Renaissance des Nationalen: in nicht erwarteter Intensität wehen uns seit Beginn der Fußball-WM Fahnen von Balkonen, Häuserwänden und Autos entgegen, entsprechende Trikots und T-Shirts umhüllen die unterschiedlichsten Leiber. Was ist so wichtig daran, dass wir uns damit beschäftigen ? Warum betrachten wir dies in seinen Ausprägungen als Nationalismus?
Ein unerbetener Kommentar zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006.
„Wir feiern doch nur ein großes Fest!“ Genau da hat man mittlerweile sehr gemischte Eindrücke - zumindest Teile dieses Festes sind eher unüblich: wie ist es zu verstehen, wenn bei diversen Spielen verschiedener Mannschaften die deutschen Zuschauer aufstehen und „Steht auf, wenn ihr Deutsche seid!“ grölen? Sollen die Fans der beteiligten Mannschaften sitzen bleiben, zeigen wir so unseren Gastgeberstatus oder ist es reine Gedankenlosigkeit? Etwas unerklärlich auch, warum mittlerweile bei vielen Spielen: „Deutschland, Deutschland!“ hereingerufen wird...
Was für ein friedliches Fest ist das, wenn die Bild-„Zeitung“ auf dem Niveau miesester Bundeswehrstuben-Kalauer „Klinsi, putz die Polski“ fordert und ARD-Reporter Delling nach dem Sieg gegen Polen mitteilt, die deutsche Mannschaft würde noch in der Nacht vom Spielort Dortmund in ihr „Hauptquartier“ zurückfahren? Gerade die Reporter sind gut geeignet als Barometer des Kerns der Angelegenheit, weil sie soviel quasseln müssen und als Fußballfans natürlich auch so aufgeregt sind, dass ihnen gelegentlich ihre Gedanken ziemlich ungefiltert rausrutschen.
Ein nicht nur fußballtechnisch, sondern auch politisch ziemlich unerträgliches Subjekt ist in diesem Zusammenhang übrigens der ARD-Chef-Analytiker Günter Netzer, der vor Rassismus nur so strotzt. In kommisartig abgehackten Sätzen bringt er Dinge wie: „Es liegt im Naturell der afrikanischen Mannschaften nicht den entscheidenden Torschuss zu suchen“ – übersetzt: „Die Neger sind halt verspielt und ein bisschen hinter der Zeit.“ Die Holländer, Engländer usw. sind soundso, das war schon immer so undsoweiter.
Die Welt zu Gast bei Freunden ? Wie die WM genau nach Deutschland vergeben wurde, ist bis heute etwas unklar. Der Vorgänger Klinsmanns als Trainer, Rudi Völler, hat jüngst nochmals bestätigt, das die Satire-Zeitschrift „Titanic“ mit gefälschten Bestechungsangeboten an die Stimmberechtigten einen erheblichen Einfluss bei der Entscheidungsfindung hatte. Wie auch immer, jetzt haben wir den Salat. Das offizielle Bewerbungsschreiben des Deutschen Fußball Bundes (DFB) vom 01.06.1993 liest sich jedenfalls angesichts der Zustände in diesem Land und der konkreten Gegebenheiten bei der WM wie der blanke Hohn: „Sie selbst, lieber Herr Dr. Havelange (damalige Präsident Welt-Fußballverband), haben im November 1990 in Leipzig nach jahrzehntelanger Trennung die Wiedervereinigung des deutschen Fußballs erlebt. Nun sieht es der DFB auch als Verpflichtung an, den Menschen im Osten unseres endlich wiedervereinigten Landes Fußball von höchster internationaler Klasse zu präsentieren. Wie ginge dies besser als durch eine Weltmeisterschaft!“ So war das also gedacht: gerade auch für die ehemalige DDR Brot und Spiele!
Was ist die Realität? Einer von 12 WM-Spielorten (Leipzig) liegt in der annektierten DDR, dort verlieren sich sonst Fans viertklassiger Vereine im schönen Rund und – man glaubt es kaum - eine unserer hochgeschätzten 31 Gastmannschaften (Ukraine) hat ihre Unterkunft im Osten gewählt. Dies im Übrigen in dem nahe der Hauptstadt gelegenen Potsdam. Ansonsten ist der Osten auch hier abgehängt, Brachland, total gelogen somit auch der oben zitierte Tenor des Bewerbungsschreibens. Da überzeugt es wenig, wenn nach dem Sieg über Polen in Ballacks Geburtsort Görlitz geschaltet und dort live seine Hebamme zum Spielverlauf befragt wird.
