erklärte Borrell vor den per Video versammelten deutschen Diplomaten; doch sei sie "in ihren Folgen sehr asymmetrisch".[8] Das liege daran, dass "die fiskale Kapazität der Staaten" in der EU gewaltige Unterschiede aufweise. Der Kompromiss, den Berlin und Paris über den Recovery Fund erzielt hätten, sei "notwendiger denn je"; er reiche aber nicht aus. "Europa" zusammenzubringen sei "schwierig, hart", und zwar, weil "zwischen den Mitgliedstaaten große Spaltungen bezüglich vieler Themen bestehen". "Uns mangelt es an einer gemeinsamen strategischen Kultur", urteilte Borrell: "Die Bereitschaft zum Kompromiss ist geringer, als sie es sein sollte."

EU: Vom Zerfall bedroht

Längst warnen prominente Stimmen, die Coronakrise könne nicht nur die Brüche in der Union vertiefen; sie könne sie unter Umständen sogar zerstören. In diesem Sinne äußerten sich bereits im April etwa Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und vier weitere prominente SPD-Politiker. Wenn man anderen EU-Staaten in der Coronakrise die dringend benötigte Unterstützung verweigere, "riskieren wir den Zerfall Europas", hieß es in einem Schreiben der fünf Sozialdemokraten an die Bundesregierung.[9] Ähnlich äußert sich seit Wochen beispielsweise der Finanzinvestor George Soros. "Die EU kann sich jetzt entweder zusammenraufen", kommentierte Soros Anfang Mai trocken, "oder sie kann ihren Zerfall fortsetzen".[10] Zehn Tage später erklärte er: "Ich mache mir gewaltige Sorgen, ob die Europäische Union diese Krise überleben kann."[11] Ende vergangener Woche bekräftigte Soros erneut, falls die EU nicht in der Lage sei, insbesondere Italien aus der Krise zu helfen, dann werde sie "die Herausforderungen, denen sie gegenwärtig gegenübersteht", möglicherweise "nicht überleben": "Das ist keine theoretische Möglichkeit; es kann durchaus tragische Realität sein."[12]

Vom US- zum asiatischen Jahrhundert

Die Gefahr des Zerfalls droht der EU inmitten einer Phase als historisch eingestufter Umbrüche. "Analytiker haben lange über das Ende des US-geführten Systems und die Ankunft des asiatischen Jahrhunderts gesprochen", konstatierte der EU-Außenbeauftragte Borrell am Montag auf der Berliner Botschafterkonferenz: "Jetzt geschieht dies vor unseren Augen. Wenn das 21. Jahrhundert zum asiatischen Jahrhundert werden sollte, wie das 20. ein amerikanisches war, dann könnte die Pandemie durchaus als der Wendepunkt dieses Prozesses in Erinnerung bleiben."[13] Die EU solle im Verlauf des Machtkampfs zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik ihre eigene Position stärken, und dazu müsse sie genügend Einigkeit entwickeln. Es sei "ein entscheidender Moment", urteilte Borrell: "ein Moment, um in ein ehrgeiziges Europa zu investieren". Die innereuropäischen Rivalitäten stehen dem freilich - jedenfalls zur Zeit - entgegen.


Link ...jetzt anmelden!

#asiatischesJahrhundert
#BRD
#EU
mehr anzeigen (1209 Wörter)
NEUER BEITRAG13.09.2020, 19:30 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Ein interessanter Artikel auf german-foreign-policy, der die Rolle der BRD in bezug auf die Fokussierung der EU-Militärpolitik und die Verzahnung europäischer Streitkräfte im NATO-Rahmen analysiert. Ist Teil einer mindestens zweiteiligen Folge Der strategische Kompass der EU (II):

Berlin treibt die Fokussierung der EU-Militärpolitik und die Verzahnung europäischer Streitkräfte im NATO-Rahmen voran.

BERLIN (Eigener Bericht) - Mit einer klareren Fokussierung der EU-Militärpolitik und einem Ausbau der europäischen Streitkräftekooperation im NATO-Rahmen will die Bundesregierung die militärische Schlagkraft Europas stärken. Zum einen soll die EU noch während der deutschen Ratspräsidentschaft einen "strategischen Kompass" erhalten, der die teilweise weit divergierenden geostrategischen Interessen innerhalb der Union bündeln soll. Als Grundlage ist eine gemeinsame Bedrohungsanalyse vorgesehen, die zur Zeit von den Geheimdiensten der EU-Mitgliedstaaten vorbereitet wird. Zugleich treibt Berlin die Kooperation innerhalb des Framework Nations Concept (FNC) der NATO voran; dabei werden Truppen verschiedener Staaten mit Blick auf gemeinsame Operationen zusammengeführt und insbesondere Einheiten kleinerer Mitgliedstaaten dem Kommando großer NATO-Länder, nicht zuletzt Deutschlands, unterstellt. Parallel zum Ausbau der kontinentalen Militärkooperation setzt Berlin auf die "E3": einen lockeren Zusammenschluss mit Frankreich und Großbritannien, der das britische Militärpotenzial nach dem Brexit für die EU verfügbar halten soll.

Gemeinsame Bedrohungsanalyse

Eine wichtige Rolle in den deutschen Planungen zur weiteren Militarisierung der EU nimmt nach wie vor der "strategische Kompass" ein, auf den sich die EU nach dem Willen Berlins bis zum Jahr 2022 einigen soll. Das Ziel ist, alle einschlägigen Projekte der Union von den Battlegroups bis zu PESCO (Permanent Structured Cooperation) in einen einheitlichen Rahmen zu integrieren, um den Militarisierungsbestrebungen eine größere Schlagkraft zu verleihen. Als erster Schritt ist die Erstellung einer gemeinsamen Bedrohungsanalyse geplant - ein Novum für die EU. Dazu werden die Geheimdienste der Mitgliedstaaten bis Ende September Erkenntnisse zusammentragen, die daran anschließend gewichtet werden: "Wir müssen darüber hinauskommen, Bedrohungen nur aufzuzählen", erklärt Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.[1] Im November sollen sich die EU-Mitgliedstaaten dann endgültig auf die Bedrohungsanalyse einigen. Damit stünde der Kern des "strategischen Kompasses" am Ende der deutschen Ratspräsidentschaft fest.[2]

Der "360-Grad-Blick"

Als besondere Schwierigkeit gilt dabei, die stark divergierenden geostrategischen Interessen der EU-Mitgliedstaaten in einem tragfähigen Konzept zusammenzubinden. So sei, konstatiert Torben Schütz, ein Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), bei den östlichen und nordöstlichen EU-Mitgliedstaaten "eine sehr traditionelle Bedrohungswahrnehmung" anzutreffen; sie wendeten sich klar gegen Russland.[3] Demgegenüber richteten die südlichen EU-Staaten "ihren Fokus eher auf die Instabilität" im Mittelmeergebiet, in Nordafrika und im Nahen und Mittleren Osten. Beides "unter einen Hut zu bekommen" sei "nicht so einfach", konstatiert Schütz: Unterschiedliche Bedrohungsszenarien beeinflussten, wie man "Fähigkeiten plane", wie man "Streitkräfte strukturiere ... und Ähnliches". Als vorläufige Kompromissformel bietet das Bundesverteidigungsministerium einen "360-Grad-Blick" an.[4] Was dies genau bedeuten soll, ist allerdings unklar. Die Widersprüche waren erst kürzlich beim jüngsten Treffen der Außenminister deutlich zutage getreten, als Griechenland und Zypern drohten, die geplanten Sanktionen gegen Belarus zu verhindern, sollte sich die EU ihren Forderungen zur Türkeipolitik verweigern.

"Truppenkörper zusammenführen"

Parallel dazu treibt die Bundesregierung die Kooperation der europäischen NATO-Staaten voran. Den Rahmen bildet das "Framework Nations Concept" (FNC), das 2013 von Deutschland initiiert wurde. Es sieht vor, wie das Verteidigungsministerium schreibt, dass "bestehende Truppenteile und Fähigkeiten der nationalen Armeen schrittweise zusammengeführt werden"; Ziel sei der "Aufbau einsatzbereiter und interoperabler größerer Truppenkörper".[5] Als "Rahmennation" tritt dabei neben Großbritannien und Italien auch die Bundesrepublik auf. Der deutschen FNC-Gruppierung gehören mittlerweile 21 Staaten an, darunter neben 16 Staaten - einschließlich Deutschland -, die sowohl NATO- als auch EU-Mitglied sind, das NATO-Mitglied Norwegen, die militärisch offiziell neutralen EU-Mitglieder Österreich, Finnland und Schweden sowie die offiziell gänzlich neutrale Schweiz. Faktisch dient das FNC unter anderem dazu, Verbände kleinerer europäischer NATO-Staaten dem Kommando der großen Mitgliedstaaten zu unterstellen; so binden, wie es beim Bundesverteidigungsministerium heißt, "beispielsweise die Tschechische Republik und Rumänien im Rahmen des FNC große Teile ihrer Heerestruppen in die deutschen Landstreitkräfte ein".

Europäische Konsolidierung

Zudem dient das FNC dazu, ähnliche Kapazitäten von NATO und EU im europäischen Rahmen zusammenzuführen und damit die Effizienz zu steigern. Als Beispiel gilt die Verknüpfung des EU-Projekts European Medical Command (EMC) mit dem Multinational Medical Coordination Center (MMCC) der NATO. Mit dem EMC, einem von Berlin initiierten PESCO-Vorhaben, wird ein einheitliches Koordinierungselement für die Sanitätsdienste der zehn beteiligten Staaten aufgebaut. Das MMCC wiederum, ein Projekt innerhalb der von Deutschland geführten FNC-Gruppierung, leistet Ähnliches im europäischen NATO-Rahmen.[6] Im September 2019 ist es gelungen, EMC und MMCC zusammenzuführen; Aufgabe der neuen Struktur ist es, "die sanitätsdienstlichen Fähigkeiten der 18 beteiligten Nationen zu koordinieren". Für Ende November kündigt das neue MMCC/EMC eine militärische Planübung an ("Resilient Response 2020"), mit der eine gemeinsame Reaktion der beteiligten Staaten auf eine Pandemie geprobt werden soll - bei zugleich auftretenden "andere[n] Bedrohungen", etwa Angriffen auf die Infrastruktur. In die Übung werden "Beobachtungen und Erfahrungen aus der ersten Pandemiewelle von COVID-19" integriert.[7]

Das E3-Format

Ergänzend zur Fokussierung der EU mit Hilfe des "strategischen Kompasses" und zur Verknüpfung der europäischen Streitkräfte im NATO-Rahmen arbeitet Berlin an der Konsolidierung der außen- und militärpolitischen Kooperation mit Großbritannien. Dies gilt - mit Blick auf den globalen Einfluss und die militärische Stärke des Vereinigten Königreichs - als unabdingbar, soll trotz des britischen Austritts aus der EU ein weltpolitisch handlungsfähiger europäischer Machtpol entstehen. Rahmen für die Kooperation ist das "E3-Format", ein loser Zusammenschluss Deutschlands und Frankreichs mit Großbritannien. Die "E3" operieren gemeinsam, seit sie sich 2003 zusammentaten, um in den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm einen zweiten westlichen Pol neben den Vereinigten Staaten zu bilden. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer hat am 20. und 21. August ihre Amtskollegen aus Frankreich, Florence Parly, und aus Großbritannien, Ben Wallace, zum ersten formalen Treffen der E3-Verteidigungsminister empfangen; die Kooperation soll weiter aufrechterhalten werden: "Für Deutschland und Frankreich", erklärte Kramp-Karrenbauer, werde "die Zusammenarbeit mit Großbritannien trotz des Brexit in der Sicherheitspolitik weiter eine sehr hohe Bedeutung haben".[8]


Am 2. September unter Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (1057 Wörter)
NEUER BEITRAG14.01.2021, 14:47 Uhr
EDIT: arktika
14.01.2021, 14:52 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Wie german-foreign-policy am 6. Jan. in einem Artikel aufzeigt, wird in der BRD gerade wieder über die Möglichkeiten, mit der EU eine Weltmacht zu werden, diskutiert. Speziell geht es wohl gerade um die Frage, "was Europa zur Weltmacht fehlt". Die Vorstellung einer "Weltmacht EU" scheint in der BRD-Bevölkerung weit verbreitet zu sein. So gaben in einer Umfrage 43 % der Befragten an, sich das vorstellen zu können. (Ob dies dann auch gewünscht werde, dazu scheinen keine Frage gestellt worden zu sein.) Über dem Durchschnitt lagen FDP- und Grüne-AnhängerInnen (biologisch abbaubare, bienenunschädliche Munition u. Panzer mit Biosprit?), aber auch - ganz heftig - die 18 - 29-Jährigen, letztere mit 70 %. Da scheint die zunehmende Indoktrination in Schule u. Studium erfolgreich zu sein. In Wirtschaftskreisen hingegen scheinen die Zweifel, ob dies angesichts (bestenfalls) stagnierender Wirtschaftskraft in der EU überhaupt realistisch sein könnte , zuzunehmen.

Aber hier der Artikel:

"Mehr Mut zur Weltmacht"
Deutsches Außenpolitik-Establishment debattiert EU-Weltmachtpläne. Ex-EU-Kommissar warnt vor "völliger Selbstüberschätzung".


BERLIN (Eigener Bericht) - Mit neuen Weltmachtplänen für die EU startet das außenpolitische Establishment der Bundesrepublik in das zweite Jahr der Covid-19-Pandemie. Während vor allem die westlichen Mächte und ihre Verbündeten von weiteren Pandemiewellen überrollt werden und teils rasant steigende Opferzahlen zu beklagen haben, debattiert das maßgebliche Fachblatt der deutschen Außenpolitik ("Internationale Politik", IP) über die Frage, "was Europa zur Weltmacht fehlt". Dass die Union "mehr Mut zur Weltmacht" haben müsse, war schon im Herbst in mehreren deutschen Leitmedien gefordert worden. Einer Umfrage zufolge stimmen der Aussage, die EU könne "eine ähnlich starke Rolle in der Weltpolitik spielen" wie die USA und China, beinahe die Hälfte der Deutschen zu - vor allem Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen (52 Prozent) und FDP (56 Prozent) sowie die Generation der 18- bis 29-Jährigen (70 Prozent). Während die IP fordert, "Europa" müsse seine "internationale Wirkkraft" stärken, warnt Ex-EU-Kommissar Günther Oettinger, es gebe in vielen EU-Hauptstädten "eine völlige Selbstüberschätzung" - "eine Art Hybris".

"Weltweit Maßstäbe setzen"

Forderungen, die EU solle sich offensiv als "Weltmacht" positionieren, waren schon im Herbst in auflagenstarken liberalen und konservativen Medien geäußert worden. "Mehr Mut zur Weltmacht" hatte im Oktober etwa das Onlineportal der Wochenzeitung "Die Zeit" verlangt: Die Union, so hieß es, "muss sich als Weltmacht verstehen".[1] In dem Springer-Blatt "Die Welt" erklärten wenig später Entwicklungsminister Gerd Müller sowie der Ex-Außenpolitikexperte der einflussreichen Bertelsmann-Stiftung Werner Weidenfeld, die EU habe "das Zeug zur Weltmacht": "Ihr Souverän - die rund 400 Millionen Menschen mit ihrem ökonomischen Spitzenpotenzial - und eine solide militärische Ausstattung haben die EU in den Rang einer Weltmacht befördert."[2] Mit ähnlichen Argumenten hatte Weidenfeld schon vor fast zwei Jahrzehnten die Union als "Weltmacht im Werden" eingestuft (german-foreign-policy.com berichtete [3]). Gemeinsam mit Müller sprach er sich nun dafür aus, "Europa" solle "kraft seiner Wirtschaftsmacht ... in der digitalisierten und globalisierten multipolaren Welt Maßstäbe setzen". Dazu benötige Brüssel freilich nicht bloß einen "handlungsfähigeren politischen Rahmen" - nach Möglichkeit "flankiert von einem europäischen Strategierat" -, sondern etwa auch eine "europäische[...] Armee" mit "einer gemeinsamen Kommandostruktur".

"Wie die USA oder China"

Mit der Titelfrage "Was Europa zur Weltmacht fehlt" und mit einem entsprechenden thematischen Schwerpunkt greift nun die Zeitschrift Internationale Politik (IP) die Debatte auf. Die IP, das führende Fachblatt des außenpolitischen Establishments, wird von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) herausgegeben, einer der einflussreichsten Außenpolitik-Denkfabriken der Bundesrepublik; ihre zweimonatliche Auflage wird auf 6.000 Exemplare beziffert. Wie die IP konstatiert, hält fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung eine künftige Weltmachtrolle der EU für denkbar. Demnach antworteten in einer repräsentativen Umfrage im Dezember auf die Frage, ob "die EU in Zukunft eine ähnlich starke Rolle in der Weltpolitik spielen" könne "wie heute die USA oder China", 43 Prozent mit "Ja".[4] Die größten Zustimmungswerte ergab die Umfrage zum einen bei der jüngeren Generation: Rund 70 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sehen die Union demzufolge als künftige Weltmacht; bei den Über-60-Jährigen sind es gerade einmal 28 Prozent. Über dem Durchschnitt liegen die Zustimmungswerte, parteipolitisch betrachtet, bei Wirtschafts- und Ökoliberalen: 56 Prozent der FDP-Anhänger sehen die EU demzufolge prinzipiell auf Augenhöhe mit den USA und China; dies tun zudem 52 Prozent der Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen.

Viel geredet, wenig getan

Mit Blick auf die reale politische Stellung der EU in der internationalen Politik räumt die IP ein, "Europa" habe "viel über seine internationale Rolle geredet", dies aber, "ohne genug dafür zu tun".[5] So sei das Ziel, "strategische Autonomie" zu erlangen - eine verklausulierte Variante des Weltmachtanspruchs -, zuerst in den Schlussfolgerungen des Europäischen Rats vom Dezember 2013 festgeschrieben worden, dann in der Global Strategy der Union vom Juni 2016. Erreicht sei das Ziel allerdings noch nicht. "Europas Aufgabe" sei es nun, "unter neuen Vorzeichen seine internationale Wirkkraft zu stärken und seine Interessen entschiedener zu vertreten". Dabei werde der EU "der Ausbau ihrer Machtressourcen" mutmaßlich "nur gelingen, wenn ihr innerer Zusammenhalt und die Kooperationsbereitschaft der Regierungen wachsen". Die IP schließt dabei nützliche Nebenwirkungen schwerer Krisen - etwa der aktuellen Coronakrise - nicht aus: "Das Gefühl einer 'Schicksalsgemeinschaft' ist gewachsen." Dies freilich lässt sich aktuell - nur wenige Tage nach Erscheinen der jüngsten IP-Ausgabe - stark bezweifeln: Wegen ernster Fehler bei der Impfstoffbeschaffung bricht sich heftige Kritik an der Trägheit der Brüsseler Behörden Bahn.

Anspruch und Wirklichkeit

Während die IP den EU-Weltmachtanspruch aufrechterhält, legen einzelne Beiträge in der jüngsten Ausgabe offen, wie Anspruch und Wirklichkeit zunehmend auseinanderklaffen. So heißt es etwa, "wie kein anderes Thema" stehe die Iran-Politik für die gemeinsame Außenpolitik der Union: "Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten" verfolgten die Mitgliedstaaten "gegenüber Teheran einen relativ konsistenten Ansatz" - dies immer wieder auch gegen massiven Druck aus den USA.[6] Allerdings habe sich auch gerade in der Iran-Politik das "Unvermögen" der EU gezeigt, "maßgeblichen Einfluss geltend zu machen"; so sei etwa der Handel mit Iran - trotz umfassender Bemühungen der Union - aufgrund der einseitig verhängten US-Sanktionen fast vollständig kollabiert. Ähnlich verhält es sich mit der Afrika-Politik. So ist es trotz langjähriger, stets vollmundig angekündigter Bestrebungen, die Wirtschaftsbeziehungen zu den Staaten Afrikas südlich der Sahara auszudehnen, bislang nicht gelungen, dies zu tun; stattdessen hat China seine Stellung auf dem afrikanischen Kontinent massiv gestärkt. "Momentan sieht es danach aus", heißt es in der jüngsten IP, "als würde China, nicht Europa, der Hauptnutznießer einer [erhofften, d.Red.] afrikanischen Wirtschaftsblüte sein".[7]

Eine Art Hybris

Warnungen, die Weltmachtansprüche der EU würden durch ihre ökonomische Leistungsfähigkeit bei weitem nicht gedeckt, sind dabei zunehmend von Wirtschaftspolitikern zu hören. Sie schließen an Feststellungen wie diejenige an, dass der Anteil der Union an der globalen Wirtschaftsleistung bestenfalls stagniert (german-foreign-policy.com berichtete [8]), oder diejenige, dass der Anteil der EU an den globalen Patentanmeldungen von 2009 bis 2019 dramatisch fiel - von 34,7 auf 23,2 Prozent -, während der Anteil Asiens im selben Zeitraum von 32 auf 52,4 Prozent stieg.[9] Dabei hätten die politischen Eliten dies oft noch gar nicht realisiert, warnte kürzlich der ehemalige EU-Kommissar Günther Oettinger: "Es gibt in vielen europäischen Hauptstädten eine völlige Selbstüberschätzung der eigenen Wirtschaftskraft. Eine Art Hybris."[10] Anfang dieser Woche ließ sich zudem der Ex-Staatsminister im Auswärtigen Amt und heutige Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) Werner Hoyer mit der Äußerung zitieren, die EU-Staaten verlören "seit 15 Jahren an Wettbewerbsfähigkeit" und investierten gleichzeitig "Jahr für Jahr 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weniger in Forschung und Entwicklung": "Noch holen wir nicht auf", warnt Hoyer, "sondern fallen weiter zurück".[11]


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (1330 Wörter)
NEUER BEITRAG19.01.2021, 12:15 Uhr
Nutzer / in
mischa

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Passt ja: Linke diskutiert radikalen Kurswechsel in der Außenpolitik

Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (24 Wörter)
NEUE ANTWORT19.01.2021, 14:06 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' ... naja, konkret: Höhn.
mehr anzeigen (4 Wörter)
NEUE ANTWORT21.01.2021, 09:45 Uhr
Nutzer / in
mischa

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Matthias Höhn schlägt nach Angriff auf friedenspolitische Grundsätze der Partei Ablehnung entgegen -> Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (28 Wörter)
NEUE ANTWORT21.01.2021, 10:10 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Eben!
mehr anzeigen (1 Wörter)
NEUE ANTWORT25.01.2021, 10:48 Uhr
EDIT: FPeregrin
25.01.2021, 14:45 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Hierzu gibt es auch mittlerweile eine Erklärung der #KPF m.d.T. Matthias Höhn will eine andere Partei:
Link ...jetzt anmelden!
"https://kpf.die-linke.de/erklaerungen/detail/matthias-hoehn-
-will-eine-andere-partei/"

Ich zweifele, daß das hier im richtigen Thread und im richtigen Forum abgehandelt wird. #DieLinke ist immer noch nicht die führende Partei der Monopolbourgeoisie, ... und nicht einmal eine der Arbeiteraristokratie, da kann Höhn arschlecken, soviel er will ...!

P.S.: Nur um sicher zu gehen: Gefährlich ist dieser Opportunismus aber allemal!
• PDF-Datei Matthias Höhn will eine andere Partei...
98,2 KB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (91 Wörter)
NEUER BEITRAG18.06.2021, 17:26 Uhr
EDIT: arktika
18.06.2021, 17:28 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' BRD + Australien: Einen Fuß in die Tür stellen in Hinblick auf den Indo-Pazifik. Dafür hat die BRD einen Tag vor dem Beginn des G7-Gipfels eine "Erweiterte Strategische Partnerschaft" mit Australien abgeschlossen. Damit wird ein Schwerpunkt auf den systematischen Ausbau der militärischen und der rüstungsindustriellen Kooperation zwischen den beiden Ländern gelegt, der neben einem "Fähigkeitsaufbau im indopazifischen Raum" unter anderem die Fertigstellung einer "Absichtserklärung für eine militärische Weltraum-Partnerschaft" zwischen Berlin und Canberra vorsieht.
Muß sie vielleicht auch, denn zunehmend verliert sie die Kontrolle über Teile der unmittelbaren Nachbarschaft der EU (böses China smiley ), ebenso läuft auch im Nahen u. Mittleren Osten längst nicht alles wie gewünscht. Wie german-foreign-policy resümiert: "Und während die Bundeswehr ihre ersten Operationen im Indischen und im Pazifischen Ozean plant, zieht sie nach 20 Jahren Krieg erfolglos aus Afghanistan ab [12] und steht in Mali vor der nächsten Niederlage [13]: Klare Zeichen einer Überdehnung der eigenen Kräfte, die sich bitter rächen kann."

Der ganze Text am 11. Juni auf gfp:

"Fähigkeitsaufbau im Indo-Pazifik"
Deutschland erweitert seine "Strategische Partnerschaft" mit Australien und plant eine stärkere militärische Präsenz in der Asien-Pazifik-Region.


BERLIN/CANBERRA (Eigener Bericht) - Vor dem heute beginnenden G7-Gipfel in Cornwall hat die Bundesregierung eine "Erweiterte Strategische Partnerschaft" mit Australien beschlossen. Eine gemeinsame Erklärung dazu wurde gestern von den Außenministern beider Länder unterzeichnet. Das Dokument legt einen Schwerpunkt auf den systematischen Ausbau der militärischen und der rüstungsindustriellen Kooperation und sieht neben einem "Fähigkeitsaufbau im indopazifischen Raum" unter anderem die Fertigstellung einer "Absichtserklärung für eine militärische Weltraum-Partnerschaft" zwischen Berlin und Canberra vor. Der Beschluss, enger zu kooperieren, erfolgt parallel zu Bestrebungen der G7 und der NATO, ihrerseits die Zusammenarbeit mit Australien zu intensivieren - im Machtkampf gegen China. So ist Australiens Premierminister Scott Morrison als Gast beim G7-Gipfel präsent, der gemeinsame Einflussmaßnahmen des Westens gegen Beijing beschließen wird. Auch beim NATO-Gipfel am Montag in Brüssel werden Verhandlungen über die Ausweitung der Kooperation mit Australien erwartet.

"Sprungbrett in den asiatisch-pazifischen Raum"

Die Erklärung über die "Erweiterte Strategische Partnerschaft" zwischen der Bundesrepublik und Australien, die Außenminister Heiko Maas und seine australische Amtskollegin Marise Payne am gestrigen Donnerstag unterzeichnet haben, baut auf der "Strategischen Partnerschaft" auf, die beide Staaten am 28. Januar 2013 schlossen. Zum Hintergrund hatte der damalige Außenminister Guido Westerwelle erklärt, Berlin betrachte Australien als "strategisches Sprungbrett in den asiatisch-pazifischen Raum".[1] Auf der Grundlage der "Strategischen Partnerschaft" haben Berlin und vor allem die deutsche Rüstungsindustrie ihre Beziehungen zu Canberra in den vergangenen Jahren tatsächlich ausgeweitet; neben gemeinsamen militärischen Aktivitäten sind milliardenschwere Rüstungsdeals abgeschlossen worden.[2] Im Machtkampf gegen das weiterhin rasch aufsteigende China - die gestern unterzeichnete Erklärung spricht von einer "Verschiebung des globalen strategischen und wirtschaftlichen Gleichgewichts in Richtung des indopazifischen Raumes" - wollen beide Seiten nun die Zusammenarbeit "spürbar intensivieren".[3] Geplant ist beispielsweise ein "regelmäßige[r] Austausch zwischen den Regierungschefs" sowie zwischen den Ministern für Äußeres, für Handel und für Verteidigung.

Militär- und Rüstungskooperation

Einen Schwerpunkt bilden in der Erklärung militärische und rüstungsindustrielle Aspekte. So heißt es, beide Seiten verfolgten "das Ziel, einer vielschichtigen Sicherheitspartnerschaft den Weg zu ebnen", die sich auch auf Felder wie "Cybersicherheit" und "Resilienz unserer Gesellschaften und Volkswirtschaften" beziehe; mit Letzterem ist Widerstandsfähigkeit im Fall eskalierender Konflikte gemeint.[4] Die "Sicherheits- und Verteidigungskooperation" soll "durch Ausbildungsmaßnahmen und Übungen, insbesondere im Seefahrtsbereich und in Partnerschaft mit Staaten in der Region", erweitert werden; vorgesehen ist außerdem ein gemeinsamer "Fähigkeitsaufbau im indopazifischen Raum". Ein der Erklärung beigefügter, auf zwei Jahre angelegter "Aktionsplan" sieht nicht nur die "Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften" und die "regelmäßige Entsendung deutscher Streitkräfte in den Indo-Pazifik" vor, sondern etwa auch die "Finalisierung einer Absichtserklärung für eine militärische Weltraum-Partnerschaft". Aufgelistet wird darüber hinaus die Absicht, künftig eine "verstärkte Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von ausländischer Einflussnahme und ... bei der Bekämpfung von Desinformation" zu entwickeln. Nächster Schritt ist die Entsendung einer deutschen Fregatte unter anderem nach Australien.[5]

"Gast" bei den G7

Berlin und Canberra haben ihre "Erweiterte Strategische Partnerschaft" unmittelbar vor dem heute beginnenden G7-Gipfel in Cornwall bekanntgegeben, bei dem Australien enger an die sieben einstmals stärksten Industriestaaten angebunden wird. Zu dem Gipfel sind vier Staaten als "Gäste" geladen, die bereits beim Treffen der G7-Außenminister am 4. Mai in London zugegen waren; neben Südkorea, Indien und Südafrika ist auch Australien dabei. Hintergrund ist, dass das Land sich während der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump mit einem ganz besonders aggressiven Kurs gegen China hervorgetan hat [6]: Es gilt, auch mit Blick auf militärische Operationen im Südchinesischen Meer, als herausragender Verbündeter des Westens im Machtkampf gegen Beijing. Bereits beim Londoner Treffen der G7-Außenminister hatten gemeinsame Einflussmaßnahmen gegen die Volksrepublik auf der Tagesordnung gestanden.[7] Auch auf dem jetzigen G7-Gipfel sollen Vorhaben beschlossen werden, die darauf abzielen, China zu schwächen. So dringen die USA laut Berichten darauf, eine "Clean Green Initiative" zu beschließen, in deren Rahmen Großprojekte in interessierten Staaten gefördert werden sollen - ähnlich Chinas Neuer Seidenstraße und mit der Absicht, dieser das Wasser abzugraben. Canberra soll eingebunden werden.

Verbündeter der NATO

Ein Ausbau der Kooperation mit Australien wird voraussichtlich auch beim NATO-Gipfel am Montag in Brüssel Gesprächsthema sein. Auf der Tagesordnung steht die Agenda "NATO 2030", mit der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Stärkung des Militärbündnisses zu forcieren sucht. Sie sieht unter anderem eine umfangreichere politische Kooperation im Bündnisrahmen sowie eine Aufstockung des Bündnishaushalts vor; darüber hinaus soll die Zusammenarbeit mit Nichtmitgliedern ausgeweitet werden. Dass dabei vier Staaten der Asien-Pazifik-Region - Japan, Südkorea, Australien, Neuseeland - als Verbündete im Machtkampf gegen China eine spezielle Rolle spielen, hat Stoltenberg immer wieder hervorgehoben, jüngst nach seinem Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Montag.[8] Auch Washington dringt auf eine engere Kooperation im Bündnisrahmen mit Australien; US-Außenminister Antony Blinken hat dies zuletzt beim Treffen der NATO-Außenminister am 1. Juni in Brüssel betont.[9] Die deutschen Bestrebungen, mit Canberra militärpolitisch und rüstungsindustriell intensiver zu kooperieren sowie die praktische militärische Zusammenarbeit zu verstärken, gehen also mit gleichgerichteten Maßnahmen im NATO-Rahmen einher.

Zeichen der Überdehnung

Während sich die Bundesregierung um eine Intensivierung ihrer Aktivitäten in der weit entfernten Asien-Pazifik-Region bemüht, verliert sie die Kontrolle über Teile der unmittelbaren Nachbarschaft der EU - so etwa in Südosteuropa, wo China zunehmend an Einfluss gewinnt.[10] Auch im Nahen und Mittleren Osten - etwa in Syrien und in Iran - kann sie ihre Ziele nicht erreichen, während Beijing seine Position stärken kann.[11] Und während die Bundeswehr ihre ersten Operationen im Indischen und im Pazifischen Ozean plant, zieht sie nach 20 Jahren Krieg erfolglos aus Afghanistan ab [12] und steht in Mali vor der nächsten Niederlage [13]: Klare Zeichen einer Überdehnung der eigenen Kräfte, die sich bitter rächen kann.


Link ...jetzt anmelden!

#ErweiterteStrategischePartnerschaft
#Australien
#BRD
#IndoPazifik
mehr anzeigen (1217 Wörter)
NEUER BEITRAG19.06.2021, 02:21 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Wie schön: Der dt. Imperialismus will "auf partizipative Weise" zusammen mit den Niederlanden in Chile "verantwortungsvoll" u. "nachhaltig" Lithium abbauen. Was halt für die sog. "Elektromobilität" benötigt wird.
Dazu ein Artikel von Finn Eilts am 14.06. auf amerika21 mit dem Titel

Konzernbündnis für einen "nachhaltigen Lithiumabbau" in Chile

Copiapó. Die deutschen Konzerne Volkswagen, Daimler, BASF und die niederländische Firma Fairphone schließen eine "Responsible Lithium Partnership" (Verantwortungsvolle Lithium-Partnerschaft) für den Abbau von Rohstoffen in der Atacama-Wüste im Norden von Chile ab. Ziel sei die Förderung eines "verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgangs" mit den vorhandenen natürlichen Ressourcen, darunter vor allem Lithium. Die Partnerschaft, die im Frühjahr startete, soll zweieinhalb Jahre andauern.

Mit der Koordination beauftragten die beteiligten Unternehmen die staatliche deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Zudem soll die GIZ eine Plattform einrichten, an der alle relevanten Akteur:innen der Region beteiligt sind. Sie soll zivilgesellschaftliche Gruppen und indigene Gemeinden sowie staatliche Institutionen und Bergbauunternehmen zusammenbringen.

"In den heutigen stark vernetzten Wertschöpfungsketten basiert verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln nicht nur auf der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, sondern auch auf einem konstruktiven Engagement mit Regierungen und der Zivilgesellschaft", erläutern die vier Partner den Ansatz.

Laut Volkswagen beabsichtige man, einen Dialog zwischen verschiedenen Interessensgruppen in die Wege zu leiten und wissenschaftliche Fakten bezüglich des Abbaus der Rohstoffe, insbesondere von Lithium, zu sammeln. Des Weiteren ziele die Initiative darauf ab, "auf partizipative Weise" nach Möglichkeiten und Lösungen für die Förderung zu suchen. Darüber hinaus sollten "eine gemeinsame Vision für den nachhaltigen Abbau von Lithium" sowie erste Umsetzungsschritte entwickelt werden.

Hintergrund der Aktivitäten der Konzerne ist vor allem der Ausbau der Elektromobilität. Damit geht die steigende Nachfrage nach Lithium einher, da der Rohstoff für die Produktion von Batterien benötigt wird.

In der Atacama-Region im Norden von Chile gibt es erhebliche Lithiumvorkommen.

Doch der Abbau ist nicht unumstritten. So warnt die Organisation Global2000 vor Umweltschäden. Die Lithiumförderung verbraucht immens viel Wasser, wodurch der Grundwasserspiegel sinkt. Dies erweist sich als äußerst problematisch für das Ökosystem der Region, da unter anderem Flussläufe und Wiesen austrocknen. Ebenso ist die lokale Bevölkerung von den Auswirkungen auf die Wasserreserven betroffen.

Daher regte sich in der Vergangenheit bereits Protest gegen die Förderung von Lithium in dem südamerikanischen Land, insbesondere von indigenen Gemeinden und Gewerkschaften. Neben der Kritik an den Umweltschäden und den Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung, fordern die Protestbewegungen, den Rohstoffabbau zu verstaatlichen (amerika21 berichtete).


Link ...jetzt anmelden!

#lithium
#chile
mehr anzeigen (440 Wörter)
NEUER BEITRAG03.10.2021, 22:42 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Die BRD soll eine Wende zu einer offensiveren, risikobereiten Außenpolitik einleiten und dafür "gesellschaftliche Akzeptanz" schaffen. Das fordert eine "Expertengruppe" der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in einem frisch publizierten Strategiepapier.
"Wichtige Anstöße" für das Papier kamen aus Ministerien und von Politikern von Union, SPD und - wie sollte das auch anders sein? - Bündnis 90/Die Grünen.

Hierzu ein 2-teiliger Artikel auf german-foreign-policy.
Der erste Teil am 27. September:

Handlungsempfehlungen an die nächste Bundesregierung (I)
Berliner Denkfabrik fordert offensivere, risikobereitere Außenpolitik: "Die Grenzen zwischen Krieg und Frieden verwischen."


BERLIN (Eigener Bericht) - Die nächste Bundesregierung soll eine Wende zu einer offensiveren, risikobereiten Außenpolitik einleiten und dafür "gesellschaftliche Akzeptanz" schaffen. Das fordert eine Expertengruppe, die von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) über einen Zeitraum von zehn Monaten koordiniert wurde, in einem soeben publizierten Strategiepapier. Die internationale Politik werde auf absehbare Zeit vom "Machtkampf zwischen den USA und China" dominiert, heißt es in dem Papier; "Verwundbarkeit" sei "zum Normalzustand geworden": "Die Grenzen zwischen Krieg und Frieden verschwimmen." Die Bundesrepublik habe dabei in den vergangenen Jahren an Einfluss verloren; Ziel müsse es daher nun sein, "ein weiteres strategisches Déclassement zu verhindern". Als Beispiele für den Einflussverlust listet das DGAP-Papier die inneren Zerwürfnisse in der EU und die eskalierenden Krisen jenseits der EU-Außengrenzen auf. Berlin müsse künftig bereit sein, "auch unter großer Unsicherheit Entscheidungen zu fällen". Wichtige Anstöße für das Papier kamen aus Ministerien und von Politikern von Union, SPD und Bündnis 90/Die Grünen.

"Smarte Souveränität"

Das Strategiepapier mit dem Titel "Smarte Souveränität" ist in einem Ende 2020 gestarteten, rund zehn Monate währenden Prozess von einer Expertengruppe im Rahmen der "Ideenwerkstatt Deutsche Außenpolitik" erstellt worden, eines Projektes der DGAP (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik). Es enthält zehn "Aktionspläne", die explizit als "Handlungsempfehlungen an die nächste Bundesregierung" deklariert sind und für die deutsche Außenpolitik nicht nur Ziele vorschlagen, sondern auch Instrumente und Bündnisse, mit denen sie erreicht werden sollen. Die Expertengruppe tagte unter dem Vorsitz des DGAP-Forschungsdirektors Christian Möller und der ehemaligen (bis April 2021) DGAP-Direktorin Daniela Schwarzer; in ihr arbeiteten mehrere Hochschulprofessoren sowie Spezialisten verschiedener Denkfabriken aus Europa und den USA zusammen. Begleitet wurde die Tätigkeit der Expertengruppe von einem "Policy Board", das, wie es heißt, "wichtige Denkanstöße" geliefert habe.[1] Ihm gehörten unter anderem der Leiter der außenpolitischen Abteilung im Bundespräsidialamt, Thomas Bagger, der Leiter des Leitungsstabs im Bundesverteidigungsministerium Nico Lange sowie Politiker von CDU/CSU, SPD sowie Bündnis 90/Die Grünen an. Gefördert wurde das Projekt von der Stiftung Mercator.

"Weiteres Déclassement verhindern"

Wie die Expertengruppe in ihrem Strategiepapier konstatiert, wird "der Machtkampf zwischen den USA und China ... auf absehbare Zeit die wichtigste internationale Entwicklung" bleiben. China, aber auch andere Staaten wie Russland errichteten "eigene, zumeist regionale Ordnungsstrukturen, die es ihnen erlauben, ihre Macht zu erhalten und zu mehren", heißt es in dem Papier. Gleichzeitig zeige sich: Zahlreiche andere Staaten - "so auch Deutschland - verlieren an Gestaltungsmacht". Dieser Prozess solle nun gestoppt werden. "Ziel ist es, ein weiteres strategisches Déclassement zu verhindern", erklären die Autoren: "Deutschland sollte in zentralen Bereichen nicht die Ziele anderer übernehmen müssen, sondern sich in die Lage versetzen, seine eigenen Ziele zu definieren und durchzusetzen." Dazu müsse die künftige Bundesregierung "die zunehmend begrenzten Machtressourcen gezielt so nutzen, dass sie einen weiteren Verlust an Gestaltungsspielraum und Einfluss verhindert". "Durch Kooperationen" müssten "neue Handlungsoptionen eröffnet" werden. Die Methode, nicht als klassisch souveräner Nationalstaat, sondern in - durchaus wechselnden - Bündniskonstellationen den eigenen globalen Einfluss zu sichern, bezeichnet die DGAP-Expertengruppe als "smarte Souveränität".

Von Krisen gezeichnet

Die Autoren des DGAP-Strategiepapiers deuten zunächst zwei konkrete Felder an, auf denen die deutsche Außenpolitik in den vergangenen Jahren zum Teil gravierende Rückschläge verzeichnen musste. So steht für die Expertengruppe gänzlich außer Frage, dass die Bundesrepublik in der internationalen Politik auf das Gewicht angewiesen ist, das ihr die EU verleiht. Allerdings sei "Europas Handlungsfähigkeit nach außen ... direkt an die Handlungsfähigkeit im Inneren gekoppelt". "Der Zusammenhalt in der EU" aber habe "in den vergangenen Jahren abgenommen": "In ihrem Inneren kämpft die EU nicht nur um wirtschaftliche Kohäsion, sondern auch um Rechtsstaatlichkeit und liberale Demokratie." Die nächste Bundesregierung müsse wegen der anhaltenden Auseinandersetzungen - nicht nur - mit Polen und Ungarn "den Zusammenhalt in der EU stärken"; "sowohl abweichende rechtsstaatliche Standards als auch Hürden bei der außen- und sicherheitspolitischen Entscheidungsfindung" sollten auf ihrer Agenda stehen, heißt es in dem DGAP-Papier. Die EU sei ohnehin bereits "durch den Brexit ... geschwächt" worden. In der Tat hätte, abgesehen von der unmittelbaren Schwächung der EU durch den Brexit, etwa der AUKUS-Pakt, der Frankreich und mit ihm auch der EU schadet [2], ohne den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Union kaum geschlossen werden können.

Von Krisen umgeben

Hinzu kommt, dass die Bemühungen Berlins, rings um die EU eine sichere Pufferzone stabiler, kooperationswilliger Staaten zu schaffen, gescheitert sind. Vor acht Jahren hatte ein ebenfalls aus Anlass einer Bundestagswahl publiziertes Strategiepapier ("Neue Macht, neue Verantwortung", german-foreign-policy.com berichtete [3]) gefordert, die deutsche Außen- und Militärpolitik solle sich "in erster Linie" auf das "zunehmend instabil werdende europäische Umfeld von Nordafrika über den Mittleren Osten bis Zentralasien konzentrieren". Nun konstatiert hingegen die DGAP-Expertengruppe: "Der Konfliktbogen, der sich von Osten nach Süden um die EU zieht, hat sich in kürzester Zeit erweitert und intensiviert." Die "Zahl der Krisen, die heute oder in absehbarer Zeit die europäische Lebensweise und Sicherheit in Frage stellen", sei "gestiegen". Zudem stünden "viele Staaten in der unmittelbaren Nachbarschaft der EU ... in immer größerer Abhängigkeit von Russland, China oder auch der Türkei". Dies trifft auf immer mehr Länder Nordafrikas [4], des Nahen Ostens [5] und sogar Südosteuropas [6] zu. "In der Folge gehen Deutschland national und international immer mehr Handlungsspielräume verloren", heißt es in dem Strategiepapier.

Mehr "Bereitschaft zum Risiko"


Die von der DGAP koordinierte Expertengruppe dringt auf "mutige politische Innovationen" und urteilt, die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen böten "eine Chance", ihnen "den Weg ... zu bereiten". "Verwundbarkeit" sei "zum Normalzustand geworden", heißt es in dem Strategiepapier; "sektor- und grenzüberschreitende Schocks" würden sich künftig "nicht vermeiden lassen": "Die Grenzen zwischen Krieg und Frieden verwischen." Die Bundesrepublik müsse daher "weg von einer reaktiven ad-hoc-Politik", die darauf bedacht sei, "Schaden einzugrenzen", hin zu einer "proaktiven Politik". Dies bedeute "auch eine Bereitschaft zu geteiltem Risiko und die Fähigkeit, auch unter großer Unsicherheit Entscheidungen zu fällen". Gelingen könne dies allerdings nur, wenn "die gesellschaftliche Akzeptanz dafür gegeben" sei. Deshalb sei es "eine der größten Aufgaben der nächsten Jahre, bei den Bürgerinnen und Bürgern, der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft für eine aktive deutsche Außenpolitik zu werben" und diese dabei "gegen Angriffe" zu verteidigen. "Verteidigt" werden müsse die neue "aktive" Außenpolitik nicht nur gegen "Angriffe von ... außen", heißt es in dem Strategiepapier, sondern auch gegen "Angriffe von innen".

Aktionspläne


Die Expertengruppe hat insgesamt zehn "Aktionspläne" erstellt, in denen sie zentrale Grundlinien für die künftige deutsche Außenpolitik skizziert. german-foreign-policy.com berichtet in Kürze.


Link ...jetzt anmelden!

>>>>>
mehr anzeigen (1275 Wörter)
NEUE ANTWORT03.10.2021, 22:48 Uhr
EDIT: arktika
03.10.2021, 22:50 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Teil 2:

Handlungsempfehlungen an die nächste Bundesregierung (II)
Berliner Denkfabrik konkretisiert Forderungen für die deutsche Außenpolitik: Schaffung einer Art Nationalen Sicherheitsrats, radikaler Kurswechsel gegenüber China, innere Formierung der EU.


BERLIN (Eigener Bericht) - Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) legt konkrete Vorschläge zur Formierung Deutschlands und der EU für die bevorstehenden globalen Machtkämpfe vor. Die Vorschläge, die eine von der DGAP koordinierte Expertengruppe erarbeitet hat, richten sich an die nächste Bundesregierung, die unmittelbar mit ihrer Umsetzung beginnen soll. Die Expertengruppe greift Forderungen auf, die seit geraumer Zeit immer wieder vorgebracht werden, darunter die Einrichtung einer Art Nationalen Sicherheitsrats und der Aufbau einer EU-Interventionstruppe ("European Joint Force"). Besondere Aufmerksamkeit gilt den digitalen Technologien, die etwa als "entscheidender Faktor" für wirtschaftliche Stärke eingestuft werden. Einen radikalen Wandel verlangt das DGAP-Strategiepapier für die Chinapolitik. Eine bedeutende Rolle nehmen Pläne für eine umfassende propagandistische Formierung der Zivilgesellschaft ein. So soll etwa eine "Rating-Agentur" geschaffen werden, die eine "Bewertung" von Medien auf angebliche "Faktentreue der Berichterstattung" vornimmt.

Eine "nationale Sicherheitswoche"


Zu den Maßnahmen, die die Expertengruppe vorschlägt, gehört zunächst die Etablierung spezieller Strukturen und Prozesse, die es ermöglichen sollen, selbst bei "parallelen, vielschichten Krisen" in Zukunft "handlungsfähiger zu werden".[1] Insbesondere soll der Bundessicherheitsrat, der aktuell etwa Rüstungsexporte genehmigen muss, "zum zentralen außenpolitischen Koordinierungsrahmen der Bundesregierung aufgewertet werden". Dies entspricht der Forderung nach der Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats, die seit Jahren immer wieder vorgebracht wird (german-foreign-policy.com berichtete [2]). Der Bundessicherheitsrat soll aus einem "Kabinettsausschuss" und einem "Sekretariat" gebildet werden, in dem wiederum Beamten sowie Experten versammelt sind. Er müsse, so heißt es, zu Beginn jeder Legislaturperiode eine "außen- und sicherheitspolitische Strategie" vorlegen "und ihre Umsetzung begleiten". Ergänzend plädiert die Expertengruppe dafür, der Bundesregierung "eine jährliche Berichtserstattung" vor dem Deutschen Bundestag "zur 'Lage Deutschlands und der Welt'" zur Pflicht zu machen. Nicht zuletzt müssten neue "Anlässe zur Einbindung der Zivilgesellschaft" geschaffen werden - so "beispielsweise in Form einer jährlichen nationalen Sicherheitswoche des Bundestags".

Übungen mit Zivilisten

Darüber hinaus schlagen die Autoren des DGAP-Strategiepapiers konkrete Maßnahmen zur Aufrüstung wie auch zur Einstimmung der Gesellschaft auf weitere Krisen und Kriege vor. Zur Begründung werden "Gefahren und Bedrohungen für Deutschlands Sicherheit" genannt, als deren erste das Papier "Chinas globale Dominanzstrategie" und "Russlands territoriale[n] Revisionismus" aufführt, des weiteren "Kriege, Krisen und interne Konflikte" nicht nur unmittelbar jenseits der EU-Außengrenzen, sondern auch "in Europa selbst" (Ukraine, östliches Mittelmeer).[3] Die Autoren plädieren dafür, nicht nur "einen qualitativen Sprung in der Verzahnung von EU und NATO [zu] ermöglichen", sondern auch eine neue Militäreinheit ("European Joint Force", "EJF") aufzubauen. Diese solle - als ein "sichtbare[r] politische[r], militärische[r] und technologische[r] Kristallisationspunkt" - "50 Prozent der konventionellen Fähigkeiten bereitstellen, die für die kollektive Verteidigung in Europa und das militärische Krisenmanagement erforderlich sind". Um die Gesellschaft krisen-, womöglich sogar kriegsfest zu machen, sollen "regelmäßige Übungen und Planspiele auf allen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) und mit allen Akteuren (zivil, militärisch, staatlich, privat) abgehalten" werden. Für "Institutionen, die als kritisch eingestuft werden", wird ein "regelmäßiger Stress- und Funktionalitätstest" geplant.

Technologische Konfrontationen

Besonderes Augenmerk richtet das Strategiepapier auf ein Feld, das für die globalen Machtkämpfe immer größere Bedeutung erhält - auf Technologien. Technologien, "insbesondere im digitalen Bereich", seien heute, so heißt es in dem Papier, nicht nur "Innovationstreiber", sondern sogar "der entscheidende Indikator für (zukünftige) Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliche Stärke und Resilienz".[4] Es müsse alles daran gesetzt werden, die Entwicklung eigener Technologien in Deutschland und der EU zu stärken. Dies gelte nicht zuletzt, da "digitale Technologien ... auch für Sicherheitsbehörden und Militär eine wichtige Rolle" spielten. Die Expertengruppe warnt, die Angelegenheit sei äußerst heikel. So sei "ein Aufbau eigener technologischer Fähigkeiten, die die Abhängigkeiten von US-Firmen reduzieren, ... kurzfristig nicht realistisch" und zudem "mit hohen Risiken und Kosten verbunden". Ein Versuch wiederum, "gemeinsam mit europäischen Partnern einen eigenen Weg zwischen den USA und China zu definieren", werde "Deutschland und die EU dauerhaft zum Spielfeld der Konfrontation zwischen chinesischen und amerikanischen Interessen werden lassen". "Ein stärkerer Schulterschluss mit den USA im Technologiesektor" aber führe "zwangsläufig zu schärferen Konfrontationen mit China".

"Pioniergruppe China"

Gegenüber Beijing fordert die Expertengruppe von Berlin einen radikalen Kurswechsel. "Die neue Bundesregierung sollte die deutsche Chinapolitik von Grund auf verändern", heißt es in dem Strategiepapier; andernfalls drohe die Bundesrepublik einerseits "vom Innovator zu einem Markt für chinesische Zukunftstechnologien" zu werden, andererseits aber auch "an Bedeutung für einen zentralen Bündnispartner, die USA, zu verlieren". Künftig müsse die Chinapolitik "im erweiterten Bundessicherheitsrat behandelt werden", verlangen die Autoren; "vor jeder Sitzung sollten sich Fachabteilungen der jeweiligen Ministerien beraten". In der EU solle eine "Pioniergruppe China" ein gemeinsames Vorgehen abstecken; jenseits Europas wiederum müsse Berlin sich mit "Gleichgesinnten" abstimmen. "Gleichgesinnte" fungiert dabei vor allem als Deckwort für Rivalen der Volksrepublik (Japan, Australien, Indien).[5] Das DGAP-Strategiepapier sieht außerdem eine umfassende propagandistische Formierung der Zivilgesellschaft für den Konflikt mit China vor. So sollen "China-Informationsbörsen" geschaffen werden, die "gezielte Informations-, Beratungs- und Bildungsangebote für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen erarbeiten" - von kommunale[n] Verwaltungen, die mit chinesischen Investitionsangeboten konfrontiert sind", bis hin zu Schulen. Die Propagandaoffensive soll auch "ein Informationsangebot" für "Auslands-Chinesen" enthalten - "zum Beispiel [für] Studenten".

Kritikabwehr und innere Formierung

Einen hohen Stellenwert misst das DGAP-Strategiepapier schließlich der inneren Formierung der Gesellschaft bei, die unter dem Stichwort "Resilienz" (Widerstandskraft) beschrieben wird. Dabei geht es vorrangig um Maßnahmen, die "gezielte Desinformations- und Propagandakampagnen" abwehren sollen. Was als eine solche "Kampagne" zu gelten hat, hängt vom Standpunkt der definierenden Person bzw. Institution ab. Die Autoren des Strategiepapiers schlagen zum Beispiel vor, eine "nicht-staatliche Rating-Agentur" zu schaffen, die - "ausgerichtet an Kriterien wie etwa der 'Faktentreue der Berichterstattung'" - eine "Bewertung der Medienangebote" vornimmt. "Eine solche Agentur", heißt es, müsse selbstverständlich "den Eindruck" vermeiden, als Orwell'sches "Wahrheitsministerium" aufzutreten; sie solle daher "staatsfern und unabhängig ausgestaltet sein". Auch die Bundesregierung solle allerdings "in Zukunft verstärkt die Möglichkeiten und die Reichweite der sozialen Netzwerke nutzen" - freilich nur, "um die Bürger mit vertrauenswürdigen Inhalten zu versorgen". Nicht zuletzt könne "eine der EU East StratCom vergleichbare Struktur in Deutschland" geschaffen werden, deren Ziel die "Aufdeckung und Bekämpfung ausländischer Desinformation und Propaganda" sei. Die East StratCom Task Force hat die Aufgabe, angebliche "russische Propaganda" offenzulegen sowie zu bekämpfen. Sie hat in der Vergangenheit bereits Kritik an der EU als energisch abzuwehrende "Desinformation" eingestuft (german-foreign-policy.com berichtete [6]).


Am 28. September unter Link ...jetzt anmelden!

>>>>>
mehr anzeigen (1165 Wörter)
NEUE ANTWORT03.10.2021, 22:53 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Sind zwar recht lang, diese beiden Beiträge zusammen. Aber auf jeden Fall sinnvoll BEIDE zu lesen und auch beide GANZ!
Deswegen habe ich auch keine "wichtigen" Aussagen rausgezogen!!
mehr anzeigen (29 Wörter)
NEUER BEITRAG03.11.2021, 18:42 Uhr
EDIT: arktika
03.11.2021, 18:48 Uhr
Nutzer / in
arktika

Mehr Aufrüstung - gg Rußland und gerne auch nuklear! Die neue Aufrüstungskoalition
Die mutmaßliche künftige Regierungskoalition ist offen für die Beschaffung von Kampfdrohnen und wohl auch für nukleare Teilhabe. Kramp-Karrenbauers Drohung mit Nuklearschlag führt zu Eklat.


(Eigener Bericht) - Die Beschaffung von Kampfdrohnen durch die mutmaßliche künftige Regierungskoalition und voraussichtlich auch die Bestätigung der "nuklearen Teilhabe" durch SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen rücken näher. Wie sich aus einem neuen Positionspapier einer SPD-Projektgruppe ergibt, zieht die Partei ihre bisherige Weigerung, Kampfdrohnen zu beschaffen, zurück und öffnet sich dem Vorhaben - unter dem Vorwand, es diene nur dem Schutz deutscher Soldaten. Mit dieser Begründung hatten bereits Bündnis 90/Die Grünen ihren Widerstand gestoppt. Auch bei der "nuklearen Teilhabe" haben längst Rückzugsmanöver begonnen: Während die SPD in all den Jahren ihrer Regierungsbeteiligung an der Option festgehalten hat, deutsche Tornados im Kriegsfalle auch US-Atombomben abwerfen zu lassen, hieß es bei Bündnis 90/Die Grünen zuletzt, man könne "nicht einfach sagen, wir schicken die US-Atomwaffen mal eben zurück in die USA". Die scheidende Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat mit ihrer Ankündigung, bei Bedarf nukleare "Mittel" gegen Russland einzusetzen, einen diplomatischen Eklat ausgelöst.

Schutzbehauptungen

Die Beschaffung und der Einsatz von Kampfdrohnen durch die Bundeswehr rücken näher. Das ergibt sich aus einem Positionspapier, das eine eigens gegründete Projektgruppe der SPD kürzlich fertiggestellt und veröffentlicht hat. Hintergrund ist das stetige Drängen aus der Bundeswehr und aus einem wachsenden Teil des politischen Establishments in Berlin, den Widerstand gegen die Nutzung bewaffneter Drohnen durch die deutschen Streitkräfte aufzugeben. Bereits vor der Wahl zum Bundestag hatten Bündnis 90/Die Grünen beschlossen, keinerlei grundsätzliche Einwände gegen Kampfdrohnen mehr zu erheben; zur Legitimation diente die Behauptung, "solche Systeme" könnten "Soldat*innen in gewissen Situationen besser schützen".[1] Auf dieses Argument, das öffentlich auch von der FDP vorgebracht wird, greift nun auch die SPD zurück. "Wir unterstützen die Soldatinnen und Soldaten, die ... in oftmals gefährliche Auslandseinsätze geschickt werden", heißt es in dem Positionspapier; "bewaffnete Drohnen" aber dienten "dem Schutz". "Daher sollten diese", heißt es weiter, "den Soldatinnen und Soldaten zur Verfügung stehen".[2] Man gelange deswegen "zu der Empfehlung, dass eine Bewaffnung von Drohnen der Bundeswehr ... in Erwägung gezogen werden kann".

"Mord verbieten"

Gewisse Einschränkungen nimmt das SPD-Papier mit der "Ablehnung von vollautomatisierten Drohnen" vor, die ohne jedes menschliche Zutun über den Einsatz von Waffen entscheiden. Auch fordert es ein "ausdrückliches Verbot von extralegalen Tötungen", also von Mord.[3] Derartige Morde sind bei den Streitkräften mancher westlicher Staaten, etwa der USA, üblich. Am Beispiel von US-Drohnenoperationen wurde zudem nachgewiesen, dass Angriffe mit Kampfdrohnen viel mehr unbeteiligte Zivilisten das Leben kosten, als sie ursprünglich ins Visier genommene Zielpersonen töten.[4] Das SPD-Papier erwähnt dies nicht; es warnt nur, "der Einsatz bewaffneter Drohnen" solle "nicht zu einer anhaltenden Bedrohung für die Zivilbevölkerung werden, aus der Verunsicherung, Verbitterung und Traumatisierung wie auch Antagonisierung entstehen" könnten. Eine "Antagonisierung" der Zivilbevölkerung, wie sie etwa in Afghanistan und Teilen Pakistans beobachtet werden konnte, stellt den Erfolg einer Militärintervention in Frage. Nach der jüngsten Öffnung von Bündnis 90/Die Grünen und SPD für eine Beschaffung von Kampfdrohnen für die Bundeswehr kann ein Nein zu den Waffensystemen in den aktuellen Koalitionsverhandlungen als unwahrscheinlich gelten.

Steadfast Noon

Der Form nach offen ist hingegen noch die Zukunft der "nuklearen Teilhabe", also der Lagerung von US-Atombomben am Fliegerhorst Büchel in der Eifel, die im Kriegsfall von deutschen Jets an ihr Ziel geflogen und dort abgeworfen werden sollen. Die FDP stimmt der nuklearen Teilhabe zu; die SPD hat in all den Jahren ihrer Regierungsbeteiligung faktisch an ihr festgehalten. Zuletzt fand vergangene Woche das jährlich abgehaltene Manöver Steadfast Noon [5] statt, bei dem die NATO erneut den Einsatz der Atombomben probte, die im Rahmen der nuklearen Teilhabe in Europa gelagert werden - in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Italien; ob die USA noch an der Bereitstellung von Nuklearwaffen auf dem türkischen Luftwaffenstützpunkt İncirlik festhalten, gilt wegen der zunehmenden Spannungen zwischen dem Westen und Ankara als ungewiss. Der Schwerpunkt von Steadfast Noon lag in diesem Jahr Berichten zufolge auf Operationen in Italien; allerdings wurden auch in Büchel einschlägige Aktivitäten beobachtet.[6] Aktuell wie auch auf absehbare Zeit einzig denkbarer Einsatzort der US-Atombomben - auch derjenigen, die in Büchel lagern - ist Russland.

Worte statt Taten

Noch nicht unmittelbar zur nuklearen Teilhabe bekannt haben sich Bündnis 90/Die Grünen. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt die Partei weiterhin als Atomwaffengegnerin. Real hat sie sich aber längst für die nukleare Teilhabe geöffnet - ebenso wie während der Zeit der rot-grünen Koalition in den Jahren von 1998 bis 2005. So heißt es im Grundsatzprogramm der Partei, "am Ziel eines atomwaffenfreien Europas" solle in Zukunft "gemeinsam mit den internationalen und europäischen Partnern ... gearbeitet werden". Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock äußerte im Herbst, über den "Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland" wolle man "mit unseren Bündnispartnern sprechen"; freilich könne man "nicht einfach sagen, wir schicken die US-Atomwaffen mal eben zurück in die USA".[7] Im Januar sprach sich Ellen Ueberschär, Vorstand der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, dafür aus, die Bundesrepublik solle die "nukleare Schutzzusage" der USA "durch die Nukleare Teilhabe unterstützen", solange es "Nuklearwaffenstaaten außerhalb der Nato" gebe.[8] In einem von der Böll-Stiftung beworbenen sowie von Ueberschär mitunterzeichneten Papier hieß es zu Jahresbeginn ebenfalls, Deutschland müsse "an der Nuklearen Teilhabe festhalten und nötige Modernisierungsschritte umsetzen".[9]


Deutsche Atomwaffenjets an der "Ostflanke"

Was der abstrakt-verschleiernde Begriff "nukleare Teilhabe" konkret bedeuten kann, war in der vergangenen Woche Andeutungen in einem Bericht eines zuweilen in intime Details eingeweihten Journalisten zu entnehmen. Darin war von "strategischen Überlegungen" in der Nuklearen Planungsgruppe der NATO die Rede, die am vergangenen Freitag in Brüssel zusammenkam. Laut dem Bericht ist etwa denkbar, "dass mit Atombomben bestückte Bundeswehr-Tornados bei einer bestimmten Konfliktschwelle an die Ostflanke" der NATO "verlegt werden".[10] Näher führte der Bericht die "Überlegungen" nicht aus. Die scheidende Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer erklärte allerdings, befragt nach derartigen Szenarien: "Wir müssen Russland gegenüber sehr deutlich machen, dass wir am Ende ... bereit sind, auch solche [nukleare, d.Red.] Mittel einzusetzen"; "das ist der Kerngedanke der NATO".[11] In Reaktion auf die Drohungen bestellte Russlands Verteidigungsministerium am Montag den Berliner Militärattaché in Moskau ein. Kramp-Karrenbauers Äußerungen seien nicht geeignet, zu einer "Normalisierung der Lage" beizutragen, hieß es; sie provozierten eine "Zunahme der Spannungen in Europa".[12]


Am 28.10. auf gfp unter
Link ...jetzt anmelden!

#BRDwillauchNuklearwaffen
#NukleareTeilhabe
#GegenRussland
#Aufruestung
mehr anzeigen (1132 Wörter)
NEUE ANTWORT03.11.2021, 18:54 Uhr
Nutzer / in
arktika

Antwort aus Russland Antwort des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu auf die Aussage der Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer

Vor dem Hintergrund der Aufrufe, Russland militärisch abzuschrecken, stockt die NATO kontinuierlich ihre Präsenz an unserer Grenze auf. Die deutsche Verteidigungsministerin muss sehr gut wissen, wie solche Schritte schon mal für Deutschland und Europa endeten. Die Sicherheit in Europa kann nur gemeinsam und ohne Einschränkung russischer Interessen gewährleistet werden. Aber es ist die NATO, die heute zu einem Dialog auf Augenhöhe zu dieser Frage nicht bereit ist.

Überdies mündete der „Abschreckungsplan“ der NATO in Afghanistan in eine Katastrophe, mit der jetzt die ganze Welt klarkommen muss.


Auf der Seite der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland am 25.10. unter Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (132 Wörter)
NEUE ANTWORT03.11.2021, 18:58 Uhr
Nutzer / in
arktika

Antwort aus Russland II Einen Tag später am 26. Oktober:

Stellungnahme der offiziellen Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa zur Aussage der Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer

Wir wurden darauf aufmerksam, dass sich der Begriff „Gegner“ im Wortschatz der NATO fest etablierte. Dies zeigt nochmal, dass die Allianz zur Logik des „Kalten Krieges“ zurückkehrte.

Im Vorfeld des NATO-Treffens demonstrierte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, dass sie kein Interesse an einem ernsthaften Dialog zur Entspannung mit Moskau hat. Sie unterstrich, dass sich die NATO bereit zeigen muss, ihre militärischen Mittel gegen Russland einzusetzen. Wir hoffen, dass es besonnene Menschen in der deutschen Führung gibt, die ihre Verteidigungsministerin von einem rücksichtslosen Wunsch abhalten können, unsere Streitkräfte zu testen.

Unsererseits betonen wir, dass Russland dem Militärbündnis nicht droht. Die Schritte und Erklärungen der NATO überzeugen uns nochmal davon, dass die kürzlich von uns getroffenen Entscheidungen in Bezug auf die Allianz richtig sind. Es ist unmöglich, einen Dialog mit denen zu führen, die nur zu einer Konfrontation bereit sind.


Ebenfalls auf der Botschaftsseite unter Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (186 Wörter)
NEUER BEITRAG16.12.2021, 14:57 Uhr
Nutzer / in
arktika

"Hohe Kampfkraft" für BRD-Marine notwendig! Dazu ein Text vom 7. Dez. auf gfp:

Neuer Kurs für die deutsche Marine

Ein neues, noch im Aufbau befindliches Zentrum für maritime Kriegsführung (Maritime Warfare Centre, MWC) soll die deutsche Marine auf Kriege gegen Großmächte vorbereiten.


BREMERHAVEN/ROSTOCK (Eigener Bericht) - Die deutsche Marine arbeitet am Aufbau eines neuen, Forschung und Lehre verbindenden Zentrums für maritime Kriegsführung (Maritime Warfare Centre, MWC). Hintergrund ist die grundlegende Verschiebung in der NATO-Strategie von der Aufstandsbekämpfung in aller Welt hin zur Konfrontation mit Russland und China, die auch die Bundeswehr und ihre Teilstreitkräfte zwingt, sich umfassend auf Großmachtkonflikte auszurichten. Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, spricht von einem "großen Anpassungsdruck". Das noch im Aufbau befindliche MWC soll dazu beitragen, die strategische Entscheidung auch auf taktischer Ebene umzusetzen. Anders als Aufständische, Piraten und Migranten, die die Bundeswehr bis vor wenigen Jahren vorrangig im Visier hatte, verfügen die neuen Hauptgegner der deutschen Militärs, Russland und China, über Streitkräfte mit komplexen Waffensystemen und sogar Atomwaffen. Die deutsche Marine werde künftig "hohe Kampfkraft" benötigen, urteilt der Marineinspekteur. Das MWC soll dazu vom kommenden Jahr an neue Verfahren der Kriegsführung entwickeln und sie den Soldaten vermitteln.

"Kaltstartfähigkeit"


Die neue außen- und militärpolitische Lage, der sich die Bundeswehr aktuell gegenübersieht, ist eine Konsequenz der Politik, die Deutschland und die anderen westlichen Mächte in den vergangenen Jahrzehnten getrieben haben. Insbesondere die Bundesrepublik hat mit ihrer unbeirrten Ostexpansion seit den 1990er Jahren die europäische Sicherheitsarchitektur der Nachkriegszeit untergraben. 2014 gipfelte der deutsche Drang nach Osten vorerst in einem vom Westen unterstützten und von Faschisten maßgeblich mitgetragenen Putsch in der Ukraine. Das Land stürzte in den Bürgerkrieg und ist seitdem gespalten. Der Konflikt schwelt vor allem in der Ostukraine offen weiter; selbst eine bewaffnete Eskalation zwischen der Ukraine und Russland wird nicht mehr ausgeschlossen. Zugleich ist der Konflikt zwischen dem Westen und Russland zu einem ausgewachsenen Großmachtkonflikt eskaliert. Vor diesem Hintergrund fordert der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, "Kaltstartfähigkeit": Es sei "essentiell", in "kürzester Zeit" auf "Konflikte reagieren zu können".[1]

Bis 2023 voll funktionsfähig

Seit September dieses Jahres arbeitet nach Angaben der Bundeswehr ein sogenannter Aufstellungsstab am Aufbau einer neuen Denkfabrik für die Marine, des Maritime Warfare Centre (Zentrum für maritime Kriegsführung). Der Aufstellungsstab setzt sich zusammen aus Vertretern verschiedener Bereiche der Marine: Soldaten aus dem Marinekommando in Rostock, dem Marinefliegerkommando, den beiden Einsatzflottillen der Marine und dem Taktikzentrum in Bremerhaven. Sie legen unter Leitung von Kapitän zur See Andreas Seidl die Aufgaben und den Auftrag des Maritime Warfare Centre fest, um dies dann in eine Dienstpostenstruktur zu gießen. Marineinspekteur Schönbach fordert vom Aufstellungsstab in einem Befehl vom 2. November, bis Herbst nächsten Jahres die "Anfangsbefähigung" (Initial Operational Capability) herzustellen, die dann bis 2023 zur vollen Einsatzfähigkeit (Full Operational Capability) anwachsen soll.[2]

Draht in die Truppe

Angesiedelt wird das MWC auf dem Gelände der Marineoperationsschule (MOS) in Bremerhaven.[3] Dort füllen Navigation, Fernmelde- und Signaldienst, Radar und Sonar, elektronische Kampfführung, Naturwissenschaften und "die NATO-Sprache Englisch" die Stundenpläne von jährlich rund 4.000 Soldaten in 200 Lehrgängen.[4] Teil der MOS ist das Taktikzentrum der Marine, die "zentrale deutsche Ausbildungsstätte für Seekriegsführung", die künftig im MWC aufgehen wird. Damit sollen Forschung und Lehre in Bremerhaven eins werden. In Zukunft wird das MWC Taktik sowie Einsatzgrundsätze und -verfahren der Seekriegsführung weiterentwickeln und dann über seine Ausbildungslehrgänge direkt an die Soldaten vermitteln. Die räumliche und institutionelle Nähe zur MOS erleichtert es dem MWC, seine grundsätzlichen Überlegungen vom Papier in die praktische Lehre zu übertragen und damit neue Standards für die Kriegsführung der Deutschen Marine zu setzen. Die "Vordenker" im MWC würden als Ausbilder zugleich zum "wirkende[n] Draht in die Truppe", erklärt Kapitän zur See Seidl.[5]

Aus Erfahrungen lernen

Gleichzeitig sollen, so plant es der Aufstellungsstab, Informationen auch in entgegengesetzter Richtung übermittelt werden. Das MWC wird durch seine Einbindung in die praktischen Ausbildungsstrukturen in ständigen und direkten Kontakt zu Soldaten aus einer Vielzahl von Einheiten der Marine treten. Davon versprechen sich die Militärs an den Schreibtischen des MWC einen besseren Zugriff auf die praktischen Erfahrungen, die ihre Kameraden in ihren Übungen und Großmanövern sammeln. Der Leiter des Aufstellungsstabes verweist beispielhaft auf die Kriegsübung Vision 2020, bei der Bundeswehrsoldaten den U-Boot-Krieg übten.[6]

"Hohe Kampfkraft"

U-Boote sind überaus teure Waffen, die ausschließlich mächtigen Staaten zur Verfügung stehen. Mit U-Boot-Übungen wie Vision 2020 und einer insgesamt gesteigerten Anzahl an Manövern in Europa bereitet sich die deutsche Marine auf einen möglichen Krieg gegen die Großmächte Russland und China vor. Zentrale Aufgabe des MWC wird es nach Angabe der Bundeswehr sein, die Vielzahl an Kriegsübungen auszuwerten und "zwingende[...] Veränderungen in Prozessen und Strukturen" der deutsche Marine zu entwickeln. Es gehe darum, "endlich die dringend benötigte, nachhaltige Steigerung der Einsatzbereitschaft" zu erreichen. Die deutsche Marine brauche "hohe Kampfkraft", heißt es im Tagesbefehl des Marineinspekteurs zum Eckpunktepapier der Bundeswehr.[7] Besonderes Augenmerk wird im MWC dabei auf der Ausrichtung der deutschen Marine auf "Landes- und Bündnisverteidigung" liegen [8] - eine Formulierung, die Außenpolitiker und Militärs nutzen, um das zunehmend militarisierte deutsche Ausgreifen nach Ost- und Südosteuropa in defensive Begriffe zu kleiden.

Im Zweiten Kalten Krieg

Der Aufbau des MWC ist dabei nur der jüngste einer langen Reihe von Schritten in den Zweiten Kalten Krieg, die sich aus längst vorliegenden außen- und militärpolitischen Grundsatzpapieren ergeben.[9] Eine erste Konsequenz war die bis heute andauernde erhöhte Anzahl von Manövern. Darauf folgte der Aufbau neuer und die Umstrukturierung bestehender Kommandostrukturen und militärischer Infrastruktur mit einem Fokus auf Ost- und Südosteuropa. So entstand zum Beispiel das Baltic Maritime Component Command (BMCC) in Rostock, ein NATO-Hauptquartier, das auf die Kriegsführung in Randmeeren, etwa in der Ostsee, spezialisiert ist.[10] Mit dem BMCC soll auch das MWC "Schnittstellen" aufbauen.[11] Neue Waffensysteme, darunter insbesondere auch neue Kriegsschiffe, sind längst in Produktion.[12] Nun gilt es, die Marinesoldaten konzentriert auf den veränderten Gegner umzuschulen.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (1052 Wörter)
NEUER BEITRAG07.01.2022, 17:27 Uhr
EDIT: arktika
07.01.2022, 17:29 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Wurde im September vorletzten Jahres von der deutschen Bourgeoisie noch von einem Aufstieg des Euro zur "Weltleitwährung" geträumt (s. den Thread "Aufstieg des Euro zur Weltleitwährung?!" im Forum Politökonomie unter Link ...jetzt anmelden! ), so steht er mittlerweile wohl zumindest für Teile dieser Bourgeoisie als "nicht alternativlos" zumindest taktisch zur Disposition. Dazu gibt es heute einen Artikel auf german-foreign-policy:

Der Euro auf dem Prüfstand
Deutsche Ökonomen ziehen den Ausstieg der Bundesrepublik aus der Eurozone in Betracht und fordern eine „Disziplinierung“ der stark verschuldeten Eurostaaten im Süden der EU.


BERLIN (Eigener Bericht) – Einflussreiche deutsche Ökonomen halten den Euro für nicht mehr „alternativlos“. Man solle den Ausstieg aus der EU-Gemeinschaftswährung zumindest in Betracht ziehen, fordert der Co-Vorsitzende des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths. Nur so lasse sich überdies genug Druck auf andere Eurostaaten aufbauen, um das „Aufweichen“ der geldpolitischen „Stabilitätskultur“ zu stoppen. Beobachter gehen davon aus, dass der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), mehr „fiskalische Disziplin“ einzuhalten, aufgrund der aktuellen Inflation zunehmen wird; in der deutschen Boulevardpresse wurde EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits als „Madame Inflation“ denunziert. Britische Medien spekulieren unterdessen über ein etwaiges Ende des Euro; unter Verweis auf andere gescheiterte Währungsprojekte heißt es, die EU-Einheitswährung trete derzeit in ihre „gefährlichste Dekade“ ein. Gleichzeitig werden in der Bundesrepublik Warnungen laut, eine „Achse Paris-Rom“ könne in der EU künftig „weichere Schuldenregeln“ durchsetzen.

Deutsche Disziplinierung

Die Euroskeptiker innerhalb der deutschen Funktionseliten nehmen die Regierungsbildung der „Ampel-Koalition“ aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zum Anlass, um - nach vergeblichen früheren Anläufen - erneut in die Offensive zu gehen. Ende Dezember veröffentlichte die größte deutsche Wirtschaftszeitung, das Handelsblatt, ein ausführliches Interview mit Stefan Kooths, dem Co-Vorsitzenden des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der eine „Disziplinierung hochverschuldeter Staaten“ der Eurozone forderte. Die neue Bundesregierung müsse, um ein angeblich drohendes „Inflationsregime“ in der Eurozone abzuwenden, den Eurostaaten klarmachen, dass die europäische Gemeinschaftswährung für Deutschland „nicht alternativlos“ sei.[1] Zudem müsse die Europäische Zentralbank EZB „ihre Unabhängigkeit“ unter Beweis stellen und möglichst schnell ihren „ultraexpansiven Kurs“ in der Geldpolitik aufgeben, erklärte der IfW-Co-Chef; andernfalls erschwere die höhere Inflation wirtschaftliches Handeln und koste „Effizienz und damit Wohlstand“. Kooths verwies dabei auf die Eurokrise, in der die EZB dazu übergegangen war, „den Währungsraum über die Notenpresse zusammenzuhalten“. Auch in der Coronakrise sei es aus „Rücksicht auf die hochverschuldeten Staaten“ zu umfassender „monetärer Staatsfinanzierung“ gekommen, klagte Kooths. Jetzt gelte es über Defizitgrenzen oder auch mit Hilfe einer „Insolvenzordnung für Staaten“ in der Eurozone „fiskalische Disziplin“ durchzusetzen, da ohne „stabile Staatsfinanzen“ keine „Währungsstabilität“ zu erreichen sei.

Für Deutschland „nicht alternativlos“

Dabei will der IfW-Co-Vorsitzende die Drohung mit einem deutschen Austritt aus dem Euro ausdrücklich als ein Machtmittel in den kommenden geldpolitischen Auseinandersetzungen in der EU verstanden wissen: „Manche Optionen muss man benennen, damit sie möglichst nicht eintreten“. Berlin dürfe den Euro nicht als „alternativlos“ ansehen, sonst nehme es sich „selbst aus dem Spiel“. Das EU-Währungssystem gehöre „daher immer wieder auf den Prüfstand“, um langfristig für Berlin „tragfähige Lösungen“ zu finden, die Europa „aus dem Krisenmodus herausführen“. Das bisherige „Aufweichen“ der geldpolitischen „Stabilitätskultur“ dürfe nicht folgenlos bleiben. Deutschland habe „genug Einfluss, diesen Prozess zu stoppen“: Sobald hochverschuldete Eurostaaten wüssten, dass Berlin es nicht mehr hinnehme, wenn „ die Notenbank den Ausputzer spielen soll“, könnten sie diszipliniert werden. Angesprochen auf den derzeitigen europäischen Integrationsprozess erklärte Kooths, es komme auf die Richtung an: Stimme diese nicht, dann solle man lieber aussteigen. Kooths, der in der neoliberalen und AfD-nahen Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft [2] organisiert ist, legte Wert auf die Feststellung, es gehe ihm nicht darum, mit seinen Äußerungen „Krawall zu schlagen“.