„Wir wollen doch nur wie alle Anderen...“ ...unsere Mannschaft unterstützen, mitfeiern, unsere Herkunft zeigen, unser Land repräsentieren.
So - oder ähnlich - wird Kritik an der derzeitigen Nationalismuswelle abgetan, oft noch gespickt mit der Anmerkung, ein gesunder (was ist das eigentlich?) Patriotismus sei doch ganz richtig, in anderen Ländern „völlig normal“ und gehöre zur Demokratie eben dazu. Nun gibt es sicherlich Torfköpfe verschiedenster Nationalität, die ihre Fahne schwenken und dabei auch nicht sonderlich über kritikwürdige Umstände in ihren eigenen Ländern nachdenken. Das ist zunächst jedoch nicht unser Thema: wir befinden uns hier nun einmal in Deutschland; Politik in anderen Ländern zu kritisieren ist zuallererst Aufgabe der dort lebenden Menschen. Wir haben mit den Verhältnissen in Deutschland wahrlich genug zu tun. In den oft harmlos vorgetragenen Worten der Befürworter des scheinbar unpolitischen Schwenkens der Deutschlandfahne steckt letztlich vor allem eines: „Schlussstrich ziehen, mit der Nazivergangenheit Schluss machen, in der Normalität ankommen“. Was ist die Realität? Hat in diesem offiziellen Nachfolgestaat des Faschismus (BRD) eine fortschrittliche Revolution stattgefunden? Wurden Faschisten enteignet, verfolgt, bestraft? Ist Arbeitslosigkeit und Armut beseitigt, Grundversorgung für alle gewährleistet? Das so als einmalig anzusehende dreigliedrige Bildungssystem abgeschafft? Verhält sich Deutschland friedliebend und nicht aggressiv gegenüber seinen Nachbarn?
Nein, dies alles ist nicht der Fall. Die Ergebnisse des 2.Weltkrieges sind in negativer Form revidiert, sprich: viele Ziele der kriegerischen Expansion sind 50 Jahre nach der militärischen Niederlage politisch erreicht worden: die Sowjetunion existiert nicht mehr; die DDR als antifaschistischer Staat ist einverleibt; deutsche Soldaten treiben wieder in diversen Auslandseinsätzen auf dem Erdball ihr Unwesen. Sicher wird man wenige Fahnenschwenker treffen, die bekunden: „Ich unterstütze diesen Staat, weil hier Millionen arbeitslos sind und Deutschland tatkräftig daran wirkt, in Osteuropa Staaten wie Jugoslawien, die Tschechoslowakei usw. zu zerschlagen.“ Sicherlich werden die wenigsten Menschen solche Dinge denken, wenn sie sich an der momentanen Welle des Nationalismus beteiligen, aber gerade dies zeigt ja, welches Potential besteht, das dort nur offensichtlich wird. Der Nationalismus braucht nicht so sehr bewusste Unterstützer, er braucht vor allem Mitläufer. Und solange das funktioniert, können Organisatoren und Nationalisten immer versuchen jede Kritik im Keim mit der Behauptung zu ersticken: „Die Politik soll draußen bleiben“ oder „nun lasst doch wenigstens mal vier Wochen gut sein, ihr Spielverderber“.
Panem et Circensis - Amüsement im Überwachungsstaat Sport als Transporteur politischer Botschaften hat eine lange Tradition. Bereits 1936 nutzte die Führung des deutschen Faschismus die nach Berlin vergebenen Olympischen Spiele, um ein (offiziell so tituliertes) „Fest der Völker“ als gigantisches Propagandabrimborium zu inszenieren: politische Beschwichtigung nach außen, Brot und Spiele nach innen. Wenige Jahre später machten sich die Faschisten daran, viele der beteiligten Nationen zu überfallen.