„Madame Inflation“

Im Ausland, etwa in angelsächsischen Medien wie der Financial Times [3], wird ein schärferer deutscher Ton in Fragen der Geldpolitik schon seit geraumer Zeit aufmerksam registriert. Wie das Blatt konstatiert, habe der rasche Anstieg der Inflation in der Eurozone in „reichen Ländern wie Deutschland“ zu wachsender Kritik an der EZB geführt, deren „ultralockere Geldpolitik“ bereits zuvor Gegenstand eines Konflikts mit dem Bundesverfassungsgericht gewesen sei.[4] Der neue Bundesfinanzminister Christian Lindner habe schon im Dezember beteuert, die Bundesregierung werde künftig eine „Situation fiskaler Dominanz“ vermeiden, damit die EZB in der Lage sei, „auf monetäre Entwicklungen mit ihren Instrumenten zu reagieren“. Damit spielte Lindner laut Financial Times auf deutsche Ängste an, die Notenbank könne „unwillig sein, ihre Unterstützungsmaßnahmen einzustellen“, da sich dadurch der Schuldendienst stark verschuldeter Eurostaaten verteuere. Sollte sich die Inflation nicht innerhalb der nächsten Monate abschwächen, würden die deutschen EZB-Kritiker lauter, zitierte die britische Zeitung deutsche Ökonomen – und verwies darauf, das Boulevard-Blatt „Bild“ sei mittlerweile dazu übergegangen, die französische EZB-Chefin Christine Lagarde als „Madame Inflation“ zu denunzieren. Auch innerhalb der EZB sprächen sich deutsche Funktionärinnen wie Isabel Schnabel verstärkt gegen weitere Aufkaufprogramme für Staatsanleihen aus, da dadurch „exzessive Risiken“ finanziert würden.

„Die bedrohlichste Dekade“

Der britische Daily Telegraph urteilt gar, die kommende Dekade werde die bedrohlichste für die europäische Gemeinschaftswährung sein, da ein inflationäres Umfeld viel „gefährlicher“ sei als die vergangene deflationäre Periode.[5] Der Euro habe zwei Dekaden überstanden, was bereits ein großer Erfolg sei, auch wenn Länder der Peripherie wie Griechenland während der deflationären Eurokrise aufgrund des Berliner Spardiktats „die größte je gemessene Rezession“ hätten durchstehen müssen. Wenn man ein „Omelett machen will, muss man ein paar Eier zerschlagen“, kommentierte der Daily Telegraph unter Verweis auf ein Lenin-Zitat die bisherige Entwicklung der Eurozone. Die kommenden Jahre würden freilich die europäische Gemeinschaftswährung in noch größere Turbulenzen treiben. Die Eurozone drucke „Geld wie verrückt“, während die meisten Währungsräume bereits zur geldpolitischen Straffung übergingen, hieß es in dem Blatt; zudem stiegen die Schulden nicht mehr nur in der Peripherie der Eurozone, sondern auch in ihrem Zentrum. Der europäische „Schuldenberg“ sei ein „Rezept für ein Desaster“; die Eurozone könne durchaus den Weg anderer gescheiterter Währungsunionen gehen, die ebenfalls erst nach Jahrzehnten zerbrochen seien.


>>>>>
mehr anzeigen (1067 Wörter)
NEUE ANTWORT07.01.2022, 17:32 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Starke Vorbehalte gegen Lindner

Dabei gilt insbesondere Bundesfinanzminister Christian Lindner [6] als die Personalie, an der sich die künftigen geldpolitischen Auseinandersetzungen in der Eurozone konkretisieren dürften. Der neue deutsche Finanzminister war bis 2015 ebenfalls Mitglied der neoliberalen, seit längerer Zeit von ultrarechten Milieus unterwanderten Friedrich A. Von Hayek-Gesellschaft, die strikt monetaristisch argumentiert.[7] Schon im November vergangenen Jahres berichteten deutsche Wirtschaftsmedien deshalb über große „Skepsis“, auf die der neue Finanzminister in den meisten Eurostaaten stoße.[8] Im europäischen Ausland und bei vielen Experten gebe es „starke Vorbehalte“ gegen Lindner, da sich der Liberale mit seiner strikt monetaristischen Linie in der Eurokrise „viele Sympathien verscherzt“ habe. Lindner hatte damals gefordert, Griechenland solle zumindest temporär aus der Eurozone austreten. Seit der Eurokrise werde der neue deutsche Finanzminister „vor allem in den Staaten Südeuropas gefürchtet“, wo zuvor sein Amtsvorgänger Wolfgang Schäuble aufgrund seiner ökonomisch verheerenden Spardiktate zur „Reizfigur“ par excellence avanciert sei, heißt es. In Ländern wie Frankreich und Italien steige die „Nervosität“, da Lindner als monetaristischer „Hardliner“ eingeschätzt werde. Insbesondere die Forderung der FDP nach einer Wiedereinführung der während der Eurokrise von Schäuble oktroyierten „Schuldenbremsen“ sowie die Abneigung der Partei, neue EU-Steuern einzuführen, bereite vielen EU-Staaten Sorgen.

Von Weidmann zu Nagel

Lindner war auch einer der deutschen Politiker, die den Rückzug des ehemaligen Bundesbank-Chefs Jens Weidmann zum Anlass nahmen, um vor einem Abweichen vom strikten deutschen Monetarismus zu warnen.[9] Die Bundesbank müsse „weiter Anwältin einer stabilitätsorientierten Geldpolitik in Europa bleiben“, forderte Ende Oktober der jetzige Bundesfinanzminister. Der sogar noch bei seinem Ausscheiden aus dem Amt gegen expansive Geldpolitik polemisierende Weidmann [10], der mit dieser Linie innerhalb der EZB weitgehend isoliert war, wird von dem vormaligen Bundesbankvorstandsmitglied Joachim Nagel abgelöst. Anlässlich Nagels Ernennung erklärte Lindner, die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik nehme angesichts wachsender Inflationsrisiken zu; Nagel sei eine „erfahrene Persönlichkeit“, die die monetaristische „Kontinuität der Bundesbank“ sicherstellen werde. Führende deutsche Ökonomen begrüßten die Personalie Nagel ebenfalls.[11] Sie zerschlage die „Hoffnungen in Südeuropa, dass nun auch die Bundesbank sich unkritisch für unbegrenzte Anleihekäufe einsetzen könnte“, hieß es etwa beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Die Achse Paris-Rom

Weidmann sei in der EZB ein geldpolitischer „Falke unter den Tauben“ gewesen, den man in Berlin vermissen werde, kommentierte das Handelsblatt; die Erwartungen an seinen Nachfolger seien folglich „gewaltig“.[12] Nagel müsse zum „Verstärker von Christian Lindner“ werden und dabei „Begehrlichkeiten aus Frankreich und Italien“ abwehren. Derzeit hätten sich die Gewichte in der EU verschoben, da nach der Abwahl der Großen Koalition und dem Abgang von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein „Führungsvakuum“ entstanden sei, das der italienische Ministerpräsident Mario Draghi und der französische Präsident Emmanuel Macron „geschickt genutzt“ hätten. Es habe sich eine Achse Paris-Rom herausgebildet, die nun den Ton auf etlichen Politikfeldern vorzugeben suche. Es sei das „erste Mal seit langer Zeit, dass Europas wichtigste Achse nicht Paris und Berlin, sondern nun Paris und Rom verbindet,“ warnte das Handelsblatt, das auf die Bemühungen Frankreichs und Italiens verwies, „weichere Schuldenregeln in der EU durchzusetzen“. Scholz habe zwar Kompromissbereitschaft signalisiert; doch werde es dem Bundeskanzler wohl auch recht sein, „auf seinen liberalen Finanzminister Christian Lindner verweisen zu können, wenn die Forderungen aus Südeuropa über das Ziel hinausschießen“.


unter Link ...jetzt anmelden!

#Euro
#EZB
mehr anzeigen (573 Wörter)
NEUER BEITRAG03.04.2022, 22:13 Uhr
EDIT: FPeregrin
03.04.2022, 22:15 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Wie vertrackt die angestrebte Autarkie im Rahmen einer "Energiewende" für den dt. Imp. werden kann, zeigt sich bei näherem Hinsehen auf die Folge-Rohstoffprobleme. Ich zitiere aus einem Spektrum-Artikel von gestern:

"Diese Energiewende bedeutet einen industriellen Wandel, der viel mehr beinhaltet, als nur fossile Energieträger abzuschaffen. Anlagen für erneuerbare Energien erfordern eine neue Rohstoffbasis – und die hat es in sich: Für eine moderne Fotovoltaikanlage werden nach einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) mehr als doppelt so viele metallische Rohstoffe benötigt wie für ein Kohlekraftwerk der gleichen Leistung. Bei Onshore-Windrädern sind es fast fünfmal so viele Metalle, bei Offshore-Windrädern mehr als siebenmal so viele. Zwar brauchen fossile Kraftwerke dafür zusätzlich enorme Mengen an Brennstoff, doch Anlagen für erneuerbare Energien aufzubauen, ist im Vergleich deutlich ressourcenintensiver. [...] Der wachsende Bedarf an metallischen Rohstoffen wird dabei zu einem Risiko für die deutsche und europäische Energiewende. Denn während sich Volkswirtschaften in den nächsten Jahren von Erdgas-, Erdöl- und Kohlelieferanten abwenden, werden sie sich in neue Abhängigkeiten von Metallen begeben. Diese sind häufig sogar noch konzentrierter als bei den fossilen Energieträgern: Während Erdöl, Kohle und mittels Flüssiggascontainern auch Erdgas von einem Dutzend großer Förderländer geordert werden können, sind Abbau und Verarbeitung etlicher Metalle momentan auf wenige oder sogar einzelne Länder begrenzt. / Mit der Wiedervereinigung hat sich Deutschland aus dem Metallbergbau zurückgezogen. Bergwerke in Ost und West wurden geschlossen, entweder weil Vorkommen erschöpft waren oder weil die Bergbaupraxis unter neu geltenden Umweltgesetzen unrentabel wurde. Ein plötzlich weit geöffneter Weltmarkt tat sein Übriges: In Ost und West wurden strategische Reserven kritischer Rohstoffe aufgelöst, während Länder mit niedrigem Lohnniveau eine kaum zu unterbietende Konkurrenz darstellten./ Heute, in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen, schließt sich aber möglicherweise das Fenster für günstige Rohstoffeinfuhren. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs stieg der Preis für Nickel an der Börse London Metal Exchange in nur zwei Tagen um 250 Prozent. Die Börse setzte den Handel kurzerhand aus. Das Metall ist gar nicht besonders selten und Russland fördert gerade mal ein Zehntel der weltweiten Nickelmenge. Doch die Reaktion der Märkte zeigt, dass der Handel mit metallischen Rohstoffen zunehmend turbulenter werden dürfte, mit größerer Unsicherheit besonders für Staaten wie Deutschland, deren Industrien massiv auf einen zuverlässigen Import angewiesen sind. / Schon lange vor dem Ukraine-Feldzug Russlands forderten Wirtschaftsverbände, dass Deutschland die Versorgung mit metallischen Rohstoffen wieder in die eigene Hand nehmen und finanziell stützen sollte. Auf europäischer Ebene ist ein Strategiewechsel nun langsam erkennbar. Mit der European Raw Materials Alliance schmiedete die Europäische Kommission 2020 ein Bündnis, das die Versorgungssicherheit für die europäische Industrie verbessern soll, indem verstärkt mit stabilen Partnerstaaten wie Kanada oder Australien zusammengearbeitet werden soll oder indem afrikanische Staaten beim nachhaltigen Bergbau unterstützt werden sollen. / All das komme aber reichlich spät, sagt Jens Gutzmer. Der Geologe leitet seit zehn Jahren das Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie in Freiberg. »Ich würde vermuten, dass das Bundeswirtschaftsministerium weiß, dass es für die Energiewende entsprechende Mengen an Kupfer, Indium oder Seltenerdmetallen braucht«, sagt Gutzmer. »Sie haben wohl die Hoffnung, dass der Weltmarkt für uns offen bleibt.« / Allerdings haben bisherige Regierungen vergleichsweise wenig getan, neue Bergwerke zu erschließen oder zumindest finanziell abzusichern. Die deutsche Politik hält das für eine Aufgabe der Wirtschaft, während China schon seit den 1990er Jahren den Abbau von Rohstoffen mit staatlichen Subventionen stützt. Das Land dominiert heute Abbau und Verarbeitung bei allen Seltenerdmetallen, aber auch bei Gallium, Vanadium oder Indium. / Wie verspätet Deutschland und die Europäische Union auf dem Weg ist, die Rohstoffe für die Energiewende zu sichern, zeigt wiederum ein Blick nach Serbien. Im Jahr 2013 suchte die serbische Regierung nach Investoren für die Kupfermine und -hütte nahe der Kleinstadt Bor im Osten des Landes. Besonders durch die Entdeckung einer neuen Kupferlagerstätte schien das frühere Industriekombinat damals sanierbar zu sein. / Trotz einigem Interesse westlicher Bergbauunternehmen unterstützten Regierungen in der EU keines von ihnen mit Bürgschaften. Die serbische Regierung entschied sich schließlich 2018 für das Unternehmen Zijin aus China. Mittlerweile werden in Bor wieder über 27 000 Tonnen Kupferkonzentrat pro Jahr gefördert. »Aber das geht jetzt wohl eher zur neuen chinesischen Seidenstraße, statt die Energiewende in Europa zu stützen«, sagt Jens Gutzmer./ Andere Projekte, die den Rohstoffbedarf der europäischen Energiewende stützen könnten, sorgen für Widerstand: In der Extremadura in Spanien gibt es nennenswerte Lithiumvorkommen im Untergrund, aber das geplante Bergwerk wird von vielen Anwohnern naher Gemeinden abgelehnt. Das größte Lithiumvorkommen Europas wird in Portugal vermutet, dessen Präsident sich kürzlich jedoch gegen ein Bergwerk im Nordwesten des Landes ausgesprochen hat. [...] Während die Energiewende momentan den Bedarf an Metallen und damit mehr Bergbau wachsen lässt, gibt es immerhin eine positive Aussicht: Es ist der Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft, wenn etwa der Bedarf an Neodym und Kupfer für neue Windräder durch das Recycling ausgedienter Anlagen gedeckt werden kann. Dieser Zeitpunkt ist aber heute längst noch nicht erreicht: »Gerade bauen wir ja kaum etwas ab, sondern vor allem auf«, sagt Jens Gutzmer. / Wie realistisch der Weg in die Kreislaufwirtschaft wirklich ist, zeigt ein Blick in die Automobilwirtschaft, die schon seit Jahren über gestörte Lieferketten klagt. Autobauer verarbeiten immer mehr Elektronikteile für die Steuerung oder Sensoren. Gemeinsam mit der Batterie der Elektrofahrzeuge stecken in elektrisch angetriebenen Fahrzeugen siebenmal mehr metallische Rohstoffe als in solchen mit Verbrennungsmotoren. Doch in weniger als zehn Jahren erwarten führende Hersteller einen wachsenden Rücklauf der aktuellen Generation von Fahrzeugen. Volkswagen will dann beispielsweise einen großen Teil der in Elektrowagen verbauten Metalle zurückgewinnen, um weniger abhängig von Importen und dem Abbau unter fragwürdigen Bedingungen in Drittstaaten zu werden. / Für einen echten Rohstoffkreislauf gibt es allerdings noch viele Hürden. Da sind zuerst die Produktzyklen: Während Autos nach einem Jahrzehnt verschrottet werden, können Solarzellen oder Windräder auch 30 Jahre Strom liefern, was den Rücklauf der Rohstoffe verzögert. Hinzu kommt die Frage, ob überhaupt Verfahren existieren, das Kobalt einer Batteriekathode oder das dünn aufgedampfte Gallium in einer Fotovoltaikzelle wieder zurückzugewinnen – und wenn diese Verfahren existieren, ob der dabei gewonnene Rohstoff günstig genug ist, um ihn weiterzuverwenden. »In den meisten Fällen ist das heute noch nicht der Fall«, sagt Jens Gutzmer. / Das zeigt sich gerade bei Fahrzeugen: Zwar werden in der Europäischen Union mittlerweile fast 90 Prozent jedes verschrotteten Autos recycelt. Aber Hightechmetalle spielen an der Gesamtmasse noch keine ausreichend große Rolle und sind dazu häufig fest in Platinen und fest in Legierungen gebunden. Da deren Rückgewinnung meist teuer ist, gehen viele Hightechmetalle in Altfahrzeugen bisher verloren. / Während die Politik das Problem langsam erkannt hat und etwa im Green Deal der EU-Kommission schärferes Recycling von wertvollen Metallen vorgeschrieben wird, blickt Jens Gutzmer teils optimistisch auf die derzeit steigenden Rohstoffpreise. Sie dürften Bergbau in Ländern mit hohem Lohnniveau und strengen Umweltgesetzen wie Deutschland attraktiver machen und gleichzeitig die noch immer teuren recycelten Rohstoffe konkurrenzfähiger – wenn auch mit dem Nachteil wachsender Preise für hergestellte Industrieprodukte. / Kurzfristig aber könnte der Energiewende und den immer ehrgeizigeren Ausbauzielen für erneuerbare Energien vieler Länder ein Dämpfer drohen, wenn sich Lieferengpässe zunehmend auf kritische Rohstoffe ausdehnen. Zwar kann der Markt auf Krisen reagieren, indem neue Bergwerke erschlossen oder Technologien entwickelt werden, dank derer die gefragtesten Metalle mit weniger kritischen Materialien ersetzt werden. All das braucht aber Zeit: Ein neues Bergwerk benötigt vom Planungsbeginn bis zur Produktion laut IEA im Durchschnitt 16 Jahre, während zudem wissenschaftliche Innovation erst aufwändig bis zur Marktreife gebracht werden muss./ Hinzu kommt, dass die Nachfrage bei vielen Metallen momentan noch gar nicht durch den Aufbau erneuerbarer Energien, von Batteriespeichern oder Großanlagen zur Wasserelektrolyse dominiert wird. Der Marktwert heute gehandelter fossiler Energien ist ein Vielfaches größer als der aller kritischen metallischen Rohstoffen. Die IEA erwartet aber, dass bis 2040 zumindest der Wert gehandelter Kohle übersteigen wird. Die geopolitische Abhängigkeit von metallischen Rohstoffen dürfte jedoch schon lange davor spürbar werden."

Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (1397 Wörter)
NEUE ANTWORT15.04.2022, 19:36 Uhr
EDIT: arktika
15.04.2022, 19:37 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "Denn während sich Volkswirtschaften in den nächsten Jahren von Erdgas-, Erdöl- und Kohlelieferanten abwenden, werden sie sich in neue Abhängigkeiten von Metallen begeben. "

Dumm gelaufen bzw. sich selbst schön ins Bein geschossen ... Und der Weg zur - das dann sichernden - Weltherrschaft für die BRD/EU wird auch immer steiler u. steiniger.
Die Problematik ist jedenfalls schön u. klar erläutert.
mehr anzeigen (70 Wörter)
NEUER BEITRAG17.04.2022, 16:27 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Die neuesten Entwicklungen des immerhin schon 8 Jahre andauernden Krieges gegen die ukrainischen Faschisten kommen wiederum denen zugute, die gerne eine "Zeitenwende" (für die nächsten 1000 Jahre???) kriegen würden.
Ach, wie schön wäre doch ein "Dienstjahr" für alle an der Heimatfront. In diesem Sinne ein aufschlußreiches Interview mit Johann Wadepul, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Bundestag und "Fachmann" für 'Auswärtiges und Verteidigung' von Cindy Boden in der HNA vom 14.04.:

Warnschuss Ukraine“: Unions-Fraktionsvize erinnert Scholz an „Zeitenwende“ – und fordert „Dienstjahr

Die CDU streitet schon lange über ein Dienstjahr. In der Opposition und mit Blick auf den Ukraine-Krieg soll sich etwas tun. Was ist jetzt damit? Fragen an Johann Wadephul.

Berlin - Es ist schon ein paar Jahre her, aber für Johann Wadephul weiterhin sehr aktuell: Als Annegret Kramp-Karrenbauer, damals noch Vorsitzende der CDU*, 2019 über die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht in Deutschland debattierte, moderierte der CDU-Politiker Wadephul eine Abschlussrunde des parteieigenen Werkstattgesprächs dazu. Bürgerjahr, Deutschlandjahr, Gesellschaftsdienst in Deutschland: Solche Begriffe benutzt er auch jetzt im Interview mit IPPEN.MEDIA.


Wadephul sitzt seit 2009 im Bundestag, ist mittlerweile stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union und kümmert sich unter anderem um die Bereiche Auswärtiges und Verteidigung. Der Ukraine-Krieg* habe die Debatte um ein Dienstjahr noch einmal auf eine neue Ebene gehoben, meint er.

Johann Wadephul (CDU) im Interview zum Dienstjahr: „Wir benötigen mehr helfende Hände“

Nach Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar: Haben Sie seither schon über ein Dienstjahr in Deutschland nachgedacht?

Darüber habe ich schon länger nachgedacht. Ich finde, dass man es sich jetzt noch einmal in neuer Dringlichkeit als Frage stellt. Aber wenn wir ehrlich sind, mussten wir vorher schon erkennen, dass es Gefährdungslagen für Deutschland gibt, denen wir nicht ohne Weiteres gewachsen sind - auch personell nicht. Denken Sie an die Corona-Pandemie*, an die Flut im Ahrtal. Und wenn man sich andere mögliche Krisenszenarien vorstellt, wie größere Cyberattacken, Waldbrände, Hitzewellen, dann kommt man relativ schnell zu dem Ergebnis, dass wir insgesamt mehr helfende Hände benötigen.


Nennen Sie gern ein paar Eckpunkte, wie Sie sich so ein Jahr ausgestaltet vorstellen.

Wir brauchen einen schnellen Einstieg - deswegen würde ich nicht mit einer Pflicht beginnen. Man muss sich das als Option für die Zukunft offenhalten, aber ich denke, wir müssen einen attraktiven und sinnvollen allgemeinen Gesellschaftsdienst jetzt einführen. Der soll natürlich junge Menschen nach der Schulausbildung vorrangig ansprechen, aber für alle Altersgruppen offenstehen. Ich meine, dass dieser Dienst vorrangig in der Bundeswehr geleistet werden sollte. Aber alle anderen sogenannten Blaulichtorganisationen müssen dafür auch offenstehen - Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz ... Der Dienst muss natürlich entsprechend attraktiv ausgestaltet sein. Aber wenn man sieht, wie viele, gerade junge Menschen, jetzt ein freiwilliges soziales Jahr, freiwilliges ökologisches Jahr oder ähnliches machen, sehe ich auch eine große Bereitschaft, sich einzubringen.


CDU-Politiker Wadephul zum Dienstjahr: „Wir brauchen eine Vereinheitlichung“

Sie sprechen es an: Es gibt schon freiwillige Angebote. Warum würden Sie aber sagen, man muss noch mehr investieren? Wo hakt es zurzeit?

Ich glaube, wir brauchen eine Vereinheitlichung: Einheitliche, gute Rahmenbedingungen, eine gute rechtliche Absicherung, es braucht klare Rentenansprüche für die Zukunft. Wir brauchen eine vernünftige Bezahlung und auch Zugänge, beispielsweise zum öffentlichen Personennahverkehr, aber auch zu klassischen Eintrittsmöglichkeiten in öffentliche Veranstaltungsräume, wo es Privilegien geben muss. Und es muss für die Zeit nach diesem Dienstjahr eine erleichterte Möglichkeit geben, Studien- oder Ausbildungsplätze zu erreichen. Also wir brauchen hier noch einmal einen richtigen Sprung nach vorne, ein neues Niveau.


Sie sehen vor allem den Dienst bei der Bundeswehr. In der Debatte, die Annegret Kramp-Karrenbauer vor einigen Jahren in den Raum getragen hatte, hatte ich den Eindruck, ging es mehr um Pflegeeinrichtungen. Ist das bei Ihnen nur ein Randaspekt?

Nein, das ist kein Randaspekt, aber ich würde schon einräumen, dass das ganze Thema Sicherheitsvorsorge in einem weiten Sinne für uns auch eine große Dringlichkeit gewonnen hat. Die Bundeswehr* hat 180.000 Frauen und Männer und braucht jedes Jahr 30.000 neue Kräfte, die mit anpacken. Das ist keine Kleinigkeit. Die Bundeswehr möchte sogar noch auf 200.000 Personen wachsen. Und wenn ich in meinem Wahlkreis in die Gesichter der Freiwilligen Feuerwehren gucke, wenn ich mir angucke, was beim Technischen Hilfswerk los ist, dann sehe ich überall Personalbedarf. In einem weiten Sicherheitsbegriff ist das, glaube ich, schon ein stärkerer Fokus als derjenige, der jetzt im Schwerpunkt auf eine Verbesserung der Pflegesituation ausgerichtet wäre, die ich überhaupt gar nicht herunterspielen will.


>>>>>
mehr anzeigen (804 Wörter)
NEUE ANTWORT17.04.2022, 16:32 Uhr
EDIT: arktika
17.04.2022, 16:40 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Allgemeines Dienstjahr in Deutschland: „Frage nicht zuerst, was dein Land für dich, sondern was du für dein Land tun kannst“

Sie würden Kritikern nicht zustimmen, die sagen, Personen im Dienstjahr werden als billige Arbeitskräfte ausgenutzt?

Nein, dem würde ich nicht zustimmen. Weil der Kern dessen, was Sicherheitsorganisationen und auch die Bundeswehr machen, natürlich weiter professionell ist. Aber ich finde schon, dass der alte Spruch von John F. Kennedy, „Frage nicht zuerst, was dein Land für dich, sondern was du für dein Land tun kannst“, dass der heute eine neue Aktualität hat und bekommen muss. Die Ukrainer leben uns das ja vor. Indem Männer oder auch viele aus dem Ausland zurückreisen und ganz automatisch sagen, ich muss jetzt mein Land verteidigen. Wo auch Frauen viele Unterstützung leisten. Da sind wir doch nur gut beraten, wenn wir uns auf so eine Situation vorbereiten und nicht unausgebildete Menschen solch einen Job machen lassen.


Liebäugeln Sie manchmal doch wieder ein bisschen mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht?

Nein, die alte Wehrpflicht brauchen wir so nicht. Die war ja auch nur für Männer und im Schwerpunkt nur für die Bundeswehr. Wir brauchen bei der Bundeswehr mehr Personal, aber mittlerweile eben selbstverständlich alle Geschlechter, Frauen, auch das dritte Geschlecht sind dort herzlich willkommen. Und wir brauchen sie eben auch in anderen Organisationen. Ich will nicht immer nur schwarzmalen, aber natürlich können wir auch in Hitzesommern weitreichende Waldbrände erleben. Und ob wir die mit Freiwilligen Feuerwehren vor Ort bekämpfen, ist mal sehr die Frage. Ob wir für großangelegte Cyberattacken gewappnet sind, mache ich ein großes Fragezeichen. Glaube ich nicht.


Wie ist in Ihrer Partei, der CDU, aktuell die Debatten-Lage?

Wir müssen das, wenn wir diese aktuelle Krise überwunden haben, neu aufgreifen. Wir müssen nicht automatisch eine gesetzliche Pflicht normieren, sondern wir müssen erst einmal einen Rahmen für ein allgemeines Dienstjahr, einen Gesellschaftsdienst in Deutschland, sozusagen ein Deutschlandjahr, kreieren. Dafür brauchen wir viele rechtliche Rahmenbedingungen, da muss die Rentenversicherung mitspielen, dazu müssen wir das Hochschulwesen, aber auch das Handwerk einbeziehen. Und dazu müssen natürlich auch in manchen Organisationen noch technische Voraussetzungen geschaffen werden. Ich wünsche mir schon, dass die CDU jetzt treibende Kraft bei dieser Idee ist.


Sehen Sie in der Ampel-Koalition* auch Bestrebungen oder offene Türen?

Der Bundeskanzler hat eine Zeitenwende ausgerufen. Er hat sie umfangreich begründet und gesagt, wir stehen vor neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Das ist ja nicht damit getan, dass man 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr bereitstellt und dann ist die Zeitenwende absolviert. Nein, das müssen wir grundsätzlicher, nachhaltiger denken. Da merke ich bei vielen Politikerinnen und Politikern in der Ampel, dass die bereit sind, darüber im breitesten Sinne nachzudenken. Wir sind in der Tat am Anfang einer neuen Diskussion und müssen sie jetzt neu beleben. Das ist ein erneuter Warnschuss, was wir da jetzt in der Ukraine erleben.


Link ...jetzt anmelden!


Der Bundeskanzler hat eine Zeitenwende ausgerufen. [...] müssen wir grundsätzlicher, nachhaltiger denken. Da merke ich bei vielen Politikerinnen und Politikern in der Ampel, dass die bereit sind, darüber im breitesten Sinne nachzudenken. Wir sind in der Tat am Anfang einer neuen Diskussion und müssen sie jetzt neu beleben.

Na, wenigstens ist der Mann ehrlich und sagt offen, worauf 's hinausläuft - ist ja auch kein Grüner oder Sozi.
mehr anzeigen (612 Wörter)
NEUER BEITRAG26.04.2022, 00:50 Uhr
EDIT: arktika
26.04.2022, 00:54 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Hätte ich fast verpennt. Schön, daß ein Genosse nochmal auf diesen Text hingewiesen hat. Während die Linke sich aus Coronadevotheit u. allgemeinem Duckmäusertum weitgehend ins politische Nirwana zurückgezogen hat bzw. von apolitischem Friedensgesülze direktement zu faschohätschelndem Kriegsgehetze gewechselt ist - man staune ob der Geschwindigkeit! -, kann das BRD-Regime immer offener (und unwidersprochener?) seine faschistoide Haltung propagieren u. entsprechende Forderungen zur Umgestaltung des Staates verkünden. Nach der weitgehenden Gleichschaltung der Medien u. der Abschaltung derer, die anderes vermelden, soll die Gesellschaft weiter umgebaut werden.
"Einsatz für deutsche Interessen „weltweit“", "vor allem auf zwei Gegner orientieren – Russland und China", "Führung", " weite Teile des zivilen Lebens für das „Kräftemessen des 21. Jahrhunderts“ (Baerbock) verfügbar macht", "von der Wirtschaft über die Kultur bis hin zum Sport" ...
Sie können mittlerweile offen sagen, was sie wollen, ohne daß Widerspruch wirklich laut u. schmerzhaft wird!

Schon am 22. März dazu ein Artikel auf gfp:

Das Kräftemessen des 21. Jahrhunderts
Berlin arbeitet an Nationaler Sicherheitsstrategie, EU verabschiedet Strategischen Kompass, NATO bereitet Strategisches Konzept vor. Ziviles Leben wird für „Sicherheitspolitik“ verfügbar gemacht.


BERLIN/BRÜSSEL (Eigener Bericht) – Mit einer neuen Nationalen Sicherheitsstrategie sucht die Bundesregierung die deutsche Außen- und Militärpolitik noch stärker als bisher zu formieren. Die Strategie wird, wie Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag bei der Auftaktveranstaltung für die Erstellung des Papiers erklärte, sowohl die
Landesverteidigung wie auch den Einsatz für deutsche Interessen „weltweit“ umfassen und dabei vor allem auf zwei Gegner orientieren – Russland und China. Wie Baerbock behauptete, „verlangen“ die verbündeten Staaten dabei von Deutschland „als größter europäischer Volkswirtschaft Führung“. Die Strategie soll einem „umfassenden Verständnis von Sicherheit“ folgen, das nicht nur das Militär, sondern weite Teile des zivilen Lebens für das „Kräftemessen des 21. Jahrhunderts“ (Baerbock) verfügbar macht; die Bandbreite reicht der Außenministerin zufolge von der Wirtschaft über die Kultur bis hin zum Sport.
Den Rahmen für die deutsche Sicherheitsstrategie bilden der Strategische Kompass, den die EU gestern verabschiedet hat, und das neue Strategische Konzept der NATO, das Ende Juni abgesegnet werden soll.


Die Nationale Sicherheitsstrategie

Die Nationale Sicherheitsstrategie, deren Erstellung Außenministerin Annalena Baerbock am vergangenen Freitag offiziell angestoßen hat, wird die erste ihrer Art in der Geschichte der Bundesrepublik sein. Experten dringen bereits seit Jahren darauf, die Bundesregierung müsse ihre Außen- und Militärpolitik mit einem solchen Dokument vereinheitlichen; häufig wurde dabei auch die Gründung eines Nationalen Sicherheitsrats nach US-Vorbild gefordert.[1] Das Dokument, das einer Nationalen Sicherheitsstrategie bislang am nächsten kommt, ist das „Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“, das unter Federführung des Bundesverteidigungsministeriums erarbeitet und 2016 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde.[2] Das Verteidigungsministerium hat aus ihm die „Konzeption der Bundeswehr“ und ein „Fähigkeitsprofil“ abgeleitet. Besondere Bedeutung kommt darüber hinaus vor allem den „Leitlinien zum Indo-Pazifik“ zu, die die Bundesregierung im September 2020 präsentierte; sie legen die Grundlinien für die deutsche Chinapolitik fest.[3] Relevanz für die Themen, mit denen sich die neue Nationale Sicherheitsstrategie befassen wird, besitzt darüber hinaus die „Cybersicherheitsstrategie für Deutschland“, die das Bundesinnenministerium in ihrer gültigen Fassung im vergangenen Jahr vorlegte.

Zwei Hauptgegner

Wie aus Baerbocks Äußerungen vom vergangenen Freitag hervorgeht, wird die Nationale Sicherheitsstrategie zentrale Elemente der bisherigen deutschen Strategiebildung aufnehmen. So soll sie einerseits auf die Landesverteidigung orientieren, andererseits auf ein Eintreten für deutsche Interessen „weltweit“.[4] Baerbock nannte zudem zwei Hauptgegner – Russland und China. Besonderen Wert legt die Bundesaußenministerin aktuell auf „Wehrhaftigkeit“. Hohe Bedeutung schreibt sie dabei einer „Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie“ zu. Konkret sollen in einem ersten Schritt die Präsenz wie auch die Manövertätigkeit der NATO in Ost- und vor allem in Südosteuropa ausgeweitet werden – ein Beitrag zum Machtkampf des Westens gegen Russland. Die Bundeswehr solle sich dabei auf die Slowakei fokussieren.[5] Nicht zuletzt macht sich Baerbock für „die nukleare Abschreckung der NATO“ stark: „Daher hat die Bundesregierung sich jetzt für die Beschaffung der F-35 entschieden.“ Der überaus teure US-Kampfjet soll aus dem neuen Aufrüstungsprogramm für die Bundeswehr finanziert werden, für das die Bundesregierung einen 100 Milliarden Euro schweren Fonds bereitstellt und ihren Militärhaushalt auf mindestens zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts anhebt.


Militär, Kultur, Sport

Dabei fordert Baerbock ausdrücklich „ein umfassendes Verständnis von Sicherheit“, das neben dem Militär weite Teile des zivilen Lebens umfasst und sie auf das Machtstreben der deutschen Eliten ausrichtet. „Wenn wir uns im Kräftemessen des 21. Jahrhunderts global behaupten wollen, dann müssen wir alle unsere Instrumente auf die Höhe der Zeit bringen“, erklärte die Außenministerin am Freitag – nicht nur „militärisch“, sondern auch „politisch, analog, digital, technologisch“.[6] „Investitionen in unser aller Sicherheit“ seien außer etwa der „Diplomatie“ auch „Kulturarbeit, Bildung, Sport“ – Aktivitäten, die „auf Strecke und Breite angelegt“ seien und bei denen „man die Erfolge nicht gleich am nächsten Tag sieht“. „Sicherheitsrelevant“ sind Baerbock zufolge auch Investitionen in die Infrastruktur; so sei etwa die „Sicherheit“ derjenigen Länder beeinträchtigt, in denen „China komplett in die Stromversorgung investiert“ habe: Dort stellten sich „Fragen von Souveränität, territorialer Integrität und Fragen des internationalen Völkerrechts ganz eindrücklich“. Im Falle von Ländern, in deren Infrastruktur dagegen die westlichen Staaten investiert haben, gilt solches laut Baerbock freilich nicht.



>>>>>
mehr anzeigen (924 Wörter)
NEUE ANTWORT26.04.2022, 01:00 Uhr
EDIT: arktika
26.04.2022, 01:09 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Von der Spitze her

Entsprechend der zunehmenden Ausrichtung auch des zivilen Lebens auf das Machtstreben der deutschen Eliten fordert die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS), das zentrale militärpolitische Strategiezentrum der Bundesregierung, in einem aktuellen Positionspapier eine engere Einbindung der Öffentlichkeit in die Debatte. Zur Zeit sei wegen des Ukraine-Krieges „ein ausgeprägtes sicherheitspolitisches Informations- und Diskussionsbedürfnis in der Bevölkerung vorhanden“, heißt es bei der BAKS; die Bundesregierung solle es „aufgreifen“.[7] Im Rahmen der beginnenden Arbeit an der Nationalen Sicherheitsstrategie gelte es nun „eine inklusive und umfassende Diskussion einzuleiten“; diese könne dann „den Grundstein für einen nachhaltigen Wandel der sicherheitspolitischen Debatte in Deutschland und einen Fortschritt in der strategischen Kultur des Landes legen“. An zentraler Stelle könnten „regelmäßige außen- und sicherheitspolitische Grundsatzdebatten“ im Bundestag zu einer solchen „strategischen Kultur“ beitragen; zugleich sei aber eine „gezielte dezentrale Einbindung der Öffentlichkeit“ anzustreben. Dabei gelte, heißt es in dem Strategiepapier der BAKS: „Die Bundesregierung sollte diese Debatte mit Entschlossenheit von der Spitze her bedienen.

Die Bündnisse

Den äußeren Rahmen bilden bei alledem, wie Baerbock am Freitag hervorhob, die Bündnisse, in denen Deutschland seine Außen- und Militärpolitik treibt: EU und NATO. Die Außen- und Verteidigungsminister der EU haben gestern den sogenannten Strategischen Kompass der EU angenommen – ein Strategiepapier, das als EU-„Militärdoktrin“ bezeichnet worden ist und die weitere Militarisierung der Union strukturiert.[8] So soll unter anderem eine rund 5.000 Soldaten starke Eingreiftruppe gebildet werden, die auch kurzfristig in Kampfeinsätze entsandt werden kann. In ihrem ersten Einsatzjahr – vorgesehen ist 2025 – soll sie einer Ankündigung von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht zufolge von der Bundeswehr gestellt werden.[9] Der Strategische Kompass sieht darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit zwischen der EU und der NATO vor. Die NATO wiederum arbeitet zur Zeit an einem neuen Strategischen Konzept, das auf dem NATO-Gipfel Ende Juni in Madrid verabschiedet werden soll und das transatlantische Militärbündnis für das „Kräftemessen des 21. Jahrhunderts“ (Baerbock) formiert.


(Leider kann ich keinen Link geben, da ich den Beitrag nur als PDF habe, das Zeitfenster auf gfp selbst ist für mich zu.)

Das fröhliche "SIEG HEIL" bleibt mir da im Halse stecken. Was ich noch hinzufügen kann, ist die allseits beliebte Weise "Es zittern die morschen Knochen" mit dem passenden Refrain
"Wir werden weiter marschieren
Wenn alles in Scherben fällt
und heute gehört uns Deutschland
Und morgen die ganze Welt“
(u. a. unter Link ...jetzt anmelden!)
mehr anzeigen (427 Wörter)
NEUER BEITRAG28.04.2022, 11:50 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Wie die HNA heute um 11.24 Uhr meldet, hat sich der Bundestag der BRD heute morgen mit großer Mehrheit für Lieferungen "schwerer" Waffen an die FaschistInnen in der Ukraine ausgesprochen:

Große Mehrheit: Bundestag stimmt für Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine

Der Ukraine sollen schwere Waffen geliefert werden. Dafür spricht sich der Deutsche Bundestag aus.

Berlin – Der Bundestag hat am Donnerstagmorgen (28.04.2022) über die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine abgestimmt. Das Ergebnis lautet wie folgt:

- 693 Abstimmungskarten wurden abgegeben

- 586 „Ja“-Stimmen

- 100 „Nein“-Stimmen

- 7 Enthaltungen

Somit forderten die Abgeordneten die Ampel-Koalition mit großer Mehrheit dazu auf, die „Lieferung benötigter Ausrüstung an die Ukraine fortzusetzen und womöglich zu beschleunigen.“ Unter anderem müsse die Lieferung schwerer Waffen im Rahmen eines Ringtausches intensiviert werden, wobei Deutschlands Fähigkeiten einer Bündnisverteidigung nicht gefährdet werden dürften.


Link ...jetzt anmelden!

"Führer, befiehl, wir folgen Dir!!!"
mehr anzeigen (166 Wörter)
NEUER BEITRAG30.04.2022, 14:34 Uhr
EDIT: arktika
30.04.2022, 14:45 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Und hier ist dann auch die tolle Baerbockrede vom 18.03.2022, in der sie deutlich macht, wie sie unseren Staat umzukrempeln gedenkt. Ist zwar schon über einen Monat her, aber daran werden wir uns lange erfreuen dürfen.

VORWEG:
Baerbock ist wirklich ehrlich u. beherrscht die dt. Sprache, kann auch mit ihren Konnotationen jonglieren ähnlich wie die GestalterInnen von Werbeprospekten. Das muß man ihr zugestehen.
Nur ein Beispiel, schon zu Anfang ihrer Rede: "Sicherheit heißt erstens: Die Unverletzlichkeit unseres Lebens." - Wessen dieses Leben ist, bleibt ungesagt.
Oder: "Zweitens heißt Sicherheit, die Freiheit unseres Lebens zu schützen. Auch das, worüber wir uns vielleicht noch nie so richtig Gedanken gemacht haben. Die Freiheit unseres Lebens – was heißt das eigentlich, frei zu leben?" - Auch hier wieder belangsloses bläblä; was wieder fehlt ist, wessen Leben überhaupt gemeint ist ...
Immer wieder das große 'UNSER': "Der Sicherheit unseres Lebens. Unserem Frieden und unserer Freiheit in einem demokratischen Europa. Dem ist unsere Nationale Sicherheitsstrategie gewidmet."
bläh, bläh, bläh, ... ... ...
Andere Stelle, nicht viel weiter hinten: "Wir tun das auch, weil Sicherheitspolitik mehr ist als Militär plus Diplomatie. Wenn Investitionen in Infrastruktur, wenn Handelspolitik Teil unserer Sicherheit sind, dann heißt das auch: Entscheidungen über Sicherheit werden eben nicht nur im Auswärtigen Amt oder im Verteidigungsministerium getroffen, sondern auch in Unternehmen, in Kommunen und in Universitäten."
Also die bedingungslose Unterordnung allen Lebens in der BRD unter die sog. 'Sicherheitspolitik'. (s. dazu auch den Beitrag von gfP vom 22.03., am 26.04. in diesem Thread!). Offen gesagt, kein öffentlich vernehmbarer Widerspruch!
Was beinhaltet: "Eine klare Haltung. Eine gestärkte Handlungsfähigkeit. Und geschärfte außen- und sicherheitspolitische Instrumente." Und mit Corona'maßnahmen' schon mal angefangen zu üben (Die Gewöhnung des Volkes an Klopapiermangel, Training von Überwachungskräften, Förderung von Denunziantentum ...). Und nicht zuletzt die über mehrere Jahre erfolgte heftige Verschärfung der Versammlungs- u. Verwaltungsgesetze, um - reale oder auch nur potentielle - GegnerInnen pseudolegal niedermachen zu können. (s. hierzu die diversen Beiträge u. Threads!)

Und in diesem Sinne geht die ganze Kotze weiter. Theoretisch könnte man jeden Satz auseinandernehmen - aber das wäre eher etwas für Germanistik im Grundstudium. Besonders eklig wird 's dann, wenn sie von "ehrlich" redet oder Desmond Tuto im Maul führt.

Ansonsten - wie schon (hier u. an anderer Stelle) gesagt - sehr ehrlich, kaum mal direkt lügend. Es ist einfach von Vorteil, eine Sprache sehr gut zu beherrschen: Man muß nicht einmal lügen, um die Wahrheit zu verdrehen.

Aber lest selbst. Viel Spaß dabei! - Ausnahmsweise, wg. der Länge der Rede zur besseren Lesbarkeit in "normaler" Schrift.

Außenministerin Annalena Baerbock bei
der Auftaktveranstaltung zur Entwicklung
einer Nationalen Sicherheitsstrategie

18.03.2022 - Rede

„Die Sicherheit der Freiheit unseres Lebens“

Von Berlin bis nach Kiew, beziehungsweise bis zur ukrainische Grenze, ist es ungefähr so weit wie von Flensburg nach Freiburg: Zehn Autostunden.
Zehn Autostunden, die man normalerweise einfach so fährt. Und jetzt sind es zehn Autostunden, die uns von Frieden und Krieg trennen. Das hätte sich wahrscheinlich niemand von uns jemals vorstellen können. Wir erleben einen brutalen Angriffskrieg zehn Autostunden von hier, mitten in Europa. Real, nah, furchtbar.

Als wir im Koalitionsvertrag die Vorlage einer nationalen Sicherheitsstrategie verankert haben, haben sich wohl die wenigsten von uns hier im Raum – aber eigentlich überall auf der Welt – vorstellen können, was gerade passiert: Der russische Präsident greift seinen Nachbarn an. Er bricht mit unserer Friedensordnung in Europa. Und er bricht mit unserer Charta der Vereinten Nationen.

Heute fragen uns unsere Kinder am Frühstückstisch, am Mittagstisch, am Abendbrottisch, ob der Krieg zu uns nach Deutschland kommt, was eigentlich Atomwaffen sind. Überall in der Republik gehen Menschen auf die Straße, sie demonstrieren für Frieden und Freiheit und Sicherheit.

Und wir spüren so eine Sehnsucht, die wir wahrscheinlich lange nicht, die vielleicht meine Generation noch nie so richtig gespürt hat: Eine Sehnsucht nach Sicherheit. Das ist eine zutiefst menschliche Sehnsucht – im Sinne vielleicht einer Ver-Sicherung für das, wofür wir alle gemeinsam einstehen: Für die Sicherheit der Freiheit unseres Lebens.

>>>>>
mehr anzeigen (703 Wörter)
NEUE ANTWORT30.04.2022, 14:35 Uhr
EDIT: arktika
30.04.2022, 15:01 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Und darum geht es bei unserer Nationalen Sicherheitsstrategie: Die Sicherheit der Freiheit unseres Lebens. Diese Sicherheit setzt sich aus drei essenziellen Elementen zusammen, die sich nicht voneinander trennen lassen.

Sicherheit heißt erstens: Die Unverletzlichkeit unseres Lebens. Der Schutz vor Krieg und Gewalt, vor akuter, konkreter Bedrohung.

Zweitens heißt Sicherheit, die Freiheit unseres Lebens zu schützen. Auch das, worüber wir uns vielleicht noch nie so richtig Gedanken gemacht haben. Die Freiheit unseres Lebens – was heißt das eigentlich, frei zu leben? Wir spüren das gerade wieder in der Ukraine: Im Mut der Männer und Frauen, die ihr Land verteidigen. In ihrer Entschlossenheit sehen wir, was diese Menschen verteidigen, im Zweifel auch mit ihrem Leben: nämlich Demokratie und ihr Recht, über ein Leben in Freiheit selbst entscheiden zu können.

Das dritte Element ist die Sicherheit der Grundlagen unseres Lebens. Wo Krieg – auch das sehen wir auf furchtbare Art und Weise in den Städten, die jetzt belagert werden – die Lebensgrundlagen auslöscht, ist keine Sicherheit. Aber auch dort – und das wissen wir weltweit –, wo die Folgen des Klimawandels, wo Hunger, Armut und auch fehlender Wohlstand der Menschen Konflikt und Leid erzwingen, gibt es keine Grundlage für sicheres Leben in Freiheit.

Der Sicherheit unseres Lebens. Unserem Frieden und unserer Freiheit in einem demokratischen Europa. Dem ist unsere Nationale Sicherheitsstrategie gewidmet.

Dabei müssen wir Sicherheit nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft heraus denken. Wir wollen das – trotz aller Gräuel, die wir gerade erleben – selbstbewusst tun, aber auch selbstreflektiert und wenn nötig selbstkritisch.

Wir wollen diesen Prozess gemeinsam mit den unterschiedlichen Ressorts der Bundesregierung, mit Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag, und zwar fraktionsübergreifend, und vielen nationalen und internationalen Partnerinnen und Partnern breit und partizipativ gestalten.

Wir tun das auch, weil Sicherheitspolitik mehr ist als Militär plus Diplomatie. Wenn Investitionen in Infrastruktur, wenn Handelspolitik Teil unserer Sicherheit sind, dann heißt das auch: Entscheidungen über Sicherheit werden eben nicht nur im Auswärtigen Amt oder im Verteidigungsministerium getroffen, sondern auch in Unternehmen, in Kommunen und in Universitäten.

Für mich ist das ein partizipativer Prozess für unsere Strategie, aber auch der Kern dessen, was Außenpolitik für mich und unser Haus hier gemeinsam bedeutet. Eben nicht nur, dass wir einen Austausch zwischen Hauptstädten, zwischen Ministern und Ministerinnen haben, sondern zwischen Menschen. Denn es geht um menschliche Sicherheit. Es geht um die Freiheit jedes einzelnen Menschen – bei uns und weltweit.

Das heißt auch, Menschen nicht nur zusammenzubringen, Brücken zu bauen, sonder auch – weil das Leben real ist – „out of the box“ zu denken, pragmatisch zu sein und sich nicht nur an Paragraphen abzuarbeiten. Und es bedeutet für mich und für uns die Bereitschaft, sich die Sorgen und Nöte anderer, auch die Sichtweise anderer anzuhören, Dilemmata klar zu benennen, anstatt über sie hinwegzugehen, und auch bereit zu sein, sich in die Sicht des anderen zu versetzen, selbst wenn man seine Position so ganz und gar nicht teilt.

Für unsere Sicherheitsstrategie gilt: Im Lichte von Russlands massivem Bruch mit unserer Friedensordnung müssen wir die Prinzipien, die uns leiten, noch klarer in praktische Politik umsetzen.

Dabei sind für mich entscheidend:

- Eine klare Haltung.
- Eine gestärkte Handlungsfähigkeit.
- Und geschärfte außen- und sicherheitspolitische Instrumente.

Zu unserer Haltung: Russlands aggressives Vorgehen führt es uns vor Augen: Bei Fragen von Krieg und Frieden, bei Fragen von Recht und Unrecht kann kein Land, auch nicht Deutschland, neutral sein. Viel ist in den letzten Wochen über die Geschichte unseres Landes und unsere deutsche Verantwortung geschrieben worden. Ich sage es hier ganz klar: Ja: Aus unserer Geschichte, aus der deutschen Schuld für Krieg und Völkermord erwächst für uns, erwächst für mich in der Tat eine besondere Verantwortung: Und zwar
die Verpflichtung, jenen zur Seite zu stehen, deren Leben, deren Freiheit und deren Rechte bedroht sind.

Ich möchte daher erneut Desmond Tutu zitieren: „If you are neutral in situations of injustice, you have chosen the side of the oppressor.“

Das gilt für unseren Umgang mit Russland. Das gilt aber auch für unseren Umgang mit anderen autokratischen, diktatorischen Regimen, die Freiheit und Demokratie und Sicherheit in Frage stellen, die unsere internationalen Regeln brechen.

>>>>>
mehr anzeigen (724 Wörter)
NEUE ANTWORT30.04.2022, 14:35 Uhr
EDIT: arktika
30.04.2022, 15:11 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Und ich glaube – auch in diesen so wahnsinnig schwierigen Tagen, wo wir Entscheidungen innerhalb von wenigen Stunden treffen – müssen wir immer wieder reflektieren und aufpassen, dass wir nicht die alten Fehler der Vergangenheit erneut wiederholen: Dass es gute und schlechte Diktatoren gibt. Nein, wir müssen für unsere Werte und für unsere Haltung weltweit einstehen. Das heißt natürlich müssen wir – und hier sind viele im Raum, die das seit Jahren und Jahrzehnten genau so machen – auch mit autoritären Regimen sprechen. Mit denen, die unsere Haltung so gar nicht teilen. Sprechen ist Kern von Diplomatie. Entscheidend ist dabei, dass wir uns nicht zum Schweigen verbannen lassen, dass wir Dinge nicht runterschlucken, weil wir etwa wirtschaftlich oder energiepolitisch abhängig sind. Sondern dass wir Position beziehen, auch wenn es schwierig ist, auch bei Fragen wie jetzt mit Blick auf Öl oder andere Embargos. Position beziehen für die Sicherheit der Freiheit unseres Lebens.

Dazu müssen wir handlungsfähig sein – und das ist mein zweiter Punkt. Unsere Stärke liegt in unserer internationalen Geschlossenheit. Das ist es, was wir Putins Aggression gerade gemeinsam entgegenhalten. Entschlossen haben wir als EU – auch wenn wir an vielen anderen Punkten wie die Kesselflicker streiten – gemeinsam mit härtesten Sanktionen reagiert. Genauso im Rahmen der G7, im Rahmen der NATO und mit vielen, vielen anderen Ländern weltweit.

Denn der Angriff Russlands auf die Ukraine bedeutet eine geopolitische Zäsur mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die europäische Sicherheit. Die Europäische Union formuliert derzeit erstmals so ausführlich wie noch nie eine sicherheitspolitische Strategie. Die Initiative dazu hat unser Land, hat Deutschland vor einiger Zeit ergriffen. Und dieser Strategische Kompass, der jetzt auf dem Tisch liegt und natürlich nochmal angepasst wird, muss und wird den neuen Realitäten auf unserem Kontinent Rechnung tragen.

Zugleich – und auch das wird in dieser Strategie, in diesem Strategischen Kompass verankert sein – zeigt dieser Krieg einmal mehr, dass die Sicherheit Europas von der Bündnisverteidigung der NATO abhängt. Der Strategische Kompass soll deshalb die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU komplementär zur NATO ausrichten und so den europäischen Pfeiler des transatlantischen Bündnisses stärken und ausbauen. Dabei müssen wir uns auch der Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie widmen. Nicht, um einfach nur „mehr“ zu machen, mehr Geld auszugeben, sondern um effektiver zu sein. Die EU hat allein sechs Mal so viele Waffensysteme im Einsatz wie die USA. Diese Zersplitterung müssen wir überwinden.

„Mehr EU“ bedeutet sicherheitspolitisch nicht „weniger im transatlantischen Bündnis“. Putins Aggressionskrieg führt uns vor Augen, dass wir unsere Bündnisverteidigung weiterdenken müssen. Und unsere Alliierten – das haben wir deutlich gespürt – verlangen von uns als größte europäische Volkswirtschaft Führung in diesem Prozess.

Die NATO gibt sich im Sommer ein neues Strategisches Konzept. Die Staats- und Regierungschefs werden es Ende Juni in Madrid verabschieden. Und wir wissen heute, und wir diskutieren das genau in diesem Moment: Die bisherige „Stolperdraht“-Logik, die durch Mindestpräsenzen in den Baltischen Staaten und Polen signalisiert, dass ein Angriff auf ein NATO-Land ein Angriff auf alle ist, wird in der jetzigen Form nicht mehr ausreichen.

Wir müssen daher die Verstärkungen, die wir in den letzten Wochen vorgenommen haben, langfristig ausgestalten. Unsere militärischen Übungen müssen die neuen Realitäten abbilden. Und wir müssen der Tatsache Rechnung tragen, dass das gesamte östliche Bündnisgebiet einer neuen Bedrohung unterliegt, wir also NATO-Präsenzen in den Ländern Südosteuropas aufstellen müssen. Deutschland wird hierzu in der Slowakei einen substanziellen Beitrag leisten.

Und auch das hat uns der Krieg vor Augen geführt: Die nukleare Abschreckung der NATO muss glaubhaft bleiben. Daher hat die Bundesregierung sich jetzt für die Beschaffung der F-35 entschieden. Dennoch gilt: Unser Ziel bleibt eine nuklearwaffenfreie Welt. Über dieses Ziel wollen wir mit unseren Partnern sprechen – im Rahmen des Nichtverbreitungsvertrages. Aber auch als Beobachter mit den Mitgliedern desAtomwaffenverbotsvertrags.

Ich möchte, dass wir eine ehrliche Debatte darüber führen, wie wir die Voraussetzungen für Abrüstungsschritte schaffen können. Das geht nicht mit einseitigen Forderungen an unsere westlichen Bündnispartner: Echte Abrüstungsschritte wird es nur geben, wenn alle Nuklearwaffen-Staaten glaubhafte Schritte unternehmen. Und auch – das ist das Schlimme an der jetzigen Situation – wissen wir, dass Putin jetzt genau das Gegenteil macht, indem er mit dem Einsatz von Nuklearwaffen droht.

Nichts desto trotz: Wir stehen auf der Seite des internationalen Rechts. Das ist eine Position der Stärke. Und deswegen ist für uns klar und wird auch in dieser Nationalen Sicherheitsstrategie so verankert werden: Abrüstung und Rüstungskontrolle bleiben zentraler Bestandteil unserer Sicherheit. Wir müssen Abrüstung und Rüstungskontrolle komplementär zu Abschreckung und Verteidigung denken.

Das heißt Wehrhaftigkeit im Bündnis. Das ist entscheidend für unsere Handlungsfähigkeit. Für mich beschreibt Wehrhaftigkeit sowohl die Fähigkeit, als auch den Willen, sich zu verteidigen. Und ich bin mir bewusst, dass das für viele Menschen in Deutschland – für viele hier in diesem Raum, ich würde mich jedenfalls nicht ausschließen davon – lange ein Wort war, was man nicht einfach so in den Mund genommen hat. Aber ich bin überzeugt, unsere Wehrhaftigkeit entscheidet unsereSicherheit. Unsere Sicherheit für Freiheit für unser Leben.

>>>>>
mehr anzeigen (884 Wörter)
NEUE ANTWORT30.04.2022, 14:36 Uhr
EDIT: arktika
30.04.2022, 15:32 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Mit dem Sondervermögen für unsere Verteidigungsfähigkeit haben wir daher einen wichtigen Schritt gemacht, um unsere Streitkräfte schneller zu modernisieren, voll auszustatten, aber auch – und das ist wichtig – um unsere gemeinsame Bündnisfähigkeit zu stärken. Denn es ist wichtig, dass wir Wehrhaftigkeit auf der Höhe der Zeit definieren. Und nicht auf der Höhe des letzten Jahrhunderts. Das heißt, Fragen wie Cyber, aber auch Stabilisierungshilfe spielen dabei eine zentrale Rolle.

Wir müssen Sicherheit für die Zukunft denken. Sonst müssten wir keine neue Sicherheitsstrategie schreiben. Und so wird unsere Nationale Sicherheitsstrategie zentrale strategische Baustellen angehen, die wir bisher noch nicht in der Tiefe im politischen Raum und vielleicht auch in Europa ausführlich genug diskutiert haben.

Wir sehen jetzt, das waren ja immer die strategischen Fragen der Vergangenheit: Verteidigen wir unsere Sicherheit fern von hier am Hindukusch oder anderen Orten? Oder verteidigen wir unsere Sicherheit direkt vor unserer Haustür? Wir erleben jetzt in einer vernetzten Welt: Es ist nicht entweder oder. Fern oder nah. Sondern wir verteidigen unsere Sicherheit sowohl hier vor unserer Haustür, 10 Autostunden von hier entfernt, genauso wie in der vernetzten Welt.

Und wir erleben hier bei uns und haben es in den letzten Jahren auch schon erlebt: Dass in einer digitalisierten Welt die Bedrohungen von innen und von außen komplett verschwimmen. Wir haben Trennlinien auch bei uns in unserer Verfassung stehen. Da müssen wir uns ehrlich fragen, und ich glaube, niemand hier hat jetzt schon die einzige Antwort: wie gehen wir mit diesen alten Trennlinien in Zukunft um?

Wir sehen auch mit Blick auf Belt and Road, dass Investitionen gerade in Infrastruktur sicherheitsrelevant sind. Wir haben eine europäische Souveränität definiert, wo wir klar und deutlich machen, Zusammenarbeit immer dort wo möglich und Eigenständigkeit immer wo nötig. Aber man kann nur eigenständig agieren, wenn man nicht komplett abhängig von anderen ist. Und das erleben wir nicht nur bei uns in Europa. Sondern das erleben wir weltweit. In Afrika, aber gerade auch im indopazifischen Raum – wenn wir uns anschauen, in welche Länder China komplett in die Stromversorgung investiert hat. Dann sehen wir auch, dass sich dort Fragen von Souveränität, territorialer Integrität und Fragen des internationalen Völkerrechts ganz eindrücklich stellen. Und deswegen werden wir in den nächsten Monaten nicht nur eine neue Sicherheitsstrategie erarbeiten, sondern auch eine neue China-Strategie.

Meine Damen und Herren,
Handlungsfähig sind wir durch die Stärke unserer Bündnisse, durch unsere Wehrhaftigkeit. Handlungsfähigkeit bedeutet aber auch, nicht abhängig und erpressbar zu sein in seinen Wirtschafts- und Energiebeziehungen. Auch das zeigt dieser Krieg in all seiner Schärfe.

Etliche von uns hier im Raum haben in den letzten Jahren immer wieder unterstrichen, dass Energieversorgung auch eine Sicherheitsfrage ist. Genau vor acht Jahren hat Russland die Krim annektiert, im Bruch mit dem Völkerrecht. Und eigentlich wussten wir vieles, was wir jetzt erneut diskutieren, schon vor acht Jahren. Es war ja nicht ohne Grund – und hier sitzen einige aus dem Europaparlament –, dass Europa damals diskutiert hat: wie ist das eigentlich mit der Gasrichtlinie? Was bedeutet eigentlich Unbundling? Was bedeutet Energieeffizienz und das Zusammenspiel von Energie, Klima und Wirtschaftsfragen? Das in ganz vielen Think Tanks – auch hier sind einige heute hier – hat diese Debatte stattgefunden.

Und die Tragik des Ganzen ist, dass wir es eigentlich wussten und dann ist es aber irgendwie zerfasert. Es bringt jetzt überhaupt nichts, zu sagen: wer hat in der Vergangenheit schon was gewusst und gesagt. Das ist vergossene Milch. Jetzt geht es darum, es endlich richtig zu machen. Und deswegen ist es so entscheidend, dass das Bundeswirtschaftsministerium, dass das Energieministerium alles dafür tut, und zwar auf Hochdruck, dass wir unabhängig werden von fossilen Energieimporten. Gerade aus Russland, aber eben auch nicht in eine neue Abhängigkeit von anderen Ländern hineinschlittern, sondern energiepolitisch eine eigene Souveränität haben. Wissend, dass wir immer auch grüne Energien importieren müssen.

Klar ist: Weg von den fossilen Brennstoffen und schneller hin zu erneuerbaren und effizienten Energien. Das sind nicht nur Investitionen in saubere Energie, sondern das sind Investitionen in unsere Sicherheit und damit in unsere Freiheit.

Und damit sind wir bei der sicherheitspolitischen Frage unserer Zeit: Der Klimakrise. Und zwar nicht in Konkurrenz zur Herausforderung von Krieg und Frieden. Sondern im Zusammenspiel. Das ist ja die wahnsinnig große Herausforderung. Die Grundlagen für die Sicherheit unseres Lebens haben wir nur, wenn wir die Klimakrise in den Griff bekommen. Und ich sage hier ganz deutlich „in den Griff bekommen“, und nicht „stoppen“. Wir können die Erderwärmung nicht mehr stoppen. Wir haben bereits eine Erderwärmung von über 1 Grad. Und deswegen geht es nicht nur um „Mitigation“. Sondern deswegen geht es aus sicherheitspolitischen Gründen – und das ist das, was Jennifer Morgan und viele andere hier im Haus gemeinsam mit den anderen Ressorts auf den Weg bringen werden – auch um Anpassung und „Loss and Damage“, um die meist verletzlichen Staaten sicher in die Zukunft führen zu können, im Lichte dieser Erderwärmung.

Weil wir sehen, wie die Klimakrise Sicherheit gerade in den verletzlichen Staaten weiter untergräbt. Das sehen wir weltweit. Wir sehen es insbesondere im Sahel, wo Extremwetterereignisse, Ernährungsunsicherheit und Migration Krisen zwischen Staaten verschärfen. Und es ist kein Zufall, dass Dschihadisten und Organisierte Kriminalität diese Fragilität als Einfallstor nutzen, um ihre Machtinteressen, ihren Hass gegen Menschen durchzusetzen und damit nicht nur die Sicherheit vor Ort, sondern auch unsere Sicherheit hier in Europa gefährden. Deswegen ist Klimaaußenpolitik ein integraler Bestandteil unserer Sicherheitsstrategie. Jede Tonne weniger CO2, jedes Zehntelgrad weniger an Erderwärmung ist ein Beitrag zur menschlichen Sicherheit.

>>>>>
mehr anzeigen (956 Wörter)
NEUER BEITRAG30.04.2022, 14:38 Uhr
EDIT: arktika
30.04.2022, 15:33 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Das heißt, wir müssen uns unseren wirtschaftlichen Abhängigkeiten intensiv stellen. Lange galt der Grundsatz: Je mehr wirtschaftliche Verflechtung, desto besser. Jetzt erleben wir, dass eine einseitige wirtschaftliche Ausrichtung uns gerade verletzlich macht. Nicht nur mit Blick auf Russland. Wir müssen daher, wenn wir über Konnektivität reden, wenn wir über Abhängigkeit reden, vor allem dazu kommen, dass wir Dinge zusammen denken. Es ist nicht so: Da ist die Handelspolitik. Hier ist die Infrastrukturpolitik. Und dann ist da hinten noch die Außen- und Sicherheitspolitik. Nein, das gehört alles zusammen.

Denn Verwundbarkeit im 21. Jahrhundert, das kann eben auch sein, wenn autoritäre Staaten Milliarden von Euro in europäische Autobahnen, Straßen, Stromnetze und Häfen investieren. Deswegen stärken wir gemeinsam in der Sicherheitsstrategie, aber auch innerhalb dieser Bundesregierung, unsere außenwirtschaftlichen Instrumente. Und das ist der Kern von einer wertegeleiteten Außenpolitik. Eine wertegeleitete Außenpolitik bedeutet, gleichzeitig Werte und Interessen – auch wirtschaftliche Interessen– zu verteidigen. Weil das eine mit dem anderen ganz eng zusammenhängt.

Und damit bin ich bei meinem dritten Punkt: Unseren außen- und sicherheitspolitischen Instrumenten. Denn es ist nicht nur eine Frage bei Sicherheit von Verteidigung. Es gibt auch andere Punkte neben dem Militär. Wenn wir uns im Kräftemessen des 21. Jahrhunderts global behaupten wollen, dann müssen wir alle unsere Instrumente auf die Höhe der Zeit bringen – militärisch, politisch, analog, digital, technologisch. Wir müssen ein umfassendes Verständnis von Sicherheit haben, ohne dabei total unscharf zu werden.

Ich bin zutiefst überzeugt, dass unser breites deutsches Engagement in den letzten Jahren und Jahrzehnten in der Welt – ob in der Diplomatie, in der Krisenprävention, in der Auswärtigen Kulturpolitik, Sport, Bildungsarbeit, Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe – einen entscheidenden Beitrag auch zu unserer Sicherheit leistet. Weil wir als Deutschland wahrgenommen werden. Und zwar wahrgenommen werden genau in dieser Vielfalt.

Wir haben das in den letzten Tagen gesehen. Dass wir andere Länder, die nicht ganz sicher waren, wie sie sich positionieren sollten, nicht nur dadurch überzeugen konnten, eine klare Haltung zu beziehen, weil wir gesagt haben: es geht um unsere europäische Friedensordnung, es geht um internationales Recht. Sondern auch, weil wir aufgrund von jahrelanger Diplomatie, guten Beziehungen, auch dem Zuhören, auch der Selbstkritikfähigkeit ein gewisses Vertrauen genießen. Nicht überall, aber an vielen Orten dieser Welt. Das ist eine Dividende einer umfassenden, multilateralen deutschen Außenpolitik.

Ich glaube, wir alle, und ich auch persönlich als neue deutsche Außenministerin, bin dankbar dafür. Aber genau das ist auch Auftrag, das jetzt nicht zu vergessen, sondern in Zukunft weiter zu stärken und auszubauen. Diplomatie, Kulturarbeit, Bildung, Sport, Krisenmediation – ein Engagement, das auf Strecke und Breite angelegt ist, wo man die Erfolge nicht gleich am nächsten Tag sieht – auch das sind Investitionen in unser aller Sicherheit.

Denn so komplex wie die Krisen sind, so komplex müssen auch unsere Antworten sein. Wenn jetzt etwa durch massive Lieferausfälle, und es wird heftig werden, weil die Ukraine nicht mehr Getreide und vieles andere an Länder unter anderem in Afrika liefern kann, und so Menschen vom Hungertod noch stärker bedroht sind, dann steigt auch die Gefahr für neue Konflikte, aber auch für falsche Narrative.

Deswegen müssen wir jetzt in dieser akuten Situation und in unserer nationalen Sicherheitsstrategie mit einem breiten Instrumentenkoffer agieren: Von Diplomatie, Friedenförderung, Stabilisierung, wirtschaftlicher Zusammenarbeit und der finanziellen und substantiellen Unterstützung von Ländern und internationalen Organisationen.

Aber auch hier gilt: „Immer, immer mehr“ ist nicht automatisch „immer, immer besser“. Auch hier müssen wir uns ehrlich fragen, wie effektiv unsere Mittel sind und was sie zur Stabilisierung der Regionen und unserer eigenen Sicherheit beitragen. Und ich glaube, wir können alle sagen, dass die Gießkannenmethode sicherlich nicht die effizienteste Maßnahme ist. Wenn man als neue Ministerin noch nicht so ganz weiß, was eigentlich andere Ressorts in einem Land unterstützen, dann ist das leider offensichtlich kein Zufall, sondern es zeigt auch, wieviel stärker wir unsere Zusammenarbeit im außen-, aber auch wirtschafts-, energie-, entwicklungspolitischem Raum miteinander koordinieren müssen.

Das haben wir im Koalitionsvertrag unter einer kohärenten Außenpolitik definiert. Aber auch das wird Kern dieser Sicherheitsstrategie, dass wir unsere Finanzierung miteinander abstimmen und nicht gegeneinander auf den Weg bringen.

>>>>>
mehr anzeigen (721 Wörter)
NEUE ANTWORT30.04.2022, 15:21 Uhr
EDIT: arktika
30.04.2022, 15:40 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Meine Damen und Herren,
komplexe Fragen brauchen komplexe Antworten. Und ich habe es eingangs angedeutet: Die größte Herausforderung wird sicherlich die des Cyber-Raums sein. Weil wir sehen, dass Cyber ein zentraler Teil einer modernen Kriegsführung ist. Wir erleben auch, dass bisherige Kriegsführung, die wir zum Teil schon als überholt erachtet hatten, angewandt wird. Aber die große Herausforderung ist, dass die Cyberkriegsführung, dass hybride Kriegsführung mit dazu kommt.

Und die Spill-Over Effekte, die das haben kann, die sehen wir derzeit nur in Ansätzen. Wir erleben es gerade auch mit Hacktivisten, die diesen Konflikt anheizen könnten. Wo man gar nicht weiß: Wer ist eigentlich der Akteur? Was früher ein Angriff auf eine Gasleitung war, mit einer Bombe oder einer Rakete, ist heute ein Hack auf Krankenhäuser. Und wenn es ganz schwierig ist, an sechs verschiedenen Orten von unseren sechzehn Bundesländern. Wer ist dann dafür zuständig? Die Bundeswehr, das BKA oder die sechs unterschiedlichen Bundesländer – weil wir gar nicht wissen, ob das Zufall ist, oder ob das ein Angriff ist?

Diese Bedrohungen zeigen: Wir brauchen nicht nur starke Cyber-Abwehrfähigkeiten, sondern ein Teil unserer Arbeit an der nationalen Sicherheitsstrategie wird sich auch mit den Kompetenzen zwischen Bundeswehr und nationalen Sicherheitsbehörden, zwischen Bund und Ländern beschäftigen müssen.

Meine Damen, meine Herren,
Putins völkerrechtswidriger Krieg konfrontiert uns mit einer neuen sicherheitspolitischen Wirklichkeit. Aber ich glaube, auch das ist wichtig: Nicht alles ist plötzlich neu und anders. Sondern wir müssen unseren Blick dafür schärfen, was neu ist. Und auch dafür, was wir gut gemacht haben und was wir fortführen müssen. Es ist klar, dass die Einsätze unserer Soldatinnen und Soldaten nicht mehr automatisch tausende Kilometer entfernt von Flensburg oder Freiburg sein werden. Trotzdem bleiben auch diese Einsätze wichtig. Und in diesem Sinne werden wir jetzt unsere Sicherheitspolitik neu definieren.

Ich finde – wie ich eingangs gesagt habe, gerade, weil es so eine große Herausforderung ist –, wir können diesen Prozess selbstbewusst gemeinsam angehen. Denn auf Putins Krieg haben wir gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern als liberale Demokratien entschlossen reagiert. Mit Partnern, die unsere Werte teilen und sich wie wir bekennen. Eben nicht allein der Westen, sondern ein Bündnis von liberalen Demokratien weltweit. Die zum Völkerrecht stehen, zur Demokratie und zu einer regelbasierten internationalen Ordnung.

Und wenn wir beweisen wollen, dass die liberale Idee stärker ist, als autoritäre Regime, dann müssen wir unsere Prinzipien noch effektiver in praktische Politik umsetzen: Durch klare Haltung, durch entschiedenes Handeln und mit Instrumenten, die agil, effektiv und auf der Höhe der Zeit sind.

Wir werden dabei besonnen und pragmatisch vorgehen. Nicht mit Schwarz-Weiß- Kategorien, sondern mit Mut zur Abwägung und Mut zur Auseinandersetzung. Und mit klarem Wertekompass in der Hand: Für die Sicherheit der Freiheit unseres Lebens. Für unseren Frieden und die Zukunft unserer Kinder in einem gemeinsamen, demokratischen Europa.

Herzlichen Dank.

#Baerbock

------------------------------
Link fehlt leider, da ohne Linkangabe über 'nen Verteiler gekriegt
mehr anzeigen (512 Wörter)
NEUE ANTWORT30.04.2022, 23:46 Uhr
EDIT: FPeregrin
18.11.2022, 15:34 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Vielen Dank für den ganzen Text der Baerbock-Rede. Es wird redlicherweise niemand sagen können: "... das haben wir ja gar nicht gewußt!" Es ist wirklich alles drin - z.B.:

- Der Kult um die "Erbeuerbaren" als kriegsvorbereitenden Autarkiepolitik mit dem Ziel der Kriegsvorbereitung (in diesem Thread vor allem von retmarut heftig bestritten): "Jetzt geht es darum, es endlich richtig zu machen. Und deswegen ist es so entscheidend, dass das Bundeswirtschaftsministerium, dass das Energieministerium alles dafür tut, und zwar auf Hochdruck, dass wir unabhängig werden von fossilen Energieimporten. Gerade aus Russland, aber eben auch nicht in eine neue Abhängigkeit von anderen Ländern hineinschlittern, sondern energiepolitisch eine eigene Souveränität haben. Wissend, dass wir immer auch grüne Energien importieren müssen. / Klar ist: Weg von den fossilen Brennstoffen und schneller hin zu erneuerbaren und effizienten Energien. Das sind nicht nur Investitionen in saubere Energie, sondern das sind Investitionen in unsere Sicherheit und damit in unsere Freiheit."

- Der Weg in die KI-Kriegführung - Link ...jetzt anmelden!
Link ...jetzt anmelden!
: "Die größte Herausforderung wird sicherlich die des Cyber-Raums sein. Weil wir sehen, dass Cyber ein zentraler Teil einer modernen Kriegsführung ist. Wir erleben auch, dass bisherige Kriegsführung, die wir zum Teil schon als überholt erachtet hatten, angewandt wird. Aber die große Herausforderung ist, dass die Cyberkriegsführung, dass hybride Kriegsführung mit dazu kommt. / Und die Spill-Over Effekte, die das haben kann, die sehen wir derzeit nur in Ansätzen" .

- Und - was ich am Bedrohlichsten finde - die Elemente faschistischer Herrschaftsausübung:
> Zentralisierung mit dem Ziel gesteigerter repressiver Effizenz: "Was früher ein Angriff auf eine Gasleitung war, mit einer Bombe oder einer Rakete, ist heute ein Hack auf Krankenhäuser. Und wenn es ganz schwierig ist, an sechs verschiedenen Orten von unseren sechzehn Bundesländern. Wer ist dann dafür zuständig? Die Bundeswehr, das BKA oder die sechs unterschiedlichen Bundesländer – weil wir gar nicht wissen, ob das Zufall ist, oder ob das ein Angriff ist? / Diese Bedrohungen zeigen: Wir brauchen nicht nur starke Cyber-Abwehrfähigkeiten, sondern ein Teil unserer Arbeit an der nationalen Sicherheitsstrategie wird sich auch mit den Kompetenzen zwischen Bundeswehr und nationalen Sicherheitsbehörden, zwischen Bund und Ländern beschäftigen müssen."
> Gleichschaltung von gesellschaftlichen Aktivitäten: "Wenn Investitionen in Infrastruktur, wenn Handelspolitik Teil unserer Sicherheit sind, dann heißt das auch: Entscheidungen über Sicherheit werden eben nicht nur im Auswärtigen Amt oder im Verteidigungsministerium getroffen, sondern auch in Unternehmen, in Kommunen und in Universitäten." - "Unseren außen- und sicherheitspolitischen Instrumenten. Denn es ist nicht nur eine Frage bei Sicherheit von Verteidigung. Es gibt auch andere Punkte neben dem Militär. Wenn wir uns im Kräftemessen des 21. Jahrhunderts global behaupten wollen, dann müssen wir alle unsere Instrumente auf die Höhe der Zeit bringen – militärisch, politisch, analog, digital, technologisch. Wir müssen ein umfassendes Verständnis von Sicherheit haben, ohne dabei total unscharf zu werden. / Ich bin zutiefst überzeugt, dass unser breites deutsches Engagement in den letzten Jahren und Jahrzehnten in der Welt – ob in der Diplomatie, in der Krisenprävention, in der Auswärtigen Kulturpolitik, Sport, Bildungsarbeit, Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe – einen entscheidenden Beitrag auch zu unserer Sicherheit leistet. [...] Ich glaube, wir alle, und ich auch persönlich als neue deutsche Außenministerin, bin dankbar dafür. Aber genau das ist auch Auftrag, das jetzt nicht zu vergessen, sondern in Zukunft weiter zu stärken und auszubauen. Diplomatie, Kulturarbeit, Bildung, Sport, Krisenmediation – ein Engagement, das auf Strecke und Breite angelegt ist, wo man die Erfolge nicht gleich am nächsten Tag sieht – auch das sind Investitionen in unser aller Sicherheit."
> Rechtsnihilismus: "Das heißt auch, Menschen nicht nur zusammenzubringen, Brücken zu bauen, sonder auch – weil das Leben real ist – „out of the box“ zu denken, pragmatisch zu sein und sich nicht nur an Paragraphen abzuarbeiten." - "Und wir erleben hier bei uns und haben es in den letzten Jahren auch schon erlebt: Dass in einer digitalisierten Welt die Bedrohungen von innen und von außen komplett verschwimmen. Wir haben Trennlinien auch bei uns in unserer Verfassung stehen. Da müssen wir uns ehrlich fragen, und ich glaube, niemand hier hat jetzt schon die einzige Antwort: wie gehen wir mit diesen alten Trennlinien in Zukunft um?"

...

Grusel!

#FaschistischeGefahr
#DrohenderFaschismus

Naja, diejenigen, für die Faschismus zwingend verbunden ist mit Breeches und Nagelstiefeln, kommen hier natürlich nicht auf ihre Kosten!