Gerade Fußball eignet sich in Deutschland traditionell als sozialer „Blitzableiter“ und nationalistisches Derivat: das als patriotisches Erweckungserlebnis hochstilisierte (und passend zur WM filmtechnisch reanimierte) „Wunder von Bern“ setzt hier die Maßstäbe. Nach dem verlorenen Weltkrieg musste die Fußball-Elf als Miniatur-Wehrmacht die Schlachten nachträglich gewinnen; die (durchaus so wahrgenommene) militärisch-strenge „Zucht und Ordnung“ unter Trainer Herberger rechtfertigte im Nachhinein die verworfenen Ideale einer verratenen und verkauften Generation. Übrigens sollte die Fußball-WM, die dann kriegsbedingt abgesagt wurde, 1942 in Deutschland stattfinden, die Planungen dazu waren übrigens völlig unpolitisch erfolgt, versteht sich.
Wir haben aus der Geschichte gelernt. Das heutige „Fest der Völker“, die Fußball-WM, lädt die Welt als Gast „zu Freunden“ ein, während diese Freunde auf der Straße totgeprügelt werden. Den Menschen geht es dreckiger als jemals zuvor im wirtschaftswundernden Nachkriegs-Deutschland; die Arbeitslosigkeit kratzt nicht nur absolut, sondern auch prozentual wieder an historischen Spitzenwerten. Mit einer Vielzahl politischer Kampagnen, zuletzt „Du bist Deutschland“; demnächst „Deutschland – Land der Ideen“, soll ein nationales Heimeligkeitsgefühl als Ersatz für den Verlust sozialer Sicherheiten angeboten werden. Dies ist die eine Komponente – „Brot und Spiele“ für das Volk. Da läuft die höchste Mehrwertsteuererhöhung (schon jetzt die Massensteuer überhaupt, höher als die Lohnsteuer) der Geschichte mit 3% letzte Woche locker durch.
Die zweite Komponente besteht in den mit der WM begründeten flankierenden Maßnahmen: Deutschland hat nach innen wie nach außen gerüstet. Die Überwachung wurde massiv hochgefahren, das Schengener Grenzabkommen ausgesetzt, Bundeswehreinsätze im Inneren im Vorfeld heftig diskutiert. Niemand bekam ein Ticket ohne Lieferung sämtlicher persönlicher Daten; eine der umfassendsten Registrierungen überhaupt. Alles als Abwehr gegen böse polnische und andere Hooligans und den internationalen Terrorismus im Besonderen gedacht und daher notwendig... Letztlich also auch eine riesige Übung für den Staatsapparat, Polizei, Grenzschutz usw.. Dass dabei das Gefahrenpotential der Hooligans quasi ausschließlich aus Deutschland kommt, geben sogar führende Polizeikräfte z.B. in der Sport-BILD zu. Eine feine Geste an viele Gäste aus aller Welt, deren Freund man sein möchte ist auch, dass diese einen Krankenversicherungsnachweis zur Einreise benötigen. Dies muss notfalls eine private Absicherung bis zu EUR 30.000 sein. Unser Gesundheitswesen wollen wir den tanzenden Latinos dann doch nicht kostenlos zur Verfügung stellen, wenn Ihnen im Regen die Grippe begegnet.
„Warum sollen wir nicht unsere Mannschaft unterstützen ?“ Die deutsche Fußballnationalmannschaft ist durchaus nicht so wie alle anderen. Begründet liegt dies im „Ius Sanguis“, dem Blutsrecht in der deutschen Staatsangehörigkeit – kurz „Deutscher ist, wer deutschen Blutes ist“. Dies bedeutet (und im ist Kern trotz bestimmter Änderungen der vorherigen Regierung immer noch so), dass in Deutschland nicht diejenigen Deutsche sind, die hier geboren werden; im Kontrast z.B. zu den USA oder Frankreich. Nicht die Dauer des Aufenthalts; nicht einmal die Geburt in Deutschland macht einen Menschen zum deutschen Staatsbürger – jedoch deutsche Vorfahren; unabhängig, in welchem Verwandtschaftsgrade, denn deutsches Blut geht nicht verloren. Ein Nachweis über deutsche Vorfahren, unabhängig von Sprachkenntnis, reicht völlig aus, um die Staatsbürgerschaft zu erlangen. Im Bezug auf die deutsche Nationalmannschaft bedeutet dies, dass einige Spieler nicht in der BRD geboren sind, aber für die BRD spielen. Dies wäre für sich genommen natürlich nicht zu kritisieren, im Gegenteil muss man insbesondere mit dem schwarzen, in Ghana geborenen Spieler Asamoah solidarisch sein, wenn er seitens der NPD angegriffen wird (-> NPD-Kampagne: „Weiß ist mehr als eine Trikotfarbe“).