EDIT 18. Nov.: Hier mal der Link auf die Seite des Auswärtigen Amts:
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (794 Wörter)
NEUE ANTWORT18.05.2022, 23:17 Uhr
EDIT: FPeregrin
18.05.2022, 23:35 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Es grünt so grün, / wenn in Deutschland die Kanonen blüh'n. (Ist von mir & enthält gleich drei (in Ziffern: 3) (!) intertextuelle Bezüge; wer sie findet, kann sich bei mir eine Flasche Korn abholen.)

jW:

Online Extra
18.05.2022, 19:28:21 / Kapital & Arbeit
Offshore-Windparks in der Nordsee sollen ausgebaut werden

Esbjerg. Deutschland, Dänemark, die Niederlande und Belgien wollen die Offshore-Windkraft in der Nordsee soweit ausbauen, dass dort nach Angaben des dänischen Wirtschaftsministers Simon Kollerup Strom für 230 Millionen Haushalte produziert wird. Bis 2050 soll in Windparks die Menge von Windstrom auf eine Leistung von 150 Gigawatt verzehnfacht werden. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten die Regierungschefs der vier Länder am Mittwoch im dänischen Esbjerg. Sowohl die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen als auch Kanzler Olaf Scholz sprachen davon, dass die Nordsee das »grüne Kraftwerk« der EU werden solle. Man wolle die Hälfte des in der EU benötigen Offshore-Windstroms erzeugen und die Windparks vernetzen. Zuvor hatte die EU-Kommission einen 300-Milliarden-Euro-Plan vorgestellt, wie sich die Union von russischen fossilen Brennstoffen unabhängig machen kann. Die Energieminister der vier Länder verabredeten in einer zweiten Erklärung zudem, dass man zusammen bis 2030 auch die Produktion von sogenanntem grünen Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien deutlich ausbauen wolle. (Reuters/jW)


Link ...jetzt anmelden!
PNG-Datei • Bild öffnen ...ohne Wasserzeichen: anmelden! Bio-Korn.png
mehr anzeigen (222 Wörter)
NEUE ANTWORT22.05.2022, 20:46 Uhr
Nutzer / in
Lars

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Den link zu dieser wirklich wichtigen Rede Baerbocks gibt es ganz direkt hier beim Außenministerium:
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (23 Wörter)
NEUER BEITRAG30.04.2022, 15:25 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Nur eine Ticker-Meldung von heute vormittag:

+++ 10.00 Uhr: Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, hat eine neue außenpolitische Ausrichtung Deutschlands gefordert. Man müsse nun die diplomatischen Beziehungen zu Russland und China neu ausrichten, so Heusgen gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Der Ukraine-Krieg seine eine Zäsur.

Statt außenpolitischer Zurückhaltung müsse die Bundesrepublik nun die Führung übernehmen. Es reiche nicht mehr, „immer nur als Letztes das Nötigste zu tun“, betonte er. Konkret schlug er im Interview vor, das Entwicklungshilfeministerium dem Außenministerium anzugliedern und das Personal der deutschen Auslandsvertretungen massiv aufzustocken.


Link ...jetzt anmelden!

An den Spiegel-Artikel komme ich leider nicht.
mehr anzeigen (113 Wörter)
NEUE ANTWORT30.04.2022, 15:46 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Entwicklungshilfeministerium an Außenministerium ankoppeln - sehr schön!
"Sei ein guter Neger - dann kriegste vielleicht auch 'nen halben Brunnen u. 3 Bleistifte für Schulbildung." Oder so ähnlich. Entwicklungshilfekolonialismus pur!
mehr anzeigen (31 Wörter)
NEUER BEITRAG03.06.2022, 15:23 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Das BRD-Regime hat es geschafft: Militarismus - oh pardon, "Aufrüstung" - steht dank des in großen Teilen ebenfalls blutgeifernden Bundespalaments nun im Grundgesetz. D. h. wer es nun noch zu behaupten wagt, das Volk habe die Zeche zu zahlen o. ä. oder gar Gegenforderungen äußert, so es nicht besoffen beim Grillen im eigenen Garten geschieht, verstößt ganz schnell gegen die Verfassung! Raus mit Ihm/ihr, am besten ab nach Rußland, aber zumindest aus dem Berufsleben. Hartz IV reicht doch. Und könnte man ja vielleicht auch noch mal kürzen à la "Strafrente Ost" ... Und später dann die ÜbeltäterInnen in "Schutzhaft" 'sanft entschlafen' lassen, wie es Zupfgeigenhansel in den 70ern oder 80ern gesungen hatte.

Zum BRD-Militarismus u. der Bundestagsabstimmung ein Text von Sevim Dagdelen in der jW von heute:

Sieg über Russland
Neuer deutscher Militarismus. Gastkommentar


Das »Sondervermögen Bundeswehr« in Höhe von 100 Milliarden Euro und die Panzerlieferungen an die Kiewer Führung für den »Sieg« über Russland sind zwei Seiten derselben Medaille. Rheinmetall und Co. haben, wie auch der ukrainische Botschafter und Naziversteher Andrij Melnyk, in dieser Woche allen Grund, der Ampelregierung ausdrücklich zu danken. Kanzler Scholz lässt mit einer ganz großen Koalition aus SPD, Grünen, FDP und Union das größte Aufrüstungsprogramm der Bundeswehr seit Ende des Zweiten Weltkrieges ins Grundgesetz festschreiben. Es geht gegen Russland. Der ukrainischen Regierung in Kiew werden derweil weitere schwere Waffen für den Sieg über Russland zugesagt, einem Ziel, von dem selbst US-Präsident Joseph Biden jetzt abgerückt ist. Mit modernen Panzerhaubitzen, »Gepard«-Panzern und der Lieferung des Luftverteidigungssystems IRIS-T wird Deutschland immer tiefer in den Ukraine-Krieg verstrickt. Die ukrainischen Truppen sollen mit deutschen Waffen den »Sieg« über Russland erkämpfen. Parallel zum Kriegseintritt auf Raten soll Deutschland zur »größten konventionellen Militärmacht in Europa«, so Scholz, hochgerüstet werden. FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann verlangt schon den systematischen Aufbau von Feindbildern für die Bundeswehr und benennt als erstes Russland.

In einer Art Ahnung, dass auch das neue Sondervermögen auf Schuldenbasis nicht reichen wird, werden zusätzliche Rüstungsmittel mobilisiert. Auf Druck der Grünen sind weitere Milliarden für globale Cyberkriege geplant. Zusätzlich zum Sondervermögen wird per Gesetz die »Ertüchtigung und Stabilisierung von Partnern über den Bundeshaushalt« festgeschrieben – gemeint ist hier u. a. die Aufrüstung der Ukraine. Es ist immer besser, Dritte die eigenen Kriege führen zu lassen, so das zynische Kalkül. Und um ganz sicherzugehen, wurde im Gesetz ausdrücklich festgeschrieben, auch »nach Verausgabung des Sondervermögens« das Zwei-Prozent-Aufrüstungsziel der NATO umzusetzen. Der Bundeswehr-Etat wird also dauerhaft auf über 70 Milliarden Euro jährlich angehoben. Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat bereits einen »Bundeswehr-Soli« in die Diskussion gebracht.

Im Gleichschritt marschiert der neue deutsche Militarismus, dessen Akteure sich täglich mit immer neuen Rüstungsforderungen zu überbieten scheinen. Jeder, der behauptet, die neue Hochrüstung ginge nicht auf Kosten von Investitionen in Bildung, Gesundheit und Soziales, lügt. Wie die Zeche des Wirtschaftskrieges gegen Russland bereits jetzt durch eine galoppierende Inflation von der Bevölkerung hier gezahlt wird, so werden die Rüstungsschulden und Kriegskredite mit einem sozialen Kahlschlag bezahlt werden. Gegen diesen brandgefährlichen neuen deutschen Militarismus braucht es gesellschaftlichen Widerstand. Für Brot und Frieden.

Link ...jetzt anmelden!

------------------------------------------------

Die junge Welt online lesen

Die Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist in der Friedensfrage oder zu Sozialabbau anders. Sie liefert Fakten, Hintergrundinformationen und Analysen. Das Onlineabo ist ideal, zum recherchieren und informiert bleiben. Daher: Jetzt Onlineabo abschließen!
mehr anzeigen (606 Wörter)
NEUER BEITRAG04.07.2022, 20:10 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Der Bundeskasper im Interview von heute. Er erklärt uns dann auch gleich den "Imperialismus des 17., 18. und 19. Jahrhunderts". Es ist leider gerade wieder so, daß der Wolf als Lamm auftreten kann. Es ist schon unserer Arbeit, das zu durchkreuzen! rtde heute:

Link ...jetzt anmelden!
• PDF-Datei Kanzler Scholz im US-Interview %22Puti...
752,8 KB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (48 Wörter)
NEUER BEITRAG12.10.2022, 10:44 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' jW 10. Okt.:

Formierung 2.0

Die Heimatfront festigen. Die deutsche Bevölkerung soll zum Zwecke der Profitsicherung und der außenpolitischen Handlungsfähigkeit zugerichtet werden. Die Gewerkschaften spielen da bereit­willig mit

Von Klaus Weber

Der nachfolgende Artikel erscheint demnächst in Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit. Wir danken Redaktion und Autor für die Genehmigung zum Vorabdruck. (jW)

»Keine Denkverbote. Tut es für Deutschland.« (Friedrich Merz an die Grünen via Bild zur Verlängerung der Laufzeit für Atomkraftwerke)

Die von Olaf Scholz (SPD) Ende Juni 2022 vorgeschlagene »konzertierte Aktion« wird in der sozialistischen Betriebsrats- und Gewerkschaftszeitung Express (Ausgabe 7-8/22) mit einem Artikel aus dem Jahr 1967 kommentiert. Der »Blick« des Beitrags richtet sich vor allem auf gewerkschaftspolitische und branchenspezifische Auswirkungen des damaligen (und gescheiterten) Versuchs, die Lohnabhängigen mit der Kapitalseite zu versöhnen, um »das Land« friedlich durch eine »Krise« zu bringen. Was dabei zu kurz kommt, hat vor allem Reinhard Opitz, kommunistischer Politikwissenschaftler und Journalist, in seinen Reden und Aufsätzen zur »formierten Gesellschaft«¹ ausgeführt: zum einen der Bezug der von Ludwig Erhard und der Kapitalseite unterschlagenen ideologischen Anleihen beim deutschen Faschismus und zum anderen die Herleitung einer »formierten Gesellschaft« durch außenpolitisch und militaristisch unterlegte Begründungsmuster. Erst in diesem Rahmen kann die »konzertierte Aktion« damals wie heute richtig verstanden werden: als Versuch der Kapitalseite, »dass Parlamentarier und Regierungsmitglieder (…) nicht mehr im Mehrheitswillen (…), sondern ›rational‹ in den Daten eines Wirtschaftsablaufs, der (…) keiner anderen Ratio als der des Gewinnstrebens und des marktwirtschaftlichen Konkurrenzkampfes aller gegen alle folgt, ihren eigentlich Souverän anerkennen sollten«.²

Erhards »formierte Gesellschaft«

»Das wird das Land in der einen oder anderen Form tragen müssen.« (Robert Habeck am 6. Juli 2022 gegen eine staatliche Deckelung von Gaspreisen)

Auf dem Düsseldorfer Parteitag der CDU 1965 stellte Ludwig Erhard zum ersten Mal das Programm der »formierten Gesellschaft« vor. Erhards PR-Berater Rüdiger Altmann (Geschäftsführer des Industrie- und Handelstags; vormals Carl-Schmitt-Schüler) und Gerhard Schröder (CDU-Außenminister; vormals Mitglied der NSDAP) spielten die Begleitmusik zu Erhards Neuformulierung der Volksgemeinschaftsidee unter anderem Namen: Deutschland als neue Weltmacht (im Welthandel an zweiter Stelle; stärkste Militärmacht Westeuropas) habe unter Adenauer weltpolitisch versagt – eine »Politik der Stärke« nach außen benötige nun eine Bündelung der Kräfte im Innern. Altmann hatte dazu zwei Bücher auf den Markt gebracht (»Das Erbe Adenauers« und »Das deutsche Risiko«), in denen er vor allem die außenpolitische Schwäche Deutschlands moniert und ein Ende der Nachkriegszeit mit all den deutschen Bedenken in bezug auf Faschismus und Krieg fordert – eine »Zeitenwende«, wenn man so will.

Erhard nahm diese Gedanken in seiner Parteitagsrede auf und sprach vom »Gemeinwohl«, dem sich alle gesellschaftlichen Gruppen unterzuordnen und für das sie ihre Forderungen zurückzustellen hätten. »Formierte Gesellschaft« heißt, »dass diese nicht mehr aus Klassen und Gruppen besteht, die einander ausschließende Ziele durchsetzen wollen«, sondern eine »Leistungsgemeinschaft«, in der Pluralismus nichts verloren hat.³ Erhard profitierte zu dieser Zeit von seinem – von ihm selbst nach 1945 entworfenen – Image als »mutiger Außenseiter, der sich persönlich und intellektuell-beruflich der Nazidiktatur verweigerte (und) dem Widerstand zuarbeitete«.⁴ Karl Heinz Roth legte 1995 Dokumente vor, die zeigen, dass »Erhard die Kriegswirtschaft der NS-Diktatur rückhaltlos bejahte und es sich zur Aufgabe machte, ihre Strukturen binnenwirtschaftlich wie annexionspolitisch zu effektivieren«.⁵ Nichts anderes versuchte er als Wirtschaftsminister (1949–1963) und anschließend als Bundeskanzler (1963–1966): Um die außenpolitische und militärische Schlagkraft Deutschlands zu erhöhen, sollten Gewerkschaften und andere missliebige Interessengruppen ausgeschaltet bzw. in den nationalen Konsens eingebettet werden. Klasseninteressen sollten zugunsten der nationalen Interessen aufgegeben werden – falls nicht, droht Erhard zusammen mit den deutschen Unternehmern mit einer erneuten Diktatur. In den Worten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): Es sei »die obrigkeitliche Autorität der Regierungsgewalt zu stärken, (und) die Gruppenmächte (sollen) in eine bloß gliedhafte und dienende Rolle verwiesen« werden.⁶

Konzertierte Aktion 1966

»Wir als Land werden nur dann gut durch diese Krise kommen, wenn wir uns unterhaken.« (Olaf Scholz am 4. Juli 2022 bei der Vorstellung seiner »Konzertierten Aktion«)

Der neoliberale Wirtschaftsjournalist Nikolaus Piper schreibt in der Süddeutschen Zeitung vom 2. Juni 2022, in der bundesdeutschen Wirtschaftspolitik habe es mit Kiesinger als Bundeskanzler einen »Paradigmenwechsel in der Wirtschafts- und Finanzpolitik« gegeben. Das Zusammenspiel zweier ehemaliger NSDAP-Mitglieder (Wirtschaftsminister Karl Schiller, ab 1937 NSDAP, später SPD; Kurt Georg Kiesinger, ab 1933 NSDAP, später CDU) mit dem Finanzminister Franz Josef Strauß (weltanschaulicher Referent des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps und NS-Führungsoffizier, später CSU) habe die BRD »aus ihrer ersten Rezession geführt«. Piper, der wie viele daran glaubt, politisches Handeln könne die Logiken von Produktionsverhältnissen und Kapitalinteressen maßgeblich beeinflussen, übersieht in seiner Bilanz, dass die »Stabilisierung« des bundesdeutschen Haushalts schon damals auf Kosten der ökonomisch Schwachen ging: Das Programm des »Sozialen Wohnungsbaus« wurde fast eingestellt, Ausbildungszulagen für Kindergeldbezieher wurden gekürzt, Mietzuschüsse einem kleineren Personenkreis zugestanden, Berufsförderungsgelder wurden in die Arbeitslosenversicherung umgeschichtet, die landwirtschaftliche Unfallversicherung wurde »geschröpft« u. v. m.

Die Drohung, bei unangepassten Klassenkampfaktionen Polizei und Militär einzusetzen, wurde permanent seit 1958 im Rahmen der Diskussion über die Notstandsgesetze (1968 verabschiedet) mobilisiert, um radikalen Gewerkschaftern und linken Parteien und Gruppierungen zu zeigen, was passiert, wenn sie die »Formierung« nach innen nicht akzeptieren. Die positive Einschätzung linker und gewerkschaftsnaher Theoretiker, die Formierung der Arbeiter und Angestellten (damit ist auch die »konzertierte Aktion« gemeint) sei durch die Gewerkschaften in den 1960er und 1970er Jahren aufgehalten worden, teile ich nicht. Vielmehr könnte Wolfgang Pohrts These stimmen, dass das affirmative Stillhalten des deutschen »Proletariats« erkauft worden ist durch »die Ausplünderung der dritten Welt«⁷, von der die Lohnabhängigen in den Metropolen bis heute ganz erheblich profitieren.


>>>
mehr anzeigen (954 Wörter)
NEUE ANTWORT12.10.2022, 10:47 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>

Nation vor Klasse

»Deutschland muss dienend führen.« (Robert Habeck im Interview mit der Frankfurter Sonntagszeitung, 13. März 2022)

»Man kann Gewerkschaften zerschlagen – man kann sie aber auch formieren«, schreibt Opitz. Im Express-Beitrag heißt es zur aktuellen Situation, die »Bedingungen für einen Bruch der konzertierten Aktion von unten scheinen heute günstiger als 1967«. Das Entscheidende an diesem Satz liegt in den Wörtern »von unten«. Vom DGB und den Einzelgewerkschaften haben wir nichts bzw. nicht viel zu erwarten. Schon in Coronazeiten haben sie gezeigt, dass sie trotz der gesundheitlichen »Kollateralschäden« gemeinsam mit den Kapitalisten darauf aus sind, deren Profitmehrung zu akzeptieren, wenn nur weiter die »Normalität« aufrechterhalten werden kann – zu den Kranken und Toten, die entweder als Wanderarbeiter oder als Illegale in der Fleisch- und Lebensmittelherstellung ausgebeutet werden, fanden und finden die Gewerkschaften keine sinnvollen Worte. Die Vergesellschaftung der Fleischindustrie (bzw. die Forderung danach) nach dem Tönnies-Skandal wäre ein geeigneter Anlass gewesen zu zeigen, dass Lebensmittelerzeugung für Profit Menschen direkt (über die Arbeitsbedingungen) und indirekt (durch den industriellen Dreck, der als Fleisch und Wurst bezeichnet wird) krank macht oder tötet und: dass Alternativen möglich sind. Statt dessen: »Wir lesen heute, dass der Krankenstand im ersten Halbjahr 2020 praktisch identisch war mit dem des Jahres 2019«.⁸ Etliche Arbeiter und Angestellte sind – wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) – stolz darauf, dass sie in der Krise weiter diszipliniert ihre Arbeit gemacht haben, als gäbe es keine Pandemie: »Wir haben keine Produktionsstätten geschlossen wie in Spanien und Frankreich. Bei uns gab es Absatzschwierigkeiten und Engpässe (…), aber das Produzieren war in Deutschland nicht verboten«.⁹

Der Schulterschluss von DGB und Kapital zeigte sich nicht nur während der Pandemie. Einen Monat nach Kriegsbeginn erklärte DGB-Chef Reiner Hoffmann gemeinsam mit BDA-Chef Rainer Dulger, dass es richtig sei, »auf das System Putin neben militärischem auch wirtschaftlichen Druck auszuüben«, es sei jedoch »möglichst Schaden von der eigenen Wirtschaft ab(zu)halten«. Jeder kennt diese Art von Erklärungen: Sie sollen darauf einstimmen, dass Kapital und Lohnarbeit keinen Gegensatz mehr bilden, sondern das »Volk« für die »Gemeinschaft« Opfer bringen muss; Schaden von der Wirtschaft abhalten heißt seit mehr als hundert Jahren nichts anderes als die Profite des Kapitals nicht zu gefährden. Dass der DGB deutsche Kriege und Kriegsbeteiligungen unterstützt, hat er 1999 beim völkerrechtswidrigen Angriff der NATO auf Rest-Jugoslawien gezeigt: Der damalige Vorsitzende Dieter Schulte sicherte der Bundesregierung »die Unterstützung des Gewerkschaftsbundes« zu. Doch auch das ist nichts Neues: Jeder Krieg und jede Aufrüstungsaktion des Deutschen Reichs und der BRD sind von den Gewerkschaften (fast immer mit dem Argument des Arbeitsplatzerhalts) unterstützt worden.¹⁰

Seit 20 Jahren erleben wir, wie die Grünen in rasender Geschwindigkeit das nachholen, wozu die Sozialdemokratie mehr als hundert Jahre benötigte: die Integration in ein Gesellschaftssystem, dem sie – was die Produktionsweise und alle damit zusammenhängenden sozialen, kulturellen und menschenzerstörenden Verwerfungen betrifft – vollständig zustimmen. Nicht die Reaktionäre und Militaristen der CDU/CSU sind es, die heutzutage Krieg und Rüstung sowie die Vernichtung Russlands propagieren: Es sind Scholz, Habeck und Baerbock, die unverblümt die deutsche Führung in Europa fordern, eine »regelbasierte Ordnung« zum Leitbild einer neuen »feministischen Außenpolitik« deklarieren und die uns erklären, dass und wie der Einsatz von Waffen zu Frieden führen wird. Mit Unterstützung der freiwillig unterworfenen Presse werden neue Feindbilder konstruiert und die täglichen Zerstörungspraktiken des globalen Kapitals verleugnet – behauptet wird, dass in den USA, aber nicht in Russland und China, die Menschenrechte im Mittelpunkt stünden: »Das ist doch die Stärke der Menschenrechte: Unteilbarkeit« (Baerbock, 1. Juni 2022 im Bundestag).

Wie sehr die Formierung 2.0 der bundesdeutschen Gesellschaft bereits fortgeschritten ist, zeigt sich vor allem daran, dass aus Kreisen der SPD und der Grünen kaum Widerstand gegen die Kriegspolitik nach außen und die Vervolksgemeinschaftung nach innen zu hören ist. Was Johannes Agnoli bereits 1986 prophezeite, ist eingetreten: »Statt eine Fundamentalopposition zu sein, erfüllen die Grünen die Aufgabe aller institutionskonformen Opposition: die mögliche Rebellion zur Ordnung zu rufen und in die Ordnung zurückzuholen«.¹¹ Die konforme Opposition ist nun an der Macht und ruft eine neue »Ordnung« aus, die die alte ist. Um so stärker werden diejenigen verhöhnt und verfolgt, die sich gegen diese neue Ordnung wehren.

Verzicht als Solidaritätsbezeugung

»Meine Duschzeit habe ich noch einmal deutlich verkürzt.« (Robert Habeck im Spiegel-Interview am 24. Juni 2022)

Um das Feindbild Russland nicht nur aufzubauen, sondern es Tag für Tag aufrechtzuerhalten, ist es nötig, die eigene Bevölkerung auf die hausgemachte Krise einzuschwören und den neuen Feind als Verursacher dieser Krise zu benennen. Bei aller Abneigung gegenüber Putins nationalistischen Ideen von einem großrussischen Reich – er ist weder schuld an der Kinderarmut (die wachsende Kinderarmut ist »eine wirtschaftliche Folge des Kriegs in der Ukraine«; Bundesfamilienministerin Lisa Paus am 18. August 2022 in der FAZ), noch am Wassermangel, an der Verteuerung des Benzins oder an der Explosion von Strom- und Gaspreisen etc.

Was Grüne und SPD momentan aufbieten, um die Subjekte der Nation anzusprechen und sie aufzufordern, als Deutsche ihre persönlichen Vorlieben (Duschen, Heizen, Waschen etc.) zurückzustellen, um Putin das Handwerk zu legen, ist ideologisch einzig wirksam, wenn sich die Angesprochenen als Teil einer Volksgemeinschaft und als Patrioten verstehen. Mediale Unterstützung wird auch hier von allen Medien (TV, Presse etc.) geboten: Die SZ vom 22. Juli 2022 wirbt im Leitartikel dafür, der Bundesregierung die besondere Pflicht aufzuerlegen, »die Gemeinschaft zusammenzuhalten« (Kriegsredakteur Kornelius); am selben Tag werden in der SZ »Bedenkenträger« denunziert, die sich nicht »einem Gefühl der gemeinsamen Verantwortung« (Malte Conradi) hingeben wollen, sondern nach wie vor kritische Fragen stellen. Bereits drei Wochen davor erklärt uns, wiederum im Leitartikel, eine Constanze von Bullion, dass die Grünen nun »für eine funktionstüchtige Armee und Tugenden wie Anstand, Ehrlichkeit und Selbstbescheidung kämpfen« würden (29. Juni 2022). Habecks Vorschlag des kürzeren Duschens sei schon deshalb akzeptabel, weil damit »nach Jahrzehnten des Konsumgetümmels« wieder »neue Fertigkeiten an Gewicht« gewinnen würden; zudem käme er den älteren Wählern zupass, die »Nachkriegszeit und Entbehrung« erlebt hätten.

Alle sozialen, kulturellen und ökonomischen »Einschränkungen« laufen unter dem Etikett »Solidarität«: Was früher ein Begriff war, der die finanzielle und soziale Unterstützung unterdrückter Menschen (und Staaten) zum Inhalt hatte, wird heute zum Disziplinierungselement einer Volksgemeinschaftspropaganda. Wer sich die Freude machen will, kann in Karl Kraus’ »Die letzten Tage der Menschheit« nachlesen, wie exakt dieselben Propagandafloskeln den Ersten Weltkrieg 1914–1918 für die »breite Masse« annehmbar machen wollten: »Das Durchhalten zum Beispiel, das is unsere Passion« / »Der Krieg hat auch seinen Segen. Er ist ein gar strenger Lehrmeister der Völker, über die er seine Zuchtrute schwingt« / »Jetzt is Krieg, mein lieber Herr! Da muss der Staatsbürger schon auch ein bißl was dazu tun«.

Das, was der Berliner Religionsphilosoph Klaus Heinrich als »Zurichtungsmechanismen« bezeichnet, um die Menschen das Leben und Arbeiten in kapitalistischen Verhältnissen als »normal« und erstrebenswert erleben zu lassen, wird vom Patrioten Ulrich Wickert so formuliert: »Eine Gesellschaft kann nur dann friedlich zusammenleben, wenn unter ihren Mitgliedern ein genügender Zusammenhalt besteht. (…) Und dieser Zusammenhalt ist die Frucht von Erziehung, denn die Gesellschaft steht mit jeder Generation erneut vor der Aufgabe, das Verständnis für ihre Regeln weiterzugeben«. Der Einpeitscher der neuen deutschen Freiwilligkeit zum »sozialen Pflichtjahr« vergisst bei seinem Plädoyer in der SZ vom 12. Juli 2022, dass Kindergarten, Schule und Ausbildung (auch Hochschule) heute nach den Maßgaben der Verwertung für die spätere Ausbeutung aufgebaut sind (Employability ist der neudeutsche Begriff dazu) und dass die hauptsächliche Arbeit von (Hochschul-)Lehrern sowie Ausbildern darin besteht, die lustvollen, lerngierigen und bunten Lebensentwürfe (so sie denn vorhanden sind) in die Bahnen zu lenken, die »der Wirtschaft« nützlich sind. Dass es (noch) kritische Schüler und Studenten gibt, ist lediglich ein Kollateralschaden, der spätestens im Berufsleben durch den »stummen Zwang der ökonomischen Verhältnisse« (Marx) wieder behoben sein wird.


>>>
mehr anzeigen (1341 Wörter)
NEUE ANTWORT12.10.2022, 10:49 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>

Markt und Notstand

»Schon seit dem Godesberger Programm aus dem Jahr 1959 heißt es bei der SPD: soviel Markt wie möglich.« (Olaf Scholz, am 14. September 2022 in der FAZ)

Die Lage von kritischen Gewerkschaftern und anderen emanzipatorischen Kräften ist selten hoffnungslos – der neuen Kriegspolitik materieller sowie ideeller Aufrüstung wird weder durch die Linke noch durch (wie zu Zeiten des »Krefelder Appells«) Pazifisten und/oder bedeutende Intellektuelle etwas entgegengesetzt. Die Formierung der Subjekte zu willigen Unterstützern einer imperialistischen Außenpolitik im Sinne des globalen Kapitals wird zudem begleitet durch die Idee (und die dazugehörige Praxis), die 1914 die Deutschen in den Krieg hetzte, die Hitler in seiner Rede zum 1. Mai 1933 propagierte (»die Millionen Menschen, die (…) in künstlichen Klassen auseinandergehalten worden sind, (…) müssen wieder den Weg zueinander finden«) und die bis heute in diesem Land beliebt ist: dass Klassenkampf die Volksgemeinschaft zerstört, die den Deutschen doch wichtiger zu sein habe als höhere Löhne oder gar mehr Selbstbestimmung in den Betrieben. Scholz bemüht den Markt, der schon immer alles gerichtet hat, Dulger den Notstand, dessen militärische und geheimdienstliche Kräfte den Markt als Zentrum allen Denkens und Handelns verteidigen werden. Die neue konzertierte Aktion soll dazu führen, dass »Gewerkschafter und Arbeitgeber diese Krise gemeinsam bewältigen«, so die SZ am 16. September 2022. Die Ursachen dieser »Krise« werden erst gar nicht erfragt. Was allerdings »gemeinsam bewältigen« heißt, wird uns von Benedikt Peters erklärt: Die Unternehmer sollen weiter Profite machen, und die Arbeiter sollen »sich kooperativ zeigen« sowie »auf ein paar Prozente verzichten«. Echte Solidarität eben.

Erstmals seit der Zeit des deutschen Faschismus wird das »Primat der Politik« gegenüber dem der Wirtschaft offen von seiten der Regierenden (selbst gegen nationale Wirtschaftsinteressen) vertreten. Die weitere Verarmung des unteren Drittels der Bevölkerung wird von Baerbock, Habeck, Scholz und Lindner ebenso im Kauf genommen wie der wirtschaftliche Ruin vieler kleiner und mittlerer Unternehmen. Heute geht es um den »Ruin Russlands«, an dem sich die »Kriegspartei Deutschland« (Baerbock) beteiligen soll. Die Opfer des Ukraine-Kriegs werden geleugnet; sowohl die der militärischen Auseinandersetzung als auch die ökonomischen und sozialen Einschränkungen, die den Lohnabhängigen und Nichtprivilegierten auferlegt werden. Opitz hat recht, wenn er schreibt: »Die außenpolitische Formierung erfolgt mittels einer nationalistischen (…) Ideologie«, die innenpolitische dadurch, dass das »partnerschaftliche Zusammengehen von Kapital und Arbeit auf dem Nenner des Gemeinwohls« erfolgen soll.¹² Und er merkt an, dass »die faktisch wachsende Ungleichheit sich bei den Betroffenen auf die Dauer (…) bemerkbar machen« wird.¹³ Ob die Betroffenheit allerdings zu einem linken Widerstand oder zu einer völkischen Mobilisierung führen wird, ist offen. Zu befürchten ist, dass die Formierungsprozesse der letzten Jahre und Jahrzehnte eher zu subjektiver Ohnmacht und Resignation denn zu befreiendem Handeln führen.

Anmerkungen

1 Reinhard Opitz: Formierung. In: Ders.: Liberalismus. Faschismus. Integration. Edition in drei Bänden. Hgg. von Ilina Fach und Roland Müller, Band II: Faschismus, S. 13–140, Marburg 1999

2 Ebd., S. 103

3 Zit. nach: ebd., S. 17

4 Karl Heinz Roth: Das Ende eines Mythos. Ludwig Erhard und der Übergang der deutschen Wirtschaft von der Annexions- zur Nachkriegsplanung (1939 bis 1954). 1. Teil: 1939 bis 1943. In: 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, 1995, S. 53–93, hier: S. 54

5 Ebd., S. 61

6 BDA-Schriftenreihe 24; zit. n. Opitz, a. a. O., S. 55

7 Wolfgang Pohrt: Theorie des Gebrauchswerts (1976). Werke, Band 1. Hgg. von Klaus Bittermann, Berlin 2022, S. 65

8 Thomas Ebermann: Störung im Betriebsablauf. Systemirrelevante Betrachtungen zur Pandemie, Hamburg 2021, S. 18

9 Ebd., S. 19

10 Malte Meyers Werk »Lieber tot als rot. Gewerkschaften und Militär in Deutschland seit 1917« (Münster 2017) belegt diese staatstreue politische Strategie der deutschen Gewerkschaften im Detail.

11 Johannes Agnoli. Die Transformation der Demokratie und verwandte Schriften. Hamburg 2004, S. 183

12 Opitz, a. a. O. S. 130 ff.

13 Ebd., S. 132


Link ...jetzt anmelden!

#FaschistischeGefahr
#DrohenderFaschismus
mehr anzeigen (625 Wörter)
NEUER BEITRAG11.11.2022, 18:52 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Was ist das neue "Territoriale Führungskommando der Bundeswehr" (TerrFüKdoBw) - und wozu soll es dienen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Ilona Pfeffer in einem Artikel vom 30. September dieses Jahres im Hintergrund. Das Nachrichtenmagazin. Zur Einschätzung dieses Nachrichtenmagazins kann ich noch nicht viel sagen, die Zukunft wird 's zeigen. Aber blind glauben soll man ja eh nichts u. niemandem, und auch Spiegel, Focus, FAZ ... sind schon des öfteren Quellen auf sec.org. gewesen. Auf jeden Fall ein interessanter Artikel!

Territoriales Führungskommando – Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland?

Mit der Aufstellung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr am 1. Oktober will Deutschland seine Verteidigungsfähigkeit wieder herstellen. Zentrale Begründung für den Schritt ist der Ukraine-Krieg. Bereitet sich die Bundeswehr auf eine militärische Auseinandersetzung mit Russland vor?

Am 13. Juni hatte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) zusammen mit Generalinspekteur Eberhard Zorn im sogenannten Tagesbefehl die Aufstellung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr (TerrFüKdoBw) zum 1. Oktober 2022 angekündigt. Mit dem Pendant zum Einsatzführungskommando werde die nationale Führungsfähigkeit über das gesamte Spektrum „Frieden, Krise, Krieg“ hergestellt, hieß es. Der russische Einmarsch in der Ukraine habe die Notwendigkeit unterstrichen, die Führungsorganisation der Streitkräfte verstärkt auf die Anforderungen der Landes- und Bündnisverteidigung auszurichten. Neben anderen Aufgaben im Inneren werde das TerrFüKdoBw die Aufgaben als „Aufmarsch führendes Kommando“ für nationale Verlegungen gemäß den Planungen der NATO im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung wahrnehmen und verantworte auch den Host Nation Support. Die in der Streitkräftebasis zusammengefassten Enabler, zu denen u.a. mobile logistische Truppen, ABC-Abwehrkräfte und Feldjäger gehören, würden um insgesamt 1900 Dienstposten verstärkt werden. 1

Befehlshaber des TerrFüKdoBw für das Inland soll General Carsten Breuer werden. Dieser hatte zuvor den Corona-Krisenstab im Kanzleramt unter Olaf Scholz geleitet. Die zentrale Befehlsstelle in der Berliner Julius-Leber-Kaserne mit ihren 800 Mitarbeitern soll rund um die Uhr besetzt sein. „Sie bewertet offene Quellen, wertet aber auch Informationen aus, die militärisch eingestuft sind, und führt das Ganze in einem territorialen Lagebild zusammen“, erklärte Breuer. 2

Alter Wein in neuen Schläuchen

Angesichts der Einrichtung des neuen Führungskommandos mag sich der Laie fragen: Wie, konnte Deutschland sich bisher nicht verteidigen? Und wenn doch, was ist neu am TerrFüKdoBw? Nach Beendigung des Kalten Krieges sei die Bundeswehr etwa auf die Hälfte ihres früheren Bestandes reduziert worden, erklärt Oberstleutnant a.D. der Bundeswehr Jürgen Rose im Gespräch mit Hintergrund. Es habe keine unmittelbare Bedrohung mehr gegeben und damit sei die Notwendigkeit entfallen, umfangreiche territoriale Verteidigungskräfte und die dafür vorgesehenen Führungsstrukturen vorzuhalten. Die verbleibenden Kräfte seien nun mehr auf die Auslandseinsätze verlegt worden. Mit der Verschlechterung der Beziehungen zur Russischen Föderation habe sich Deutschland gesagt, es reiche nicht aus, Truppen vor Russlands Haustür im Baltikum, in Polen und anderen osteuropäischen Staaten zu stationieren, man müsse auch den rückwärtigen Raum schützen. Die jetzige Einrichtung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr sei also „alter Wein in neuen Schläuchen“. Seit Ende des Kalten Krieges seien viele Dinge, die für den Verteidigungsfall geregelt gewesen seien, in Vergessenheit geraten, sagte dazu General Breuer. Solche, wie die zivil-militärische Zusammenarbeit „in beiden Richtungen“.

Kalter Krieg – heißer Krieg?


Verteidigungsfall – das klingt nach Krieg. Und offenbar macht sich die Bundesrepublik für eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Russland bereit. Militärexperte Rose bestätigt: Wir sind bereits mitten in einem zweiten Kalten Krieg angekommen, der noch viel härter ist, als der erste. Denn damals habe es kein Problem mit der Gas- und Ölversorgung gegeben. Die Infrastruktur dafür habe man trotz massiven Widerstandes aus Washington ausgebaut. „Man hat da noch Form und Stil, Maß und Verstand walten lassen“, so Rose. Die USA und Großbritannien hätten 2014 den „rechtsradikalen Putsch“ in Kiew „inszeniert“ und die Eskalation befeuert. Zudem habe die NATO seitdem die ukrainische Armee durch Ausbildung und Versorgung mit Waffen auf diesen Krieg vorbereitet. Russland sei in den jüngsten US-Strategiepapieren als größte Bedrohung für Europa eingestuft worden. „Der Feind steht im Osten“, so Rose. Und natürlich bereite sich die NATO jetzt durchaus auch auf einen militärischen Konflikt mit Russland vor. Dieser finde ja quasi schon statt, denn die ukrainische Armee werde von der NATO nicht nur ausgebildet und mit Waffensystemen beliefert, sie werde von den NATO-Ländern auch finanziert. „Die Ukraine stellt die Truppen, die kämpfen und bluten, und die NATO führt.“ Vor Ort seien zudem ehemalige NATO-Offiziere. Die NATO sei faktisch Kriegspartei und bereite sich natürlich darauf vor, dass der Konflikt weiter eskalieren werde. Ein Konflikt, bei dem der Westen ein Interesse daran habe, ihn möglichst lange am Leben zu halten. Man brauche nur bei Brzezinksi & Co. nachzulesen, um zu begreifen, dass es im Grunde genommen um die Zerstörung Russlands gehe, erklärt Rose. „Die USA als Welthegemon werden erst Ruhe geben, wenn sich in Moskau eine uneingeschränkt kollaborationsbereite Regierung befindet, wie im Rest Europas auch.“

>>>>>
mehr anzeigen (862 Wörter)
NEUE ANTWORT11.11.2022, 19:00 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Bei den deutschen Bemühungen um eine effizientere Landesverteidigung will Oberbefehlshaber Breuer derweil nicht bei den althergebrachten und in den letzten Jahrzehnten zunehmend in Vergessenheit geratenen Methoden bleiben. „Wir müssen einer hybriden Einflussnahme genau diese Mittel und Methoden entgegensetzen, die einen Staat, die eine Gesellschaft resilient machen.“ Im Klartext: Jägerbatallione aufzustellen, reicht nicht, Deutschland braucht auch Hacker und Propagandisten. Denn das macht per Definitionem die hybride Kriegsführung aus. Wenn Breuer davon spricht, man müsse „genau diese Mittel und Methoden entgegensetzen“, dann klingt es auch nicht rein defensiv. In der global vernetzten Welt von heute sei unser Leben in einem hohen Maße von Strom und Internet abhängig, sagt der Ex-Militär Rose. Diese Elemente spielten inzwischen auch eine große Rolle dabei, ob Betriebe und ganze Länder funktionierten. Somit sind sie auch zu einem nicht zu verachtenden Element in der Kriegsführung geworden. Durch Zugriff von außen können nicht nur Informationen gewonnen, sondern auch Kraftwerke abgeschaltet, ganze Infrastrukturen lahmgelegt und Länder destabilisiert werden. „Wenn man auf die Tour angegriffen wird, kann man unter Umständen jemanden auf dieselbe Tour angreifen“, so Rose. „Was nützt eine Jägerkompanie, die ich um ein Kraftwerk herum postiere, wenn der eigentliche Angriff über das Internet geht?“

Weiterhin hohe Hürden beim Einsatz im Inneren

Neben der Verteidigung soll das TerrFüKdoBw auch in den Bereichen Heimatschutz und Katastrophenhilfe zum Einsatz kommen. Die von mehreren deutschen und internationalen Medien verbreitete und anschließend auf Telegram, Twitter und Facebook aktiv geteilte Behauptung, Deutschland würde gegen „zu erwartende Aufstände“ Vorsorge treffen und die Bundeswehr würde ab dem 1. Oktober auf den Straßen und vor Supermärkten patrouillieren, scheint jedoch nicht belegbar zu sein. Im Rahmen des „Heimatschutzes“ konnte und kann die Bundeswehr zwar im Inneren eingesetzt werden, wie nach dem Hochwasser im Ahrtal 2021, als sie Behelfsbrücken baute, oder während der Corona-Pandemie, als Soldaten beim Testen an Flughäfen aushalfen. Doch selbst für solche Einsätze muss es sich laut Bundesverfassungsgericht um „eine ungewöhnliche Ausnahmesituation katastrophischen Ausmaßes“ handeln. Vom Einsatz der Bundeswehr gegen „zu erwartende Aufstände“ ist weder in den Pressemitteilungen von Verteidigungsministerium und Bundeswehr etwas zu lesen, noch ist es von Gesetzes wegen ohne Weiteres möglich. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums vom Portal Correctiv zitiert wird, sei durch die Aufstellung des Territorialen Kommandos für die Bundeswehr weder ein vermehrter Einsatz im Bevölkerungsschutz beabsichtigt, noch änderten sich die Grundlagen für den Einsatz im „Inneren“. Bei einem Inneren Notstand kann die Bundeswehr im Verteidigungs- oder Spannungsfall laut Artikel 87a Abs.4 und Artikel 91 Abs. 2 eingesetzt werden, etwa zum Schutz von zivilen Objekten oder bei der Bekämpfung organisierter und militärisch bewaffneter Aufständischer. Ein bewaffneter Einsatz von Streitkräften im Inneren dürfe aber nur das „äußerste Mittel“ sein, so Correctiv weiter. 3 Auch Jürgen Rose hält den Einsatz der Bundeswehr gegen „Aufständische“ für wenig wahrscheinlich und verweist auf die engen Grenzen, die das Bundesverfassungsgericht nach mehrfachen Klagen für mögliche Einsätze gesetzt hat.

Endnoten
1 Link ...jetzt anmelden!

2 Link ...jetzt anmelden!

3 Link ...jetzt anmelden!


Link ...jetzt anmelden!

#TerrFueKdoBw

Das Interview mit Jürgen Rose findet sich hier:
Link ...jetzt anmelden!

mehr anzeigen (571 Wörter)
NEUE ANTWORT28.11.2022, 13:41 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "Bei einem Inneren Notstand kann die Bundeswehr im Verteidigungs- oder Spannungsfall laut Artikel 87a Abs.4 und Artikel 91 Abs. 2 eingesetzt werden, etwa zum Schutz von zivilen Objekten oder bei der Bekämpfung organisierter und militärisch bewaffneter Aufständischer. Ein bewaffneter Einsatz von Streitkräften im Inneren dürfe aber nur das „äußerste Mittel“ sein, [...] hält den Einsatz der Bundeswehr gegen „Aufständische“ für wenig wahrscheinlich und verweist auf die engen Grenzen, die das Bundesverfassungsgericht nach mehrfachen Klagen für mögliche Einsätze gesetzt hat."

Naja, wie das BVerfG das nächste Mal urteilen wird, steht trotzdem in den Sternen oder sonstwo ... und wie Urteile dann umgesetzt oder teilumgesetzt oder gleich ganz ignoriert werden, das kann man sich schön bei Hartz IV-Geschichten angucken, Stichwort Existenzminimum. Die Staatsraison kennt solchen Quatsch nicht, also sollte man wohl doch eher davon ausgehen.

Dazu ein - allerdings eher "schwacher" - Text auf RT deutsch, den ich hier aber trotzdem mal zufüge, da er inhaltlich genau das widerspiegelt:

Vom 17. August 2022

Neuordnung der Bundeswehrführung deutet auf vermehrte Übernahme polizeilicher Aufgaben

Das Verteidigungsministerium informiert über eine Reorganisation seiner Führungsstruktur. Mit gebündelter Führung soll die Bundeswehr schneller reagieren können. Kritiker fürchten die vermehrte Übernahme von polizeilichen Aufgaben bis hin zur Aufstandsbekämpfung.

Bereits am 13. Juni informierte das Bundesministerium der Verteidigung auf seiner Webseite über eine Anpassung der Führungsorganisation der deutschen Streitkräfte. 

Wie aus der Mitteilung hervorgeht, werden die territorialen Führungsaufgaben ab dem 1. Oktober gebündelt. Ziel der Maßnahme ist es, die Reaktionsgeschwindigkeit der Bundeswehr zu erhöhen. 

Notwendig gemacht hat die Umstrukturierung laut Verteidigungsministerium der Einmarsch Russlands in der Ukraine. Das neue Kommando soll nicht nur rein militärische Aufgaben wahrnehmen, sondern auch im zivilen Bereich unterstützen. Gedacht ist unter anderem die schnelle Einrichtung eines nationalen Krisenstabes im Fall von Naturkatastrophen oder zur Unterstützung bei der COVID-19-Pandemie. 

Neben der Verlegung alliierter Kräfte im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung soll das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr (TerrFüKdoBw) ab Oktober vor allem Aufgaben des Heimatschutzes, der zivil-militärischen Zusammenarbeit und der Amts- und Katastrophenhilfe wahrnehmen. 

Der Journalist Norbert Häring fürchtet, die so geschaffene neue Einheit, die direkt der Verteidigungsministerin untersteht, könnte zur Aufstandsbekämpfung und zur Durchsetzung von Zwangsmaßnahmen im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung eingesetzt werden. 

Seiner Meinung nach nutzte die Verteidigungsministerin den medialen Fokus auf den Krieg in der Ukraine, um in einem Nebensatz versteckt die Bundeswehr künftig vermehrt im Innern und dann explizit zur Pandemiebekämpfung einsetzen zu können.

Ursprünglich galt, dass die Bundeswehr nicht im Innern eingesetzt werden darf. Dieser Grundsatz wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center immer weiter aufgelöst. 

Die Ausrichtung des neu geschaffenen Führungskommandos deutet auf eine zunehmende Vermischung von militärischen und polizeilichen Aufgaben der Bundeswehr. 

Häring sieht einen Zusammenhang mit der von Außenministerin Annalena Baerbock geäußerten Furcht vor Volksaufständen. Er vermutet hinter der Entscheidung der Verteidigungsministerin den Aufbau eines zunehmend repressiven Apparates zur Unterdrückung von Protest.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (534 Wörter)
NEUE ANTWORT11.11.2022, 20:17 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "die nationale Führungsfähigkeit über das gesamte Spektrum „Frieden, Krise, Krieg“"

"Das Wesen des totalen Krieges beansprucht buchstäblich die gesamt Kraft des Volkes, wie er sich gegen sie richtet. [...] Da der Krieg die höchste Anspannung eines Volkes für seine Lebenserhaltung ist, muß sich eben die totale Politik auch schon im Frieden auf die Vorbereitung dieses Lebenskampfes eines Volkes im Kriege einstellen und die Grundlagen für diesen Lebenskampf in einer Stärke festigen, daß sie nicht in dem Ernst des Krieges verschoben, brüchig oder durch Maßnahmen des Feindes völlig zerstört werden kann." Ludendorff 1935.

Imperialistische Politik zum Zweck des Kriegs - Faschismus mithin!

#DrohenderFaschismus
#FaschistischeGefahr
mehr anzeigen (116 Wörter)
NEUER BEITRAG13.11.2022, 15:17 Uhr
EDIT: FPeregrin
13.11.2022, 15:18 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Mir ist hier gerade ein alter Beitrag Die gefährliche Kluft zwischen Schein und Tun in die Hände gefallen, den Herfried Münkler 2014 für das Projekt "Review 2014 – Außenpolitik Weiter Denken"
Link ...jetzt anmelden!
des Auswärtigen Amts gehalten hat.

Ich zitiere mal: "Deutsche Außenpolitik ist in Wahrheit an den Interessen Deutschlands, weniger an seinen Werten orientiert. Die Politik muss sich ehrlich machen, damit die Diskrepanz zwischen öffentlicher Darstellung und tatsächlicher Ausrichtung deutscher Außenpolitik nicht die öffentliche Unterstützung gefährdet und ihre demokratische wie strategische Glaubwürdigkeit infrage stellt. [...] Aus dieser Diskrepanz zwischen öffentlicher Darstellung und tatsächlicher Ausrichtung erwächst die demokratische Vulnerabilität der deutschen Außenpolitik, denn diese Diskrepanz ist immer wieder skandalisierbar, und zwar keineswegs nur durch die, denen die Werte wichtiger sind als die Interessen, sondern auch durch alle, die andere, womöglich konträre Interessen haben und die das, was ihnen im Weg steht, unter dem Deckmantel der Wertorientierung delegitimieren. / Die Folge ist, dass sich die demokratische zur strategischen Vulnerabilität auswächst. Die Diskrepanz zwischen öffentlicher Darstellung und tatsächlicher Ausrichtung verhindert nicht nur eine nachhaltige Unterstützung (oder auch Kritik) deutscher Interessenverfolgung durch die Öffentlichkeit des eigenen Landes, sondern eröffnet interessierten Dritten auch die Chance, diese Diskrepanz für die Durchsetzung ihrer eigenen Interessen zu nutzen. / Es muss also im längerfristigen Interesse der deutschen Politik liegen, diese Diskrepanz zu beseitigen und so die demokratische Vulnerabilität zu schließen. [...] Es ist angezeigt, hier von einer verschämten zu einer selbstbewussten Kommunikation der wirtschaftlichen Interessen Deutschlands überzugehen, ohne dass dies die nach wie vor geltenden Wertbindungen der deutschen Außenpolitik in Frage stellen soll. / Es sollte aber erkennbar werden, dass beide, Werte und Interessen, miteinander in Konkurrenz stehen können und dass die jeweilige Präferenz das Ergebnis eines Abwägungsprozesses ist, bei dem die mittel- und langfristigen Effekte der Entscheidung eine wichtige Rolle spielen. Zugleich ist dies ein Beitrag zur Minderung der demokratischen Vulnerabilität deutscher Außenpolitik. [...] Die ökonomische Prosperität als wichtigste Machtressource Deutschlands hängt nicht nur am Frieden in Europa, sondern auch an der politischen und sozialen Stabilität der europäischen Peripherie. Die größte sicherheitspolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts wird nicht in der Gefährdung von Grenzen durch feindliche Militärverbände, sondern im Überschreiten dieser Grenzen durch gewaltige Flüchtlingsströme bestehen, die, wenn sie massiv auftreten, nicht der wirtschaftlichen Prosperität Europas zugute kommen, sondern die sozialen Sicherungssysteme der europäischen Staaten überfordern und damit die soziale Ordnung in Frage stellen. / Gleichzeitig ist Europa infolge seiner Wertbindungen nicht in der Lage, diese Flüchtlingsströme an seinen Grenzen zu stoppen und zurückzuweisen, wie man dies bei einem militärischen Angriff versuchen würde. Also bedarf es einer präventiven bzw. präemptiven Stabilisierungspolitik in der europäischen Peripherie, die verhindern soll, dass solche Flüchtlingsströme infolge ethnischer bzw. religiös-konfessioneller Auseinandersetzungen, wirtschaftlichem Elend sowie der damitverbundenen Perspektivlosigkeit oder aber machtpolitischer Rivalitäten in der Region entstehen. / Das ist eine gewaltige Aufgabe, da sie sich auf einen Halbkreis bezieht, der inzwischen in der Ukraine beginnt, sich über den Kaukasus sowie den Nahen und Mittleren Osten nach Ägypten erstreckt und von dort bis in den Maghreb reicht, wobei die Probleme des subsaharischen Afrikas zusätzlich noch dazukommen. / Die politischen Risiken einer an politischer Stabilität orientierten, immer wieder auch mit den Mitteln militärisch humanitärer Interventionen operierenden Politik sind nur tragbar, wenn sie zuvor sachlich und verantwortlich in der deutschen Öffentlichkeit kommuniziert und diskutiert worden sind."

Link ...jetzt anmelden!

Wir müssen diesen Butzemann als Ideologen des dt. Imp. unbedingt im Auge behalten, sofern wir es nicht schon tun ...

#Muenkler
• PDF-Datei Münkler_ gefährliche_Kluft.pdf
104,6 KB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (641 Wörter)
NEUE ANTWORT14.11.2022, 19:22 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Der Typ scheint nach dem hier Geschriebenen tatsächlich gefährlich intelligent zu sein. Kann man nur hoffen, daß er ZU intelligent für sein Drumrum ist, aber ich befürchte mal, daß dem nicht so ist. Also doppelt ungut!
mehr anzeigen (40 Wörter)
NEUER BEITRAG17.11.2022, 15:44 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' ... ein paar Moralappelle "der „Einsatzwille“ der deutschen Soldaten [müsse deutlich verstärkt werden]", ein bißchen 'Unfreiwilliges-Opfer'-Jammerei "die Bundesrepublik müsse sich daher auf „einen aufgezwungenen Krieg“ vorbereiten", dazu ein Prise Führertum (Ach Adolf, wenn Du das noch erleben dürftest!) "werde die Bundesrepublik als „Führungsnation“ eingestuft" und ein neuer (wohl leider nur zweitgrößte) GröFaZ "„einsatzbereite, an einem hochintensiven Szenario ausgerichtete und ausgebildete Streitkräfte“, die in kürzester Zeit an der NATO-Ostflanke eingesetzt werden könnten"und denen "in künftigen Kriegen nicht die Munition ausgeht".
Na denn, diesmal auf ein neues und größeres und schöneres 1000jähriges Reich? Wo doch schon die letzten 1000 Jahre verdammt schnell um waren ... smiley

Am 16. November auf german-foreign-policy:

Führungsnation im Krieg
Bundeswehr fordert Stärkung der „Einsatzbereitschaft“ der Truppe und des „Einsatzwillens“ der Soldaten. Berlin vergibt erste Mittel aus dem 100-Milliarden-Euro-Militärprogramm.


BERLIN (Eigener Bericht) – Die Bundeswehr soll sich auf Angriffe „ohne Vorwarnung“ und „mit großer, gegebenenfalls sogar existenzieller Schadenswirkung“ vorbereiten und dabei in Europa als „Führungsnation“ auftreten. Dies fordert laut einem Bericht der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, in einem Grundsatzpapier von Ende September. Demnach müsse nicht nur die „Fähigkeit zu sichtbarer und glaubwürdiger Abschreckung“ deutlich verstärkt werden, sondern auch die „Einsatzbereitschaft“ der Truppe sowie der „Einsatzwille“ der deutschen Soldaten. Auf eine schnelle Aufrüstung dringt auch Heeresinspekteur Alfons Mais, der im Februar erklärt hatte, die Bundeswehr stehe „mehr oder weniger blank da“; Mais zufolge kommt die Beschaffung von Kriegsgerät nicht rasch genug voran. Dabei hat der Haushaltsausschuss des Bundestags soeben erst den neuen Militäretat beschlossen und die Freigabe der ersten Summen aus dem 100-Milliarden-Euro-Militärprogramm vorbereitet, das Kanzler Olaf Scholz am 27. Februar angekündigt hat. Auch die EU stellt neue Gelder für kurzfristige Aufrüstungsmaßnahmen bereit. Die deutsche Rüstungsindustrie meldet erhebliche Umsatz- und Gewinnsprünge.


„Einsatzbereitschaft und Einsatzwille“

„Krieg in Europa ist wieder Realität“, heißt es in einem Grundsatzpapier der Bundeswehr („Operative Leitlinien für die Streitkräfte“), das Generalinspekteur Eberhard Zorn laut einem Bericht Ende September abgesegnet hat.[1] Demnach werde die „rund drei Jahrzehnte andauernde Fokussierung“ der Truppe auf Auslandseinsätze der „aktuellen Lage mit ihren systemgefährdenden Überraschungen nicht mehr gerecht“; stattdessen werde in Zukunft „die Bündnisverteidigung ... das militärische Handeln Deutschlands dominieren“. „Angriffe auf Deutschland“ könnten dabei „potenziell ohne Vorwarnung und mit großer, gegebenenfalls sogar existenzieller, Schadenswirkung erfolgen“, heißt es weiter in dem Bundeswehrpapier; die Bundesrepublik müsse sich daher auf „einen aufgezwungenen Krieg“ vorbereiten. Von zentraler Bedeutung sei jetzt die „Fähigkeit zu sichtbarer und glaubwürdiger Abschreckung“. Deren „Rückgrat“ aber bildeten „einsatzbereite, an einem hochintensiven Szenario ausgerichtete und ausgebildete Streitkräfte“, die in kürzester Zeit an der NATO-Ostflanke eingesetzt werden könnten. In Europa werde die Bundesrepublik wegen ihrer geografischen Lage und ihrer potenziellen militärischen Bedeutung als „Führungsnation“ eingestuft; der „Erwartungshaltung der Alliierten“ müsse die Bundeswehr nun auch „hinsichtlich der Einsatzbereitschaft und des dazugehörigen Einsatzwillens“ entsprechen.

Schneller rüsten

Eine rasche Stärkung der Kampfkraft der Bundeswehr hat in der vergangenen Woche auch Heeresinspekteur Alfons Mais gefordert. Mais hatte am Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine mit der Äußerung Schlagzeilen gemacht, die deutschen Streitkräfte stünden „mehr oder weniger blank da“; er hatte damals explizit geurteilt: „Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können, sind extrem limitiert“.[2] Drei Tage später kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz das 100-Milliarden-Euro-Militärprogramm für die Aufrüstung der Bundeswehr an („Sondervermögen“). Mais urteilt nun, seither habe sich „vor allem in den Köpfen“ viel bewegt: „Es wird sachlicher und tiefer über alles diskutiert, was die innere und äußere Sicherheit betrifft.“[3] Zugleich sei allerdings „die materielle Einsatzbereitschaft des Heeres nicht größer als am 24. Februar“; genaugenommen sei sogar, was die militärische Ausrüstung angehe, „weniger da als vor Kriegsbeginn“ – man habe schließlich „Material aus den Beständen des Heeres an die Ukraine abgegeben“. Es werde noch dauern, „bis wir dieses Material ersetzt bekommen“. Der Heeresinspekteur mahnt zur Eile bei der Aufrüstung der Bundeswehr: „Es macht jetzt einen Riesenunterschied, ob wir Material 2025, 2026 oder erst 2029 bekommen.“

Schützenpanzer, Fregatten, Kampfjets

Drastisch erhöhte Mittel stellt der deutsche Militäretat für das kommende Jahr bereit, der Ende vergangener Woche vom Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen wurde und nun in der nächsten Woche vom Parlament offiziell verabschiedet werden soll. Demnach stehen im kommenden Jahr rund 50,1 Milliarden Euro aus dem regulären Etat zuzüglich 8,4 Milliarden Euro aus dem 100 Milliarden Euro schweren Sonderprogramm zur Verfügung. Aus den regulären Mitteln beschafft werden sollen unter anderem Großraumtransporter vom Typ A400M, weitere Eurofighter sowie Flottendienstboote der Klasse 424; für den Erwerb von Munition hat der Haushaltsausschuss das Budget eigens um eine weitere Milliarde Euro aufgestockt. Aus dem 100-Milliarden-Programm will Berlin im nächsten Jahr Mittel für Schützenpanzer vom Typ Puma, für Fregatten vom Typ F126, für schwere Transporthubschrauber CH-47 („Chinook“) sowie für neue Kampfflugzeuge vom Typ F-35 entnehmen.[4] Die F-35 sollen unter anderem für die sogenannte nukleare Teilhabe genutzt werden und im Kriegsfall bei Bedarf die US-Atombomben, die in Büchel (Eifel) gelagert sind, zum Einsatzort transportieren sowie sie dort abwerfen. Die Atombomben werden laut jüngsten Berichten noch in diesem Jahr durch ihre modernisierte Variante B61-12 ersetzt werden (german-foreign-policy.com berichtete [5]).


>>>>>
mehr anzeigen (933 Wörter)
NEUE ANTWORT17.11.2022, 15:49 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' >>>>>

Zusätzliche EU-Mittel

Weitere Zusatzmittel stellt nun auch die EU-Kommission bereit; sie wird dazu ein neues Instrument schaffen, das mit voller Bezeichnung „Instrument zur Stärkung der Europäischen Verteidigungsindustrie durch Gemeinsame Beschaffung“ (EDIRPA) heißt.[6] Ziel ist es vor allem, kurzfristige Beschaffungsmaßnahmen zu fördern, um Lücken zu füllen, die durch Waffenlieferungen an die Ukraine entstanden sind oder denen mit Blick auf die Hochrüstung gegen Russland herausragende Bedeutung beigemessen wird. Alleine für den Zeitraum bis 2024 ist eine halbe Milliarde Euro vorgesehen. Dabei geht es bei EDIRPA ausdrücklich darum, Beschaffungen bei europäischen und nicht bei US-amerikanischen Waffenschmieden zu finanzieren; die Kommission will damit vermeiden, dass es zu einer Beschaffungswelle bei US-Konzernen kommt, deren Produkte nicht selten umfassender in Kriegen erprobt wurden als Rüstungsgüter der europäischen Konkurrenz. Gefördert werden dementsprechend Beschaffungsmaßnahmen bei europäischen Rüstungsunternehmen. Ein weiteres Programm, das ausdrücklich langfristige Beschaffungsvorhaben bedient („Programm für Europäische Verteidigungsinvestitionen“, EDIP), ist in Vorbereitung.

Mehr Munition

Schon jetzt meldet die deutsche Rüstungsindustrie große Umsatz- und Gewinnsprünge. So teilte der Rüstungskonzern Rheinmetall in der vergangenen Woche mit, der Firmenumsatz sei im dritten Quartal 2022 um 12,5 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gestiegen; zugleich sei der Nettoquartalsgewinn um neun Millionen Euro auf 86 Millionen Euro gewachsen.[7] Weil vor allem die Nachfrage nach Munition zunimmt, die im Ukraine-Krieg verschossen wird, wird Rheinmetall nun den spanischen Rüstungskonzern Expal Systems übernehmen, der mit einem Jahresumsatz von gut 400 Millionen Euro zu den größten Munitionsproduzenten in Europa gehört.[8] Bei Rheinmetall heißt es, man selbst könne zur Zeit rund 80.000 Artilleriegranaten im Jahr herstellen; Expal schaffe 250.000 bis 300.000 Stück. Mit der Übernahme soll auch sichergestellt werden, dass der Bundeswehr in künftigen Kriegen nicht die Munition ausgeht.


Link ...jetzt anmelden!

#Fuehrungsnation
mehr anzeigen (308 Wörter)
NEUER BEITRAG18.11.2022, 23:41 Uhr
EDIT: FPeregrin
18.11.2022, 23:42 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Gretl Aden: Die aktuelle Stellung des deutschen Imperialismus, KAZ 381 (Nov. 2022):
Link ...jetzt anmelden!
• PDF-Datei KAZ - Die aktuelle Stellung des deutsc...
980,4 KB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (21 Wörter)
NEUER BEITRAG18.01.2023, 16:58 Uhr
EDIT: arktika
18.01.2023, 17:01 Uhr
Nutzer / in
arktika

Seltene Erden in Nordschweden! Lithium aus dem Oberrheingraben, Erdgas u. Öl sonstwoher - nur nicht aus Rußland, und auch nix von China, ... Die BRD tut alles, um autark zu werden, ist sinnvoll, wenn man Kriege plant, und NUR DANN.
Jetzt sind im Norden Schwedens größere Vorkommen "seltener Erden" entdeckt worden, also quasi im erweiterten Hof Deutschlands, und in die NATO wollen die SchwedInnen auch, gegen Rußland, wie praktisch.
"Seltene Erden" sind gar nicht so selten, wie der Name suggeriert, aber meist nicht profitabel abzubauen, obwohl sie technisch sehr wichtig sind für diversen Krams, von Handys u. Flachbildschirmen über Elekroautos bis hin zum militärischen Bereich. Und - kleiner Wermutstropfen - besonders "umweltfreundlich" ist der Abbau auch nicht, aber was soll 's? Druff jeschissen!
Wer Krieg führen will, muß sie verläßlich und niedrigpreisig verfügbar haben. Da kommt diese "befreundete" Entdeckung gerade recht ...

Dazu gleich mehrere Artikel aus verschiedenen Ecken:

Fund des größten Vorkommens Seltener Erden in Europa könnte Schweden in einen Zwiespalt bringen

In Schweden ist das bislang größte in Europa bekannte Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt worden. Zwar feiern die Schweden den Fund als "wichtigen Baustein" für die "grüne" Energiewende. Bei dem Abbau der seltenen Rohstoffe können jedoch radioaktive und andere umweltverschmutzende Endprodukte entstehen.

Im Norden von Schweden hat die staatliche schwedische Bergbaugesellschaft LKAB laut eigenen Angaben Seltene Erden (SE) im Umfang von mehr als einer Million Tonnen entdeckt. Demnach habe das Staatsunternehmen den Fund in einem Bergwerk in Kiruna, fast 600 Meilen (ca. 966 Kilometer) nördlich von Stockholm gemacht. In dem Bergwerk wird seit 1900 Eisenerz abgebaut. "Dies ist das größte bekannte Vorkommen an Seltenen Erden in Europa", wird Jan Mostrom, Geschäftsführer von LKAB, in einer Erklärung des Unternehmens zitiert. "Es könnte ein wichtiger Baustein für die Produktion der kritischen Rohstoffe werden, die für den grünen Übergang absolut entscheidend sind", so Mostrom.

Bei den Seltenen Erden handelt es sich um eine Gruppe von siebzehn metallischen Elementen. Dazu gehören Scandium, Yttrium und Lanthan der dritten Nebengruppe sowie die vierzehn Lanthanoide des Periodensystems der Elemente. Sie sind heute ein wesentlicher Bestandteil vieler Hightech-Geräte. Verwendung finden die Seltenen Erden dabei als Bestandteile in kleinen, hocheffizienten Dauermagneten, die für die Herstellung von mehr als 200 Produkten unerlässlich sind, insbesondere von Hightech-Verbraucherprodukten wie Mobiltelefonen, Computerfestplatten, Elektro- und Hybridfahrzeugen sowie Flachbildschirmen und Fernsehern. 

Aber auch im militärischen Bereich finden sie Anwendung – unter anderem bei Bildschirmen, Leitsystemen, Laser- sowie Radar- und Sonarsystemen. Auch wenn die in einem Produkt verwendete Menge an Seltenen Erden gemessen am Gewicht, Wert oder Volumen keinen wesentlichen Anteil des jeweiligen Endprodukts ausmacht, sind sie für die Funktion des Geräts jedoch essenziell notwendig. So machen SE-Magnete zwar oft nur einen kleinen Teil der Gesamtmasse aus, aber ohne sie wäre die Konstruktion von Spindelmotoren und Schwingspulen in Desktops und Laptops nicht möglich.

Entgegen ihrem Namen ist das Vorkommen Seltener Erden auf der Erde jedoch nicht wirklich selten. Ihre Konzentration ist lediglich in den bindenden Mineralien sehr gering. Das führt unter anderem dazu, dass die Förderung sehr aufwendig, teuer und die Gewinnung zudem auch umweltschädlich ist. Deshalb werden Seltene Erden in der Regel nur in Verbindung mit anderen Bodenschätzen gewonnen. Hinzu kommt, dass das geborgene Erz allein relativ wenig wert ist – solange man von der komplexen, oft umweltschädlichen Verarbeitung absieht, die mit der Umwandlung des Erzes in eine nutzbare Form verbunden ist. 

Seltene Erden werden meist in riesigen offenen Gruben abgebaut, wodurch die Umwelt verschmutzt und Ökosysteme gestört werden können. Bei unzureichender Regulierung können beim Abbau Tümpel mit Abwasser entstehen, das mit Säuren, Schwermetallen und radioaktivem Material angereichert ist sind und ins Grundwasser gelangen kann. Die radioaktive Verschmutzung rührt dabei meistens daher, dass Seltene Erden oftmals in Verbindung mit Mineralien vorkommen, die radioaktive Elemente wie Thorium oder Uran enthalten. Zudem ist die Aufbereitung des SE-Roherzes zu einer Form, die für die Herstellung von Magneten und anderen technischen Produkten geeignet ist, ein langwieriger Prozess, der große Mengen an Wasser und potenziell giftigen Chemikalien verbraucht und große Mengen an Abfall erzeugt.

Ob die Meldung über die Entdeckung von mehr als einer Million Tonnen Seltener Erden durch das staatliche Bergbauunternehmen LKAB in Schweden tatsächlich eine "gute Nachricht, nicht nur für LKAB, die Region und das schwedische Volk, sondern auch für Europa und das Klima" ist, darf angesichts der mit dem Abbau verbundenen Belastungen für Mensch und Umwelt somit durchaus bezweifelt werden. Bis die Seltenen Erden dort tatsächlich abgebaut werden können, ist es nach LKAB-Angaben jedoch noch ein langer Weg. Der erste Schritt sei nun erst einmal die Beantragung einer Abbaugenehmigung. Diese will das Unternehmen den Angaben zufolge noch in diesem Jahr einreichen. 

Bislang der größte Förderer Seltener Erden ist die Volksrepublik China. Das Reich der Mitte fördert rund 90 Prozent der weltweit jährlich abgebauten 110.000 Tonnen der Seltenen Erden. Durch Ausfuhrbeschränkungen kann China die Weltmarktpreise allerdings erheblich beeinflussen, was in der Vergangenheit bisweilen bereits zu Lieferschwierigkeiten in der Auto- und Elektrobranche führte. Gleichzeitig steigt die globale Nachfrage nach Seltenen Erden, da diese insbesondere in Schlüssel- und Zukunftstechnologien eingesetzt werden. Auch deshalb sucht man im Westen nach Wegen, sich von China unabhängig zu machen.

So gibt es Überlegungen, stillgelegte Bergwerke wieder in Betrieb zu nehmen oder neue Minen anzulegen. Immerhin lagern in den USA nach Angaben von US-Geologen schätzungsweise rund 13 Millionen Tonnen und in Australien etwa 4,5 Millionen Tonnen an Seltenen Erden. Auch in Deutschland war vor gut zehn Jahren im Sächsischen Delitzsch ein vergleichsweise kleines Vorkommen der begehrten Minerale gefunden worden. Allerdings wurde deren Förderung seinerzeit als unwirtschaftlich verworfen. Mit den nun in Schweden entdeckten Vorkommen könnte künftig ein großer Teil des EU-Bedarfs an Seltenen Erden gedeckt werden.


Auf RTdeutsch am 13.01 unter Link ...jetzt anmelden!

#selteneErden
#Kiruna
#Nordschweden
#Schweden

>>>>>
mehr anzeigen (999 Wörter)
NEUE ANTWORT18.01.2023, 17:10 Uhr
Nutzer / in
arktika

Seltene Erden in Nordschweden! >>>>>

Größter Fund seltener Erden in Europa

Das staatliche schwedische Bergbauunternehmen LKAB hat nach eigenen Angaben das größte Vorkommen seltener Erden in Europa entdeckt. Es handle sich um mehr als eine Million Tonnen abbaubare Masse.

Das staatliche schwedische Bergbauunternehmen LKAB hat nach eigenen Angaben das größte Vorkommen seltener Erden in Europa entdeckt. Es handle sich um mehr als eine Million Tonnen abbaubare Masse.

Im Norden von Schweden ist das bislang größte in Europa bekannte Vorkommen an seltenen Erden entdeckt worden. Das teilte das staatliche schwedische Bergbauunternehmen LKAB mit, das in Kiruna eine Eisenmine betreibt. Demnach handelt es sich um Vorkommen im Umfang von über einer Million Tonnen Masse, die demnächst abgebaut werden könnte. Das genaue Ausmaß des Funds sei noch nicht klar.

"Dies ist eine gute Nachricht, nicht nur für LKAB, die Region und die schwedische Bevölkerung, sondern auch für Europa und das Klima", sagte Jan Moström, CEO von LKAB, in einer Erklärung. "Es könnte ein wichtiger Baustein für die Produktion der kritischen Rohstoffe werden, die für den grünen Übergang absolut entscheidend sind."

Seltene Erden werden derzeit nicht in Europa abgebaut, sodass die Region auf Importe aus anderen Ländern angewiesen ist, während der Bedarf in den kommenden Jahren aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen und erneuerbaren Energien steigen dürfte. "Die Elektrifizierung, die Selbstversorgung der EU und die Unabhängigkeit von Russland und China werden in der Mine beginnen", sagte die Ministerin für Energie, Wirtschaft und Industrie, Ebba Busch, in der Erklärung.

Beginn des Abbaus erst in einigen Jahren möglich

Die Europäische Kommission betrachtet seltene Erden als eine der wichtigsten Ressourcen für die Region. Der Weg zum Abbau der Lagerstätte in Schweden ist lang: LKAB plant, 2023 einen Antrag auf eine Abbaukonzession einzureichen, fügt aber hinzu, dass es noch mindestens bis zu 15 Jahre dauern wird, bis das Unternehmen mit dem Abbau der Lagerstätte und der Verschiffung auf den Markt beginnen kann.

Seltene Erden umfassen eine ganze Reihe von Elementen, die unter anderem für die Produktion von Smartphones und Elektroautos benötigt werden, etwa für Batterien, Katalysatoren und Magnete, aber auch für Leuchtmittel. Derzeit ist das größte Vorkommen dieser Metalle in China zu finden.

Die EU-Kommission will in diesem Frühjahr Maßnahmen vorschlagen, mit denen die strategische Autonomie Europas in Bezug auf kritische Rohstoffe gestärkt werden soll. Argument ist auch, dass es ohne diese Autonomie keinen ökologischen und digitalen Wandel geben könne. Man sehe den geplanten Vorschlägen der Kommission mit großen Erwartungen entgegen, so Busch weiter.


In der Tagesschau am 12.01. unter Link ...jetzt anmelden!

>>>>>
mehr anzeigen (466 Wörter)
NEUE ANTWORT18.01.2023, 17:22 Uhr
EDIT: arktika
18.01.2023, 17:25 Uhr
Nutzer / in
arktika

Seltene Erden in Nordschweden! >>>>>

Und 2 Texte aus (natur)wissenschaftlichen Fachzeitschriften (naturgemäß mit weniger politischen u. wirtschaftl. Aspekten):

Größtes Seltenerd-Vorkommen Europas entdeckt
Schwedische Lagerstätte könnte mehr als eine Million Tonnen Seltenerdoxide enthalten

Rohstoffe für Zukunftstechnologien: Im schwedischen Kiruna wurde das größte Vorkommen von Seltenen Erden in Europa entdeckt. Mehr als eine Million Tonnen an Seltenerdoxiden könnten dort im Untergrund vorhanden sein – genug, um Europas Abhängigkeit von China bei diesen für Elektroautos, Windturbinen und andere Technologien nötigen Elementen zu verringern. Allerdings wird es noch zehn bis 15 Jahre dauern, bis der Abbau der im eisenhaltigen Mineral Apatit enthaltenen Seltenerdoxide beginnen kann.

Sie heißen Neodym, Scandium, Ytterbium oder Praseodym und gehören zu den begehrtesten Rohstoffen weltweit. Denn Seltenerdmetalle sind für viele moderne Technologien unverzichtbar. Aus ihnen bestehen beispielsweise die starken Permanentmagnete in den Generatoren von Windkraftanlagen, von Elektromotoren, Lautsprechern und den Laufwerken von Computerfestplatten. Auch für die Akkus von Elektrofahrzeugen werden Seltenerdmetalle benötigt.

Bisher ist Europa bei den Seltenen Erden zu rund 90 Prozent von Importen aus China abhängig. Dort liegen nicht nur die größten Vorkommen dieser Metallrohstoffe, auch fast alle Anlagen für aufwendige Trennung dieser immer als Gemisch im Roherz vorkommenden Elemente stehen dort.

Seltenerd-Vorkommen in Kiruna ist größtes in Europa

Doch nun weckt ein Fund in Nordschweden Hoffnung darauf, dass Europa in Zukunft zumindest einen Teil seines Bedarfs an Seltenerdmetallen selbst decken kann. Denn im nordschwedischen Kiruna hat der schwedische Bergbaukonzern LKAB eine große Lagerstätte von Seltenerdoxiden entdeckt. Das „Per Geijer“ getaufte Vorkommen beginnt in gut 300 Meter Tiefe und liegt mehrere Kilometer nördlich der bestehenden Eisenerzmine von Kiruna.

Nach Angaben von LKAB könnte das neue Selterdvorkommen mehr als eine Million Tonnen Seltene Erden in Form von Seltenerdoxiden umfassen. „Dies ist damit das größte bekannte Vorkommen von Seltenerd-Elementen in Europa“, sagt LKAB-CEO Jan Moström. Die Seltenerdoxide dieser Lagerstätte sind zusammen mit Phosphor in dem eisenhaltigen Mineral Apatit enthalten. Der Abbau dieses Erzes könnte daher gleich mehrere wichtige Rohstoffe liefern: Eisen, den für Dünger wichtigen und weltweit begehrten Phosphor sowie die Seltenerdmetalle. Die Seltenen Erden machen rund 0,2 Gewichtsprozent des Roherzes aus – also rund zwei Kilogramm pro Tonne Erz.

Mehr Unabhängigkeit von China

Das Seltenerd-Vorkommen in Schweden könnte Europa damit die Chance geben, diese kritischen Rohstoffe erstmals auf dem eigenen Kontinent zu fördern. Denn bisher werden noch nirgendwo in Europa Seltenerdmetalle extrahiert. Zwar gibt es auch zwei Seltenerdvorkommen auf Grönland, diese wurden bisher wegen der entlegenen, wenig erschlossenen Lage und der damit verbundenen hohen Kosten nicht abgebaut.

Dies ist in Kiruna anders: Dort wird schon seit mehr als 100 Jahren in großem Stil Eisenerz abgebaut, heute ist die Eisenerzgrube von Kiruna eine der größten der Welt und der größte Eisenlieferant in Europa. Die Bergwerke und Anlagen zur Erzaufbereitung sind über mehrere Bahnlinien mit Häfen und mit Anlagen zu Weiterverarbeitung verbunden. LKAB hat bereits damit begonnen, in rund 700 Meter Tiefe einen Stollen vom Eisenerzbergwerk zum neuen Seltenerdvorkommen vorzutreiben. Über diesen sollen die dort vorhandenen Erze beprobt und genauer untersucht werden.

Die in Kiruna entdeckte Menge an Seltenerdoxiden ist zwar im Vergleich zu den chinesischen Vorkommen klein – die größte Lagerstätte in China ist fast 40-mal umfangreicher. Dennoch könnten die in Schweden lagernden Seltenen Erden entscheidend dazu beitragen, Europa unabhängiger von chinesischen Importen zu machen.

Abbau frühestens in zehn Jahren

Allerdings: Bis die Seltenerdmetalle in Kiruna abgebaut werden können, wird es noch mindestens zehn Jahre dauern, wie auch LKAB betont. „Wir haben bisher noch nicht einmal das volle Ausmaß des Vorkommens gesehen und erwarten, dass es noch mehrere Jahre dauern wird, um die Lagerstätte und die Bedingungen für einen profitablen und nachhaltigen Abbau zu erforschen“, erklärte Moström. Auch die nötigen Genehmigungen und der Aufbau entsprechender Anlagen für die Verarbeitung und Aufbereitung der Seltenerdoxide kosten noch Zeit.

Das Bergbauunternehmen hat bereits damit begonnen, Technologien für die Extraktion von Seltenerdmetallen und Phosphor aus dem bei der Eisengewinnung übrigbleibenden Abraum zu entwickeln. Diese im Rahmen des Projekts ReeMAP gewonnen Erkenntnisse können nun beim Aufbau von Anlagen zur Aufkonzentration und Extraktion der Seltenen Erden helfen. Zudem sei man kürzlich eine Kooperation mit der norwegischen Firma REEtec eingegangen, die eine Technologie für die nachhaltige Trennung von Seltenerdmetallen entwickele, so Moström.