Es geht im Hinblick auf das Staatsbürgerschaftsrecht darum, dass zum Beispiel bei Kroatien oder der Türkei zeitweilig die halbe Mannschaft aus in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Spielern besteht, die Kinder von einst eingewanderten Arbeitern sind. Da zeigt sich der Unterschied dieses Rechts zu Mannschaften Frankreichs, der Niederlande usw., die diese Einwanderer selbstverständlich in ihren Reihen haben. Es ist dies übrigens schon zur Kolonialzeit so gewesen: während die Einwohner der anderen Kolonialstaaten Staatsbürger des Koloniallandes mit bestimmten Rechten wurden, waren die durch den deutschen Imperialismus kolonialisierten Menschen nie deutsche Staatsangehörige. Die deutsche Mannschaft repräsentiert somit dieses rückständige Staatsangehörigkeitsrecht (davon abgesehen, dass sie sich lange Jahre mit in der DDR ausgebildeten, sowie aktuell noch vier dort geborenen – allen voran Ballack - Spielern gestärkt hat). Dass es außerdem sportlich Erfolg versprechender wäre, die oben genannten Kinder (oder Enkel) von Einwanderern zu integrieren, zeigt letztlich nur die Dummheit und Nachteile einer solch reaktionären Politik. Aber so ist das bei einer Politik, die sich in Widersprüchen verfangen und dann wieder durch Aggressivität einen Ausweg suchen muss.
“Venedig bleibt unser!“ - Das Deutschlandlied Zurück zu den deutschen Fahnenschwenkern – nicht zuletzt die Hymne, die eigentlich gar keine ist, gehört zu den meiststrapazierten nationalen Symbolen. Offiziell besitzt die BRD keine verfassungsrechtlich festgelegte Nationalhymne. Das „Lied der Deutschen“, vom fanatischen Antisemiten Hoffmann v. Fallersleben in nationaler Hybris im Jahre 1841 zur Melodie von Haydns „Gott erhalte Franz den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz“ getextet, ist 1952 (also erst drei Jahre nach der Staatsgründung!) gegen vielfachen Widerstand per Dekret zur Hymne gemacht worden; nicht zuletzt auf massives Betreiben des damaligen Kanzlers Adenauer, der es sich zum Steckenpferd machte, das durch die Siegermächte verbotene (!) Lied bei allen möglichen Gelegenheiten demonstrativ anzustimmen und damit manchen Eklat zu provozieren – bisweilen weigerten sich die Kapellen schlicht, das Lied zu intonieren. Schlussendlich hatte der Kanzler mit seiner Zermürbungsstrategie jedoch Erfolg – das 1922 von Sozialdemokraten erstmalig als Nationalhymne verwendete und von den Nazis 1933 mit seinem Pendant, dem „Horst-Wessel-Lied“, verknüpfte „Lied der Deutschen“ ist als Kontinuität mit vielen anderen Dingen und Ansichten über die so genannte „Stunde Null“ hinübergerettet worden. Gegenüber der früheren Verwendung, insbesondere während des Naziregimes, werden die ersten zwei Strophen in der Regel nicht gesungen. Im an alle Schüler verteilten Heftchen mit dem Grundgesetz ist dennoch der komplette Text abgedruckt; versehen mit dem „Briefwechsel“ zwischen Ex-Kanzler Kohl und Ex-Präsident Weizsäcker (als historische Analogie zum Adenauer-Heuss-Breifwechsel, in dem Adenauer seine Ansicht zum „Lied der Deutschen“ durchdrückte), in dem beide Politiker langatmig die dritte Strophe zur „Hymne“ hochloben. Dieser hochoffizielle „Briefwechsel“ soll Verfassungsrang suggerieren. Das Absingen aller drei Strophen soll nach Meinung mancher rechtskonservativer Kultusminister längst wieder Normalität sein.