„LKAB plant bereits einen Industriepark in Luleå, in dem neue Technologien eine der Kreislaufwirtschaft gerechte Extraktion und Prozessierung von Phosphor, Seltenerd-Elemente und Fluor ermöglichen sollen“, so Leif Boström von LKAB. Allerdings wird es auch dort noch Jahre dauern, bis eine Produktion beginnen kann.


Am 13.01. auf scinexx.de unter Link ...jetzt anmelden!

>>>>>
mehr anzeigen (807 Wörter)
NEUE ANTWORT18.01.2023, 17:37 Uhr
EDIT: arktika
18.01.2023, 17:40 Uhr
Nutzer / in
arktika

Seltene Erden in Nordschweden! >>>>>

Und auch auf spektrum.de findet sich am 13.01. ein Beitrag
Größte Lagerstätte seltener Erden in Europa entdeckt
Link ...jetzt anmelden!

Diesen vier Artikeln sind einige Formulierungen gemeinsam:

- "Die Elektrifizierung, die Selbstversorgung der EU und die Unabhängigkeit von Russland und China werden in der Mine beginnen", sagte die Ministerin für Energie, Wirtschaft und Industrie, Ebba Busch, [...]

- Derzeit ist das größte Vorkommen dieser Metalle in China zu finden.

- Die EU-Kommission will in diesem Frühjahr Maßnahmen vorschlagen, mit denen die strategische Autonomie Europas in Bezug auf kritische Rohstoffe gestärkt werden soll.

- "Dies ist das größte bekannte Vorkommen an Seltenen Erden in Europa", wird Jan Mostrom, Geschäftsführer von LKAB, in einer Erklärung des Unternehmens zitiert.

- [...] Förderung sehr aufwendig, teuer und die Gewinnung zudem auch umweltschädlich ist. Deshalb werden Seltene Erden in der Regel nur in Verbindung mit anderen Bodenschätzen gewonnen.

- Seltene Erden werden meist in riesigen offenen Gruben abgebaut, wodurch die Umwelt verschmutzt und Ökosysteme gestört werden können. Bei unzureichender Regulierung können beim Abbau Tümpel mit Abwasser entstehen, das mit Säuren, Schwermetallen und radioaktivem Material angereichert ist sind und ins Grundwasser gelangen kann.

- Mit den nun in Schweden entdeckten Vorkommen könnte künftig ein großer Teil des EU-Bedarfs an Seltenen Erden gedeckt werden.

- Bisher ist Europa bei den Seltenen Erden zu rund 90 Prozent von Importen aus China abhängig. [...] Doch nun weckt ein Fund in Nordschweden Hoffnung darauf, dass Europa in Zukunft zumindest einen Teil seines Bedarfs an Seltenerdmetallen selbst decken kann.

- Dennoch könnten die in Schweden lagernden Seltenen Erden entscheidend dazu beitragen, Europa unabhängiger von chinesischen Importen zu machen.

- [...]strategisch bedeutende Rohstoffe.


==> Ein wichtiger Schritt also in Richtung Autarkie der EU (und damit auch der BRD), zumindest in bezug auf die "Seltenen Erden"!
mehr anzeigen (323 Wörter)
NEUER BEITRAG23.01.2023, 18:35 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' tp heute:

Sozialdemokraten streben für Deutschland außenpolitische Führungsrolle an

23. Januar 2023 Bernd Müller

In der Außen- und Sicherheitspolitik vollzieht die SPD einen Schwenk. Deutschland solle gegenüber Russland und China mehr Stärke zeigen – auch militärisch.

Die SPD-Spitze will die außenpolitischen Positionen ihrer Partei neu ausrichten: Deutschland solle in Europa, aber auch global als Führungsmacht auftreten, heißt es in einem 21-seitigen Grundsatzpapier mit dem Titel "Sozialdemokratische Antworten auf eine Welt im Umbruch".

Am Sonntag hatte tagesschau.de als Erstes aus dem Papier zitiert, noch bevor Gremien und Mitglieder der Partei Gelegenheit hatten, sich damit vertraut zu machen. Das SPD-Präsidium wollte sich erst am Montag damit befassen. Ende des Jahres soll dann ein Parteitag über die Neuausrichtung der sozialdemokratischen Außenpolitik entscheiden.

Die neue Rolle der Bundesrepublik leitet das Papier nicht aus den Interessen Deutschlands ab, sondern aus den Erwartungen anderer Länder.

Deutschland stehe zunehmend im Mittelpunkt vieler außenpolitischer Debatten und sei für viele Staaten ein wichtiger Partner, heißt es in dem Papier. "Und genau deshalb erwarten sie, dass Deutschland auf internationaler Ebene mehr Initiative zeigt und eine Führungsrolle einnimmt."

Die Führungsrolle Deutschlands leitet das Papier aus seiner wirtschaftlichen Stärke ab. "Nicht zuletzt aufgrund seiner Größe und wirtschaftlichen Stärke erwarten unsere europäischen Partner von Deutschland, seiner Verantwortung gerecht zu werden und eine Führungsrolle einzunehmen", wird in dem Papier weiter argumentiert.

Deutschland solle Partner einbinden, Impulse setzen, Orientierung geben und zugleich zwischen unterschiedlichen Interessen vermitteln und Gegensätze ausgleichen.

Macht müsse unter Umständen auch mit Gewalt ausgeübt werden, sind sich die Sozialdemokraten bewusst. Entsprechend heißt es in dem Papier, eigene Stärke sei eine Grundvoraussetzung für Frieden und eine regelbasierte Ordnung.

Deshalb sollen die militärischen Fähigkeiten der Bundeswehr gestärkt werden. Sie solle so ausgestattet werden, dass sie ihre Aufgaben im Zusammenspiel mit EU und Nato zu "jeder Zeit vollumfänglich" erfüllen könne.

Den 100-Milliarden-Euro-Sonderfonds für die Aufrüstung der Bundeswehr verstehen die Sozialdemokraten als klare Botschaft, dass Deutschland zu "mehr Verantwortung für die Durchsetzung unserer gemeinsamen Interessen im Sinne einer wertebasierten Friedensordnung" bereit sei. Auch das Bekenntnis zum Zwei-Prozent-Ziel der NATO wird als Botschaft in diesem Sinne verstanden.

In letzter Konsequenz bedeute dies aber auch, dass die Gesellschaft darauf vorbereitet werden müsse, dass Krieg wieder zu einem Mittel der Politik werden könne – primär mit Blick auf den Osten Europas.

Zu lange habe Deutschland "ausschließlich auf eine kooperative Zukunft mit Russland gesetzt und es versäumt, Szenarien für einen anderen Umgang mit Russland zu entwickeln", heißt es in dem Papier. Auch der Grundsatz, dass Frieden in Europa nur mit und nicht ohne Russland zu sichern sei, dürfe nicht länger gelten.

Das Verhältnis zu China müsse sich ebenfalls ändern, wenngleich man sich von der Idee einer völligen Abkoppelung distanziere und weniger auf die militärische Karte setze. Man benötige eine "europäische Resilienzstrategie, die Risiken verringert, auch mit Blick auf den Schutz kritischer Infrastruktur in Europa".

Wirtschaftliche Abhängigkeiten sollten minimiert werden. Bei der Beschaffung von Rohstoffen solle das Prinzip "China plus eins" gelten, "bei dem wir neben China immer auch einen alternativen Lieferanten haben", heißt es.

Die Sozialdemokraten wollen aber auch stärker auf Konfrontationskurs zu China gehen. Sie werfen der Regierung in Peking vor, die wirtschaftliche und militärische Vorherrschaft im indopazifischen Raum anzustreben. Zudem wolle sie das internationale System zugunsten Chinas umgestalten.

Deshalb fordert das Papier: "Der Dialog mit China sollte gesucht und robust und konstruktiv-kritisch geführt werden". Menschenrechtsverletzungen und Protektionismus sollen dabei angesprochen werden. Auch wolle man der Regierung in Peking deutlich machen, dass die Taiwanfrage nur mit friedlichen Mitteln gelöst werden könne. (Bernd Müller)


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (655 Wörter)
NEUE ANTWORT23.01.2023, 20:36 Uhr
EDIT: FPeregrin
23.01.2023, 20:47 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Kommentar in der jW von morgen:

Rüstungsgarantie

SPD-Papier zur Außenpolitik

Von Arnold Schölzel

Lars Klingbeil ist Rüstungslobbyist und SPD-Kovorsitzender. Die zweite Funktion leitet sich aus der ersten ab. Am 24. Februar 2022 kramte er zusammen mit Olaf Scholz aus irgendeinem Schrank das fette, seit langem herumliegende Aufrüstungsprogramm, das der Kanzler »Zeitenwende« nannte, und betätigt sich seitdem als »zweibeinige Panzerhaubitze« (Sevim Dagdelen). Er hält regelmäßig »Grundsatzreden«, in denen er die Weltlage aufs Wesentliche schrumpft: Russland ist ein Verbrecherstaat, China muss draußen bleiben. Den von Egon Bahr überlieferten Satz, für die Bundesrepublik seien die USA unverzichtbar, Russland aber sei unverrückbar, halbiert er mit leichter Hand. Einer wie Klingbeil hält geographisch-politische Gegebenheiten selbstverständlich für verrückbar. Damit ist er aufgewachsen: Jugoslawien ohne UN-Mandat bombardieren und anschließend als einen »Krieg in Europa« vergessen – das war seine SPD-Kindheit. Für den SPD-Erwachsenen heißt das: Gegen die Moskowiter muss seine Partei mit Mann und Maus zu Felde ziehen, wie schon 1914. Die neue gelbe Gefahr wird vorerst durch symbolische Expeditionskorps wie die Fregatte »Bayern« abgewehrt, aber bei Symbolik muss es nicht bleiben. Größenwahn, zumal deutscher, kennt keine Grenzen.

Seit Montag ist das auf 21 Seiten – abgenickt von SPD-Präsidium und vom Kanzler, der das laut Klingbeil »ganz gut« fand – nachzulesen. Es nennt sich »Neuausrichtung sozialdemokratischer internationaler Politik«. Das Papier enthält sogar einige Passagen, in denen die SPD nicht allein auf Kriegsvorbereitung setzt, sondern auf »regelbasiert«. Das Wort taucht als Attribut von »Ordnung« öfter auf. So erhalten auch Rolf Mützenich und andere »linke« Bedenkenträger Brocken hingeworfen. In einem Anflug von Ehrlichkeit vermeidet die SPD eine Vokabel wie »Völkerrecht«, ersatzweise gibt es »Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg« gleich mehrfach.

Die deutschen Sozialdemokraten ziehen aus letzterem nun die Konsequenz: Solange sich bei den Moskowitern nichts ändert, »wird die Sicherheit Europas vor Russland organisiert werden müssen«. Nicht mit. Bei der Vorstellung des Papiers antwortete Klingbeil auf die Frage, was das denn heiße, man werde weiter Gespräche führen und Kontakte halten, vor allem bedeute das jedoch: 100 Milliarden Euro Sondervermögen, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung fürs Militär, »Produktionsgarantie für die Rüstungsindustrie« usw. Der Inhalt folgt Klingbeils Funktion: Die Rheinmetall-Aktie weiter steigen lassen, Profite mit Kriegsgeräten langfristig planbar machen, in Planwirtschaft überführen. Es ist wie im Kriegssozialismus, den die SPD 1914 ausbrechen sah.

Die SPD hat übrigens 2022 ganze 14.000 Mitglieder verloren, das war überdurchschnittlich. Von fast einer Million 1990 sind 379.000 übrig. Mit Klingbeil hat sie jetzt wieder ein klares Ziel. Ist in Krieg und Krise schon viel.


Link ...jetzt anmelden!

Das ist mir zu wenig! Es geht ja erkennbar auch darum, eine stärker eigenständige Rolle gegenüber der imp. Konkurrenz zu entwickeln. Taktisch läßt sich mit diesem Papier auch eine Nicht-Lieferung von Leopard-2 an die Ukraine begründen. Ob das den Zeitpunkt mitbestimmt hat? - Was wir aber wissen können und müssen: der dt. Imp. in Sozifassung ist nicht friedlicher, er ist einfach nur "deutscher"!

#Nationalsozialdemokratismus
mehr anzeigen (517 Wörter)
NEUE ANTWORT24.01.2023, 15:59 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Unser Führer - so er noch lebte - würde weinen vor Glück ob dieser Gefolgschaft.
mehr anzeigen (18 Wörter)
NEUE ANTWORT25.01.2023, 22:12 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Na, das mit Nix-Panzer-Lieferung an die Ukraine hat sich ja nun erledigt. Die BRD als "neuer 1000jähriges Reich-Versuch?" befindet sich nun wieder in vollem Galopp auf dem neuen Ostlandritt - irgendwann MUSSSS es doch mal klappen.
Selenskij hat sein Weihnachtsgeschenk, die vielen schönen neuen Panzer nun bewilligt gekriegt, und was ihn besonders freuen wird, der BRD "untergeordnete" Staaten dürfen ihre, die sie selbst von der BRD gekriegt haben, auch weiter an die armen ukrain. FaschistInnen schicken. "Oh Tannebaum" fällt mir dazu ein. Was wird der Selenskij (+ KumpanInnen) sich freuen!
Nur der doofe russische Botschafter in Berlin freut sich nicht. Vermutlich, weil er kein Faschist ist. Oder weil er ein "Putin-Versteher" ist. Was auch immer ...

Er hat diesen Beschluß jedenfalls - und das zu recht - als eine "äußerst gefährliche Entscheidung" verurteilt.

Dazu schreibt RTdeutsch heute

Deutsche Panzer gehen wieder an die "Ostfront" – Russlands Botschafter zur Leopard-2-Entscheidung

Sergei Netschajew, der Botschafter der Russischen Föderation in Berlin, hat die verkündete Bereitschaft der Bundesregierung, nun auch deutsche Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 an die Ukraine zu übergeben, als eine "äußerst gefährliche Entscheidung" verurteilt. Die Beachtung Roter Linien gehöre nun der Vergangenheit an, heißt es dazu.


Sergei Netschajew hat als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland in Berlin auf die Entscheidung des Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) reagiert, deutsche Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Dies sei ein äußerst gefährlicher Beschluss, welcher eine weitere Eskalationsstufe im Ukraine-Konflikt zur Folge haben werde, schreibt er in seiner Stellungnahme. Der Schritt widerspreche den Ankündigungen deutscher Politiker über die ablehnende Haltung Deutschlands gegenüber Versuchen, sich in den bestehenden Konflikt hineinziehen zu lassen. Netschajew stellt klar:

" Die Entscheidung Berlins bedeutet, dass die Bundesrepublik ihr Bekenntnis zur historischen Verantwortung für gräuelhafte Verbrechen endgültig aufgibt, die vom Nationalsozialismus im Großen Vaterländischen Krieg an unserem Volk begangen wurden und keine Verjährung kennen."

Somit werde der schwierige Weg in der Nachkriegszeit zur Versöhnung zwischen Russen und Deutschen vergessen gemacht, stellt der russische Botschafter fest. Und weiter heißt es:

"Mit Zustimmung der Bundesregierung sollen wieder Kampfpanzer mit deutschen Kreuzen an die 'Ostfront' geschickt werden, was nicht nur zum Tod russischer Soldaten, sondern unausweichlich auch zum Tod von Zivilisten führen wird."

Seinen Beschluss über die Panzerlieferung habe Berlin am 80. Jahrestag des Durchbrechens der deutschen Blockade von Leningrad gefasst, welche Hunderttausende von Sowjetbürgern das Leben gekostet hatte, erinnert Netschajew. Damit werde jeder Rest gegenseitigen Vertrauens zunichtegemacht und der ohnehin schon beklagenswerte Zustand der russisch-deutschen Beziehungen irreparabel beschädigt. Die Leopard-2-Entscheidung lasse Zweifel aufkommen, dass die Beziehungen in absehbarer Zeit normalisiert werden könnten. Der russische Botschafter stellt fest:

" Ein weiteres Mal überzeugen wir uns, dass Deutschland genauso wie seine engsten Verbündeten nicht an einer diplomatischen Lösung der ukrainischen Krise interessiert ist, diese permanent eskalieren lassen und das Regime in Kiew mit immer neuen todbringenden Waffen uneingeschränkt aufrüsten will. «Rote Linien» gehören somit der Vergangenheit an."

Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, teilte am Mittwoch nochmals öffentlich mit, die Bundesregierung habe entschieden, den ukrainischen Streitkräften Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 zur Verfügung zu stellen. Deutschland liefere der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A6. Zudem erteile die Bundesregierung anderen Staaten die Genehmigung zur Lieferung dorthin exportierter, eigener Leopard-Panzer an die Ukraine.


Link ...jetzt anmelden!

Aber eins muß man dem BRD-Regime lassen: Es hat ein geschicktes Händchen für gutes Timing. Den 80. Jahrestag des Durchbrechens der deutschen Blockade von Leningrad für einen solchen Beschluß auszuwählen, ist schon ziemlich dreist. Deutlicher kann man sein "Wir scheißen auf den Russen (den Untermenschen)" kaum zeigen.
mehr anzeigen (651 Wörter)
NEUE ANTWORT25.01.2023, 22:38 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Begeisterungsstürme in weiten Teilen der deutschen Politik und - wen wundert 's - in der Ukraine; Widerspruch bei PDL und AfD:

"Die Entscheidung war zäh, sie dauerte viel zu lange, aber sie ist am Ende unausweichlich. Dass Deutschland die Lieferung seines Panzers Leopard 2 durch Partnerländer freigibt und auch selbst liefert, ist eine erlösende Nachricht für das geschundene und tapfere ukrainische Volk."
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP)

" [...] die Entscheidung "sei richtig""
"So bleibt das Bild eines Getriebenen, der zu lange gezögert hat."
Friedrich Merz (CDU)

Bei den ÖkofaschistInnen
"Natürlich wäre es besser gewesen, die Entscheidung schneller zu treffen, insbesondere für das Ansehen Deutschlands in Europa. Aber besser spät als gar nicht."
Anton Hofreiter

"The #Leopard’s freed! Jetzt kann er hoffentlich schnell der Ukraine bei ihrem Kampf gegen den russischen Angriff und für die Freiheit der Ukraine und Europas helfen."
Katrin Göring-Eckardt

"Halleluja! Jesus Christus!"
"Und nun, liebe Verbündete, lasst uns eine starke Kampfjet-Koalition für die Ukraine auf die Beine stellen, mit F-16 und F-35, Eurofightern und Tornados, Rafale und Gripen-Jets [schwed. Kampfflugzeuge, die ziemlich gut sein sollen; arktika]– und allem, was ihr der Ukraine liefern könnt."
Andrei Melnyk (früherer ukrainischer Botschafter in Deutschland und jetziger stellvertretender Außenminister der Ukraine)

Es sind schon die Richtigen, die da zusammen jubeln und geifern ...

Alles aus Deutsche Leopard-Panzer an die Ukraine? Ampel und CDU frohlocken – Kritik von Die Linke und AfD
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (250 Wörter)
NEUE ANTWORT26.01.2023, 02:20 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Melnyk hat ja in der Logik des Krieges nicht unrecht: schnelle Panzer ziehen sinnvollerweise die Notwendigkeit einer schnelle Luftbegleitung nach sich usw. Da das aber - wie vermutlich bereits die Panzerlieferungen - kleckerweise passieren wird, wird das im wesentlichen Quantität und Qualität der Ukrainischen Kriegsopfer erhöhen.
mehr anzeigen (49 Wörter)
NEUE ANTWORT05.02.2023, 22:06 Uhr
EDIT: FPeregrin
05.02.2023, 22:13 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "Melnyk hat ja in der Logik des Krieges nicht unrecht: schnelle Panzer ziehen sinnvollerweise die Notwendigkeit einer schnelle Luftbegleitung nach sich usw. Da das aber - wie vermutlich bereits die Panzerlieferungen - kleckerweise passieren wird, wird das im wesentlichen Quantität und Qualität der Ukrainischen Kriegsopfer erhöhen. "

Also das mit dem kleckerweisen Liefern bzw. Nicht-Liefern der Leopard-2 könnte das so hinkommen - jW morgen:

"Die von Bundeskanzler Olaf Scholz angestrebte breite NATO-interne Koalition bei der Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine wackelt nach einem Bericht des Spiegels, noch bevor der erste »Leopard« in Marsch gesetzt wurde. Beim Versuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius, im Rahmen einer Telefonkonferenz konkrete Zusagen für Panzerlieferungen von seiten anderer Besitzer von »Leopard 2«-Panzern einzuholen, habe sich der deutsche Minister nur Absagen eingehandelt, meldete die Redaktion am Wochenende. Weder die Niederlande noch Polen, die im Vorfeld mit am lautesten nach den Panzerlieferungen gerufen hatten, hätten jetzt Zeithorizonte für solche Lieferungen nennen wollen. Polen sei bereit gewesen, Panzer zu liefern, aber keine Ersatzteile, Portugal sei die benötigte Munition zu teuer gewesen, und die Regierung in Den Haag habe sich auf nichts festlegen wollen, meldete das Hamburger Magazin. Aus Kanada hieß es unterdessen am Sonnabend, dass der erste von vier versprochenen »Leopard 2« auf dem Weg in die Ukraine sei."

Link ...jetzt anmelden!

Offenbleiben muß erstmal, ob das Folge eines normalen kapitalistischen Kooperationsunvermögens ist, oder ob hier eine Exit-Strategie sichtbar wird, weil man den Krieg im imperialistischen Lager als nicht siegreich zu beenden zu erkennen beginnt. Wir werden sehen.

P.S.: Dieser Thread hat gerade Berührung zu einem anderen (Über die Ukraine hinaus); ich verlinke mal quer:
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (299 Wörter)
NEUE ANTWORT26.01.2023, 02:30 Uhr
EDIT: FPeregrin
26.01.2023, 02:34 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Nur eine lustige onomastische FN: "der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit" - Auch wenn man sich bereits schon lange an diesen Namen gewöhnt hat und man ihn nicht mehr etymologisiert - er ist an sich auch so schon ziemlich durchsichtig, aber ich zitiere mal Bahlow (Deutsches Namenlexikon) s.v. Hebe(n)streit: "verbreiteter Ü[ber-]N[ame] für Streitsüchtige." Und eine schöner Name für einen imperialistischen Regierungssprecher in Kriegszeiten! Bitte nicht deshalb zurücktreten! - Sein heiliger Vornamensvetter wurde übrigens gesteinigt. Was Eltern ihren Kinder alles so für Wünsche mitgeben ...
mehr anzeigen (104 Wörter)
NEUE ANTWORT29.01.2023, 12:22 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' ZdA heute:

Weshalb liefert die Deutsche Bundesrepublik Panzer für den Krieg gegen Russland?

Gastautor: Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck

Um die Frage zu beantworten, weshalb die Deutsche Bundesrepublik anstatt für den Frieden einzutreten wieder „Tanks“ gegen Osten rollen lässt, genügt es, die Website des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall zu öffnen. Dort wird zu Jahresbeginn von dem seit 2013 am Standort der Konzernzentrale in Düsseldorf amtierenden Vorsitzenden des Vorstandes der Rheinmetall Armin Papperger (*1963) gejubelt:

„Mit unserer neuen organisatorischen Aufstellung und dem einheitlichen Markenauftritt als integrierter Technologiekonzern haben wir exzellente Voraussetzungen geschaffen, um den Wandel der Märkte mitzugestalten und unsere ehrgeizigen mittelfristigen Ziele für nachhaltiges profitables Wachstum zu erreichen“.

Diese nette Pressemitteilung wird erläutert:

„Als europäisches Systemhaus für Heerestechnik steht Rheinmetall für langjährige Erfahrung und Innovationen bei gepanzerten Fahrzeugen, bei Waffensystemen und Munition sowie auf den Gebieten der Flugabwehr und der Elektronik. Daneben bedient Rheinmetall aber auch die Anforderungen der Marine, der Luftwaffe und den Bereich der inneren Sicherheit. Ob für teilstreitkräftespezifische oder übergeordnete Anforderungen, ob für äußere oder innere Sicherheit – die Divisionen verfügen über ein breites Produktportfolio an Plattformen und Komponenten, die als Einzel- und als vernetzte Systemlösungen angeboten werden. Das macht Rheinmetall in diesem Bereich zu einem wichtigen Partner der Bundeswehr und der Streitkräfte verbündeter Nationen sowie befreundeter Armeen und von zivilen staatlichen Sicherheitskräften“.

Man muss kein Rüstungsspezialist sein, um den Schluss zu ziehen, dass aufgrund der weltweiten Kriege Rheinmetall seine Umsätze stetig gesteigert und 2021 einen (ausgewiesenen) Umsatz von 5.658 Mio. EUR erzielt hat. Und weil die deutsche Rheinmetall „Die Zukunft im Visier“ hat, wird voll Stolz berichtet, dass im ungarische Várpalota die Grundsteinlegung für ein neues Rheinmetall-Werk erfolgt ist, in dem in Zusammenarbeit mit dem ungarischen Staat künftig Munition für verschiedene Systeme hergestellt wird. Die Produktion von Spezialautos, welche die deutsche Wehrmacht erstmals in Charkow zur Vergasung von Sowjetbürgern eingesetzt hat, wird von der deutschen Rüstungsindustrie nicht mehr als notwendig eingeschätzt. Um konkreter zu werden, stellt Rheinmetall fest:

„Als langfristiger strategischer Partner des NATO- und EU-Mitgliedstaates Ungarn wird die Rheinmetall AG mit ihrem Werk dann in der Lage sein, Munition zu produzieren, die zum Beispiel für den Leopard 2‑Panzer (Kaliber 120mm) und die Panzerhaubitze 2000 (Kaliber 155mm) benötigt wird. Diese Systeme werden auch von der ungarischen Armee eingesetzt. Ein Teil der Produktion ist für den Bedarf der Streitkräfte des Landes bestimmt, einige Produkte für den internationalen Markt“.

Für die deutsche Rheinmetall ist Ungarn deutsches Bruderland: „Rheinmetalls moderner Schützenpanzer Lynx hat das nächste Zwischenziel genommen: Pünktlich zu Beginn des Jahres 2023 begann im Heimatland des Erstkunden, dem NATO-Mitglied Ungarn, die Low-Rate Initial Production (LRIP). Diese Vorserienproduktion gilt als wichtiger Meilenstein, der auch die Fertigung des Mittelkaliber-Turms Lance sowie weitere Lynx-Varianten umfasst. Die Serienfertigung (Full-Rate-Production/FRP) soll im Juli 2023 beginnen“.

Am 12 September 1990 hat der Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland, abgeschlossen zwischen der BRD und der DDR einerseits sowie Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und den USA andererseits (2+4 Vertrag) festgehalten, „dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen“ soll und „Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen“. Verträge sind Papier. Die deutsche Politik identifiziert sich mit den Interessen der deutschen Wirtschaft. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich an den völkerrechtswidrigen Kriegen gegen Jugoslawien (1999), gegen Afghanistan (2001), den Irak (2003) und gegen Libyen (2011) beteiligt und jetzt eben will sie für ihre Rüstungsindustrie am Krieg gegen Russland profitieren. Nur nebenbei sei bemerkt, dass von der DDR nie ein Aggressionskrieg ausgegangen ist. Vergeblich ruft der von der deutschen Kirche als Ketzer angeklagte Papst Franziskus immer wieder dazu auf, sich den Gewinninteressen der Rüstungsindustrie zu widersetzen und konkret Frieden zu stiften.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (665 Wörter)
NEUE ANTWORT29.01.2023, 22:52 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Stichwort 'Rheinmetall' - auf tp schreibt Harald Neuber heute u.d.T. Rheinmetall fordert mehr Geld, USA und Polen bereit für Kampfjets für Ukraine u.a.:

"Der Chef des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Paperger, hat vor einem Treffen von Waffenherstellern mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eine Erhöhung des deutschen Verteidigungsetats gefordert. /
Die zusätzlichen Mittel sollten unabhängig von dem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. "Wir brauchen Entscheidungen über das Budget", sagte der Manager in einem Interview. / "Die 51 Milliarden Euro im Einzelplan 14 werden nicht reichen, um alles beschaffen zu können. Und die 100 Milliarden sind bereits verplant und teils schon durch die Inflation aufgezehrt", so Paperger weiter. / Der genannte Budgetplan bezeichnet den Verteidigungshaushalt im Bundeshaushalt. Lastwagen und Munition hätten im vergangenen Jahr nicht geliefert werden können, weil kein Geld mehr vorhanden war. / "Wenn wir Erfolg haben wollen, und nicht nur mit dem 100-Milliarden-Paket, müssen wir heute einen nachhaltigen Einzelplan 14 über die nächsten zehn Jahre haben", so Paperger gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. / Pistorius hatte nach seinem Amtsantritt vor wenigen Tagen angekündigt, zeitnah Gespräche mit der Industrie zu führen. Auch hatte er eingeräumt, dass der sogenannte 100-Milliarden-Euro-Sonderfonds für die Bundeswehr nicht ausreichen werde – ebenso wenig wie der 51-Milliarden-Euro-Gesamthaushalt. / Rheinmetall habe indes die Produktionskapazitäten ausgebaut, sagte Paperger. Im vergangenen Jahr seien allein rund 2.000 neue Mitarbeiter eingestellt worden."


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (252 Wörter)
NEUER BEITRAG26.01.2023, 16:15 Uhr
Nutzer / in
Lars

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "Die Debatte darüber, mit welchen Waffen die Ukraine noch unterstützt werden soll, wird in jedem Fall weitergehen: Nach dem Leopard ist vor dem Tornado, ob ihn der Kanzler jetzt ausschließt oder nicht."
aus dem Leitkommentar der FAZ, 26.01.2023
mehr anzeigen (42 Wörter)
NEUER BEITRAG29.01.2023, 18:21 Uhr
Nutzer / in
Lars

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Die DKP fordert die Entlassung von Frau Baerbock und prüft rechtliche Schritte:

Link ...jetzt anmelden!

Es geht dabei insbesondere um die Äußerung beim Europarat, wonach "wir" Krieg gegen Rußland führen. Auch beispielsweise in der FAZ wird es so interpretiert, dass eine Außenministerin -und als solche hat sie dort gesprochen - rechtsverbindliche Erklärungen abgeben kann. Russland könnte dies somit durchaus als Kriegserklärung bewerten. Insbesondere weil es nicht wirklich vom Kanzler dementiert oder "geradegerückt" wurde. Im Übrigen betont ja Frau Baerbock gelegentlich, dass sie Völkerrechtlerin sei. Insofern müsste es ihr selbst sogar klar sein, was sie da gesagt hat...
mehr anzeigen (110 Wörter)
NEUE ANTWORT29.01.2023, 21:01 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Seit meinen frühen Anarcho-Tagen trage ich die Erkenntnis mit mir herum, daß es unterm Strich dasselbe ist, ob man von Idioten oder Verbrechern regiert wird. Dies nur als btw. Es fiel mir aber gerade wieder ein.
mehr anzeigen (37 Wörter)
NEUE ANTWORT29.01.2023, 21:38 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Irgendwoher kenne ich auch den Spruch: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.
mehr anzeigen (14 Wörter)
NEUER BEITRAG29.01.2023, 21:35 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Reinhard Lauterbach in der jW von morgen:

Bundesheuchler

Kanzlerworte zum Ukraine-Krieg

Von Reinhard Lauterbach

Wenn man nicht wüsste, wozu Interviews Politikern dienen – zur Selbstdarstellung –, könnte man nach dem Gespräch des Kanzlers mit dem Tagesspiegel fast Mitleid mit ihm bekommen. Einerseits Phrasen – natürlich ist der Ukraine-Krieg »furchtbar«, aber wenn er »unsinnig« wäre, also niemand gute Gründe für ihn wüsste, würde er nicht geführt. Andererseits ein Regierungshandeln, das die eigenen Phrasen konterkariert. Da soll ein »Überbietungswettbewerb« bei den Waffensystemen vermieden werden, sagt derjenige, der noch Anfang letzter Woche mit der Zustimmung zur Lieferung von »Leopard«-Panzern an die Ukraine an diesem Überbietungswettbewerb mitgewirkt hat. Und damit auch daran, dass aus dem Ukraine-Krieg genau das wird, was Scholz angeblich im Sinne seines Amtseides verhindern will: ein Konflikt zwischen Russland und der NATO. Was Baerbock immerhin vor dem Europarat ehrlich genug war auszusprechen. Nur etwas zu unvorsichtig.

Denn so verdruckst, wie die Äußerungen des Kanzlers daherkommen, sind sie genau das passende Element der kriegspropagandistischen Bearbeitung der deutschen Bevölkerung zum jetzigen Zeitpunkt. Deren erstes Prinzip lautete 1914 wie 1939, den Leuten einzureden, der jeweilige Krieg sei »uns« aufgezwungen worden, und so wird dann auch die Bezeichnung des Krieges als »unsinnig« bei Scholz durchaus zweckmäßig. Denn wenn man kaum nach der ja nicht unumstrittenen Panzerlieferung die nächste Sau durchs Dorf treibe und NATO-Kampfflugzeuge für Kiew fordere, dann untergrabe dies »das Vertrauen der Bürger in staatliche Entscheidungen«, auf deutsch: gefährde womöglich die öffentliche Akzeptanz der schon nicht einmal mehr schleichenden Eskalation.

Dabei wird in Sachen Krieg überhaupt nichts aufgezwungen. Er ist immer das Ergebnis politischer Entscheidungen: der Ukraine, sich zum NATO-Vorposten aufzuhübschen, Russlands, sich das nicht bieten zu lassen, und der NATO, eine Umkehrung des Kräfteverhältnisses in Osteuropa nicht zuzulassen und einen russischen Sieg in dieser Auseinandersetzung verhindern zu wollen. Wenn Scholz und Baerbock jemandem etwas aufzwingen wollen, dann dem Rest der Welt ihre Sichtweise. Allerdings holen sie sich dabei erfreulicherweise eine Abfuhr nach der anderen: erst in Afrika, jetzt in Lateinamerika, wo der argentinische Präsident Alberto Fernández Scholz kühl erwiderte, weder sein Land noch irgendein anderes in Lateinamerika hätten vor, sich in diesen Krieg einzumischen oder dorthin Waffen zu liefern, sie wünschten sich vielmehr ein möglichst rasches Ende des Krieges. Das ist genau das, was Scholz und Baerbock ausdrücklich nicht wollen, weil es Russland einen politischen Erfolg zugestehen und eine geopolitische Niederlage der NATO dokumentieren würde: ein rasches Kriegsende. Deshalb darf weiter geschossen und gestorben werden. Furchtbar, aber nicht unsinnig.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (450 Wörter)
NEUER BEITRAG05.07.2023, 18:23 Uhr
EDIT: FPeregrin
05.07.2023, 18:29 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

Deutscher "grüner" Wasserstoff So langsam muß ich wohl meinen Verdacht nicht mehr begründen, "daß der ganze Kult um die "Erneuerbaren" Soundtrack einer Autarkie-Strategie ist."

scinexx fragt - und beantwortet auch gleich selbst - heute: Wie teuer wird grüner Wasserstoff? Heimische H2-Produktion wäre günstiger als Import per Schiff :
Link ...jetzt anmelden!

Weil auch noch zwei Graphiken drin sind, hier als pdf:
• PDF-Datei Wie teuer wird grüner Wasserstoff - H...
1,1 MB | application/pdf
...zum Download anmelden.
mehr anzeigen (74 Wörter)
NEUER BEITRAG15.11.2023, 11:10 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' jW heute:

Truppe wieder fit

Deutsche Armee laut Studie mindestens so stark wie französische und britische Streitkräfte

Von Felix Jota

Weil sich am Sonntag der Gründungstag der Bundeswehr zum 68. Mal jährte, hörte man schon in der vergangenen Woche von interessierter Seite die üblichen Klagen über eine angeblich fehlende Verteidigungsfähigkeit der Truppe, die von den Leitmedien gern unkritisch aufgegriffen werden. Dass diese Beschwerden einer sachlichen Grundlage entbehren, hat nun eine Studie bekräftigt, die das Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC) im Auftrag von Greenpeace erstellt hat. Am Dienstag zitierte dpa daraus.

Die Konfliktforscher sehen die Bundeswehr bei den Faktoren Ausrüstung und Einsatzbereitschaft etwa gleichauf mit den Streitkräften der zwei wichtigsten NATO-Verbündeten in Europa, Frankreich und Großbritannien.

»Die Bundesrepublik ist entgegen allen Behauptungen nicht verteidigungsunfähig«, schreiben die Autoren der Studie. Tatsächlich sei die Bundeswehr hinsichtlich Bewaffnung, Personalstärke und Einsatzbereitschaft vergleichbar mit den »gemeinhin einsatzbereiter und kampfkräftiger eingeschätzten Streitkräften Frankreichs und Großbritanniens«. Die Hauptwaffensysteme der deutschen Armee seien insgesamt sogar »deutlich moderner als die der beiden NATO-Partner«.

Die Wissenschaftler schlussfolgern: »Die Bundeswehr wurde weder kaputtgespart, noch ist Deutschland nicht in der Lage, einen vergleichbaren Beitrag zur Bündnisverteidigung zu leisten wie die beiden ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates.« Das Beispiel der Bewaffnung illustriert die Absurdität von Behauptungen, wie sie etwa von der Wehrbeauftragten Eva Högl (SPD) geäußert wurden, nach denen die Bundeswehr »von allem zu wenig« habe. Laut Studie sind die deutschen Landsysteme mit einem Durchschnittsalter von unter 20 Jahren im Mittel sieben Jahre jünger als die Systeme Frankreichs und fast zehn Jahre jünger als die Großbritanniens. Die BRD besitze mit dem »Leopard 2«-Arsenal zudem nicht nur die meisten, sondern auch die moderneren Kampfpanzer.

Bei dem Personal scheint die deutsche Armee ebenfalls »gut aufgestellt« zu sein. Nach aktuellen Daten aus dem Jahrbuch »Military Balance« des International Institute for Strategic Studies (IISS/2023) rangiere Deutschland 2022 mit 183.150 Soldaten auf Platz zwei, nach Frankreich, aber vor Großbritannien.

Bei den finanziellen Aufwendungen dürften deutsche Militaristen, zumindest im Vergleich zu den beiden NATO-Verbündeten, eigentlichs nichts zu meckern haben. Hier weist die Studie die Erzählung einer angeblichen Unterfinanzierung als unbegründet zurück. So habe die BRD im Zeitraum von 1993 bis 2022 1.408,8 Milliarden US-Dollar für ihre Streitkräfte aufgewendet und liege damit noch vor Frankreich, das im selben Zeitraum (ohne Ausgaben für Atomwaffen) 1.401,39 Milliarden US-Dollar ausgab.

Dazu kommt die enorme Steigerung des Rüstungsetats, der zwischen 2014 und 2022 von rund 32 Milliarden Euro auf 50,3 Milliarden Euro gewachsen sei, ein Zuwachs von über 50 Prozent. Damit war die Bundesrepublik laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) bereits 2020 das Land mit den weltweit siebtgrößten Militärausgaben.

Bezeichnend ist, dass die Debatte um die angeblich »kaputtgesparte Bundeswehr« bereits im Oktober 2014 wie orchestriert begann, als sich Gutachten von Rüstungslobbyverbänden zur »Agenda Rüstung« häuften, die von entsprechenden Meinungsbeiträgen in Leitmedien flankiert wurden. Das hatte Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) in einer Studie aus dem Oktober 2022 gezeigt.

Im Gesamtbild gehen die Forscher vom BICC davon aus, »dass sich die Effizienz Deutschlands und Frankreichs bei der Bewaffnung ähnelt, während das Vereinigte Königreich – mit seinen sehr veralteten Landwaffensystemen – etwas schlechter abschneidet«. Die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zuletzt versprochenen dauerhaft hohen Rüstungsausgaben waren bereits wegen den dafür notwendigen Kürzungen in nahezu allen anderen Bereichen kritisiert worden. Die neue Studie zeigt nun, wie die Erhöhung von Militärausgaben in Deutschland zusätzlich mit Unwahrheiten begründet wird.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (610 Wörter)
NEUE ANTWORT15.11.2023, 18:46 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "[...] zeigt nun, wie die Erhöhung von Militärausgaben in Deutschland zusätzlich mit Unwahrheiten begründet wird."
Was wird in diesem Staat eigentlich NICHT "mit Unwahrheiten" begründet???
mehr anzeigen (31 Wörter)
NEUE ANTWORT16.11.2023, 12:52 Uhr
Nutzer / in
Lars

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Bemerkenswerte Studie. Zwischendurch einmal die Wahrheit sozusagen. Warum das Greenpeace macht, keine Ahnung, aber gut! Traurig genug, dass Linke eher größere Experten für die Rüstung der USA sind, na denn.
Wer sich in die komplette Studie vertiefen will, findet sie hier:
Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (53 Wörter)
NEUE ANTWORT18.11.2023, 18:03 Uhr
EDIT: arktika
18.11.2023, 18:06 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Sehr gut, daß Du die Studie hier mal komplett reingestellt hast!!! Es reicht eigentlich schon, die kurze Zusammenfassung vor dem eigentlichen Text zu lesen, das ist auch in der Kurzform sehr deutlich u. klar.
Aber sie auch in der Langform zu haben, ist auf jeden Fall besser, wenn man mal irgendwelche Details benötigt, weil man Dumpfgelaber oder stumpfem Nachgeplapper der Staatspropagande fundiert entgegnen will!

"Warum das Greenpeace macht, [...]"
Vielleicht weil für Rüstung und ganz besonders, wenn damit dann auch noch immer mehr rumgekriegt wird, ja auch - vom Rohstoffabbau bis hin zu den Spätfolgen der "Altlasten" - die Umwelt bedroht wird?! Entspräche damit Greenpeace 's Arbeitsfeld. Oder sie wollen insgesamt mit "Antimilitarismus/-krieg(e)" erweitern. Würde dann auch ein Unterscheidungsmerkmal sein zu manchen doch sehr unpolitischen "Wir-müssen-unser-Klima-retten"-Gruppierungen. Marketing ist ja leider auch in der Branche nicht unwichtig, wenn man was verkaufen will.
Oder es ist einfach doch etwas Bewußtsein vorhanden, was über ökoöko hinaus geht?! Wird die Zukunft zeigen müssen - ich wage da keine Prognose.

#greenpeace
#greanpeaceMilitaerstudie
#Militaerstudie
mehr anzeigen (182 Wörter)
NEUER BEITRAG20.11.2023, 15:27 Uhr
Nutzer / in
arktika

kriegsgeil - kriegsgeiler - pistolerius Nachdem Boris Pistolerius sich zuvor schon in Niedersachsen im Messerwetzen üben konnte, will er nun groß als neuer "Ostlandritt"-Meister rauskommen. Zumindest ideell ein neuer GröFaZ - treu in den Fußspuren seiner Vorbilder ... -, aber in der (vergeblichen!) Hoffnung, erfolgreicher zu enden. Bis dann wieder die Durchsagen erschallen "Stalingrad - Massengrab - alle 30 Sekunden stirbt ein deutscher Soldat".
Zu seinem Geschrei nach "Kriegstüchtigkeit" und "Kampfbereitschaft" und den korrelierenden "Führungs"ansprüchen ein Artikel auf german-foreign-policy vom 13. November:

„Kriegstüchtigkeit“ als Handlungsmaxime
Neue Verteidigungspolitische Richtlinien verlangen von der Bundeswehr „Kriegstüchtigkeit“ und orientieren auf Krieg mit Russland. Berlin erhofft sich auch militärischen Machtzuwachs in NATO und EU.


BERLIN (Eigener Bericht) – Die Bundesregierung will die deutsche Armee weiter für einen möglichen Krieg gegen Russland um- und hochrüsten. Dies geht aus den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien hervor, die Verteidigungsminister Boris Pistorius in der vergangenen Woche vorgelegt hat. Demnach verschreibt sich Berlin unverändert dem Aufbau militärischer Stärke und erklärt die „Abschreckung“ gegenüber Moskau zum Kernauftrag der Bundeswehr. Von etwaigen Verhandlungslösungen und Deeskalation ist in dem Papier nicht die Rede. Unter Verschweigen des NATO-Angriffskrieges gegen Jugoslawien im Jahr 1999 heißt es, Russland habe Anfang 2022 den Krieg nach Europa zurückgebracht; deshalb müsse Deutschland so schnell wie möglich „kampfbereit“ werden. Die beiden Kernpunkte des Dokuments – der Ausbau der nationalen militärischen Fähigkeiten sowie die Ausrichtung der Bundeswehr auf einen Krieg mit Russland – stellen dabei keine „Wende“ in der deutschen Militärpolitik dar. Beides treibt die Regierung seit Jahren, über mehrere Legislaturperioden hinweg, kontinuierlich voran. Auf der Grundlage neuer militärischer Stärke beansprucht Berlin eine militärische Führungsrolle in Europa und „Gestaltungsmacht“ in der NATO.

„Jederzeit kampfbereit“

Die Bundeswehr sei ein „Kerninstrument“ der deutschen Sicherheitspolitik, heißt es in den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien.[1] Statt auf Diplomatie setzt die Bundesregierung demnach auf „umfassende militärische Vorbereitung bereits im Frieden“. Sie erhebt den „Anspruch gesicherter militärischer Handlungsfähigkeit“ und erklärt „Kriegstüchtigkeit“ zur übergeordneten „Handlungsmaxime“. „Im Zentrum aller Initiativen und Maßnahmen“ müsse das Ziel stehen, „die Einsatzfähigkeit“ der deutschen Armee „insgesamt weiter zu erhöhen“, heißt es in dem Papier; man benötige eine „voll ausgestattete sowie dauerhaft und jederzeit einsatz- und kampfbereite Bundeswehr“. Maßstab sei „die Bereitschaft zum Kampf mit dem Anspruch auf Erfolg im hochintensiven Gefecht“. Dazu will Berlin die Infrastruktur der Bundeswehr „beschleunigt“ modernisieren und „ausbauen“, „Produktions- und Lagerkapazitäten bei Beschaffung von Waffensystemen, Ausrüstung, Verpflegung, Munition und Betriebsstoffen“ steigern sowie eine „starke nationale und europäische Rüstungsindustrie“ aufbauen. Die „zentrale Herausforderung“ sieht das Verteidigungsministerium darin, ausreichend Soldaten zu finden. Um die gewünschte Steigerung der militärischen Schlagkraft erreichen zu können, kündigt das Ministerium eine dauerhafte Erhöhung des Wehretats auf „mindestens“ (!) zwei Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung an.

Sieg über Russland

Im Zuge des Fähigkeitsaufbaus will Berlin die Bundeswehr noch weiter auf die sogenannte Landes- und Bündnisverteidigung ausrichten, die sie in den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien zum „Kernauftrag“ der Bundeswehr erklärt. Die sich daraus ergebenden Anforderungen an das Militär seien „strukturbestimmend“. Die bisherige Ausrichtung der Bundeswehr auch auf „weltweite Einsätze zum internationalen Krisenmanagement“ müsse „umgekehrt“ werden, wenngleich Militärinterventionen in Deutschlands „unmittelbarem Sicherheitsumfeld in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten, in der Arktis sowie im Indopazifik“ „weiterhin unverzichtbar“ seien. Der Ukraine-Krieg zeige, dass die Bundesrepublik ihr militärisches Potenzial „am Szenario des Kampfes gegen einen mindestens ebenbürtigen Gegner ausrichten“ müsse; gemeint ist Russland. Mit den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien legt Berlin seinen sicherheitspolitischen „Fokus“ ausdrücklich „auf die Sicherheit vor der Russischen Föderation“. Das Papier diagnostiziert eine „unmittelbare Bedrohung für die Souveränität und territoriale Integrität Deutschlands“. Der „euroatlantische Raum“ müsse deshalb der „klare Schwerpunkt“ der „Kräftebindung“ der Bundeswehr sein. Es werde eine „verstetigte Präsenz an der NATO-Außengrenze in neuer Qualität“ geben. Die Stationierung an der NATO-Ostflanke werde, so heißt es weiter, für die Bundeswehr künftig zur „Norm“. Die Fähigkeit zur Verlegung und Versorgung „durchhaltefähiger Kräfte“ müsse sichergestellt werden. „Leuchtturmprojekt“ sei die geplante permanente Stationierung einer deutschen Brigade in Litauen. Zur „Auseinandersetzung“ mit Russland heißt es im Grundsatzdokument der deutschen Sicherheitspolitik: „Wir wollen … nicht nur gewinnen, sondern wir müssen“. Dem Sieg über Russland seien „alle weiteren Aufträge und Aufgaben … nachgeordnet“.


>>>>>
mehr anzeigen (749 Wörter)
NEUE ANTWORT20.11.2023, 15:35 Uhr
Nutzer / in
arktika

kriegsgeil - kriegsgeiler - pistolerius >>>>>

Die erste Militärstrategie

Mit den Verteidigungspolitischen Richtlinien knüpft das Verteidigungsministerium an die im Sommer veröffentlichte Nationale Sicherheitsstrategie an und ersetzt nach eigenen Angaben das Weißbuch zur Sicherheitspolitik von 2016 und die Konzeption der Bundeswehr von 2018. Die grundsätzlichen strategischen Überlegungen der Verteidigungspolitischen Richtlinien will das Ministerium in einem nächsten Schritt konkret in Waffen, Struktur und Personal der Bundeswehr umsetzen. Dazu kündigt es eine Aktualisierung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr von 2018 sowie erstmalig eine Militärstrategie an.[2] Die Verteidigungspolitischen Richtlinien stellen dabei zwar eine Eskalation, aber keineswegs eine Wende in der deutschen Außen- und Militärpolitik dar.

Militärpolitische Kontinuitäten

Bereits in den Verteidigungspolitischen Richtlinien von 1992 erhob die Bundesrepublik den Anspruch, ihren „ungehinderten Zugang zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“ bei Bedarf auch militärisch durchzusetzen. Damals erklärte sie Interventionskriege außerhalb des Bündnisgebiets zur „Schwerpunktaufgabe“ [3] der deutschen Armee und verschrieb sich einem entsprechenden Aufbau militärischer Fähigkeiten. Darauf aufbauend erklärte Berlin mit den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien aus dem Jahr 2011 die Bundeswehr ganz selbstverständlich zur „Armee im Einsatz“. Gestützt auf die wachsende militärische Stärke, verkündeten führende deutsche Politiker unter dem Schlagwort „Neue Macht, Neue Verantwortung“ im Oktober 2013 einen neuen deutschen Machtanspruch.[4] Als im Jahr darauf die Ostexpansion der EU in einen Bürgerkrieg in der Ukraine mündete, traf Berlin eine strategische Richtungsentscheidung. Seitdem steht der militärische Fähigkeitsaufbau Deutschlands unter dem Vorzeichen eines drohenden Krieges mit Russland. Im Weißbuch von 2016 und in der Konzeption der Bundeswehr von 2018 war der Bedeutungszuwachs der „Landes- und Bündnisverteidigung“ gegenüber Interventionskriegen außerhalb des Bündnisgebietes bereits enthalten. Die jetzt präsentierten neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien sind lediglich der jüngste Schritt auf dem bereits 2014 eingeschlagenen Weg. An dem 2013 öffentlich formulierten übergeordneten Ziel, eine militärisch untermauerte Machtpolitik auch an anderen Kriegsschauplätzen treiben zu können, ändert die strategische Fokussierung auf den Einflusskampf mit Russland allerdings nichts.

Nationale Ambitionen

Seine Aufrüstung betreibt Berlin seit der 2014 erfolgten Schwerpunktverschiebung hin zur „Landes- und Bündnisverteidigung“ zunehmend im Rahmen der NATO-Vorgaben. Mit der „Erfüllung der Deutschland zugewiesenen NATO-Fähigkeitsziele“ [5], die die Verteidigungspolitischen Richtlinien beschwören, trägt die Bundeswehr allerdings erklärtermaßen auch zur „langfristigen, nationalen Fähigkeitsentwicklung“ und damit zum militärischen Erstarken Deutschlands bei. Dementsprechend tritt die Bundesrepublik ihren Verbündeten in Europa und den USA in dem Papier mit einem neuen Selbstbewusstsein gegenüber: Sie meldet „Führungswillen“ an, sieht sich in einer „Führungsverantwortung“ und erhebt nicht nur innerhalb der EU, sondern auch für die NATO Anspruch auf eine „gestaltende Rolle“. Die Bundeswehr solle „rasch“ eine „der leistungsfähigsten Streitkräfte in Europa“ werden, um nicht nur „militärischer Anlehnungspartner in Europa“, sondern sogar „Grundpfeiler der konventionellen Verteidigung“ Europas zu werden, heißt es in den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien. Mit dem Dokument erklärt Berlin den erwähnten machtpolitischen Kurs zur Grundlage seiner Sicherheitspolitik, dies in vollem Bewusstsein, dass daraus für Deutschland „in besonderem Maße eine Bedrohung“ erwachse – „auch militärisch“.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (520 Wörter)
NEUER BEITRAG14.02.2024, 13:10 Uhr
Nutzer / in
arktika

eins, zwei, drei ... die Sozis immer mit dabei ... denn ohne sie ginge es zwar auch, aber mit ihnen deutlich einfacher und ein paar Krümchen wollen sie sich schließlich auch sichern - vorausgesetzt, alles läuft gut. Und gerne auch mal im Doppelpack: als Partei und als Gewerkschaft. Verbessert auch die eigenen Karrierechancen, so wird zumindest gehofft. Mal wieder "das Volk", also das Proletariat verraten? Schiet druff - machen wir ja schließlich immer so, schon seit Dinosaurierzeiten ...

In diesem Sinne kommentiert Arnold Schölzel ein 12-seitiges Textwerk, das am 9. Feb. als »Souveränität und Resilienz sichern« den UntertanInnen untergeschoben wurde: Verbrochen von einer skurrilen Mischung aus
SPD-Wirtschaftsforum
IG Metall
Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.

Wie schön: der Staat kachelt ab, der Größenwahn und die Machtgier steigen. Paßt zum absterbenden Kapitalismus in seinem beginnenden Verwesungsstadium.

Am 12. Feb. in der jW

Kommentar
Neue Gemeinschaft
IG Metall für mehr Rüstung


Zwölf Seiten umfasst das gemeinsame Positionspapier des SPD-Wirtschaftsforums, der IG Metall und des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), das am 9. Februar unter dem nichts Gutes versprechenden Titel »Souveränität und Resilienz sichern« veröffentlicht wurde. Untertitel: »Industriepolitische Leitlinien und Instrumente für eine zukunftsfähige Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.« Das Handelsblatt hatte bereits am Vortag daraus zitiert.

Der Text dokumentiert, dass eine neue Gemeinschaft deutscher Kriegspolitik mit der Superprofite witternden Rüstungsindustrie und der größten Industriegewerkschaft der Welt, der IG Metall, entstanden ist – staatsmonopolistischer Kapitalismus im 21. Jahrhundert. Der »Burgfrieden« der SPD-gelenkten Gewerkschaften im Ersten Weltkrieg war im Vergleich dazu dürftig, die Wiederaufrüstung des rekonstruierten deutschen Imperialismus in Westdeutschland nach 1945 von vielen Vorbehalten begleitet. Jetzt scheint die Stunde für den »nötigen Mentalitätswechsel« (Generalinspekteur Carsten Breuer in Welt am Sonntag) günstig, d.h. für den reaktionär-militaristischen Staats- und Gesellschaftsumbau.

Ausgangspunkt ist das Propagandamärchen: »Spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich die geopolitische und sicherheits- und verteidigungspolitische Lage sowohl global als auch in Europa fundamental verändert.« Müßig, auf Tatsachen hinzuweisen: Der völkerrechtswidrige NATO-Krieg gegen Jugoslawien fand in Europa statt, global folgte und folgt seit 1991 ein westlicher Angriff nach dem anderen, der sich strategisch gegen Russland und China richtet.

Im Schwung des deutschen »Zeitenwende«-Patriotismus, der sich selbstverständlich gegen rechts richtet, lauten die wesentlichen Forderungen: »die Kernfähigkeiten und Schlüsseltechnologien zur Wahrung eigenständigen nationalen Handelns« im Dialog von Industrie und Regierung definieren. »Die eigene technologische Souveränität« durch Erhalt und »Ausbau nationaler Schlüsseltechnologien im Bereich Landsysteme« bewahren. Denn in einer »weitgehend harmonisierten europäischen Armee« werde die deutsche Landrüstungsindustrie »den entscheidenden Faktor darstellen«. »Der deutsche Marineschiffbau ist heute Weltspitze – aber er muss es auch morgen bleiben.« Ohne politisches Eingreifen stehe »die militärische Luftfahrt in Deutschland und Europa vor der Deindustrialisierung«, gemeint ist: Kein Produktionsende für den »Eurofighter«, anstelle dessen US-Kampfjets bestellt wurden. Offen imperialistische »Ampel«-Stammtischparolen fehlen nicht: »Ressourcen der Arktis, die Sicherheit neuer Seewege im Nordatlantik, die wachsenden geopolitischen Spannungen am Indopazifik oder auch die neue Bedrohung der Ostseeanrainer durch Russland.« Die IG Metall führt ihre Mitglieder in glänzend-reaktionäre Zeiten zurück.


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (537 Wörter)
NEUER BEITRAG14.02.2024, 13:25 Uhr
Nutzer / in
arktika

'kriegstüchtig' statt 'verteidigungsfähig' Verteidigungsfähigkeit war gestern, jetzt ist Kriegstüchigkeit angesagt - der Vorwand ist beliebig (aktuell immer noch gerne die Ukraine, aber Israel holt gewaltig auf - und bei Bedarf können jederzeit weitere Vorzeigeobjekte aus dem Hut gezogen werden), aber das "Ergebnis" jedesmal dasselbe: ein unglaubliches Geschrei nach mehr Waffen, mehr Aufrüstung - nach außen wie im inneren, ...

Wie Kristian Stemmler in der jW vom 12.02. schreibt:

Parteien auf Kriegskurs
Rufe nach mehr Rüstungsproduktion
Grüne, FDP und CDU fordern neues Geld für europäische Kriegsprofiteure und Ukraine. Generalinspekteur schürt Kriegsangst


Die Scharfmacher geben keine Ruhe. Auch der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter will sich nicht nachsagen lassen, die Ukraine im Stich gelassen zu haben. Gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Sonntag hat der Bundestagsabgeordnete gefordert, das Töten an der Front und darüber hinaus durch das Aussetzen der »Schuldenbremse«, also die Aufnahme neuer Kredite, aufrechtzuerhalten. Vermutlich denkt Hofreiter dabei daran, die Ausnahmeregelung zu nutzen, die bei kurzfristigen, nicht planbaren Notsituationen greift. Zu einer solchen müsste der seit Jahren tobende Ukraine-Krieg erklärt werden.

Die BRD müsse quasi an die Stelle der USA treten und »jetzt schnell deutlich mehr investieren, um die Ukraine mit ausreichend Waffen und Munition auszustatten«, mahnte der Grünen-Politiker. Aber auch um »selbst abwehrbereit zu werden«, sagte der Vorsitzende des Europaausschusses. Ein Festhalten an der 2009 ins Grundgesetz geschriebenen Begrenzung der Kreditaufnahme des Bundes sei in der aktuellen Situation »ein Sicherheitsrisiko«, warnte Hofreiter.

Entsprechend begrüßten Vertreter der Regierungsparteien Bündnis 90/Die Grünen und FDP den Aufruf von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in der Welt am Sonntag, die Auftragsbücher der Rüstungsindustrie in Europa zu füllen. Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Sara Nanni, sagte dem Tagesspiegel vom Sonntag, es sei »dringend nötig, in Europa auf die Tube zu drücken – egal, wie die Wahlen in den USA ausgehen«. FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber sekundierte, die Abschreckung gegen Russland sei »nur glaubwürdig, wenn wir Waffen und Munition schnell produzieren können«.

Aber auch die Bundeswehr müsse binnen fünf Jahren »kriegstüchtig« werden, erklärte Generalinspekteur Carsten Breuer gegenüber Welt am Sonntag. Das heiße nicht, »dass es dann Krieg geben wird«. Aber das sei möglich. Kriegstüchtigkeit bedeute »sehr viel mehr« als »Verteidigungsfähigkeit«. Es brauche auch eine »Gedankenwende, sowohl in der Gesellschaft als auch und vor allem in der Bundeswehr«.

Die hat die Union längst hinter sich. Der Krieg müsse »nach Russland getragen werden«, forderte CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter gegenüber dem vom Kanzleramt finanzierten Auslandssender Deutsche Welle. Russische Militäreinrichtungen und Hauptquartiere müssten zerstört werden, forderte der Oberst a. D. »Wir müssen alles tun, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, nicht nur Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern Ministerien, Kommandoposten, Gefechtsstände.«

Eine militärische Niederlage Kiews ist für Kiesewetter ein Horrorszenario, denn dann würden Millionen Ukrainer das Land verlassen »und den Zusammenhalt der europäischen Staaten gefährden«. Die EU sei dann ebenso Geschichte wie die »deutsche Friedensordnung«. Dies sei »genau das, was Russland will: Sie möchten uns in einen Krieg ziehen«, wusste Kiesewetter. Rüstungsproduktion müsse deshalb in die Ukraine verlagert und das Land in die EU sowie »alsbald« in die NATO-Kriegsallianz aufgenommen werden.


Link ...jetzt anmelden!

"Aber auch die Bundeswehr müsse binnen fünf Jahren »kriegstüchtig« werden, erklärte Generalinspekteur Carsten Breuer gegenüber Welt am Sonntag. Das heiße nicht, »dass es dann Krieg geben wird«. Aber das sei möglich. Kriegstüchtigkeit bedeute »sehr viel mehr« als »Verteidigungsfähigkeit«. Es brauche auch eine »Gedankenwende, sowohl in der Gesellschaft als auch und vor allem in der Bundeswehr«."

#Kriegstuechtigkeit
#Gedankenwende
Na, ein bißchen bleibt da aber an der Heimatfront noch zu tun ...
mehr anzeigen (645 Wörter)
NEUER BEITRAG14.02.2024, 21:26 Uhr
Nutzer / in
arktika

Zeitenwende der Bundeswehr Auch schon vom November:

Zeitenwende der Bundeswehr: Pistorius lässt riesiges Lager in Niedersachsen bauen

In Niedersachsen wird ein neues Zentrallager zur Ausstattung der Bundeswehr gebaut – in logistisch guter Lage. Es wird bundesweit das erste seiner Art sein.

Walsrode - Der Grundstein ist gelegt: Im Landkreis Heidekreis in Niedersachsen beginnt wie Anfang des Jahres angekündigt der Bau eines Zentrallagers für Kleidung und Ausrüstung von Mitarbeiter der Bundeswehr. Der Gebäude-Komplex wird als Anlaufstelle für Soldaten in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein dienen und auf einem rund zehn Hektar großen Gelände des A27-Parks Walsrode gebaut. Der Bau sowie die moderne Ausstattung des Lagers sollen dabei insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.


Grundstein für Zentrallager für Kleidung und Ausrüstung in Niedersachsen gelegt

Die Anlage wird voraussichtlich 2025 fertiggestellt und bundesweit das erste seiner Art sein. Wie der NDR unter Berufung auf einen Sprecher berichtet, sei der Bau des Zentrallagers „wegweisend für die Zeitenwende bei der Bundeswehr“. Es soll demnach eine Anlaufstelle für etwa 250.000 Bundeswehrmitarbeiter aus den vier Bundesländern werden, die das Lager aufgrund seines Standorts am Autobahnkreuz der A27 leicht erreichen können. Konkret wird in dem neuen Gebäude-Komplex Kleidung und Ausrüstung gereinigt, gelagert und neu aufbereitet werden.

Allein im Bundesland Niedersachsen, Heimatland von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), sollen laut NDR-Informationen die Bundeswehr-Stellen in Wilhelmshaven, Munster und Wunstorf mit Uniformen, Jacken, Hosen, Stiefeln und Schuhen aus Walsrode beliefert werden. Hinter dem geplanten Dienst für die Bundeswehr steht die BW Bekleidungsmanagement GmbH (BwBM), eine bundeseigene Gesellschaft, die das Lager nach Fertigstellung dauerhaft mieten wird.

„Zeitenwende der Bundeswehr“: Auch Stadt Walsrode freut sich auf neues Zentrallager für Soldaten

Bereits im März wurde der Mietvertrag für das rund zehn Hektar großen Gelände mit der Stadt Walsrode unterschrieben. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Walsrode, Deltaland, hatte ein modernes Dienstleistungszentrum angekündigt, das unter anderem mit einer Aufdach-Photovoltaik-Anlage, geräuscharmen Überladebrücken sowie insektenfreundliche Grünanlagen ausgestattet werden soll. Auch ein kleines Waldstück mit einem See sollen angelegt werden.

Integriert in die Anlage wird ein Bürokomplex für Management- und Verwaltungsaufgaben sowie ein angelagertes Bistro, das neben den Mitarbeitern auch von Besuchern außerhalb genutzt werden kann. Während ein Bundeswehr-Sprecher Anfang des Jahres von rund 200 künftigen Mitarbeitern sprach, soll laut aktuellen NDR-Angaben ein Arbeitsplatz für 150 Mitarbeiter geschaffen werden.

Die Stadt Walsrode begrüßt das neue Projekt in der Heimat. „Ich freue mich sehr, dass die Kellergroup als Entwickler diese zukunftsweisende Anlage im A27-Park realisiert. Wir setzen auf eine langfristige Partnerschaft aller Beteiligten am Standort Walsrode, wie sie seit langem ja schon mit anderen bei uns ansässigen Institutionen und Betrieben besteht“ sagte Walsrodes Bürgermeisterin Helma Spöring in einem Pressegespräch im März. Mit der Zeit sollen auch an anderen Standorten in Deutschland weitere solcher Zentrallager folgen.


Von Nadja Zinsmeister am 13.11. in der HNA unter
Link ...jetzt anmelden!

Hach, allein das Wort 'Lager' läßt doch das deutsche Herz höher schlagen, oder etwa nicht. Und Pistolerius hat - bei ein wenig Fortbildung noch - auch eine Eignung als "Führer" ...
mehr anzeigen (541 Wörter)
NEUER BEITRAG28.04.2024, 22:53 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' "Führen" - wenn das man immer so leicht wäre ... Dazu gehört auch, von anderen als "Führer" anerkannt zu werden. Klappt nur nicht immer! Oder wenigstens dann als "gleichwertig" (wenn 's mit dem "höherwertig" schon nicht hinhaut) anerkannt zu werden. Klappt auch nicht immer!! Und das kann dann manchmal schon peinlich werden!!!
So ergangen unserem Führer äh Kanzler, dem Olaf Scholz. So 'n toller Typ und dann sowas:

Blamage für Scholz zum Start seiner China-Reise

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Sonntagmorgen zu einem dreitägigen Staatsbesuch in China eingetroffen. In Chongqing, der ersten Station seiner Reise wurde der Politiker nur drittklassig empfangen: Kein hochrangiger Vertreter des chinesischen Staates bequemte sich, Scholz zu begrüßen.


Für Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine dreitägige China-Reise am Sonntag mit einer Blamage begonnen. Das Flugzeug des Kanzlers landete am Morgen auf dem Flughafen der Millionenmetropole Chongqing im Südwesten Chinas, wie Bilder des staatlichen Fernsehsenders CCTV zeigten.

Empfangen wurde der deutsche Regierungschef jedoch lediglich von Vertretern der Stadtverwaltung Chongqings. Nicht einmal ein stellvertretender Außenminister der Volksrepublik reiste an, um den Bundeskanzler zu Beginn seiner Visite zu begrüßen. Auch von militärischen Ehren war weit und breit nichts zu sehen.

Das brachte Scholz einige spitze Kommentare in den sozialen Netzwerken ein.

Das gab es noch nie, dass ein deutscher Bundeskanzler in China vom „Küchenpersonal“ begrüßt wird.Baerbock hat ganze Arbeit geleistet❗️ pic.twitter.com/qsIBtfMeZy

— Georg Pazderski (@Georg_Pazderski) April 14, 2024


So schrieb etwa der AfD-Politiker Georg Pazderski auf dem Twitter-Nachfolger X:

"Das gab es noch nie, dass ein deutscher Bundeskanzler in China vom Küchenpersonal begrüßt wird. Baerbock hat ganze Arbeit geleistet!"

Andere schrieben, dass es nur noch eine Steigerung geben könnte: Wenn ein Praktikant vorgeschickt wird, um den Kanzler an der Gangway zu empfangen.

In großen deutschen Medien wird dementsprechend kaum über das "Ereignis" berichtet, das Thema des drittklassig besetzten Empfangskomitees wird nirgends angesprochen.

Scholz besucht in Chongqing einen Standort von Bosch, an dem das Unternehmen Wasserstoffantriebe entwickelt. Nach einem Gespräch mit Studierenden über moderne Stadtplanung will sich der Kanzler über ein Forschungsprojekt zwischen dem Freistaat Sachsen und der Universität Chongqing zur Überwachung von Wasserqualität informieren.

Am Montag reist Scholz dann in die Wirtschaftsmetropole Shanghai weiter. Die politischen Gespräche sind für Dienstag in Peking (Bejing) geplant.


Am 14.04. auf RTdeutsch unter Link ...jetzt anmelden!

Daß nun ausgerechnet ein AFD-Politiker zitiert werden "muß", ist mal wieder "typisch RTdeutsch".
Aber andererseits findet man auf dieser Seite solch nette Anekdötchen wie diese ... Naja, wer so derart "leger" gekleidet zum Auslandsbesuch erscheint - als 'Kanzler' wohlgemerkt -, braucht sich vielleicht nicht zu wundern. Vielleicht doch mal VORHER über Kleideretiketten informieren?!
mehr anzeigen (470 Wörter)
NEUER BEITRAG28.04.2024, 23:09 Uhr
Nutzer / in
arktika

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Aber nicht nur der Scholz kommt nicht immer und nicht überall so gut an, auch der Habeck, der Robert, hat bzw. macht manchmal so seine Probleme:

Auch das noch – Habeck erklärt sich zum Rüstungsindustrieminister

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich quasi nebenbei auch noch zum "Rüstungsindustrieminister" erklärt. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk tat der Kinderbuchautor kund, dass man "die Wehrindustrie in Deutschland höher skalieren" müsse. Die Ukraine solle die nötigen Waffen kriegen. Wenn sie diese nach einem Sieg nicht mehr benötige, werde die Bundeswehr sie brauchen.

BLICKWINKEL 22.04.24 #modernDenken Der Weg Europas zum Dritten Weltkrieg Deutschlandfunk, 22.04.2024, Interview mit Robert Habeck – US-Militärhilfe macht der Ukraine Mut, ab 09´27´´, Link ...jetzt anmelden! Jetzt sind Sie als Bundeswirtschaftsminister zurück in…

— Bernd Liske (@berndliske) April 22, 2024


Der auch für "Klimaschutz" zuständige Minister geht damit auf Distanz zu seinem Vorgesetzten, Bundeskanzler Olaf Scholz. Dieser will zwar ebenfalls aufrüsten, allerdings in Abstimmung mit anderen NATO-Staaten, und nicht bedingungslos. Habeck bezeichnete sich in diesem Zusammenhang als Rüstungsindustrieminister:

"Nun, was diesen konkreten Komplex angeht, heißt es erst einmal, dass man und ich – also, Sie wissen, welches Parteibuch ich habe – und ich hatte wahrlich nicht die Vorstellung, dass ich als Rüstungsindustrieminister noch mal einen Schwerpunkt meiner Arbeit setze, aber das muss ich jetzt tun."

Der bislang letzte deutsche Rüstungsminister war Albert Speer, der 1942 zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition ernannt wurde.


Am 22.04.2024 um 15:00 Uhr in der Rubrik (Klorollenprinzip) Der tägliche Wahnsinn auf RTdeutsch unter Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (279 Wörter)
NEUER BEITRAG21.10.2024, 21:20 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Mal tagesschau:

Ein NATO-Stützpunkt als Signal an Russland

Stand: 21.10.2024 13:55 Uhr

Die Deutsche Marine übernimmt in der Ostsee eine Führungsrolle im Auftrag der NATO. Dazu eröffnete Verteidigungsminister Pistorius in Rostock ein neues Hauptquartier. Es ist auch ein Signal Richtung Russland.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat in Rostock das neue taktische Hauptquartier der NATO für die Überwachung des Ostseeraums eingeweiht. Mit der neuen Zentrale will die Allianz die eigene Verteidigungsbereitschaft in der Ostsee-Region stärken. Deutschland, das in der NATO die größte Marine in der Ostsee stellt, übernahm die regionale Führungsrolle bereits zum 1. Oktober.

Das regionale Hauptquartier trägt den Namen CTF Baltic, was für "Commander Task Force Baltic" steht. Von dem Standort aus sollen die Seestreitkräfte der NATO-Staaten sowohl in Friedenszeiten als auch in einem möglichen Krisen- und Konfliktfall geführt sowie maritime Operationen und Übungsvorhaben geplant werden. Des Weiteren soll von dem Hauptquartier aus rund um die Uhr ein Lagebild über den militärischen und zivilen Schiffsverkehr auf der Ostsee erstellt werden.

Neben Deutschland sind noch elf weitere Nationen personell an CTF Baltic beteiligt: Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen und Schweden. In Friedenszeiten sind in dem Quartier 60 Dienstposten zu besetzen, bei einer möglichen Krise kann der Stab auf bis zu 240 Dienstposten aufgestockt werden. Das Hauptquartier wird durch einen deutschen Admiral geführt, dem ein polnischer Admiral als Stellvertreter zur Seite steht.

Pistorius warnt vor russischer Bedrohung

Obwohl das neue taktische Hauptquartier keine direkte Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist, bezog sich Verteidigungsminister Pistorius bei der Eröffnung klar auf eine mögliche Bedrohung durch Russland. CTF Baltic werde eine "entscheidende Rolle beim Schutz der Interessen der NATO-Staaten gegen Aggressionen spielen - insbesondere angesichts der Nähe zu Russland", sagte der SPD-Politiker.

Es seien mittlerweile fast 1.000 Tage seit der russischen Invasion in der Ukraine vergangen, und es sei klar, dass sich der Krieg für den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht nur gegen die Ukraine richte. "Sein wirklicher Feind ist unsere freie, unabhängige und demokratische Lebensweise", betonte Pistorius weiter.

Ostsee von acht NATO-Ländern umgeben

Im Ostseeraum stehen sich die NATO und Russland unmittelbar gegenüber. Regelmäßig kommt es hier zu Zwischenfällen, etwa durch den Überflug russischer Flugzeuge, die ohne Transponder-Kennung oder Flugplan-Anmeldung über der Ostsee unterwegs sind. Seit dem NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens haben die Spannungen noch zugenommen. Nun ist die Ostsee von acht NATO-Ländern umschlossen.

Die Sicherheit im baltischen Raum sei untrennbar mit der Sicherheit des gesamten Europas verbunden, sagte Pistorius weiter. Gleichzeitig hob er hervor, dass sich die "russische Aggression" unterschiedlich manifestiere, etwa in Form von hybriden oder Cyberangriffen. Derartige Attacken sollten "die Trennlinie zwischen Krieg und Frieden verwischen", sagte er. "Sie zielen darauf ab, die europäische Sicherheit zu destabilisieren, das Vertrauen zu untergraben und Einfluss zu gewinnen." Pistorius forderte: "Wir müssen sicherstellen, dass Putin damit nicht durchkommt. Wir müssen uns verteidigen und alles tun, um unsere Partner an der Ostflanke der NATO zu unterstützen."


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (529 Wörter)
NEUE ANTWORT21.10.2024, 21:24 Uhr
Nutzer / in
FPeregrin

'...künftig öfter und entschiedener führen müssen.' Man muß - oder besser sollte! - nicht jeder politisch-militärischen strategischen Lagebestimmung des NKFD folgen, die völkerrechtliche hierzu ist m.E. aber völlig korrekt:

Erklärung zur Errichtung von NATO-Stützpunkten im Osten Deutschlands

Mit der Errichtung eines NATO-Kommandos in Rostock und dem Ausbau des Luftwaffenstandorts Holzdorf-Schönweide zu einem NATO-Flugplatz wird der Zwei-plus-Vier-Vertrag ein weiteres Mal unübersehbar gebrochen.

Auch der Einigungsvertrag sieht vor, dass auf dem Gebiet der DDR keine NATO-Truppen stationiert werden dürfen. Diese Regelung kennt keine zeitliche Beschränkung.

Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wird allgemein als abschließende Regelung vom Charakter eines Friedensvertrags gesehen. Das bedeutet, ein Bruch dieses Vertrags hat die gleichen Folgen wie ein Bruch eines Friedensvertrags. Das ist die Rückkehr zum vorherigen Zustand, der seit dem 8. Mai 1945 eine schlichte Waffenruhe war.

Wenn aus einem Zustand der Waffenruhe heraus eine aggressive Handlung erfolgt, wird auch sie aufgehoben. Die Bundesregierung muss sich darüber im Klaren sein, dass ihr derzeitiges Handeln sich so weit von dem entfernt hat, was die beiden Verträge des Jahres 1990 wie auch die Waffenruhe vom 8.Mai 1945 vorgeben, dass es allein in der Entscheidungsgewalt der Regierung der Russischen Föderation liegt, wann der rechtlich bereits eingetretene Kriegszustand praktische Konsequenzen nach sich zieht.

NKFD – Moskau, 16.10.2024


Link ...jetzt anmelden!
mehr anzeigen (221 Wörter)
• Schau mal: ziemlich ähnliche Diskussionen in den www.secarts.org-Foren
1932: C.v.Ossietzky zur Reichspräsidentenwahl
In ihrer WE-Ausgabe von gestern bringt die jW einen kommentierten Auszug aus einem Artikel von Carl von Ossietzky zur Reichspräsidentenwahl 1932. Angesichts dessen, was sich gerade vor unsere Augen als #Faschistisc...mehr FPeregrin 16.02.2020
NEU Imp.: Hegemonieverlust & Konkurrenz
14
Ich mache hier mal einen Thread auf, in dem hoffentlich einmal wieder diskutiert wird: Die völlig richtige strategische wie taktische Hauptfeindorientierung - in Deutschland die auf den dt. Imp. als Hauptfeind d...mehr FPeregrin NEU 07.04.2025
FPeregrin NEU 07.04.2025
FPeregrin NEU 05.04.2025
"Weltraumbahnhöfe" in Europa
3
"Weltraumbahnhöfe" in Europa - ein gewinnversprechendes Geschäftsmodell oder eher ein 'Abfallprodukt' des Ukrainekrieges, um nicht länger auf 'den Iwan' angewiesen zu sein? Allerdings scheint es so, als würden d...mehr arktika 20.10.2023
FPeregrin 18.10.2023
arktika 01.03.2023
Zum Ergebnis der BT-Wahl 2021
26
Arnold Schölzel schriebt bereits gestern in der jW: Online Extra 26.09.2021, 20:27:49 / Inland Nach dem Wahltag Zeit der Zerreißproben Das politische Kräftefeld hat sich erneut nach rechts verschoben. ...mehr FPeregrin 21.11.2021
FPeregrin 21.11.2021
FPeregrin 21.11.2021
DKP: Ab(!)erkennung als Partei
50
Der Bundeswahlleiter twittert heute folgendes: Der Bundeswahlleiter @Wahlleiter_Bund · 4 Std. „Deutsche Kommunistische Partei“ ist vom #Bundeswahlausschuss nicht als Partei für #btw21 anerkannt. D...mehr secarts 07.08.2021
mischa 07.08.2021
Lars 07.08.2021
Der dt. Imp. ab Trump II
7
In einem anderen Thread hatte ich mal (12. Februar) geschrieben: "Ein zufällig [...] gefundener Kommentar illustriert sehr schön, wie nervös die Ratten bereits sind". Der Kommentar stellte damals folgendes ...mehr FPeregrin 17.02.2025
FPeregrin 01.02.2025
FPeregrin 26.01.2025