Zum Deutschlandlied erklärte Hitler: „Viele, in anderen Völkern, verstehen es nicht. Sie wollen gerade in jenem Lied etwas Imperialistisches erblicken, das doch von ihrem Imperialismus am weitesten entfernt ist. Denn welche schönere Hymne für ein Volk kann es geben als jene, die ein Bekenntnis ist, sein Heil und sein Glück in seinem Volk zu suchen und sein Volk über alles zu stellen, was es auf dieser Erde gibt.“ Die Illustrierte Bunte bestätigt diesen im Grunde wie wir sehen harmlosen Wunsch bereits in dem Bericht über den Gewinn der Fußball-WM 1954 in Bern: „ Den Deutschen aber bricht das Lied aus der Brust, unwiderstehlich. Soweit ihnen die Tränen der Freude nicht die Stimme im Hals ersticken, singen sie alle, alle ohne Ausnahme, das Deutschlandlied. Niemand, auch nicht ein einziger, ist dabei der von „Einigkeit und Recht und Freiheit“ (Anführungszeichen im Original!) singt. Spontan, wie aus einem einzigen Munde kommend, erklingt es „Deutschland, Deutschland über alles in der Welt.“
Sport ist Politik? Wer bis hierher gelesen hat und immer noch meint, wir würden in die doch so herrlich politisch neutrale, schönste Nebensache der Welt Dinge interpretieren, die überhaupt nicht dazu gehören, den werden wir wohl nicht vom Gegenteil überzeugen. Abgesehen von den bescheidenen Möglichkeiten der Verbreitung dieser Kritik ist momentan der Zugang bei vielen Leuten nicht zuletzt durch die flächendeckende, mal mehr, mal weniger unterschwellige Propaganda im Vorfeld der Mammutveranstaltung doch sehr eingeschränkt. Die sehr alte Faszination der Menschen, gegen Bälle zu treten (und in der neueren Zeit, das daraus gemachte, durchkapitalisierte Großereignis), wirkt gerade in dem Austragungsland der Fußball-WM sehr massiv.
Niemandem soll der Spaß verdorben werden – aber auch uns nicht! Und der ist eben am Größten, wenn für Deutschland möglichst bald das Turnier beendet ist. Auch fußballtechnisch sehen wir uns voll im Recht. Wenn man die deutsche Mannschaft in den letzten 30 Jahren betrachtet, so ist sie zwar mehrfach im Endspiel gewesen, hat aber überwiegend sehr unansehnlich und langweilig gespielt. Sie war dabei leider gelegentlich erfolgreich, hat aber zur Entwicklung des Fußballs nichts Erfreuliches beigetragen. Jedem echten, am Spiel interessierten Fußballfan müsste es daher – völlig unpolitisch - den Magen umdrehen, wenn man diese Mannschaft auch noch feiert. Es wäre nichts anderes, als das Ende von Kreativität, von Weiterentwicklung und Fortschreiten dieses durch die Engländern geschenkten Sports zu beklatschen. Dem wollen wir uns nun als allerletztes schuldig machen und wünschen ihnen auch deshalb nichts mehr als die möglichst schnelle Niederlage – zum Wohle des Fußballs.
Da zumindest jeder ernsthafte Fußballinteressierte die besondere Rivalität zwischen der BRD und England in diesem Sport kennt und schätzt, wäre ein Ende der deutschen Teilnahme durch eine Niederlage gegen England natürlich besonders erfreulich. Dass die englische Mannschaft sich wiederum im bisherigen Turnierverlauf dem früheren deutschen Vorgehen (schlecht spielen, aber gewinnen) angepasst zu haben scheint, wäre insofern nur eine gegenseitige Aufhebung des Ganzen; wer es philosophisch möchte: eine Negation der Negation eben. Schöner wäre natürlich ein glanzvoller Sieg wie beim 1:5 in München am 1.09.2001 im Rahmen der letzten WM-Qualifikation 2002. Am schönsten jedoch ein so umstrittenes Tor wie im Endspiel 1966 - es soll ja immer noch Leute geben, die meinen er war nicht drin. Dann hätten sie die nächsten 40 Jahre wieder zu knapsen, denn ein Markenzeichen teilen sie mit der deutschen Politik: Trotz der ganz großen Schnauze reicht es am Ende dann eben meistens doch nicht...
Aber, bitte, möge uns jetzt niemand vorwerfen, wir hätten die Politik Großbritanniens, den Irak-Krieg oder sonst was unterstützt, es ist doch nur eine unpolitische, ach so schöne Nebensache, nicht wahr?
Alsdann:
Bomber Beckham, do it again!